Wer bei Ryanair zu großes Handgepäck aufspürt, bekommt eine Provision

Im Ryanair Flugzeug. Foto: Robert

Kurze Bodenzeiten, schnelles Boarding, kostenpflichtige Zusatzleistungen, wenig Handgepäck, volle Maschinen und jeden Tag so viele Flüge wie möglich: Das Konzept von Ryanair ist klar und voll auf Effizienz sowie Masse ausgelegt. Wer etwas außer der Beförderung möchte, muss bezahlen, wer die Prozesse behindert bzw. sich nicht an die Regeln hält, wird bestraft. Die Fluggäste des Billigfliegers müssen sich – genauso wie bei anderen Airlines auch – an die Vorschriften halten, bei Ryanair wird aber in der Regel strenger kontrolliert. Das Personal, welches für die Fluggesellschaft tätig ist, wird dafür auch belohnt.

Das Wichtigste auf einen Blick:

📏 Strenge Regeln: Bei Ryanair ist nur eine kleine Tasche im Tarif enthalten
💶 1,50 Euro Provision für Personal bei Regelverstößen – mehr Kontrolle beim Boarding
📈 Einnahmen steigen: Ryanair erzielt 820 Mio. € Gewinn im zweiten Quartal

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Dauerthema Handgepäck

Seit 2018 ist bei Ryanair im günstigsten Standard-Tarif nur noch eine kleine Tasche im Flugpreis enthalten. Sie darf inzwischen bis zu 40 x 30 x 20 cm messen und muss unter den Vordersitz passen. Wer einen Trolley, Rollenkoffer oder eine zusätzliche Tasche fürs Gepäckfach mitnehmen möchte, muss bezahlen. Den Service kann man online oder am Airport hinzufügen. Es gibt verschiedene Pakete oder Leistungen wie das „Priority Boarding“, die die Mitnahme von mehr Handgepäck erlauben.

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Wer aber nicht bezahlt und trotzdem zu viel Gepäck mit in die Maschine nehmen will, wird bestraft- vorausgesetzt, man wird beim Boarding auch erwischt. Während man bei Lufthansa & Co häufig ein Auge zudrückt, ist das Bodenpersonal, welches Ryanair-Flüge abfertigt, sehr restriktiv. Das liegt auch daran, dass Ryanair den Mitarbeitenden eine Provision für aufgedeckte Regelverstöße bezahlt. Aktuell gibt es 1,50 Euro für jedes zu große oder zusätzliche Handgepäckstück, das beim Boarding entlarvt wird.

Laut CEO Michael O’Leary könnte dieser Bonus sogar noch steigen. Seine Botschaft in einem Interview ist klar: Wer sich nicht an die Regeln hält, zahlt – und wer die Regeln durchsetzt, wird belohnt. Dem Manager geht es dabei in erster Linie nicht unbedingt um die zusätzlichen Einnahmen, die hier generiert werden. Das Einhalten der Prozesse dürfte eine wesentlich wichtigere Rolle spielen. Verspätungen, die z. B. durch zu langes Boarding entstehen, können viel gravierendere Auswirkungen haben.

Geschäftszahlen sprechen für sich

Natürlich spielen die Einnahmen aber auch eine große Rolle. Ryanair verdient nicht nur an den Flugtickets, sondern auch an den Zusatzerlösen. Dass sich das strikte Vorgehen auszahlt, zeigt ein Blick auf die Bilanz: Im zweiten Quartal 2025 erzielte Ryanair einen Nettogewinn von 820 Millionen Euro, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Die sogenannten „Ancillary Revenues“, also Einnahmen aus Zusatzleistungen wie Gepäckgebühren, stiegen um 7 Prozent auf fast 1,4 Milliarden Euro. Kein Wunder also, dass O’Leary an dieser Stellschraube weiterdrehen will.

Der Chef des irischen Konzerns machte deutlich, dass sich 99,9 Prozent der Passagiere korrekt verhalten. Das verbleibende Zehntel Prozent sei für Verzögerungen beim Boarding verantwortlich und müsse zur Rechenschaft gezogen werden. O’Leary wurde deutlich und meinte sinngemäß „die Plage“ dieser 0,1 % Passagiere beseitigen zu wollen, die sich einfach nicht an die Gepäckvorschriften halten. Diese möchten doch bitte mit jemand anderem fliegen, Ryanair wolle diese als Passagier nicht haben.

Im Ryanair Flugzeug. Foto: Robert

Mehr Kontrolle durch Motivation

Kritiker werfen Ryanair vor, die Regeln würden teils willkürlich angewendet. O’Leary kontert entschieden: Wer sich auf dem Hinflug noch „durchgeschummelt“ habe, solle sich darauf einstellen, auf dem Rückflug zur Kasse gebeten zu werden. Das Ziel: flächendeckende und konsequente Durchsetzung der Vorschriften dank gezielter Anreize für das Personal.

Damit steht Ryanair nicht allein da. Auch andere Airlines oder Dienstleister setzen auf ähnliche Maßnahmen: So erhalten Mitarbeitende von Swissport an britischen Flughäfen rund 1,20 Pfund für jedes beanstandete Gepäckstück bei EasyJet.

Trotz der Einnahmen betont O’Leary, es gehe ihm nicht primär ums Geld, sondern um Effizienz: Ein zügiges Boarding sei nur möglich, wenn Passagiere sich an die Regeln halten. Überdimensioniertes Handgepäck blockiert Stauraum, verzögert Abläufe und erhöht den Stress an der Tür des Flugzeugs. Indem Mitarbeitende aktiv eingebunden werden, will Ryanair dem begegnen.

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Wer bei Ryanair zu großes Handgepäck aufspürt, bekommt eine Provision | Frankfurtflyer Kommentar

Ryanair gilt in Sachen Handgepäck als streng, kompromisslos und – sagen wir mal – kommerziell interessiert. Die Provisionszahlung für Personal beim Aufspüren zu großen Handgepäcks ist nur ein weiteres Beispiel für die perfektionierten Abläufe des Low-Cost-Giganten. Ob Vielfliegende oder Gelegenheitsreisende – die Regeln sollten bekannt sein. Wer sich daran hält, spart Nerven und Geld. wer es darauf anlegt, zahlt.

In einer Zeit, in der Airlines auf Zusatzgebühren und schnelle Abläufe setzen, ist Ryanair der Vorreiter. Nicht immer charmant, aber immer konsequent.

Danke: aeroTELEGRAPH

19 Kommentare

  1. Interessant. Kunden f*cken als Geschäftsmodell. In Anlehnung an O’Schmierie: „Solche Airlines wollen wir nicht. Mit denen sollen Andere fliegen.“

  2. Ich kann die Kritik an Ryanair nicht verstehen. Wenn jemand einen Merecedes kauft, muss er für jeden Schei… extra bezahlen. Ryanair hat klare Regeln und wenn man sich daran hält, wird man keine Probleme haben. Wenn man das Glück hat, mit Übergepäck durchzukommen, kann man daraus nicht das Recht ableiten, immer so zu fliegen, ohne extra zu zahlen. Nur weil mich die Polizei nicht erwischt, wenn ich innerorts 60 km/h fahre, heißt das nicht, dass ich immer damit durchkomme. Das hat nichts mit Willkür zu tun, im Gegenteil: Übermäßig schweres oder großes Handgepäck ins Flugzeug zu schmuggeln, ist eigentlich eine strafbare Erschleichung einer Dienstleistung.
    PS: Ich bin weder ein Freund noch ein Aktionär von Ryanair.

    • Das ehe ich auch so. Diese ewigen Diskussionen über dieses Thema verstehe ich nicht und es ist mir zuwider.

      Die Airlines kommunizieren klar, was in welcher Anzahl, in welcher Größe und mit welchem Gewicht wo mitgenommen werden darf.
      Unübersichtlich oder ärgerlich ist vielleicht, dass es so viele verschiedene Vorgaben gibt.

      Wenn Reisende zu faul oder zu dumm sind, die Regeln zu lesen oder sich bewusst über diese Regeln hinwegsetzen, dann sollen sie zahlen. Punkt.

      Mein Fazit:
      Richtig so. Kassiert diejenigen ab, die sich nicht an die Regeln halten. Alles andere empfinde ich als ungerecht. Das gilt nicht nur für Ryanair (mit denen ich nicht fliege), sondern für alle Airlines.

    • In vielen Punkten muss ich Dir Recht geben. Das sollte man auch bei allen anderen Airlines so handhaben. Wenn ich sehe, wie viel die Passagiere mit in den Flieger nehmen, bin ich auch für strengere Kontrollen. Teilweise wird der halbe „Hausrat“ mitgenommen und damit die Staufächer für andere belegt.

    • Der Vergleich hinkt. Wenn Ryanair und Andere das Ausmaß des erlaubten Gepäcks immer weiter herunterschrauben, um die wahren Kosten des Fluges zu verschleiern, ist das so, als ob Mercedes einen Wagen ohne Heizung verkaufen würde, um den Listenpreis möglichst niedrig zu halten. Weder kann ich mit einem heizungslosen Mercedes in den Winterurlaub fahren, noch können 95 Prozent der Menschen mit ausschließlich einem Personal Item in den Badeurlaub fliegen. Das ist es, warum ich von Abzocke spreche. Ryanair macht es mit absurden Regeln unmöglich, zum beworbenen Preis zu fliegen. Höchste Zeit, dass die EU für gesetzliche Mindeststandards sorgt.

      • Ja klar, der Staat (=EU) soll es wieder richten. So kommen wir immer mehr in die Klauen der Bürokraten. Ich bin jetzt gerade zu zweit mit 2 x Personal Item + 1 Aufgabekoffer nach Venedig geflogen. Ist doch perfekt, wo ist das Problem. wer im Sommer in eine Airbnb Wohnung fliegt und dort waschen kann, hat damit keine Probleme in einem Rucksäcklein das Notwendigste mitzuführen.

      • Dein Vergleich hinkt. Warum sollen alle Fluggäste für das Gepäck der Anderen mitzahlen? Das wäre ja, als wenn ich die Sitzheizung zahlen muss, nur weil der Hersteller die serienmäßig einbaut. (Könnte inzwischen sogar so sein, kP)

        • Oh, du bist also auch so ein Freund von Unbundeling. Für mich geht das gar nicht. Mal abgesehen davon, meinst du echt, dass davon die Preise günstiger werden?

          • Puh, schwierig. Ich weiß nicht, ob ich mich als Fan bezeichnen würde. Ich fliege tendenziell ja auch eher nicht Ryanair.
            “Günstiger” wird sowieso nichts. Aber vielleicht bleibt der Preis für mich gleich, wenn die Leistung verringert wird.
            Bsp flug 2010 – 100€ für Berlin-London inkl. Handgepäck und Aufgabe Gepäck. 2025 – 100€ für Berlin-London exkl. Hand- und aufgabegepäck. Wenn ich sowieso nur einen kleinen Rucksack habe und mir das für zwei Tage reicht oder so, konnte ich die indirekte Preiserhöhung umgehen.

      • Die Geschichte mit der Entbündelung der lange Zeit gebräuchlichen Mischkalkulation müssen wir uns schon selbst auf die Fahne schreiben. Für die Fluggesellschaften ist Mischkalkulation viel einfacher, nichts zu überwachen, keine extra Rechnungen.
        Wir selbst schauen bei der Flugsuche ganz primär nach dem Preis und nur ganz Hartnäckige wollen wissen, was der Preis alles umfasst.
        In den Suchmaschinen muss man in den ersten zehn Positionen auftauchen, sonst wird man nicht gefunden.
        Als Konsequenz hat irgendeine Fluggesellschaft angefangen, die Bestandteile der Mischkalkulation aufzulösen. Alle Anderen mussten wohl oder übel folgen.
        Die Billigflieger sind da lediglich am konsequentesten.

  3. Das sollten andere Airlines auch strenger handhaben. Das ist wie mit dem Huhn und dem Ei. Nur hier ist die Reihenfolge klar. Die Airlines stellen ganz klare Regeln auf (egal, wie man die jetzt persönlich findet) und eine Reihe von Passagieren verstoßen absichtlich konsequent dagegen. Darunter leiden im Ergebnis alle. Wer sich nicht an die Regeln halten will, kann alternativ auch mit der Deutschen Bummelbahn fahren oder zu Fuß gehen.

  4. Stunden damit verbringen, um das günstigste Hotel, die beste Disco, die beliebteste Bar und das Restaurant mit den größten Schnitzeln zu googeln. Hunderte oder tausende Euro ausgeben für das Smartphone und das Zubehör, um sich auf Instagram, TikTok und YouTube zu inszenieren.
    Das billigste Ryanair-Ticket kaufen, die Gepäckregeln konsequent ignorieren und sich dann über die Airlines und deren Vorgehen aufregen:

    Es sind erheblich mehr als nur 0,1% an Vollpfosten in den Billigfliegern unterwegs.
    Und nein, dass hat nichts mit „Erziehung“ durch die Airline zu tun. Haltet euch an deren Regeln, zahlt die Strafen, wenn ihr dagegen verstoßt, oder noch besser:
    Bleibt zu Hause, wenn euch das alles nicht passt.

  5. Klare Regeln für PAX bei Ryanair…ok akzeptiert (ich fliege nicht mit sowieso)…aber dann sollten Ryanair AUCH klare Regeln akzeptieren. z.B. zu spät in Berlin ankommen und dann ein Circus machen und schimpfen….oder BER lässt Ryanair spät landen…und 10000€ pro Flugzeug „Verspätungsgebühr“ bezahlen? Geht auch nur wegen Effizienz oder? Ganz einfach Mr O’L …“don’t arrive late“

    • Größe ja, aber Gewicht finde ich lächerlich. Das ist bei vielen Airlines mein einziges Problem. Bei BA gehen ja auch 23 kg. Wieso muss es bei LH unbedingt 8 kg sein? Mit ein bisschen Technik ist man da einfach schnell drüber und nein, die kann ich nicht aufgeben.

      Mal abgesehen davon, auf vielen meiner Flüge, zumindest bei LH, SAS, EW oder BA war ich in letzter Zeit erstaunt, dass es gar keine Probleme mit den Handgepäckfächern gab. In der Eco wohlgemerkt.

  6. Ich sehe hier in der Tat auch kein allzu großes Problem. Ryanair weißt auch während der Buchung gefühlt noch 17 mal darauf hin was geht und was nicht und versucht mir das extra Gepäckstück aufzuqatschen.
    Wer danach einsteigt und sich ahnungslos stellt, dem ist glaube ein gewisser Vorsatz zu unterstellen.

    Und preislich ist Ryanair auf seinen Verbindungen häufig halt auch unschlagbar. Wenn ich für das doppelte vom Preis dann mit meinem 1 Personal Item in einem Eurowings Flieger sitze, hält sich mein Komfortgewinn auch in Grenzen. Wie diese Preise zustande kommen ist natürlich ein anderes Thema…

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