BGH-Urteil beeinflusst Condor-Wachstum: Urlaubsflieger muss Nordamerika-Flüge streichen

Ein Airbus A330-900NEO von Condor. Foto: Alex

Dunkle Wolken ziehen über dem Ferienflieger Condor auf. Zum Sommerflugplan 2025 streicht die größte deutsche Fluggesellschaft außerhalb der Lufthansa-Gruppe ihr Langstreckenangebot zusammen. Besonders Flüge nach Nordamerika sind davon betroffen. Welche Destinationen betroffen sind und worin die Ursache liegt, das erläutern wir in diesem Beitrag.

Das Wichtigste auf einen Blick:
  • Flugstreichungen: Condor streicht mehrere Langstreckenflüge nach Nordamerika im Sommerflugplan 2025.
  • Ursache: Ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) beeinflusst die Zusammenarbeit mit Lufthansa und führt zu diesen Maßnahmen.
  • Condors Reaktion: Condor plant eigene Zubringerflüge und neue Routen, um die Veränderungen zu kompensieren.

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Condor hat sich trotz des Rufs als Urlaubsflieger in den vergangenen Jahren einen soliden Ruf als Alternative zur Lufthansa Gruppe erarbeitet. Besonders der zügige, vollständige Austausch der Langstreckenflotte von Boeing 767-Flugzeugen auf die mordernen Airbus A330-900neo schuf dafür eine solide Grundlage. Gerade in der Business Class wirkt die Kabine von Condor im Vergleich zur Lufthansa, die nur sehr zögerlich mit ihrer neuen Allegris Business Class vorankommt, überlegen.

Einen besonderen Fokus hat Condor in den vergangenen Jahren auf das Nordamerika-Geschäft gelegt. Dank strategischer Kooperationen mit Alaska Airlines und der kanadischen WestJet konnte die Airline das Flugangebot in die USA und nach Kanada zuletzt noch ausbauen. Dieses Wachstum sollte zum Sommerflugplan 2025 fortgesetzt werden. Wie nun erste Meldungen des Fachportals AeroRoutes.com aufzeigen, wird daraus erst einmal nichts. Condor wird viele Flüge zu den Hubs der Codeshare-Partner streichen oder reduzieren. Darauf deutet ganz deutlich der Sachverhalt hin, dass Flugtickets nur noch in den teuersten Buchungsklassen (C/Y/B) verfügbar sind.

Komplett entfallen werden folgende Flüge im Condor Sommerflugplan 2025:

  • Frankfurt (FRA) – Baltimore/Washington (BWI)
  • Frankfurt (FRA) – Edmonton (YEG)
  • Frankfurt (FRA) – Halifax (YHZ)
  • Frankfurt (FRA) – Minneapolis/St. Paul (MSP)
  • Frankfurt (FRA) – Phoenix (PHX)
  • Frankfurt (FRA) – San Antonio (SAT)

Bei folgenden Verbindungen gibt es Reduzierungen oder werden zusätzliche Frequenzen nicht umgesetzt:

  • Frankfurt (FRA) – Anchorage (ANC): Keine Ausweitung auf vier Flüge pro Woche
  • Frankfurt (FRA) – Calgary (YYC): Reduzierung von fünf auf drei Flüge pro Woche
  • Frankfurt (FRA) – Seattle (SEA): Ausweitung von sieben auf elf Flüge pro Woche wurde zurückgenommen

Die Ursache für das Sparprogramm dürfte in einem aktuellen Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) liegen. Condor liegt seit langem mit Lufthansa im Clinch, die als Konkurrentin dazu gezwungen ist, die Condor Langstrecke mit Zubringerflügen zu füttern. Dahinter steckt ein so genanntes Special Pro-Rate Agreement (SPA), welches Condor besonders günstige Konditionen auf Lufthansa-Flügen bietet. Ein wesentlicher Teil der Passagiere von Condor werden so noch mit Lufthansa-Flügen nach Frankfurt gebracht.

Condor durfte zuletzt auch darauf hoffen, diese Praxis fortzusetzen, denn der BGH verpflichtete Lufthansa, die Konditionen des SPA aufrecht zu erhalten, bis eine endgültige Entscheidung gefällt wird. Die Entscheidung ist nun da und fiel zu Ungunsten von Condor.

Zwar verhandeln beide Vertragspartner über neue Konditionen, die dürften jedoch bei Weitem nicht so positiv für den Ferienflieger ausfallen wie bisher. Wenn es denn zu einer Einigung kommt. Darin scheint sich Condor selbst noch nicht ganz so sicher zu sein, denn für die kommende Saison plant die Airline bereits mit eigenen Zubringern. Dazu zählen neben Flügen von deutschen Metropolen wie Berlin, Hamburg und München auch europäische Destinationen wie Mailand, Rom, Prag, Wien und Zürich.

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Die Situation zwischen Condor und Lufthansa ist seit Jahren sehr skurril. Eine direkte Konkurrentin, die dazu gezwungen ist, Zubringerflüge zu vergünstigten Konditionen für den Wettbewerber durchzuführen. Natürlich haben beide Fluggesellschaften eine gemeinsame Historie – und genau deswegen wirkte das SPA wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Für Condor und den Wettbewerb in Deutschland war es eine gute Sache und hat in den vergangenen Jahren ganz sicher dabei geholfen, die Fluggesellschaft so erfolgreich zu machen, wie sie ist. Bisher hatte man ein glückliches Händchen, und jetzt ist eine Plananpassung notwendig. Dass man bei Condor nicht schläft, zeigt, dass neben den Flugstreichungen an anderer Stelle zusätzliche Kapazitäten eingeplant werden. So wird Bangkok beispielsweise auch im Sommer 2025 angeflogen. Auch über eine völlig neue Route im Condor Flugplan werden wir in den kommenden Tagen berichten können.

21 Kommentare

  1. Müsste dann nicht das Kartellamt bzgl. LH in DACH hellhörig werden oder waren die schon mit dabei? Dadurch wird eine Monopolstellung gefestigt. Oder muss LH Slots jetzt an Condor abtreten?

    • Da war doch irgendwas, dass die Kartellbehörde auch eins auf den Deckel bekommen hat. Muss das nochmal suchen. So richtig verstehe ich das ganze Prozedere eh nicht, wieso man hier ein richtiges Monopol schafft.
      Ich kann ja verstehen, dass das eine blöde Situation für alle ist, aber schon seltsam, dass das Urteil komplett zu Gunsten von LH ausfällt.

  2. Wir sind betroffen. Gestern hat condor mitgeteilt, dass der gebuchte Nonstopflug von Frankfurt nach Halifax gestrichen ist. Ersatzangebot: Frankfurt – Toronto, Toronto Halifax. = Verdoppelung der Reisezeit. Wir haben storniert und bei Air Canada bzw Discover Airline nonstop gebucht. Wermutstropfen: Sitzplatzreservierung 360€ statt 199€.

    • Glückwunsch. Dann hat LH ja alles richtig gemacht. Konkurrenz aus dem Geschäft gedrängt, um die eigenen Maschinen voll zu bekommen und dann noch für mehr Geld.

      Bin im Herbst die Strecke mit DE geflogen, allerdings in C. Schade, dass es das nicht mehr gibt. Discover wäre für mich keine Option. Würde wahrscheinlich eher über USA fliegen, wenn AC nur Rouge einsetzt, denn das ist auch kein Vergnügen.

      • Im Grunde ist es aber so, dass das Condor Konstrukt nur dadurch funktioniert, weil man bei Lufthansa schmarotzt.

        Ich finde das auch sehr kundenunfreundlich. Warum müssen all die Langstrecken ab FRA gehen.

        Man stelle sich mal Marktverhältnisse vor, bei denen Condor z.B. ihre Langsteecken ab Düsseldorf und/oder Berlin startet und dorthin Zubringerverkehr organisiert. Ich weiß, das klingt wirklich sehr abwegig.

        • Na ja, sie versuchen es halt wie VS. Die haben ja ihre Zubringer auch beerdigt. Aber London schafft halt auch besser Point to Point als FRA.
          Allerdings ist VS inzwischen auch in eine Allianz eingestiegen. Das wäre dann wohl eher der Weg.
          BTW: Condor macht inzwischen nicht wenig Geschäft aus Nordamerika nach D. War selber überrascht, wie viele Kanadier auf dem Flug nach YHZ an Bord waren. Dort haben sie ja auch bessere Feeder inzwischen.

      • @Betty
        Das sind wirklich sehr eigenwillige Präferenzen, wie du ans Ziel kommen willst. (Wobei auch der Hintergrund deiner Flüge interessant wäre und wer das alles zahlt):

        Du fliegst nach Kanada über die USA(!), um ACrouge zu meiden? Was ist soviel schlechter an Discover als an LH (die Sitze sind es nicht)? Kanaren nur mit IB über Madrid und weiter mit Binter ab TFS?

    • und wieso habt ihr nicht EU261 gezogen. Condor muss Ersatzbeförderun bieten, d.h genauso non stop bedeutet unter gleichen Bedingungen. Anmahnen und dann selbst buchen und Condor die Rechnung schicken. Der Anwalt mach das easy. Condor hält sich was Ersatzbeförderung angeht regelmässig nicht an geltendes Recht.

  3. Ganz verstehe ich das nicht.

    Es sind keine Zubringerflüge zu vergünstigten Konditionen mehr möglich. Dadurch verteuert sich der Gesamtpreis für eine Flugreise kombiniert aus Lufthansa/Condor und potentielle Passagiere weichen wegen der höheren Kosten auf Alternativen aus? Das wirkt sich dann wiederum auf die Auslastung des reinen Condor-Anteils der Gesamtreise aus?

    War das so gemeint?

    • Es gibt ja im Moment noch keine Einigung über zukünftige Konditionen. In der unsicheren Situation wäre es kein verantwortungsvolles Handeln das Flugangebot auszubauen. Wenn man denn nicht weiß, ob und zu welchem Preis man die Zubringer von Lufthansa mit einkalkulieren kann.

    • Ja wir haben beim letzten Mal schon extra gebucht. HH FRA Lufthansa und Frankfurt Halifax Condor.
      Bei Halifax kommt hinzu, daß Eurowings diese Strecke jetzt auch Non Stop anbietet und Condor gar nicht mehr.
      Besonders schade weil Condor gerade die neuen Flieger hat.
      einmal konnten wir sie schon nutzen.
      Personal und Kabine Meilen weit besser als LH und Eurowings.

  4. Wie kommt AeroRoutes darauf, dass (beispielsweise) Phoenix im Sommer 2025 „nur noch“ in Business buchbar ist? Ich habe gerade eben noch FRA-PHX im Sommer 25 auf condor.com angefragt (Ende Juni bis Ende Juli), alle Buchungsklassen als Direktflug buchbar. Sehr wohl sind die Preise total abgefahren.

    • Mir fällt es schwer, darauf korrekt zu antworten, weil da ja ein paar Dinge in Deinem Kommentar nicht stimmen bzw. ggf. durcheinander gewürfelt werden. Für die Flüge waren nach Meinem Kenntnisstand nur die teuersten Buchungsklassen, nicht nur Business Class verfügbar. Sprich Y für Economy. Das würde auch Deine Feststellung untermauern, dass die Preise total abgefahren sind.

      Ich vermute daher, dass Du Kabinen- oder Reiseklassen und nicht Buchungsklassen meinst. Kannst Du das bestätigen?

      Das ist eine klassische Vorgehensweise als Airline, wenn Du unsicher bist, dass Du die Flüge auch wirklich anbieten kannst. Ein typischer Vorbote dafür, dass die Flüge ganz rausgenommen werden.

  5. Eenn ich dss richtig verstanden habe gibt es kein Urteilmwdes BGH. Es ging hiernum eine Rechtsbeschwerde in einem laufenden Verfahren vor dem OLG. Diese wurde vom BGH zurückgewiesen.

    Das eigentliche Verfahren läuft aber weiter, jedoch ohne vorläufigen Rechtsschutz für DE.

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