Qantas mit Konzepten von Airbus und Boeing unzufrieden | Scheitert Projekt Sunrise?

Qantas heizt seit einiger Zeit den Hype um Ultralangstreckenflüge intensiv an. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass Qantas irgendwelche Meldungen absetzt oder Publicity Stunts macht. Alles mit dem Ziel, eines Tages (vielleicht) Flüge von Sydney nach London und New York nonstop durchzuführen und diese vom ersten Tag an bis auf den letzten Platz zu füllen. Airbus und Boeing waren im Rahmen von Projekt Sunrise gefragt, Flugzeuge vorzustellen, mit denen Qantas solche Flüge anbieten könnte.

Qantas mit Konzepten von Airbus und Boeing unzufrieden | Neue Flugzeuge benötigt

Im Augenblick haben weder Boeing noch Airbus ein Flugzeug im Programm, das in der Lage wäre, in der von Qantas gewünschten Konfiguration die Stecken von Sydney nach London oder New York nonstop zu fliegen. Deshalb hat Qantas die beiden Flugzeughersteller gebeten, Konzepte zu erstellen, wie sie möglichst schnell Flugzeuge liefern könnten, die Qantas erlauben würden, diese Strecken zu fliegen (Projekt Sunrise).

Während Boeing eine modifizierte Version der 777-8 erarbeitet hat, schlägt Airbus einen A350-1000ULR vor. Im Gegensatz zu Boeing mit der 777-X hat Airbus bereits sowohl den A350-1000 als auch den A350-900ULR erfolgreich zum Einsatz gebracht. Daher sah man im Markt Airbus schon mit dem entscheidenden Vorteil eine Nasenlänge vorne.

Qantas mit Konzepten von Airbus und Boeing unzufrieden | Konzepte sagen Qantas nicht zu

Ohne nähere Details zu nennen, zitiert die Sydney Morning Post den CEO von Qantas International Tino La Spina, der gesagt habe, dass man die Flugzeughersteller gebeten habe, ihre Konzepte zu schärfen. Es gäbe immer noch Differenzen zwischen den Anforderungen der Airline und den von den Herstellern aufgezeigten Möglichkeiten.

Dabei ginge es Qantas nicht alleine um den Preis, sondern auch um die Zukunftsfähigkeit dieser Flugzeuge. Man gehe davon aus, dass die Flugzeuge 20 Jahre in der Flotte von Qantas bleiben und müsse sich daher auch die gegebenen Garantien usw. berücksichtigen.

Der CEO von Qantas, Alan Joyce, habe sogar gesagt, dass man das Projekt Sunrise (damit meint er den ausgeschriebenen Wettbewerb zwischen Airbus und Boeing) auch noch dieses Jahr abblasen könne.

Qantas mit Konzepten von Airbus und Boeing unzufrieden | Qantas nicht sehr glaubwürdig

Manchmal erinnert das Gebaren von Alan Joyce und Qantas dem von Michael O’Leary (Ryanair) oder dem von Akbar Al Baker (Qatar Airways). Man sorgt durch einen ständigen Newsstream von teil kontroversen Aussagen für eine möglichst große Coverage und Verbreitung (Frankfurtflyer macht mit diesem Artikel dabei mit).

Und damit das Thema immer weiter köchelt und in den Schlagzeilen bleibt, schiebt man immer mal wieder Neuigkeiten hinterher. Hier ein paar Beispiele:

  • „Wissenschaftliche“ Testflüge zwischen Sydney und London/New York
  • Die groß angekündigte Ausschreibung zu Projekt Sunrise
  • 100 Dollar Flüge zwischen LA und Australien

Wie es anders geht hat Air New Zealand zum Beispiel gezeigt, als die Airline einfach Flüge zwischen Auckland und New York ab Oktober 2020 angekündigt hat. Qantas geht intern frühestens vom Jahr 2023 für die Ultralangstreckenflüge von Sydney aus.

Qantas mit Konzepten von Airbus und Boeing unzufrieden | Die anderen Baustellen von Qantas

Bei Qantas läuft es aktuell finanziell nicht optimal. Die Route nach Peking musste nach einer Frequenzreduktion im vergangenen Jahr jetzt vollständig aufgegeben werden.

Die Verhandlungen mit den Piloten und Cabin Crews über die Ultralangstreckenflüge scheinen nicht so recht voranzukommen.

Boeing ist derzeit nicht lieferfähig. Das betrifft nicht nur die 777-X, sondern auch die 737-MAX. Und Airbus hat vor kurzer Zeit den A220 in Australien und Neuseeland vorgestellt.

Was gibt es in einer solchen Situation besseres, als von der tristen eigenen Realität abzulenken und zu behaupten, andere hätten ihre Hausaufgaben nicht gemacht?

Qantas mit Konzepten von Airbus und Boeing unzufrieden | Frankfurtflyer Kommentar

Es scheint, als ob Qantas gerade gerne Schlagzeilen produziert. Dass Airlines auf Konzepte von Herstellern mit Verbesserungswünschen reagieren ist Business as usual. Dass diese Nachricht gerade so weit verbreitet wird, zeigt die Faszination, die von Ultralangstreckenflügen und dem Wettstreit zwischen Airbus und Boeing ausgehen.

Weder Airbus noch Boeing können bis Jahresende (von Qantas gesetzte Frist) grundlegend andere Konzepte entwickeln und glaubhaft verkaufen.

Wenn Qantas auf Zeit spielen möchte und auf niedrigere Preise hofft ist das legitim, ist aber weniger spannend als das ganze Bohei um das Thema vermuten lässt.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.