Lufthansa CEO gesteht überzogene Sparmaßnahmen ein

Lufthansa hat besonders in den letzten Jahren viel Unmut der Passagiere auf sich gezogen, da der Kranich an allen Ecken teils drastische Einsparungen vorgenommen haben, die das Produkt der Airline teilweise sehr negativ beeinflusst haben. Inzwischen sind die Zufriedenheitswerte der Passagiere bei Lufthansa so schlecht, dass 2 von 3 Passagieren nach ihrem Flug Lufthansa nicht mehr weiterempfehlen können.

Bisher hatten viele Passagiere und Vielflieger auch gerne den Eindruck, dass Lufthansa die oft schlechten Reiseerlebnisse einfach egal sind, aber bei einer Podiumsdiskussion auf einem Event mit Vielfliegern nahe Frankfurt hat der Lufthansa Airlines CEO, Jens Ritter, nun erstmals offen zugegeben, dass man wohl zu viele Sparmaßnahmen durchgedrückt hat.

Jens Ritter leitet seit April 2022 die Lufthansa Airline (nicht zu verwechseln mit der Lufthansa Gruppe als Konzern) als CEO und hat damit die meisten Sparmaßnahmen, unter denen die Passagiere und Airline selbst nun leidet nicht selbst entschieden. Dennoch ist es beachtlich, dass man hier offen Fehler eingesteht.

So sagte Ritter:

Da [bei den Sparmaßnahmen] haben wir wohl an einigen Stellschrauben zu stark gedreht!

Auch wenn sich dieser Satz erst einmal nichts sagend anhört, hat er wohl eine enorme Bedeutung, denn er zeigt, dass man in der Führung der Lufthansa Fehler erkannt hat, was ein entscheidender Schritt hin zur Verbesserung ist.

Im persönlichen Gespräch machte der Manager dann auch noch einmal deutlich wie ernst es ihm mit dieser Aussage war, denn man plant bei Lufthansa wohl einige Veränderungen, welche die bisherigen Sparmaßnahmen teils rückgängig machen.

So soll es wohl wieder deutlich mehr Lufthansa eigenes Personal geben und z.B. an hoffentlich jeder Lufthansa Station auch wieder mindestens einen eigenen Mitarbeiter mit gelbem Lufthansa Ausweis geben.

Ritter lies dabei durchblicken, dass man verstanden habe, dass es nicht immer von Vorteil ist, wenn zu viele Prozesse an Dienstleister abgegeben werden, auch wenn diese günstiger produzieren können. Gerade im letzen Sommer hat man dies deutlich gemerkt, als Lufthansa manche Flüge streichen musste, weil Dienstleister das Personal nicht hatten um diese abzufertigen.

Aber auch im Bordservice sieht man noch Potenzial und er sprach sehr offen davon, dass man nun nicht nur in neue Sitze investieren wird, sondern auch in ein aufgewertetes Bordprodukt. Hierfür will man z.B. aktuelle Services wie Tasting Heimat auf der Kurzstrecke ablösen und auf Langstreckenflügen soll auf jedem Flug ein zusätzlicher Flugbegleiter wieder mit an Bord kommen, nachdem man in der Krise hier die Anzahl der Crew reduziert hatte, was Streichungen im Service verlangte.

Auf Langstrecken soll ein zusätzlicher Flugbegleiter für besseren Service mit an Bord kommen. Foto: Lufthansa

Lufthansa CEO gesteht überzogene Sparmaßnahmen ein | Frankfurtflyer Kommentar

Es war ein Satz, der mich sehr beeindruckt hat, denn selten hat man von einem Lufthansa Manager so offen und deutlich gehört, dass man in der Vergangenheit Fehler gemacht hat. Nun gab es für den enormen Sparwahn von Lufthansa auch gute Gründe, denn mit den Bedingungen der Staatshilfen waren auch die Stellschrauben durch den Staat bei Lufthansa stark angezogen und man musste sich schnellstmöglich von diesen lösen.

Nachdem man die Staatshilfen nun vorzeitig zurückgezahlt hat, ist man bei Lufthansa auch wieder investitionsfähig und das will man nun zum Glück wohl auch machen.

Für mich hörte es sich allerdings auch begeisternd gut an, wie der Lufthansa CEO den Weg seiner Airline sieht und wenn man davon spricht mehr und vor allem eigenes Personal zu haben, dann ist dies z.B. ein Schritt in die absolut richtige Richtung.

Nach dem Eingeständnis der überzogenen Sparmaßnahmen muss Lufthansa nun natürlich auch liefern und wie es bei einer so großen Airline nunmal ist, passiert hier nichts über Nacht und es braucht recht lange bis sich etwas bewegt. Wenn man das was man aktuell ankündigt und sich vornimmt auch umsetzt, dann habe ich tatsächlich wieder große Hoffnung für die Zukunft der Lufthansa.

Es gab eine Zeit, da hatte ich immer viel Spaß und Freude verspürt, wenn ich mich in ein Flugzeug von Lufthansa gesetzt habe, was auch dazu beigetragen hat, dass ich mich als Lufthansa Fanboy geoutet habe. In den letzten Jahren hat diese Begeisterung leider aus guten Gründen abgenommen. Nun habe ich aber vor allem viel Vorfreude auf das was kommt und habe tatsächlich ein positives Gefühl für die Zukunft.

10 Kommentare

  1. Klingt erst einmal gut. Aber jetzt müssen (ganz schnell) Taten folgen. Wenn ich mich bei Kollegen und Geschäftspartnern umhöre ist LH gerade im freien Fall nach unten. Das wird ein ganz teurer Rettungsfallschirm…

  2. Ja, auch die Swiss spart fleissig. Flogen eigentlich gerne Swiss. Crew ist ganz gut. Aber so ein Held im Customer Care lässt seine Leute lieber duzende Mails schreiben weshalb keine Entschädigung erfolgt, als sich erkenntlich zu zeigen…Jetzt fliegen wor halt alle mit Alternatven, von denen es genügend gibt. TAP ist die Neuentdeckung, AEGEAN und Easyjet machen seit Jahre einen soliden Job. Bedauernswerte LH/LX-Crew wird künftig wieder die Zeche zahlen. IRGENDWO MUSS JA GESPART WERDEN! werden die Schreibtischtäter erkennen. wir wissen, wohin das führt… dieser Laden ist ein unverlässlicher Carrier.

  3. eigenes Personal ist wichtig. Und vor allem weg vom Telefon. An vielen Flughaefen hat Lufthansa nicht mal mehr einen Ticketschalter!!!!! Ich bin und war Lufthansa Fan, aber es ist schwer Lufthansa zu fliegen, alles ist nun Eurowings oder irgendeine andere Tochter oder schlimmer ein Wetlease Partner.. mal zahlt LH und fliege Avalon!

  4. Wie es aussieht, ist der kleinste gemeinsame Nenner hier (außer beim Verfasser) eine große Skepsis, dass den Worten Taten folgen werden. Und das von den Vielfliegern, ohne die LH komplett verloren hat. Es zeigt, wie sehr der Konzern seine Basis verunsichert, bzw. sogar verloren hat. Wenn nach diesen Worten jerzt nicht schnell etwas passiert (der Sommerverkehr steht direkt vor der Tür), wird sich Deutschland nach einem anderen National Carrier umsehen müssen. Bin übrigens gerade mit der Finnair von HAM über Helsinki nach Singapur geflogen. Business Class mit tollen Sitzen und selbst als 1,93m Mann konnte ich mich beim Schlafen voll ausstrecken. Der Clou: günstiger als LH Premium Economy… noch Fragen?

  5. Es wäre ein schneller und leichter Anfang, in der Economy wieder den vollen kostenlosen Service zu bieten. Der Tropfen Wasser auf längeren Flügen ist eine Frechheit! Daran ändert auch das Schokoladentäfelchen nix!

  6. Schön aber LHG Service ist leider grottenschlecht geworden. An Bord und in der Lounge geht’s noch aber alles telefonisch ist frustrierend schlecht. Egal ob neue Reservierung oder HON Circle Hotline zwecks Änderung: einfach schrecklich. Zum Glück gibt’s auf vielen Strecken andere FG…

  7. Schöne Worte, in der Tat. Bei einem geschäftlichen Termin in den USA haben gerade alle aus Deutschland angereisten Teilnehmer (ca. 10) unisono das Gleiche berichtet: selbst gegenüber US-Carriern, die man eher für alte Flugzeuge, Bordprodukte und miserablen Service kannte, haben die Lufthansa inzwischen um Lichtjahre abgehängt, weshalb mit AA, UA, BA und wem auch immer geflogen ist, aber sicher nicht mehr mit LH, die in der Regel auch noch erheblich teurer ist. Man darf gespannt sein, wie man dem selbstformulierten Premiumanspruch auch über den Preis hinaus gerecht werden möchte.

  8. Bei der Hauptversammlung wurde ja auch dieses Thema erörtert. Leider gibt es im Konzern einfach Zuviel Marken und keine erkennbare Strategie. Du kannst nicht auf der einen Seite Premium verkaufen wollen und auf der anderen Seite die Ferienflieger bedienen. Vor allem muss das gesamte Produkt angepasst werden. Hier sehe ich mit dem neuen Produkt auch schon wieder eine Entwicklung, welche hinter den anderen hinterherhinkt. Vor allem auch durch die vielen Unterschiede im BC Produkt. So etwas bringt nur Unruhe und bei einem Flugzeugtausch in den ersten Jahren eine extreme Frustration.

  9. Klingt schon etwas nach Hohn, jetzt die Kredite anzuführen als Begründung… die sind schon ewig zurückgezahlt.
    Diese Billigmentalität ist der völlig falsche Ansatz, dann gibt’s am Ende nämlich kein Argument mehr, LH zu fliegen.
    Auch dass man versäumt hat, die neue C im Zeitplan einzuführen, war ein großer Fehler. 777-X verzögert sich? Ist doch Wurst, dann wäre sie zuerst in den A350 oder die 787 gekommen, so wie es jetzt auch läuft… aber Jahre zu spät.
    Ewig konnten sie nicht von ihrem einstmals guten Ruf zehren, sowas weiß man doch als Manager. Aber nein, Boni kassieren für die miese Leistung und als weiter mit demselben Team…🙄

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