Vor zwei Wochen musste Kanzlerin Angela Merkel auf dem Weg nach Argentinien zum G20 Gipfel mit dem Regierungsflugzeug der Luftwaffe umkehren, da es zu einem schweren Systemausfall beim Airbus A340-300 der Flugbereitschaft gekommen war. Viel Spott haben Bundesregierung und Flugbereitschaft dafür kassiert, dass man nach diesem Problem nicht in der Lage war, die deutsche Delegation mit einem anderen Flugzeug nach Argentinien zu fliegen. So mussten die Kanzlerin und ihre Entourage mit einem Iberia Linienflug nach Argentinien fliegen.
In Berlin scheint man aus diesem Vorfall nachhaltig gelernt zu haben, denn man denkt ganz offensichtlich sehr intensiv darüber nach einen oder zwei Airbus A330 oder gar Airbus A350 für die Flugbereitschaft anzuschaffen.
Eigentlich sind die zwei aktuellen Airbus A340-300 schon Teil eines Flottenerneuerungsprogramms der Flugbereitschaft, auch wenn die Regierungsflieger inzwischen schon über 20 Jahr alt sind. Damit sind sie zwar nicht bedenklich alt und könnten aufgrund ihres Alters sicher noch eine ganze Weile fliegen, allerdings sind alte Flugzeuge grundsätzlich auch etwas wartungsintensiver und böse Zungen sprechen der Luftwaffe regelmäßig die Fähigkeit ab Luftfahrtzeuge ordentlich zu warten. Wenn man sich die Bilanz der einsatzbereiten Flugzeuge der Bundeswehr anschaut, können hier allerdings tatsächlich Zweifel im Umgang mit der teuren Technik aufkommen.
Ein nagelneuer Airbus A330-300neo oder ein Airbus A350-900 wären hier sicher eine sehr charmante Idee als Regierungsflieger. Besonders ein VIP Airbus A350 könnte mit Zusatztanks Reichweite von 20.000 km erreichen, womit man jeden Ort der Erde quasi direkt anfliegen könnte. Auch aus Prestigegründen würde ein Airbus A350 für die Flugbereitschaft viel her machen und am Ende des Tages repräsentiert dieses Flugzeug auch Deutschland in der Welt.
200-300 Millionen Euro werden als Budget genannt
Inzwischen hat die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ein Interview gegeben, in welchem sie dem Sonntagsblatt sagte, dass zwar die Luftwaffe für die Regierungsflieger zuständig sei, aber das Budget für einen oder zwei neue Regierungsflieger aus dem Bundeshaushalt kommen soll.
„Selbstverständlich darf der Transport der Regierungsmitglieder zu wichtigen Terminen nicht zulasten der Luftwaffe gehen, die ihr Budget für Hubschrauber und Flugzeuge in den Einsätzen braucht.“
Als Budget für ein neues modernes Flugzeug soll bei 200-300 Millionen Euro liegen. Auch wenn dies unglaublich viel Geld ist, wird es quasi unmöglich sein hiermit einen neuen Airbus A350 oder A330 bei Airbus zu erwerben und diesen noch als Regierungsflieger auszustatten. Neben der teuren VIP Ausstattung gehören hierzu auch Verteidigungssysteme. So verfügten die Airbus A340-300 der Bundesregierung zum Beispiel über ein laserbasiertes Abwehrsystem gegen infrarotgelenkte Raketen.
Bei dem genannten Budget kann man sehr sicher davon ausgehen, dass man wieder ein gebrauchtes und damit älteres Flugzeug erwerben wird.
Dem Vernehmen nach wurde die Kanzlerin bereits über Optionen unterrichtet und sie soll mit dem Finanzminister über eine mögliche Finanzierung gesprochen haben. Es ist also durchaus denkbar, dass man schnell eine Entscheidung, zumindest über eine Bestellung, fällen wird.
Die deutsche Luftwaffe denkt über einen Airbus A330 oder A350 nach | Frankfurtflyer Kommentar
Grundsätzlich ist es eine sehr spannende Idee, dass die Bundesregierung einen Airbus A350 als neues Regierungsflugzeug erhalten könnte. In einer VIP Ausstattung hätte man hiermit ein modernes Flugzeug mit welchem man wirklich alle Ansprüche an ein Regierungsflugzeug erfüllen könnte. Mit 300 Millionen Euro ist dieses Projekt allerdings kaum stemmbar.
Ein Blick in die USA genügt, denn für den Bau von zwei neuen „Air Force one“, welche auf der Basis der Boeing 747-8 entstehen sollen, benötigt Boeing 4 Milliarden US$, wobei dies auch an den vielen Veränderungen am Flugzeug liegt, welche unter anderem die Struktur des Flugzeuges betreffen und von der US Regierung gefordert werden.
Einen VIP Airbus A350 würde man wohl kaum für 300 Millionen Euro erwerben können, insbesondere nicht mit einem schnellen Lieferslot bei Airbus. Hier sind 500-600 Millionen Euro oder mehr sicher eine realistischere Größe.
Es gibt den Satz „Wer billig kauft, kauft doppelt“. Einen Funken Wahrheit scheint es hier im Bezug auf unsere Regierungsmaschienen durchaus zu geben, denn aktuell durchlaufen die „neuen“ Flugzeuge der Flugbereitschaft eine wahre Pannenserie und es ist immer noch nicht abschließend geklärt, was bei dem Flug nach Bueno Aires wirklich schief gegangen ist.
Besonders ein Airbus A350, welcher direkt als Regierungsflugzeug ausgelegt und entsprechend behandelt wird, könnte problemlos 30 Jahre für die Regierung fliegen. Hier lohnt wieder ein Blick in die USA, welche ihre Boeing VC-25, also die militärische Version der Boeing 747-200, nun seit 30 Jahren betreiben und hier bis jetzt keine nennenswerten Zwischenfälle produziert hat.
Wenn man bedenkt, dass der Haushaltsüberschuss in Deutschland im ersten Halbjahr 2018 bei etwa 48 Milliarden Euro lag, sollte es durchaus möglich sein das Geld für einen neuen Airbus A350 für die Bundesregierung bereit zu stellen. Insbesondere wenn man bedenkt, dass man dieses Flugzeug über 20 oder gar 30 Jahre „abschreiben“ könnte.
Hier wird wie üblich am falschen Ende gespart.Und zwar bei der anschaffung des Flugzeuges.
Wir Deutschen sind schon geil. Wollen überall dabei sein und mitreden, weil wir denken wir sind der Nabel der Welt und haben nicht mal ein einsatzfähiges Flugzeug, was selbst jedes Staatsoberhaupt in Afrika hat, weil wir Geld sparen wollen oder warum auch immer. Aber wir haben ja so oder so bald keinen offiziellen Flughafen in Berlin mehr wenn Tegel als Wohnbauprojelt umgesetzt wird, da brauchen wir auch keine Flieger ! ?
Und warum ist das so? Ich stelle mir schon die Proteste vor, wie man dafür so viel Steuergelder ausgeben kann. Die Kanzlerin kann doch immer Linie fliegen usw. Genau deshalb ist das so. In den USA kann ich mir sowas nicht vorstellen, wenn es um die Air Force One geht.Da stehen die alten Maschinen sogar im Museum.
Ich sehe die Frage etwas anders. Ist das eigentlich gut so, wenn Politik so funktioniert, dass wenige Personen in kurzer Zeit weit entfernte Orte bereisen müssen? Lassen sich Aufgaben nicht teilweise delegieren? Es ist ohnehin nicht möglich, dass die wenigen Reisenden in all den Fragen umfassend sachkundig sind, mit denen sie sich auseinander setzen müssen. Aber wenn das so ist, können doch gleich die sachkundigen Berater wesentliche Aufgaben übernehmen.