Mit dem Einbruch der Nachfrage an Flugreisen stieg beinahe gleichzeitig der Bedarf an Frachtflügen. Lufthansa Cargo konnte diesen Anstieg mit den Frachtmaschinen nicht bewältigen, daher wurden Maschinen der Muttergesellschaft eingesetzt und zum Teil sogar umgerüstet.
Um die Kapazitäten in der Kabine besser nutzen zu können, wurden die Sitze einiger Airbus A330 ausgebaut. Damit kam unnötiges Gewicht aus den Flugzeugen und der Stauraum konnte besser genutzt werden. Die sogenannten „Prachter“ kommen nun wieder zur Rückrüstung in die Werft- die Nachfrage ist eingebrochen.
Insgesamt zehn Flugzeuge wurden bei Lufthansa umgerüstet
Schon Ende März waren die ersten Passagiermaschinen ganz ohne Fluggäste im Einsatz. Aber der fehlende Flugverkehr machte sich beim weltweiten Frachtumschlag bemerkbar. Fracht wird nicht nur auf Cargoflugzeugen befördert, sondern zu einem großen Teil in den Frachträumen von Passagierjets. Diese Kapazitäten fehlten plötzlich.
Gerade die Nachfrage nach Masken und Schutzkleidung war rasant gestiegen. Die Lücke wurde schnell gefüllt, viele angeschlagene Fluggesellschaften konnten so kurzfristig Einnahmen generieren. Noch im März waren die ersten Jets in China, um dort das hier benötigte Equipment abzuholen.
Masken, Schutzkleidung und viele Medikamente werden beinahe ausschließlich in China produziert. Bilder von Passagiersitzen mit darauf festgezurrten Kartons hatten viele Airlines. Sogar der Billigflieger WIZZ oder die Charterairline Condor waren in China zu sehen. Dadurch kamen ungewöhnliche Routings mit interessanten Zwischenstopps herum. Diese waren durch die begrenzte Reichweite einiger Maschinen notwending, ein anderer Grund war die Ruhezeit der Crew. Man hat es – wo immer möglich – vermieden, die Besatzungen auf dem chinesischen Festland in Hotels unterzubringen.
Lufthansa ist so beispielsweise von München zunächst nach Seoul in Südkorea geflogen. Dort ging die Crew ins Hotel um sich zu regenerieren. Am darauffolgenden Tag ist man nach Peking geflogen, um das Frachtgut aufzunehmen, im Anschluss ging der Flug dann wieder direkt nach München. Zum Einsatz kamen Airbus A350, dessen Sitze in dieser Zeit nicht ausgebaut wurden.
Die ungewöhnliche Maßnahme kam bei Lufthansa lediglich in Frankfurt auf insgesamt zehn A330 zum Tragen. In Zusammenarbeit mit dem Luftfahrtbundesamt konnte das Vorhaben von der Lufthansa Technik rasch umgesetzt werden. Auf manchen Flügen waren sogar Flugbegleiter im Einsatz, die zur Sicherheit mitgeflogen sind.
Ziele waren neben Shanghai auch Shenzhen oder Nanjing. Zu Spitzenzeiten gab es sogar drei tägliche Abflüge nach Shanghai. Doch damit ist es nun vorbei, die Nachfrage ist so abrupt wie sie entstand auch wieder eingebrochen. Die ersten Flugzeuge sind bereits in der Werft und werden wieder umgebaut.
Auch andere Airlines haben zu dieser Maßnahme gegriffen. Aegean hat in dieser Zeit die Sitze eines Kurzstrecken-Airbus ausgebaut, bei Air Canada wurden sogar mehrere Turboprop-Flugzeuge umgerüstet.
Flugzeuge in Frachtversion werden wieder umgebaut | Frankfurtflyer Kommentar
Die ungewöhnlichen Zeiten und deren ungewöhnlichen Maßnahmen. Die Not war und ist groß, mit dieser Nummer konnte man immerhin mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Flugzeuge standen ungenutzt zur Verfügung, der Bedarf nach Fracht wurde groß und die Airlines um die zusätzlichen Umsätze dankbar.
Auch die behördlichen Genehmigungen schienen schnell über die Bühne gegangen zu sein. Auch wenn die Operation nur wenige Wochen aufrecht gehalten werden konnte, scheint sich der Aufwand gelohnt zu haben.
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