Flug nach Düsseldorf landet in Hannover: LOT zwingt Passagiere zurück nach Warschau

Eine Embraer E175 von LOT

Ein Flug der polnischen Fluggesellschaft LOT nach Düsseldorf führte am Montag, 18. September 2023 fast 75 Passagiere genau dorthin, wo sie ins Flugzeug eingestiegen sind. Langweilig, alles schon mehrfach gelesen!? Dem ist vermutlich nicht so, wenn man sich genauer anschaut, was LOT seinen Fluggästen da angetan hat.

Was war am Montag (18. September 2023) passiert? Eine Embraer E175 von LOT Polish Airlines machte sich auf, um 75 Fluggäste vom Flughafen Warschau Chopin (WAW) nach Düsseldorf (DUS) zu bringen. Die Embraer mit der Registrierung SP-LIL startete schon deutlich verspätet in Warschau.

In Düsseldorf zog parallel ein Unwetter auf, welches auch der Crew und den Passagieren der etwa 13 Jahre alten Embraer zum Verhängnis wurde. Über Westfalen musste die Maschine ins Holding gehen und mehrere Warteschleifen fliegen, ehe klar wurde, dass eine Landung in Düsseldorf erstmal nicht möglich sei. Die Maschine drehte ab und wurde nach Hannover (HAJ) umgeleitet.

Screenshot: Flightradar24.com

Und hier begann die eigentliche Odyssee für die meisten der Passagiere von LOT. Denn obwohl Hannover nur etwa 250 km Luftlinie von Düsseldorf entfernt liegt, durften die Passagiere das Flugzeug am Flughafen Hannover nicht verlassen. Nicht nur das. Denn laut Medienberichten kam auch die Polizei an Bord, um sicher zu stellen, dass niemand das Flugzeug verlässt.

Schon eher ungewöhnlich, aber LOT hatte scheinbar den Plan, das Flugzeug voll zu betanken und das Unwetter abzuwarten. Doch dazu kam es nicht, denn das Unwetter dauerte länger als erhofft und irgendwann kam LOT das Nachtflugverbot am Flughafen DUS in die Quere.

Die Fluggesellschaft entschied sich dazu, wieder zurück nach Warschau zu fliegen. Das führte zu Unruhen an Bord. Immerhin waren die Passagiere nur rund 250 km von ihrem Ziel entfernt. Zahlreiche Passagiere diskutierten mit der Crew und schließlich erlaubte der Pilot allen Passagieren auszusteigen, die nur Handgepäck an Bord hatten. So konnten zumindest zehn Passagiere das Flugzeug verlassen und ihre Heimreise von Hannover antreten.

Alle anderen Passagiere des LOT Fluges LO407 mussten an Bord warten, bis die Maschine um 22:58 Uhr wieder in Hannover abhob. Gute sechs Stunden nach dem Beginn der Reise landete ein Großteil der Passagiere wieder dort, wo sie gestartet waren.

Flug nach Düsseldorf landet in Hannover: LOT zwingt Passagiere zurück nach Warschau | Wer ist verantwortlich?

Doch was sagen die Beteiligten dieses Chaos zu der Situation? Die Bundespolizei will hier keine Verantwortung übernehmen. Sie weist darauf hin, dass die Lösung des Problems in den Händen von LOT und dem Flughafen HAJ lagen. Die festgesetzten Passagiere hatten sich hingegen Hilfe von der Bundespolizei erhofft.

Ein Sprecher des Flughafens weist ebenfalls alle Fehler von sich: „Es war die Entscheidung des Piloten, dass das Flugzeug nicht in Hannover ausgeladen wird und weiterfliegen soll. LOT ist derzeit kein Partner der Abfertigungsagenten am Flughafen Hannover.“

Auch LOT schiebt die Verantwortung von sich. Die Airline habe über Stunden mit dem Flughafen verhandelt, aber es hätte nicht genügend Personal gegeben, um den Flieger abzufertigen. Außerdem weist LOT darauf hin, dass es keine Möglichkeiten gegeben habe, die Passagiere vor Ort ordentlich zu betreuen, denn das Star Alliance Mitglied fliegt normalerweise nicht nach Hannover und hat dementsprechend keine Strukturen vor Ort. Auch Hotelzimmer habe es nicht ausreichend vor Ort gegeben.

Flug nach Düsseldorf landet in Hannover: LOT zwingt Passagiere zurück nach Warschau | Frankfurtflyer Kommentar

Operationelle Gründe oder ein im wahrsten Sinne des Wortes billiger Trick? Egal was die Ursache war, LOT steht nach dem Vorfall alles andere als gut da. Nachdem ein Unwetter eine Landung in Düsseldorf verhindert hatte, musste die Embraer E175 von LOT nach Hannover ausweichen. Dort konnte oder wollte man das Flugzeug allerdings nicht abfertigen. Und daher stand eine Reise zurück nach Warschau an.

Das wirft viele Fragen auf, ganz besonders aber die, ob LOT hier einfach den billigen Weg gegangen ist. In Warschau war es kein Problem, die Passagiere in ein Hotel einzubuchen und Flugzeug mitsamt Crew waren wieder an ihrem Heimatflughafen. Und natürlich war die SP-LIL am nächsten Tag schon wieder für andere Flüge eingeplant. Ersatz zu finden, wäre komplizierter gewesen

Wie wärt Ihr damit umgegangen, wenn Euch LOT einfach wieder zurück nach Warschau geflogen hätte?

Danke an OMAAT für den Hinweis

22 Kommentare

  1. Ich denke, man wollte sich nur die Anfertigungsgebühren sparen und natürlich die Maschine und Crew schnell wieder für den nächsten Umlauf in WAW haben. Das zwangsweise Zurück nach WAW ist Freiheitsberaubung, da man ja am Boden war. Hauptsache raus und mit dem Zug weiter.

    Angesichts dessen, dass bereits Polizei an Bord war, hätte ich Anzeige gegen die Crew erstattet. Die muss die Polizei aufnehmen.

    • Sorry, was soll so ein Kommentar? In keinster Weise ist das Freiheitsberaubung. Und die Menschen an Bord waren auch nirgends in Gefahr. Sorry, was soll sowas? Und ersthaft lieber mit der Bahn, die erst richtig oft schafft, Leute auszusetzen oder gar nicht zu fahren? Mitten in der Nacht? Von HAJ? Na das möchte ich mal sehen.

      Es gibt ja Geschichten, dass die Leute mit Handgepäck aussteigen durften und sich durchgeschlagen haben.

      Ich habe für dieses ganze Theater null Verständnis, wirklich null. Hier wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht.

      • Ich wäre mit solchen Rechtsansichten vorsichtig. Selbstverständlich erfüllt diese Situation den Straftatbestand des § 239 StGB. Ich lege Ihnen diesbezüglich die Lektüre des Artikels NZV 2013, 417 ans Herz.

        • Bitte? Dann könnte man die Bahn aber ganz oft verklagen. Und viele andere Verkehrsmittel auch.

          Ich habe zu dem Thema meine Meinung und dazu stehe ich auch. Ich habe für das Theater, das einige Leute dort abgezogen haben, sehr wenig Verständnis.

      • Eine Freiheitsberaubung liegt vor, wenn der Täter vorsätzlich eine andere Person gegen oder ohne dessen Willen seiner Freiheit beraubt.

        Da gemäß Sachverhalt die Polizei an Bord war, muss es eine Treppe gegeben haben. Ein Bus wäre an einem Flughafen ebenso immer verfügbar bzw. Personal zur zu Fuß Begleitung bei Position am Terminal.

  2. Kommt.es geht wirklich noch mehr unsachlich. try harder.
    Bild hat vor 4 Tagen über den Vorfall berichtet und sogar das boulevard war im Ton sachlicher als die Avgeeks hier.
    Leute, haltet eure niederen Instinkte im Zaun. Nicht jeder Berichterstatter im Internet muss sich mit dem Drama-queen-Virus anstecken, vor allem wenn der Vorfall bereits so alt ist.
    Gähn.

  3. Ich sehe das etwas weniger schlimm. Es war natürlich blöd für die Passagiere, aber wann ist sowas schon super? Zumal ich selbst schon nach HAJ umgeleitet wurde und dort erfahren musste, dass der Flughafen solche Situationen nicht gerade gut bewältigt. Ich saß in einer Maschine der LH, die ja sehr wohl den Flughafen HAJ anfliegen und trotzdem konnte man uns nicht abfertigen. Am Ende saßen wir auch ziemlich lange in der Maschine, bevor wir betankt wurden und dann statt nach Tegel nach Schönefeld flogen (wegen Nachtflugverbot in TXL; SXF hatte damals keines, im Gegensatz zum BER jetzt). Begründung war auch, dass man in HAJ keine Kapazitäten und erst recht keine Unterkünfte für uns hätte. Und wer den Airport dort kennt, weiß, dass die Hotels dort auch nicht gerade üppig vorhanden sind. Insofern kann ich die Entscheidung schon nachvollziehen. Zumal der Pilot das nicht allein entschieden haben wird, sondern sich garantiert mit LOT abgestimmt hat.
    BTW: Ich habe mal von LHR nach MAD wegen Unwettern über acht Stunden gebraucht, wo uns BCN nicht mal abfertigen konnte als Umleitungsflughafen. Sowas passiert also durchaus öfter, selbst an größeren Airports.

  4. Ich finde in solchen Fällen von höherer Gewalt (Wetterbedingungen) für die die Airline auch nichts kann, sollte zumindest das Nachtflugverbot nicht gelten, um den Fliegern wenigstens zu erlauben nach der Wetterbesserung zum Ziel fliegen zu können und danach zurück zu ihrer Basis.

    • In Bremen ist das so. In Düsseldorf hätteste dann direkt wieder irgendwelche Fluglärmgegner auf der Matte, die sich irgendwann mal nach dem Flughafen ihr Häuschen für drei Euro Fünfzig in die Einflugschneise gesetzt haben.

      • Richtig. Hast du in Berlin auch ständig. Die regen sich schon auf, weil Piloten wohl die Hoffmann-Kurve nicht richtig oder nicht oft genug fliegen. Dabei hatte SXF nicht mal ein Nachtflugverbot. Aber inzwischen ist das Theater hoch zehn.

        Jeder will fliegen, will die Bahn und die Autobahn, aber wehe es ist irgendwo was zu hören.

    • Exakt hier liegt das Problem. Es ist eine Unverschämtheit, dass nach einem Gewitter das Nachtflugverbot nicht grundsätzlich außer Kraft gesetzt wird. Tausende kommen nicht nach Hause, nur weil die Anwohner ihre Ruhe haben wollen. In diesem Fall ist eine Nacht mit Lärm absolut zumutbar für die Anwohner.

  5. Ich hatte exakt das gleiche Problem mit LO407 im Sommer letzten Jahres. Ebenfalls Unwetter in Düsseldorf, aber Umleitung in meinem Fall nach Hamburg. Dort konnten dann alle Passagiere aussteigen und wurden ihrem Schicksal überlassen, die E170 flog dann leer zurück nach Warschau. Die EW nach Düsseldorf war an jenem Abend gecancelt und dir Bahn hatte nur noch einen Nacht ICE im Angebot – muss ich nicht haben. Ich hatte mir daraufhin den vorletzten Europcar Golf für schlanke 500.-€ Tagesmietabzocke gesichert, bin zunächst heim und am nächsten Morgen nach Düsseldorf gefahren, um dort meinen Wagen abzuholen. Die Kosten für den Golf hatte ich bei LOT eingereicht (Stichwort Beförderung bis zum gebuchten Endziel) und anstandslos nach 6 Wochen zurückerstattet bekommen. Das einzige was mir leid tat, war mein Sitznachbar, ein bereits sehr alter Herr, welchen ich gerne mitgenommen hätte, ihn aber leider im Trubel nach der Ankunft verloren hatte.

    • Das macht leider nicht nur die LOT. Die LH hat uns damals nach solch einer Umleitung auch einfach ausgesetzt. Nachts fuhr kein ÖPNV mehr und es gab exakt ein Dutzend Taxen.

    • 500€ ist doch gut!! 2022 zu Zeiten als reguläre Mietwagen fast nicht zu kriegen waren, weil Deutschland während Corona alles verschlafen hat (wie immer) und selbst Wochen vor der Abholung ein Polo gerne mal 150€ kostete.

      Aber wäre es nicht im vorliegenden Fall besser gewesen von LOT, das genauso zu machen wie bei Klaus? „Wir konnten Sie nicht zum Zielort befördern, bitte kümmern Sie sich selbst und reichen uns später die Rechnung ein“.

      Die Paxe nicht „raus“ zu lassen, zu sagen: du bleibst hier, wie fliegen zurück nach WAW, ist ein Unding. Das muss zumindest FREIWILLIG sein, wer will kann zurück, wer nicht fährt auf eigene Faust nach DUS und reicht die Rechnung ein.

      Wer weiss, was wirklich passoierte, wir spekulieren hier nur!

  6. Haarsträubend was man hier liest. Freiheitsberaubung. Wer öfters mit dem Flugzeug unterwegs ist weiß, daß nie aufgegebenes Gepäck ohne den dazugehörigen Passagier transportiert wird. Da es in Hannover niemand entladen konnte, mussten die Passagiere halt bis zum endgültigen Airport an Bord bleiben. Deshalb konnten auch die mit ‚hand luggage only‘ problemlos aussteigen. Eigentlich einfach zu verstehen.

    • Na, das ist soweit nicht vollkommen richtig. Schafft es ein Gepäckstück nicht auf das Flugzeug des Fluggastes, wird es durchaus separat mit dem nächsten Flieger oder anderweitig transportiert. Da ist also der Fluggast nicht an Bord. Hier war der Fluggast ja sogar ein Teilstück mit an Bord.

      Und so einfach durften die Handgepäck-Fluggäste dann auch nicht aussteigen. Da gab es vorher Diskussionen.

    • Letztendlich ging es LOT doch nur darum, die Abfertigungsgebühren zu sparen und die Maschine am nächsten Morgen in WAW zu haben. Dort gibt es schließlich auch Nachtflugbeschränkungen, die zu greifen drohten. Debording hätte halt gedauert.

      Juristisch ist die Freiheitsberaubung schon vom Tatbestand her erfüllt.

    • „…dass nie aufgegebenes Gepäck ohne den dazugehörigen Passagier transportiert wird?“

      Sehr komisch, wenn man in PMI landet und in DUS hat man vergessen das Gepäck zu verladen. Das kam dann zwei Tage später im Hotel an!

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