Immer wieder kam es in der Geschichte der Luftfahrt aus den unterschiedlichsten Gründen zu vorübergehenden Groundings von Flugzeugtypen. Noch nie musste ein Passagierjet so lange am Boden bleiben wie die Boeing 737 MAX. Nach den beiden tragischen Abstürzen mit 346 Todesopfern blieben die Maschinen am Boden. Schnell rückte das Flugstabilisierungssystem MCAS als Ursache in den Fokus der Unfallermittler.
Boeing hat lange gebraucht, um das Problem in den Griff zu bekommen, die Wiederzulassung verzögerte sich immer wieder. Über 1,5 Jahre nach dem Grounding im März 20019 hob die US-amerikanische Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA das Startverbot auf. Die Behörde macht dafür u.a. ein Softwareupdate für das MCAS zur Bedingung. Noch in diesem Monat soll die 737 MAX wieder in Europa abheben.
Seit Januar wieder in der EU zugelassen
Im vergangenen Dezember hob die brasilianische GOL wieder zum ersten Linienflug mit Passagieren ab und setzt den Jet seitdem wieder regelmäßig ein. Es folgten Starts in den USA, wo American Airlines den Jet wieder als erste Gesellschaft einsetzte. AA weist in der Buchungsmaske auf das Flugzeug hin und bietet besorgten Passagieren flexible Optionen an:
If a customer doesn’t want to fly on a 737 MAX aircraft, they won’t have to. In addition to the elimination of change fees for most customers announced in August 2020, in the immediate term, we’ll provide additional flexibility to ensure our customers can be easily re-accommodated if they prefer not to fly this aircraft type. And if their aircraft type ever changes to a 737 MAX, there is no end to the flexibility our customers will have to feel comfortable. Customers can:
- Rebook on the next available flight in the same cabin — free of charge.
- Cancel their trip and receive travel credits redeemable with American Airlines.
- Change their itinerary within a 300-mile radius at no extra charge if there is no alternative American Airlines flight available to get them to their destination.
Seit dem 27. Januar ist die 737 MAX auch in Europa wieder zugelassen. Die zuständige Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) bestätigte die Lufttüchtigkeit des Typs und knüpfte – wie die FAA auch – neben den nötigen Änderungen an Hard- und Software auch ein zusätzliches Training für die Piloten.
Noch in diesem Monat will Smartwings eine ihrer sieben 737 MAX-8 in Betrieb nehmen. Der tschechische Billigflieger plant Ende Februar von Prag nach Palma de Mallorca zu fliegen. Auch andere Gesellschaften sind startbereit und werden das Flugzeug in Kürze wieder in Dienst stellen.
Norwegian und Ryanair kommen mit der MAX nach Deutschland
Smartwings macht in Europa den Anfang, Norwegian und Icelandair werden folgen. Norwegian will die 737 MAX unter anderem von der Basis in Oslo nach Hamburg einsetzen, Icelandair plant von Reykjavik nach Berlin zu kommen.
Auch andere Carrier wie die polnische LOT und einige TUI-Airlines haben die MAX in der Flotte. Größter Kunde ist Ryanair, der Low-Coster hat insgesamt 210 Einheiten bestellt. Die Auslieferung beginnt verspätet im kommenden Frühling. Mit der Verzögerung der 737 MAX hat Ryanair die Schließung einiger Basen wie in Hamburg und Nürnberg begründet.
Noch ist nicht klar wie die Betreiber in der EU mit der Wiederaufnahme umgehen. Möglich wären eine offene Kommunikation und Hinweise bei der Buchung. Dies würde allerdings voraussetzen, dass die Maschinen auf festen Strecken eingesetzt werden. Eine vergleichbare Umbuchungsmöglichkeit wie bei AA gilt als unwahrscheinlich.
Boeing 737 MAX startet wieder in Europa | Frankfurtflyer Kommentar
Nun sind die Airlines gefragt, diese müssen ihre Fluggäste von der Sicherheit der Boeing 737 MAX überzeugen. Zumindest diejenigen, denen der Maschinentyp überhaupt auffällt und die, die Bedenken haben. Von dem Hersteller Boeing wurde aus diesem Grund sogar eine Umbenennung des Flugzeugs in den Raum gestellt.
Der Konzern hat etwa 20 Monate unter Hochdruck am Update und der Wiederzulassung gearbeitet. Die 737 MAX dürfte daher das derzeit am besten überprüfte Passagierflugzeug der Welt sein. Dennoch wird es Passagiere mit Bedenken geben. Bis wieder alle Maschinen eingesetzt werden, dürfte es allerdings noch dauern. Die Flugzeuge müssen nach der langen Einlagerung fit gemacht werden, Piloten brauchen die Trainings und schließlich muss die Nachfrage wieder anziehen.
Interessante Nachrichten. Solange eine Airline sich nicht an das AA-Beispiel anhängt und flexible Ausweichmöglichkeiten anbietet, werde ich die Betreffende einfach gar nicht buchen (bei den genannten Airlines ist das für mich auch kein Verlust).