Warum sollte man auf Kurzstrecken Business Class buchen?

In Europa bekleckern sich die Airlines wirklich nicht mit Ruhm wenn es um das Business Class Produkt geht. Standardmäßig wird der identische Sitz aus der Economy Class angeboten, man sitzt vorne im Flugzeug, hat einen freien Nebensitz und bekommt etwas zu essen. Meistens zumindest, denn einige Carrier weichen hiervon ab und bieten noch weniger oder – in seltenen Fällen – sogar einen richtigen Sessel und aufwendigen Bordservice.

Letzteres kommt so gut wie nie vor, es sei den man fliegt mit Turkish Airlines oder hat Glück und die Airline setzt ein Langstreckenflugzeug ein. Da aber kaum jemand in Istanbul umsteigt um von Frankfurt nach London, Stockholm oder Palma zu kommen, beschäftigen wir uns nicht weiter damit. Es geht eher um die Frage warum man für ein kleines bisschen Extra auf einem Flug von 1-3 Stunden viel mehr Geld bezahlen sollte?

Den freien Mittelplatz in einem abgetrennten Kabinenbereich im vorderen Teil des Flugzeuges gibt es noch nicht einmal auf allen Strecken bei allen Airlines. So bieten die Regionaltöchter von einigen Gesellschaften wie Air France oder KLM keinen garantierten freien Nachbarsitz an und belegen jeden Platz der mit 2-2 bestuhlten Embraer-Jets. Manchmal fehlt sogar ein richtiger Vorhang, welcher die Privatsphäre etwas erhöhen kann und zumindest eine kleine Hemmschwelle für Toilettenbesucher von hinten bildet.

Auch beim gebotenen Service schaffen es manche ein absolutes Minimum zu bieten. Dabei sollte man meinen, dass es kein großer Aufwand ist zwei verschiedene Mahlzeiten, Champagner, frischen Saft und echtes Geschirr zu beladen. Gehen wir aber von dem Standard Business Class Produkt aus und sehen uns die Gründe an, warum man dieses auf Strecken innerhalb von Europa buchen sollte.

Der Preis

Nicht immer liegen die Tarife der Business Class in schwindelerregenden Höhen, frühzeitig gebucht bekommt man in bestimmten Konstellationen (z.B. einem Aufenthalt übers Wochenende) ganz preiswerte Angebote. Es kann sogar passieren dass die beiden Klassen preislich nah beieinander liegen. Daher sollte man sich bei der Suche beide Klassen anzeigen lassen und nach Möglichkeit auf Randzeiten oder Umsteigeverbindungen achten.

Kurzfristig gebuchte Flüge oder typische Verbindungen für Geschäftsreisen liegen preislich meistens trotzdem jenseits von Gut und Böse.

Bevorzugte Behandlung

Den eigenen Check in-Schalter für die hochwertigere Reiseklasse gibt es bei fast jeder Airline an fast jedem Airport, hier kann man dann auch die erhöhte Menge an Freigepäck ausnutzen. Mit der Priority-Line an der Sicherheitskontrolle sieht es wieder etwas anders aus, deren Verfügbarkeit ist vergleichsweise dünn. Am Gate werden die Business-Passagiere eingeladen früher einzusteigen, die Gäste der vorderen Reihen können an Parkpositionen am Terminal entsprechend zuerst aus der Maschine. Das Gepäck wird besonders gekennzeichnet und kommt im Idealfall als Erstes aufs Band.

Lounge

Wer keinen Vielfliegerstatus hat, darf mit dem Business-Ticket in die Lounge. Zumindest sind die einfachsten Lounges zugänglich, sofern ein Carrier mehrere unterschiedliche Einrichtungen zum Verweilen, Essen, Trinken und Arbeiten anbietet.

Privatsphäre

Selbst für manche Politiker, Prominente oder Superreiche ist der Privatjet zu teuer oder nicht verfügbar – ein Platz vor dem Vorhang ohne Sitznachbarn ist Pflicht. Aber auch für ein Paar bietet eine 3-er Sitzreihe mit freiem Mittelplatz ein Plus an Komfort, etwas Privatsphäre und mehr Stauraum für Gepäck oder einfach nur um die Beine auszustrecken.

Prestige

Vorne zu sitzen ist einigen durchaus wichtig, manche genießen es vielleicht zu sehen und gesehen zu werden….

Service

In der Regel kümmert sich ein Flugbegleiter unmittelbar nach dem Start um die Bedürfnisse der Business-Gäste, manche bieten schon am Boden eine kleine Aufmerksamkeit an. Ein Willkommensgetränk oder heißes Tuch sollte man lieber nicht erwarten, im Flug wird aber mindestens eine kalte Mahlzeit samt Getränken serviert.

Amenities & Entertainment

In diesem Punkt ist das Angebot stark schwankend, einen Bildschirm, Internet oder Steckdosen sind auf Kurzstrecken nicht immer vorhanden. Amenities wie Schlafmasken, Ohrstöpsel oder Zahnbürsten gibt es – wenn überhaupt – nur auf Nachfrage. Kissen, Decken und Zeitschriften gehören auch nicht mehr zum Standard.

Meilen

Die Meilengutschrift ist ein nicht zu unterschätzender Grund warum manche einen Business Tarif wählen, die Gutschrift von Status- und Prämienmeilen ist in der Regel höher, manche Statuslevel wie HON Circle ist mit Reisen in der Economy Class gar nicht zu schaffen.

Warum sollte man auf Kurzstrecke Business Class buchen? | Frankfurtflyer Kommentar

Es können durchaus höchst unterschiedliche Gründe sein, warum jemand Business Class auf kurzen Flügen bucht. Es kann sich ja auch um einen Zubringerflug für die Langstrecke handeln oder ein Upgrade sein. Das gebotene Produkt ist leider meist überschaubar und einige Carrier schaffen es hier noch einige der wenigen kleinen Extras nicht durchgängig anzubieten.

So gibt es abseits der Heimatflughäfen der Netzwerker nicht immer eine Lounge, der freie Nebensitz ist bei manchen nicht garantiert, das Essen entspricht manchmal nicht dem Geschmack, die Klassentrenner an Bord sind nicht vorhanden oder überhaupt der Rede wert, die Konfiguration ist so groß dass Privatsphäre und Service zu kurz kommen usw.

Wenn man dann noch mitbekommt wie einzelne Tarifbestandteile gestrichen werden, manche die Verträge mit Partnerlounges kündigen, für alkoholische Getränke abkassieren oder auf ähnliche Art und Weise das spärliche Produkt schmälern, wird es einem ganz anders.

Dennoch kann es für Passagiere sinnvoll sein die hochwertigere Reiseklasse zu buchen- wenn der z.B. Preis stimmt, man Übergepäck hat oder einfach nur ein paar fehlende Statusmeilen braucht. Warum entscheidet Ihr Euch für einen Flug in der Business Class innerhalb von Europa?

22 Kommentare

  1. Ich fliege unter 3 Stunden Flugzeit Eco, weil es sich einfach nicht lohnt bei sehr eingeschränktem Service vorne zu buchen. Ausnahme ist, wie Ihr im Artikel geschrieben habt, ein attraktiver Preisunterschied zur Business.

  2. Toller sachlicher Bericht klasse. Wenn es angeboten wird fliege ich auch in Europa immer Business und ich kann alles so bestätigen wie hier auch verfasst. Nicht verdient hat den Namen Business für mein Empfinden DE und SK. Die besten für mich sind immer noch A3, LX und OS. Die Verpflegung ist wie immer halt auch Geschmackssache. Was gar nicht geht ist die Tatsache das manche den freien Nebensitz nicht anbieten. Gerade das ist für mich ein wesentlicher Grund Business zu buchen. Neben den bereits hier genannten verzichtet auch Air Nostrum auf diese Annehmlichkeit. Was die Preise betrifft kann ich dem Artikel nur zustimmen: von einem guten Preis-/Leistungsverhältnis bis völlig überzogenen Preisen ist alles dabei.

    • SAS bietet innerhalb Europas gar keine „Budiness“ an.
      Dort gibts nur SAS Plus, was ausdrücklich als PremiumEco vermarktet wird. Das Catering fand ich (wenn auch aus der Box) vom Inhalt nicht schlechter als bei anderen. Mit etwas Glück gibts den freien Nebensitz trotzdem.

      • Wurde das geändert? AFAIK gibt es in SASPlus nämlich genau keinen garantierten, freien Nebensitz, nur wenn nicht zu 100% voll gebucht. Ich hatte hier zumindest schon in SASPlus schon durchaus einen belegten Mittelsitz.

        Und so ganz „nicht Business“ ist es halt auch nicht…. Nennen wir es Hybrid, aber man benutzt z.B. die Codierung der Business Class bei Partnern, sprich ein Business Award oder Business Code Share landet bei SAS zum vollen Preis in SAS Plus.

        • Deswegen sagte ich auch mit etwas Glück, einen Anspruch gibts natürlich nicht.

          Mit Anschlussflug in Busines landet man hier in Plus, so wie man in US in Domestic First landet. Bei AB gabs damals nur Eco, so wie es auch in Südamerika üblich ist.

          Immerhin preisen sie es nicht als „Business“ an.

        • Stimmt, buche ich Lufthansa fliege ich bis Oslo in echter Business und dann mit SAS weiter in abgespeckter Variante, obwohl bei Lufthansa als Business verkauft. Das ist dann schon nicht richtig.

          • Da muss man echt aufpassen- wie auch bei LH Zubringer und weiter mit EW. Zum Beispiel nach Palma. Business gewählt und beim Buchen nur festgestellt dass der EW Flug in Klasse Y ist…

  3. Insbesondere aktuell sind Low Cost Carrier mit allen Nebenleistungen auch gerne mal bei 400-500 EUR pro Flug… da kann manchmal BIZ gar nicht viel teuer sein bei besseren Paket und eben Meilen. Ab Berlin aber immer Gabelflug in Kauf mit Möglichkeit der Verspätung oder wenn notwendig Gepäckverlust.

  4. Ich hatte mir vor kurzem ein Business Ticket von Wien nach Frankfurt erworben, zum Glück. Obwohl ich durch eine Demonstration und einen Stau ca. 25 Minuten vor Abflug am Flughafen angekommen war, konnte ich tatsächlich noch rechtzeitig in den Flieger einsteigen. Wäre mit einem Eco Ticket nicht möglich gewesen.

  5. Lounge geht zumindest in den Light Tarifen bei Air France und KLM nicht mehr. Hat man elegant weggespart – ohne die Tarife zu senken. Wird sicher nicht lange dauern, bis die LH-Group nachzieht. Leider

    • Leider ist das ein unschöner Trend. Auch Emirates, Finnair und Qatar Airways haben solche Tarife schon eingeführt, teils auch auf der Langstrecke.

  6. Bei Brussels Airlines fliege ich nur noch in C, wenn der Preis mit Y identisch oder niedriger ist (kommt schon mal vor).
    Denn ich fühle mich immer in C ziemlich verarscht. Wie beschrieben, genau die gleichen Sitze wie in Y. Willkommen drink ist eine 0,3l Flasche stilles Wasser. Dass Biz Essen besteht aus einer Salatschale von FoodMaker. Oftmals die vegane Ausgabe, auch wenn keine Sonderverpflegung bestellt wurde. Genau die gleiche Ware, die es in Brüssel in jedem Delhaize Supermarkt für 4,99 Euro gibt. Frühstück auf manchen Strecken ein in Plastik eingeschweister Muffin, der aus einer Pappkiste gereicht wird. Kein Kabinentrenner.
    Als Senator habe ich sowieso Lounge zugang, Security Fast Track und Prio-Boarding. Der Mehrwert besteht darum nur noch im freien Mittelsitz und, was ich bei Tagestrips eh nie benutze, der Freigepäckmenge. Lediglich dass zweite Handgepäckstück kann von Vorteil sein, wenn es einem denn an der Aussenposition gewährt wird – eben auch nicht garantiert (Kopenhagen und andere, schämt Euch!).

  7. Am 3 Juni fliege ich von Berlin aus mit Iberia , mit Gepäckstücken, ich kann mir am Zielort ja nicht alles neu kaufen, in der Business Klasse , ist nur 3 Euro teuerer.

  8. Das Handgepäck!
    Schon allein der ausfallende Krieg um die Handgepäckfächer könnte ein C-Ticket wert sein. Bin Gelegenheitsflieger und nicht an Termine gebunden, da kommt es durchaus vor, dass ein C-Ticket günstiger ist als ein eco-Light, bei dem dann Sitzplatzresrevierung und Gepäck zugebucht werden müssen.
    Loungezugang ist mir ziemlich egal, jedenfalls in MUC.

  9. Frühzeitig gebucht war der Flug von FRA nach LHR um 20€ teuerer in C als in Y.
    So haben wir ein Lounge Zugang und laut Sitzplan ist der mittelsitz frei

  10. Wie schon oft beschrieben, des einen Glück des Anderen Leid. Bei spontanen Reisen wird ein C-Ticket meistens nicht günstiger als ein Y-Ticket sein und umso höher der eigene Status, wenn mal erreicht, so rapide nehmen die Vorteil eines C-Tickets ab.

    Fliege privat meistens in Y. Durch den Status ist der Bodenservice um einiges besser als bei C und das Vergnügen an Board erspare ich mir. Gerade der Serivce in der Luft ist bei LH so dermaßen von der Crew abhänig, dass man dies kaum als Vorteil von C werten kann, weil unplanbar. Teilweise so lustlos, dass man gar keine Lust hat mit der Crew zu sprechen, weil man das Gefühl vermittelt bekommt, man würde sie stören.

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