Ask the Flight Attendant ✈ Wo arbeite ich heute- Economy oder Business?

Ich reise gerne, oft und viel, nutze jede Gelegenheit dafür und manchmal geht es mehr um den Weg, als das Ziel: Fliegen! Ich liebe es zu fliegen und das verbindet uns alle hier. Und wenn ich nicht gerade Urlaub mache, fliege ich auch. Denn diese Leidenschaft ist mein Beruf und ich kenne dadurch auch den Blick von der anderen Seite. Diese Sicht möchte ich an dieser Stelle gerne mit Euch teilen. Heutiges Thema: Das Briefing

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Wir Flugbegleiter treffen uns je nach Airline und Flugzeugmuster zwischen 60 und 100 Minuten vor Abflug zum gemeinsamen Briefing. Bei grossen Fluggesellschaften kann es durchaus passieren dass man sich da zum ersten Mal begegnet und kennenlernt. Bei Airlines, die kleinere Stationen betreiben, kennt man sich und kann schon vor dem Beginn abschätzen wer und was einen erwartet. Generell dient das Briefing neben dem Kennenlernen zum Informationsaustausch und der Einstimmung auf den Flug. Der Purser oder Chef de Cabine geht die Abläufe durch, relevante Themen wie Notsituationen oder erste Hilfe werden durchgesprochen.

Parallel dazu finden sich die Kollegen aus dem Cockpit zusammen und besprechen Flugroute, Besonderheiten und erstellen Berechnungen. Die Piloten kommen erst gegen Ende des Briefings dazu. Zur gleichen Zeit wird es in dem Kabinenbriefing spannend, denn es geht um die Positionsvergabe. Dann wird geklärt wer an welcher Stelle im Flugzeug zu Start und Landung sitzt. Damit geht der Verantwortungsbereich einher, ausserdem wird jetzt klar wer in welcher Klasse arbeiten wird.

Die Präferenzen sind höchst unterschiedlich, pauschal kann man das nicht beantworten. Die Senioritsälteren kommen zuerst zum Zug und der Trend geht oft zur Business Class- aber eben nicht immer. Manche wechseln sich gerne ab oder entscheiden nach anderen Parametern wie Buchungslage, Besonderheiten oder Maschinentyp. In Economy Class sind Flugbegleiter je nach Servicekonzept entweder für Mahlzeiten oder die Getränkeausgabe zuständig. Auf grossen Flugzeugen gibt es auch Stewards die ausschliesslich die Küche managen und kaum Passagierkontakt haben.

Das Klientel ist entscheidend. Der Passagier gibt den Takt vor und je nach Destination und Flugzeit kann der Flug sehr anspruchsvoll werden. Ein Tagflug in die USA auf dem die meisten Gäste wach sind, ist natürlich arbeitsintensiver als der Rückflug durch die kurze Nacht. Urlauber sind häufig fordernder als Geschäftsreisende, aber auch da bestätigen Ausnahmen die Regel. Es macht nunmal einen Unterschied den Vielflieger zu betreuen oder Familien mit Babies, Hilfsbedürftige, alleinreisende Kinder oder solche die keiner Sprache mächtig sind.

Also Masse oder Klasse?

Dabei ist es uns durchaus möglich auch in der Economy Class Akzente zu setzen. Was aber wesentlich schwieriger ist wenn auf einen Flugbegleiter etwa 50 Passagiere kommen und das Konzept viel straffer als in der Business Class ist. Dort fallen schliesslich nur 15 Gäste oder noch weniger auf ein Crewmitglied. Wenn darunter einige Gäste schlafen oder schon vorab in der Lounge gegessen haben, verläuft der Service entsprechend zügig.

Zeitaufwendige Sonderwünsche, technische Probleme beispielsweise mit der Sitzverstellung oder Erklärungsbedarf zum Entertainment, Zollbestimmungen oder dem Anschlussflug können den Ablauf hingegen erheblich abbremsen. Schwierig sind Situationen in denen Fluggäste gar nicht zufriedengestellt werden können, unser Anspruch aber genau das ist. Nicole hat eine solche Situation kürzlich erlebt und in einer Review für Euch geschildert. So etwas kostet viel Zeit und spannt Ressourcen ein, besonders wenn es sich über den gesamten Flug zieht. Natürlich unterstützen wir uns nach Möglichkeit alle gegenseitig, wechseln auch mal Positionen oder die Klasse um die Belastungen zu verteilen.

 

Auf Kurzstreckenflugzeugen gibt es ebenfalls Favoriten bei der Positionsvergabe. Zum Beispiel ist dort der Einsteigevorgang im hinteren Bereich des Flugzeuges wesentlich entspannter als direkt an der Tür an der die Flugzeugbrücke angelegt wurde. Bei mehreren Flügen an einem einzelnen Tag kann das einen grossen Unterschied machen, aber auch da wechseln sich die meisten Kollegen ab und bringen Abwechslung in den Flugbegleiteralltag.

Ask the Flight Attendant | Frankfurtflyer Kommentar

Menschenmassen sind für alle auf Dauer stressig und anstrengend. Ob in einer Schlange zu stehen, am Samstag durch die Innenstadt zu bummeln oder eben auf dem Mittelplatz der Economy Class zu sitzen. Wir Flugbegleiter haben es da zumindest im Flugzeug leichter, denn wir können in Bewegung bleiben und uns auch mal zurückziehen. Nichtsdestotrotz ist der Stresspegel durch die vielen Menschen hoch.

In der Business Class gibt es zwar keine Massen, aber auch da kann es stressig werden wenn man versucht einen guten Job zu machen. Die Frage eines Lesers welche Passagiere anstrengender sind kann ich pauschal gar nicht beantworten. Es kommt eher darauf an was ich daraus mache. Ein Beispiel: Gäste, die ein Upgrade erhalten haben, wirken eher fordernd. Wenn ich mich aber in diese Lage hineinversetze, kann ich es gut nachvollziehen. Denn würde ich es genauso machen- mich riesig über das Upgrade freuen und alles ausprobieren!

Mein persönlicher Favorit bei der Frage „Economy oder Business?“ ist klar: First Class natürlich 😉

 

Was wolltet Ihr einen Flugbegleiter schon immer mal fragen? Stellt uns die Fragen in den Kommentaren!

2 Kommentare

  1. Hi Robert! Gibt es eine Regel, WO mit dem Service begonnen wird? Ich fliege meistens C. Sitze ich in den vorderen Reihen, so beginnt der Service von hinten nach vorne. Sitze ich weiter hinten, so wird nach Murphy’s Law vorne angefangen.
    Purer Zufall, oder einem System gehorchend ?
    Danke für Deine Antwort

    • Eine gute Frage, lieber Rene.

      Ich kenne die Situation selbst wenn ich privat unterwegs bin. Es gibt keine wirkliche Regel, obwohl der Service nach Konzept abläuft. Aber das schwankt immer nach Flugzeugtyp: Auf manchen Maschinen fangen wir vorne an und arbeiten nach hinten. Auf anderen wiederum arbeiten wir „aufeinander zu“. Und dann gibt es noch die Variante „weg von der Galley“ oder „auf die Galley zu“ …

      In der Business Class wird bei manchen Airlines der Service individuell gestaltet und die Flugbegleiter legen die Richtung jeweils in ihrem Bereich fest. Ein Hinweis dass Du gerne schnell essen möchtest ist da ganz hilfreich. Aber Du siehst- vor lauter Regeln gibt es keine wirkliche Regel.

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