Piloten mit 1.600 Euro Monatsgehalt: Lohndumping bei SWISS?

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Die Schweiz ist für höhere Preise aber auch entsprechende Durchschnittsgehälter bekannt. Dort sind aber auch Menschen mit verhältnismäßig niedrigen Löhnen tätig, einige fliegen derzeit für die SWISS. Die Mitarbeiter in Cockpit und Kabine sind beim Wetlease Partner airBaltic unter Vertrag und erhalten zum Teil nur ein Viertel von dem was ihre Kollegen der Auftraggeberin überwiesen bekommen. Kritik und den Vorwurf von Lohn-Dumping gibt es schon länger.

Viele SWISS-Kunden kennen es bereits, sie steigen manchmal in die grün lackierten Airbus A220 der airBaltic. Die lettische Gesellschaft fliegt nicht nur eigene Strecken von und nach Riga, airBaltic hat und hatte mehrere Wetleasing-Abkommen und arbeitet u.a. auch mit Lufthansa, Eurowings oder SAS zusammen. Seit 2022 sind mehrere Flugzeuge der Balten in Zürich stationiert, airBaltic wurde beauftragt bei SWISS auszuhelfen. Dort gab es diverse Engpässe, durch die es nicht möglich war das Flugprogramm wie geplant durchzuführen.

Was zunächst eine vorübergehende Maßnahme sein sollte, ist inzwischen zum Alltag geworden. Fünf Maschinen mit entsprechendem Personalkörper fliegen aktuell unter LX-Flugnummer von und nach Zürich. Für 2024 sind die Dienste von airBaltic auch schon eingeplant. Die Gesellschaft fliegt in Eigenregie und stellt auch die Piloten und Flugbegleiter samt entsprechenden Reservecrews.

Die Schweizer Zeitung Blick berichtete nun über die Gehälter der lettischen Stewardessen und Flugzeugführer, demnach sind diese bis zu viermal niedriger als die der Schweizer Mitarbeitenden. Zwischen 900 und 1500 Euro verdient das Kabinenpersonal von airBaltic, SWISS zahlt mindestens 3500 Euro. Auch vorne im Flugzeug sieht das Gehaltslevel ähnlich aus, die Copiloten der in Lettland beheimateten Airline bekommen zum Einstieg umgerechnet 1600 Franken. Die neu eingestellten Schweizer First Officer erhalten hingegen rund 6000 Franken zu Beginn der Anstellung.

Gewerkschaften weisen zudem auf die Arbeitsbedingungen bei airBaltic hin, das Personal kann dort effizienter eingesetzt werden und ist entsprechend mehr im Einsatz. Dies stößt natürlich auch den Angestellten der SWISS auf, die werden durch billige Arbeitskräfte ersetzt. Der Vorwurf kam von der Gewerkschaft Kapers, die die Flugbegleiter vertritt. Kapers fordert die Verträge zu beenden und die Flüge selbst durchzuführen.

Auch die Behörden sind wachsam, das Schweizer Amt für Arbeit hat von „grenzüberschreitenden Personalverleih“ gesprochen. Dies sei in der Schweiz nicht möglich, es gab jedoch bisher keinerlei Konsequenzen. Das Staatssekretariat für Wirtschaft spricht von einer „Entsendung“, das Wetlease sei demnach rechtens- allerdings müssten dann Schweizer Löhne bezahlt werden.

Doch es gab noch keine Maßnahmen, der Fall sei komplex und weiter in Bearbeitung. Die Gewerkschaft hat kein Verständnis- die Ämter sind seit über einem Jahr informiert, man weigert sich Gesetze durchzusetzen so der Vorwurf.

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Eigentlich war das Wetleasing nur eine temporäre Maßnahme, zum Ende des Sommerflugplans sollte es damit vorbei sein. Nun sind wir schon im Winter und SWISS will airBaltic auch für den nächsten Sommer beauftragen. Laut SWISS würde man lieber alle Flüge selber durchführen, doch man benötigt sie zusätzlichen Kapazitäten. Derzeit sind Triebwerksprobleme die Ursache, anfangs hatte man zu wenig Mitarbeitende. Die Schweizer Lufthansa Tochter hat sich in der Pandemie zu schnell vom eigenen Personal gelöst.

Die niedrigen Gehälter sorgen sicherlich auch für entsprechend niedrige Auftragskosten, wovon man in Zürich wohl profitieren dürfte. Immerhin hat der Zeitungsartikel Wellen geschlagen, mehrere Medien haben das Thema aufgegriffen und Reaktionen vom Amt für Wirtschaft erzwungen. Dort wird der Vorwurf „in aller Form zurückgewiesen“, die Klärungen laufen.

9 Kommentare

  1. Ist doch weit verbreitet in ganz Europa.
    Was die einen zuviel bekommen, erhalten andere zu wenig. Ein Grundgehalt von 6.000 für einen Co ist überzogen und 1.6000 aber auch zuwenig. Da Piloten heutzutage ohnehin nicht mehr viel können müssen wäre für einen Co ca. 4.000 und für dem Kapitän maximal 8.000 angebracht. Und wer zahlt die ganzen Luxusunterkünfte im Ausland für die ganze Crew…nur wir die Pax die noch immer glaubt da vorne sitzen die Götter in Blauer Uniform.
    Letztes Jahr war ich zwei Wochen in der Karibik im 5 Sterne Hotel unter anderen jeweils eine ganze Woche eine Eurowings Crew. Die haben sich dort aufgeführt als hätten sie das ganze Hotel für sich gebucht. Möchte nicht wissen was das kostet.
    Und dann noch dazu jedes Jahr einmal streiken. Weil wie bei Eurowings ..Discover…Lufthansa Swiss, AUA..Gehälter für Co ab 5.000 und Kapitän so ab 10.000 viel zuwenig sind. Wohl gemerkt für ca. 100 Stunden Arbeit im Monat.

    • sonst noch was?
      mit 6.000 Franken lebt man in der Schweiz jetzt nicht so wirklich komfortabel.
      ich hoffe, Sie haben Ihrem Chef auch schon gesagt, dass Sie zu viel verdienen.

      • Ach, Ulrich. Aus Manfreds Beitrag schreit der Neid doch nur so. Geparrt mit ein wenig Unwissenheit ergibt das wunderbare Polemik. Das ist doch keiner Erwiderung würdig. 🙂

        • Ja Simon, wer ein wenig unwissend ist weiß meisten dann etwas mehr.
          Ich weiß das ich mit meinen Beitrag auch einigen Piloten hier die lauthals aufschreien deren Ego etwas verletzt habe. Im übrigen bin ich niemanden um irgend etwas neidisch. An Ulrich möchte ich ausrichten das ich mein eigener Chef bin und das verdiene was ich arbeite. Das ich heute nur mehr eher ungern in ein Flugzeug steige liegt aber auch daran das es immer wieder nach kleinen technischen Problemen zu Totalausfällen kommt weil die beiden da vorne entweder schlafen oder mit den Problem nicht richtig umgehen können.
          Diese Probleme gibt und gab es immer schon. Piloten verdienen und verdienten ohnehin immer schon zuviel. Kapitäne die für 4 mal im Monat hin und zurück übern Teich fliegen und dafür 10.000 + auf die Hand bekommen das finde ich übertrieben.
          Ansonsten sollen Piloten wie bei Ryanair mehr nach Leistung entlohnt werden.
          Sollte jetzt einer behaupten die können nicht fliegen dann sprechen wohl 33 Jahre (fast Unfallfrei) dagegen.

    • Lieber Manfred, anhand deiner Aussage gehe ich schwer davon au, dass du keine Fluglizenz in dieser Kategorie besitz. Die Aussage, dass Piloten nicht mer viel können müssen ist schlicht und einfach eine Aussage basierend auf dem, dass sie keine Ahnung haben.

      Klar ist die Automation eine Hilfe, und sie muss auch angewendet werden um die Sicherheit zu gewährleisten/erhöhen, bei dem heutigen Verkehrsaufkommen. RVSM etc.

      Das Wissen eines Piloten hat sich gegenüber den letzten Jahren um einiges erhöht und die Komplexität der Systeme hat stark zugenommen. Man fliegt nicht mehr nur, sondern ist viel mehr auch mit anderen Sachen beschäftigt.

      Was den Aufenthalt angeht und das Benehmen stimme ich dir zu. Da liegt das Problem klar bei den einzelnen Personen und deren Respekt.

    • Kollege Manfred
      Piloten müssen nix können da vorne und sie sitzen entspannt hinten rein oder wie?
      Flugoperationen heute sind komplex, mit viel Verkehr und anspruchsvollen Bedingungen (Wetter, Technik, Effizientes Fliegen und anspruchsvoller Kundschaft).

      Wir arbeiten eher gegen 180 bis 200h pro Monat bei 80 bis 90 Blockflugstunden. Keine Götter aber genug professionel um anständig dafür entschäd8gt zu werden.
      Summa sumarum: Sie haben keine Ahnung, unterlassen sie bitte solche Kommentare, danke!

      • Der „Kollege“ Vielflieger ohne richtigen Namen ist inkognito auf Strecke und benötigt genausoviel Vorbereitung wie fürs Fliegen selbst.
        Hat wohl Ultrakurzstrecke zu bedienen. An und Abreise zum Flieger mitgerechnet dann kommt man auch mal auf 100 Stunden „nichtarbeitszeit“
        Meine Freunde bei der Streikhansatochter fliegen dann doch etwas weiter und da schaut die Rechnung ganz anders aus. Und sollte die Company es wagen ein paar Stunden mehr abzuverlangen dann schnell mal zum Arzt und der Flieger steht dann einige Stunden blöd in der Gegend rum…und die Pax auch…ganz entspannt. Wetter gab’s vor 30 Jahren natürlich auch keines und Technik sowieso nicht. Keine Instrumente kein Funk keine Flugpläne. Die Piloten mussten auch nicht effizient fliegen. Einfach nur drauf los.
        Frei nach dem Motto „Hurra die Gams“ wird schon gut gehen.
        Aber zurück zum Gehalt. Vergleich Piloten ( hab nie gesagt Idioten) zum Schiffskapitän z.Bsp. Kreuzfahrtschiff 3.000 anspruchsvolle Passagiere, 1.500 weniger anspruchsvolle Mitarbeiter, also Verantwortung für 4.500
        Der träumt nur von Gehältern eines Flugkapitäns. Meine Kommentare lass ich mir auch von Ihnen nicht verbieten lieber Vielflieger ohne Namen.
        Habe aber auch nicht vor hier weiter was zu schreiben da sich hier ohnehin offensichtlich nur am Hungertuch nagende und völlig überarbeite Piloten aufhalten. Hatte gerade wieder so einen als Nachbar von einer anderen europäischen Airline im 5 Sterne AI Hotel in der Karibik. Für 5 Tage war die Crew hier füstlich untergebracht. Zahlt ja der entspannte Passagier.

  2. Es ist gesetzlich geregelt in der Schweiz das die Air Baltic Crews das übliche Gehalt welches in der Schweiz bezahlt wird zusteht. Der Bund hat den zuständigen Kanton Zürich schon mehrfach aufgefordert tätig zu werden. Offensichtlich versucht man das einfach aus zu sitzen in Zürich.
    Das wird nun schwieriger werden nachdem es öffentlich wurde.
    Lohndumping ist aus guten Grund in der Schweiz verboten.
    Das Lohndumping erklärtes Modell des Lufthansa Konzerns ist dürfte niemanden überraschen.

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