Liebe geht bekanntlich durch den Magen und dies trifft insbesondere beim Fliegen zu, denn wenn eine Fluggesellschaft beim Essen Kürzungen vornimmt, ist der Aufschrei immer recht groß. Dabei ist es vielleicht nicht ganz rational, dass Getränke und ein billiges Sandwich die Kaufentscheidung nachhaltig beeinflussen und dennoch ist (oder war) es eine der größten Differenzierungsoptionen im Flug zu Billigfliegern.
Tatsächlich ist es noch nicht so lange her, da war es wie selbstverständlich, dass man an Bord eines Flugzeuges in Europa, selbst auf kürzesten Strecken, eine umfangreiche Auswahl an kostenlosen Getränken und einen Snack angeboten bekommen hat. Dies war bei Airlines wie British Airways, Lufthansa, KLM oder SWISS oftmals auch fast ein Teil des Inflight Entertainments, bzw. auch das einzige, welches geboten wurde.
Inzwischen haben alle der oben genannten „Premium Airlines“ die kostenlose Verpflegung und auch die Getränke in der Economy Class auf Kurzstrecken gestrichen und als eine der letzten Airlines plant dies nun auch KLM, denn auch die Holländer wollen wohl zumindest das kostenloses Sandwich streichen und auf ein Buy on Board Angebot umsatteln.
Damit ist auf den ersten Blick an Bord die Differenzierung zwischen einer Premium Airline in Europa und einem „Billigflieger“ wie EasyJet kaum noch gegeben, denn die Sitze, die hier in den Flugzeugen verbaut sind, sind quasi identisch und Service darf man an Bord nun in der Economy Class auch keinen mehr erwarten, bzw. für seinen Snack muss man bezahlen.
Damit ist eigentlich klar, dass sich die „Premium Airlines“ in Europa quasi alle mit der Economy Class auf Kurzstrecken dem Druck der Billigflieger ergeben haben und hier ein vergleichbares Produkt anbieten wollen. Zwar gibt es hier noch Unterschiede bei den Gebühren und das Extrem so mancher Billigflieger hat man hier noch nicht erreicht, wie mit Gebühren für den Airport Check-In oder Tarife sogar ohne Handgepäck, aber die Richtung ist deutlich.
Lufthansa oder EasyJet? Groß ist der Unterschied für viele Passagier nicht mehr, außer in der Farbe der Flugzeuge.
Dabei muss man natürlich auch sehen, dass die „Premium Airlines“ im Europaverkehr auch im direkten Preiskampf mit den Billigfliegern sind und wer hier Kurzstreckenverbindungen bucht, der bucht oftmals einfach den günstigsten Preis und die Passagiere sind nicht bereit 5 Euro mehr für ein Sandwich zu bezahlen, welches noch nicht mal wirklich gut ist, wenn man mal ehrlich ist.
Wenn man sich die Reaktion auf jede Ankündigung einer Kürzung anschaut, dann wird schnell klar, dass viele Passagiere das kostenlose Getränk und den kostenlosen Snack aber durchaus wertschätzen. Oft vermutlich nicht nur, weil man sich kein Sandwich am Flughafen oder im Flugzeug kaufen könnte oder wollte, sondern vielmehr auch, da es als Wertschätzung gesehen wird, insbesondere in Anbetracht der doch teils nicht ganz billigen Flüge in Europa.
Interessant ist auch eine Feststellung von Airlines, dass das Streichen der kostenlosen Verpflegung an Bord nicht wirklich zu einer messbaren Veränderung im Buchungsverhalten der Passagiere geführt hat und auch nicht dass man hier feststellen konnte, dass die Zahlungsbereitschaft zurück gegangen ist. Die Passagiere sehen also bei der Buchungsentscheidung vorrangig die gebuchte Transportleistung, als das gebuchte Produkt. Zumindest in einer kurzfristigen Betrachtung.
Der spannende Teil ist allerdings, dass die Kundenzufriedenheit, z.B. bei Lufthansa, durch die gestrichene kostenlose Verpflegung an Bord deutlich zurückgegangen ist und man davon ausgehen kann, dass es sich langfristig doch auf das Buchungsverhalten der Passagiere auswirken könnte. Denn eines, was die „Premium Airlines“ noch von den Billigfliegern massiv unterscheidet, ist die gute Kundenbindung.
Während die Passagiere der Billigflieger vorrangig bei jeder Buchung wieder die Entscheidung für eine Airline, in Abhängigkeit von Preis und Flugzeiten neu treffen, haben die klassischen Netzwerk oder Premium Airlines noch einen großen Stamm an sehr loyalen Kunden, welche man auch über die Goodies der Vielfliegerprogramme und des Status an sich bindet.
Wie effektiv ein solches Vielfliegerprogramm aber bei einem Kunden sein kann, der unzufrieden mit dem Produkt einer Airline ist, kann man sich an einer Hand ausrechnen. Entsprechend wird hier nun auch (in meinen Augen viel zu spät) gegengesteuert und z.B. Lufthansa führt wieder die kostenfreien Getränke in der Economy Class auf Kurzstrecken ein. Damit bekommt jeder Passagier Service und in einer gewissen Art auch eine Wertschätzung.
Dabei wird es bei Lufthansa nun eine Kombination aus kostenlosen Getränken und einem Buy on Board Angebot. Damit erinnert der Service sehr an das, was Airlines in den USA anbieten und vermutlich schließt sich hiermit auch ein Kreis, denn vieles was in den USA erfolgreich von den Airlines praktiziert wird, schwappt auch nach Europa über. (Leider nicht alles, denn wer würde sich nicht über echte Business Class Sitze auf Kurstrecken in Europa freuen?)
Das wir diesen Trend wohl so in Europa sehen werden ist sehr wahrscheinlich, denn wie es scheint hat man bei KLM und Air France einfach die „no service“ Zeit wie bei Lufthansa, Swiss und British Airways übersprungen und geht nun auch in die „neue Realität“, was in meiner Erwartung kostenlose Getränke und bezahlte Premium Snacks sind, um sich von den Billigfliegern zu differenzieren.
Auf Flügen bis 2-3 Stunden halte ich dies auch für absolut ausreichend und ich finde hier in den USA die Snacks die man an Bord kaufen kann auch meist besser als das, was man in Europa kostenlos bekommen hatte. Hierbei muss man bedenken, dass die meisten Passagiere die Sandwiches doch nicht oder nicht komplett essen.
Bei längeren Flügen bin ich von dem Buy on Board Angebot nicht wirklich überzeugt, welches die meisten Airlines in Europa anbieten. Nicht nur, dass es hier oft keine richtigen Mahlzeiten gibt, gerade bei Flugzeiten von 4-5 Stunden nach Ägypten, die Kanaren oder Israel, wäre ein Hotmeal wohl durchaus wieder angebracht, schon alleine da es wie ein Inflight Entertainment wirkt und die ersten 90-120 Minuten des Fluges so deutlich schneller vorbei gehen, schlicht weil in der Kabine etwas passiert.
Full Service oder Buy on Board: Wohin geht die Reise in der Economy Class bei “Premium Airlines”? | Frankfurtflyer Kommentar
Es sieht so aus, als wäre ein Buy on Bord in der Economy Class auf Flügen innerhalb Europas die Zukunft. Allerdings haben die „Premium Airlines“ verstanden, dass man sich von den Billigfliegern doch irgendwie differenzieren muss und hier wird man wohl weiterhin kostenlose Getränke anbieten. Hier könnte noch der Umfang eine Frage sein, wie z.B. wird es in der Economy Class Bier und Wein geben?
Buy on Board wird wohl aber in Europa genauso üblich werden wie in den USA und das nicht weil die Airlines hier so viel Geld an dem Sandwich sparen, was man nicht mehr verteilt, sondern eher weil man hier zusätzliche Einnahmen durch die verkauften Produkte erzielen kann.
Übrigens wäre so ein Buy on Board auch eine tolle Option um die Kundenbindung wieder zu fördern, denn man kann hier Systeme zum Zahlen mit den Meilen einführen und vor allem auch seinen Vielfliegern Rabatte oder auch kostenlose Getränke einräumen, was durchaus sehr wirksam sein kann. Ich erinnere mich an einen Flug mit United Airlines, bei dem drei Vielflieger in der Economy Class von Chicago nach Los Angeles am Abend nach den kostenlosen Getränken, hier noch für weit über 200 Dollar eine Happy Hour abgehalten haben und sich dann bei der Flugbegleiterin mit „Best flight of the Year“ verabschiedet haben. Hier war wohl auch die Airline mit dem zusätzlichen Umsatz am Ende glücklich und nicht nur die schwer angetrunkenen US Vielflieger.
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