Am 13. Oktober 1997 hatte die deutsche Bundesregierung alle Anteile an der Lufthansa verkauft und damit war Lufthansa ein rein privates Unternehmen. Nun hat die Bundesregierung am 6.07.2020 in einer Kapitalerhöhung wieder 20,05% der Anteile an Lufthansa erworben, womit die größte Airline Europas wieder teilstaatlich ist.
Besonders lange soll das Gastspiel von Deutschland als nun größter Anteilseigner allerdings nicht dauern, denn man steigt nur im Zuge der Corona Hilfen bei Lufthansa ein und will recht zügig als Gesellschafter den MDAX Konzern wieder verlassen. So sieht der Masterplan von Lufthansa einen Ausstieg von Deutschland schon wieder bis 2023 vor.
Die Kapitalerhöhung bei Lufthansa ist Teil eines größeren Hilfspakets für die Airline, welches aus einem Kredit über bis zu drei Milliarden Euro von der KfW besteht, von welchem die Lufthansa bereits eine Milliarden Euro abgerufen hat sowie 5,7 Milliarden Euro in Form einer stillen Einlage, welche das Eigenkapital der Airline erhöht.
Die 20,05 Prozent der Lufthansa Anteile hat Deutschland für 300 Millionen Euro gezeichnet und damit hat man 2,56 Euro je Aktie bezahlt. Bedenkt man den aktuellen Aktienkurs von etwa neun Euro, ist dies vermutlich ein sehr guter Deal für Deutschland.
Auch die stille Einlage und der Hilfskredit für Lufthansa müssen verzinst werden. Bei einem Zinssatz von bis zu 9,5 Prozent kommen hier Belastungen von fast einer Milliarde Euro pro Jahr auf Lufthansa zu, weshalb man die Staatshilfen so schnell wie möglich zurückzahlen will und sich sogar für bessere Konditionen auf dem Kapitalmarkt Gelder beschaffen will.
Mit den Unterstützungen von Deutschland gilt die Zukunft der Lufthansa Gruppe nun aber als gesichert und man konnte eine Insolvenz oder auch eine Zerschlagung der Gruppe verhindern.
Privatisierung von Lufthansa startete 1966
Lufthansa wurde als staatliche Airline nach dem zweiten Weltkrieg wieder aus der Taufe gehoben, allerdings begann man bereits 1966 mit der Privatisierung der Airline und bracht diese an die Börse. Erst in den 90er Jahren wurde Lufthansa von einer Staatsairline zu einer privaten Airline, als Deutschland seine Anteile bis 1993 auf 35% zurückgeschraubt hat.
1997, also vor 33 Jahren, wurde Lufthansa dann zu 100% privatisiert und Deutschland hielt keine Anteile mehr an der Airline. Nach der vollständigen Privatisierung von Lufthansa, entwickelte sich die Airline durch Zukäufen von Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines zu der größten Airline Gruppe in Europa und einer der bedeutendsten Airlines der Welt.
Deutschland hält nun 20,05% an Lufthansa | Frankfurtflyer Kommentar
Die Geschichte wiederholt sich selbst, so geht ein altes Sprichwort und im Falle von Lufthansa ist es wahr, zumindest was den Staatsbesitz angeht. Auch wenn Lufthansa weit entfernt von einer Verstaatlichung ist, denn die Bundesregierung hat keine Sperrminorität und darf auch keinen direkten Einfluss auf das Geschäft von Lufthansa nehmen, jedoch dürfte man bei Lufthansa selbst nicht begeistert über den neuen Großaktionär sein.
Der Staat ist nicht gerade als guter Gesellschafter bekannt geworden und niemand will bei Lufthansa eine Commerzbank 2.0 sehen oder eine Lufthansa, welche funktioniert wie die Deutsche Bahn. Zum Glück scheint man dies bei der Bundesregierung ähnlich zu sehen, denn man will sobald möglich die Anteile an der Airline wieder verkaufen.
2020 – 1997 = 23
„Besonders lange soll das Gastspiel von Deutschland als nun größter Anteilseigner allerdings nicht dauern, denn man steigt nur im Zuge der Corona Hilfen bei Lufthansa ein und will recht zügig als Gesellschafter den MDAX Konzern wieder verlassen.“
Das Problem daran ist, und ich bin sicher, dass das einer der Aspekte ist, die auch Thiele angetrieben haben:
Diese Aussage und Planung der Bundesregierung gilt nur für die _jetzige_ Bundesregierung. Diese ist aber nur noch bis Herbst 2021 im Amt und eine Wiederauflage ist unwahrscheinlich. Wenn aber etwa dann eine grün-rot-rote Bundesregierung übernimmt, ist diese Zusagen nicht gebunden und kann das Stimmrecht aus ihren Aktien nach eigenem Ermessen ausüben – und zum Verkauf der Aktien kann sie auch niemand zwingen. Daher sind diese jetzt Zusagen mittelfristig natürlich nicht belastbar.