
In der Luftfahrt ist so ziemlich alles genau geregelt und getaktet. Damit ein Flugzeug abheben kann, müssen sich alle an einen genauen Zeitplan halten. Eine kleine Unregelmäßigkeit kann reichen, um das Konstrukt zum Einstürzen zu bringen, die Folge sind Verspätungen. Nicht immer lässt sich eine solche Situation vermeiden, in dem folgenden Fall wurde diese aber mit voller Absicht herbeigeführt. Ein Pilot von KM Malta Airlines wartete fast eine Stunde, damit sein verspäteter Kollege und dessen Familie, die im Urlaub waren, noch mitfliegen konnten.
🕐 Pilot verzögert Flugstart um 45 Minuten, um einem Kollegen mit Familie Mitflug zu ermöglichen.
📋 Airline untersucht den Vorfall: Beide Piloten werden verwarnt, einer verliert temporär Reiseprivilegien
📣 Gewerkschaft verteidigt Entscheidung
Was ist passiert?
Die Geschichte ereignete sich schon Ende April, es geht dabei um einen Linienflug von Rom Fiumicino nach Malta. Der Start der Maschine wurde absichtlich verzögert, damit ein dienstfreier Pilot der Airline noch mitkommen kann. Der Mann befand sich mit seiner Familie im Urlaub in Rom und bat seinen diensthabenden Kollegen darum, mit dem Abflug zu warten.
Das Flugzeug war zu dem Zeitpunkt pünktlich unterwegs und planmäßig in der eingeplanten Rotation. Die Maschine brachte am Morgen bereits einige Staatsgäste in die italienische Hauptstadt, da an diesem Tag Papst Franziskus beigesetzt wurde. Es handelte sich aber nicht um eine zusätzliche Frequenz, entsprechend waren auch auf dem Rückflug reguläre Fluggäste gebucht, die nach Malta reisen wollten.
Laut Plan hätte der Jet um 09:50 Uhr Ortszeit starten sollen, die Maschine hob schließlich um 10:36 Uhr ab und traf mit 45 Minuten Verspätung in Malta ein. Nun kam heraus, dass diese Verspätung dadurch verursacht wurde, dass man auf den Urlauber und seine Familie gewartet hat. Dieser scheint intern bekannt zu sein, da es sich um einen früheren Gewerkschaftsboss handelte. Der Mann gab als Begründung einen Notfall innerhalb der Familie an.

Untersuchung & Konsequenzen
Wie die maltesische Tageszeitung Times of Malta berichtete, leitete KM Malta Airlines eine interne Untersuchung ein. Das Ergebnis: Der Pilot habe mehrfach gegen interne Richtlinien verstoßen. So dürfen Mitarbeitende keine Sonderregelungen für die eigene Reise veranlassen, insbesondere nicht durch direkte Kontaktaufnahme mit der Cockpit-Crew. Vielmehr hätte der dienstfreie Pilot den regulären Weg über das Operation Center der Airline wählen müssen.
Als Konsequenz wurde der Pilot, der sich im Urlaub befand, für drei Monate von seinen Reisesonderrechten suspendiert und erhielt eine offizielle Verwarnung, die ein Jahr lang in seiner Personalakte verbleibt. Auch der diensthabende Pilot, der der Bitte stattgegeben hatte, erhielt eine formelle Ermahnung.
Auch die Gewerkschaft reagiert
In einer Stellungnahme verteidigte die Pilotengewerkschaft ALPA beide beteiligten Flugzeugführer. Der Verband betonte, dass die Entscheidung medizinisch begründet und mit der Betriebszentrale abgestimmt gewesen sei. Demnach habe man jegliche betriebliche Konsequenzen wie verpasste Anschlussflüge ausschließen können.
Gleichzeitig kritisierte der Verband die Veröffentlichung interner Vorgänge und warnte vor potenziellen Auswirkungen auf Sicherheit, Arbeitsklima und den Ruf der Airline. KM Malta Airlines wiederum betonte die Notwendigkeit, Verfahren strikt einzuhalten. Ungeplante Eingriffe durch Personal könnten operative Risiken bergen und würden daher nicht geduldet.
Air Malta, der Vorgänger der Fluggesellschaft in der heutigen Form, war schon einmal mit einem ähnlichen Fall in den Schlagzeilen. Damals wurde auch ein früherer Chef der Gewerkschaft verdächtigt, durch verspätetes Erscheinen mit seiner Familie eine Verspätung von 30 Minuten bei einem Flug aus Mailand verursacht zu haben. Damals hat man den Check-in nachträglich wieder geöffnet, obwohl dies gegen die Richtlinien verstoßen hatte. Die damalige Untersuchung zog sich über 14 Monate hin, ein Ergebnis wurde nie veröffentlicht.

Pilot im Urlaub: Airline lässt Flug für ihn und seine Familie warten | Frankfurtflyer Kommentar
Der Airline gefällt es sicher nicht, dass die Geschichte nun ans Tageslicht gekommen ist. Der Vorfall wurde untersucht, es gab wohl keinen wirklich großen Schaden, und die Betroffenen wurden verwarnt. Vielleicht ist es aber auch ganz gut, dass der Fall ein paar Wellen schlägt, die Verwarnung der Piloten könnte dadurch verstärkt werden.
Auf der anderen Seite kann man das Verhalten auch ein Stück weit verstehen: Da ist jemand in einer Notlage und man kann helfen, ohne dass es jemandem groß schadet. Ich frage mich natürlich aber auch, wo die Grenze ist? Wären 10 Minuten Warten noch akzeptabel und 45 Minuten nicht?
Was denkt Ihr über den Fall, und findet Ihr die Konsequenzen gerechtfertigt?
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Naja, ob die „Notlage“ wirklich vorlag oder nur als Vorwand im Nachhinein galt, darf man bei dieser Aktion schon ernsthaft hinterfragen …. 🤦♂️
(vielleicht hat der Kollege auch einfach nur verschlafen – aber was weiß schon ich 😂)
Offenbar haben die Gewerkschaften schon einen starken Einfluss, den die Bestrafungen waren sehr milde. Jedenfalls ist es weder fair noch angemessen, alle Fluggäste 45 min warten zu lassen, nur weil ein Gewerkschaftsboss sich verspätet hat. Der medizinische Notfall kann wohl nur vorgeschoben sein, denn ein Notfall wird kaum in 45 min zu erledigen sein.
Dieser Fall erinnert an die wesentlich dramatischen Rollen der Gewerkschaften, die solch traditionelle Airlines wie Sabena und Alitalia in den Ruin getrieben haben.
Faule Ausrede, um ein unberechtigt genutztes Privileg zu rechtfertigen. Schweigen seitens der Gewerkschaft wäre hier Gold gewesen, was die Sache natürlich nicht besser gemacht hätte.
Letztlich war der „medizinische Notfall“ eine sehr spezielle Reinkarnation der goldvioletten dreibeinigen Buckelmaus, die immer einmal wieder in bewölkten Neumondnächten gesichtet wird.
Naja, 45 Minuten… Ein wenig viel Aufregung für eine Verspätung welche heutzutage fast der Normalfall ist. Die Gründe sind sicher diskutabel, aber seien wir ein bisschen tolerant.
Nein, da bin ich als Passagier absolut intolerant. Ich habe für einen pünktlichen Transport bezahlt. Und komme ich zu spät zum Check-In oder Gate, darf ich auch nicht mitfliegen. Die beiden Piloten gehören gefeuert! Ein unmögliches Verhalten, private Dinge haben im Job nichts zu suchen!
Also wenn ich demnächst mal ein Hüsterchen habe, und mich deswegen beim Aperitivo ein wenig länger bei der Dosierung des Gegenmittels aufhalte, und schlussendlich den Flieger (BERECHTIGTERWEISE) verpasse, dann werde ich mich sicher sehnlichst an diesen Artikel und den Komfort erinnern, den Malta Airlines ihren Offiziellen zugesteht.
Natürlich gibt es immer wieder Verspätungen. Diese sind aber nicht immer vermeidbar
(Slot, Wetter, Technik…)
Dass auf umsteigende Gäste gewartet wird, kommt auch vor, da wird aber meist abgewogen ob es sich überhaupt lohnt.
Bezeichnend ist, dass die Gewerkschaft die Veröffentlichung des Falls kritisiert.
Was immer da passiert ist: Warum glauben Unternehmen und Verbände eigentlich, dass solche Fälle nicht früher oder später sowieso öffentlich werden – insbesondere, wenn es um Missstände gehen sollte und wenn hier offenbar „mehrfach gegen interne Richtlinien“ verstoßen wurde?
Das bekommen Kolleginnen und Kollegen mit, und darüber wird gesprochen. Also dringt das sowieso nach außen.
Erinnert mich irgendwie an den Herrn Bsirske und den Lufthansa Streik. Da waren auch wieder einige Wenige gleicher als alle Anderen.