Handgepäck auf vollen Flügen: So wollte mich Iberia zur Aufgabe meines Trolley-Koffers motivieren

Volle Handgepäckfächer können das Boarding verzögern. Foto: Sebastian

Als begeisterter Statusjäger habe ich mich in den letzten Monaten intensiv mit den innerspanischen Flügen von Iberia und Air Nostrum beschäftigt. Auf dem Weg zum begehrten Oneworld Emerald Status ist mir nun eine Besonderheit begegnet, die mir bisher von anderen Fluggesellschaften noch nicht bekannt war. Dabei geht es um das leidige Thema „zu viel Handgepäck“ und wie Iberia versucht, Euch zur Aufgabe des Handgepäcks zu bringen. Die Art und Weise ist ziemlich smart, wie ich finde. 

Wie viele unserer loyalen Leser bereits mitbekommen haben, fliege ich derzeit regelmäßig innerspanisch mit Iberia bzw. Air Nostrum. Ein Status Run zum Oneworld Emerald hat mich dazu verleitet, in diesem Jahr 46 Flugsegmente mit Airlines der gleichnamigen Luftfahrtallianz abzufliegen. Dafür hatte ich im vergangenen Jahr bereits einen Testlauf gemacht, bei dem ich erste Erfahrungen gesammelt habe. Dabei konnte ich erste sinnvolle Eindrücke gewinnen, was eine gute Idee und was weniger klug ist. 

Nun war ich im Januar 2025 gleich mehrere Tage am Stück unterwegs, um das Projekt weiter voranzutreiben. Unterwegs bin ich dabei üblicherweise zwischen Valencia, Ibiza und Palma de Mallorca. Eingesetzt werden auf den kurzen Hüpfern meist Kurzstreckenflugzeuge, wie Bombardier CRJ1000/J200 und ATR72. Also die Flugzeugtypen, bei denen das Handgepäck am Flugzeug abgegeben und im Gepäckraum verstaut wird. Am Ende des Fluges nimmt man das Handgepäck auch direkt auf dem Vorfeld wieder entgegen. Das so genannte „delivery at aircraft“.

Handgepäck mit Oneworld Priority und Delivery at Aircraft-Tag. Foto: Sebastian

Da mir zu viel Routine schnell langweilig wird, ging es zwischendurch auch mal nach Madrid. Sowohl von den Balearen als auch nach Valencia fliegt Iberia Express mit größeren Jets, wie dem Airbus A321. Auf einem dieser Flüge habe ich eine interessante Entdeckung gemacht, die zumindest für mich neu war. 

Einen Tag vor meinem Flug habe ich eine dieser typischen E-Mails erhalten, wie ich sie auch von Lufthansa kenne. Sinngemäß: Wir erwarten eine hohe Auslastung, geben sie doch ihr Handgepäck am Schalter ab. Soweit nichts Besonderes und eigentlich zum ungelesen entsorgen geeignet. Ein kleines Detail hat aber doch meine Aufmerksamkeit erhascht: Iberia bietet den Fluggästen, die bereit sind ihr Handgepäck aufzugeben, an, dass sie dafür die Priority Schalter der Business Class am Flughafen nutzen dürfen. 

Ein ziemlich kluger Schachzug, denn mit der Aufgabe des Handgepäcks tun wir der Airline einen Gefallen und nicht umgekehrt. Wir vereinfachen die Betriebsabläufe und helfen dabei, dass das Boarding schneller durchgezogen werden kann. Denn mit jedem Trolley, der ins Overhead Bin gehoben wird, vergeht wertvolle Zeit, in welcher der Gang blockiert wird. Auch wenn Euch Fluggesellschaften natürlich etwas anderes erzählen und die bequemen Vorteile für Euch als Reisende hervorheben. Niemand hat doch ehrlicherweise in solch einer Situation auch noch Lust Wartezeiten an der Economy Class Schlange zu erleen. Wenn man denn gerade schon etwas nettes tut.

Natürlich gibt es immer wieder auch die Situationen, an denen am Gate noch verzweifelt nach Personen gesucht wird, die ihr Gepäck abgeben. Der Reiz, das an dieser Stelle noch zu tun, ist gering. Ihr habt den Trolleykoffer schon durch die Sicherheitskontrolle gebracht und seid damit durch den ganzen Flughafen gerannt. Nun sollt Ihr das Teil abgeben und im schlimmsten Fall erst am Gepäckband wiederbekommen. Das klingt nach einem schlechten Deal.

Den Anreiz zur Aufgabe des Handegepäcks so zu erhöhen, wie Iberia es tut, das war für mich eine neue Idee. Aber sie klingt gut. Ich habe in meine Fall dennoch davon Abstand genommen, da ich noch Anschlussflüge hatte. Dank meines Oneworld Sapphire Status könnte ich den Business Class Check-in auch unabhängig davon nutzen.

Handgepäck auf vollen Flügen: So motiviert Iberia zur Aufgabe Eures Trolley-Koffers | Frankfurtflyer Kommentar

Iberia lässt Euch das Handgepäck am Business Class Check-in aufgeben… Wenn Ihr denn wollt. Es handelt sich dabei weiter um ein freiwilliges Angebot, welches jedoch klug umgesetzt ist. 

Man könnte es theoretisch sogar nutzen, um bei dem eigentlichen Aufgabegepäck die Warteschlange zu umgehen. Man muss dafür lediglich zusätzlich mit einem aufgabefähigen Handgepäck reisen und natürlich vor dem Flug die Einladung von Iberia erhalten. 

Habt Ihr das Angebot zur Abgabe des Handgepäcks schon genutzt? Erlauben andere Fluggesellschaften dafür auch die Nutzung des Business Class Schalters? Kommentiert gerne Eure Erfahrungen. 

11 Kommentare

  1. Eigentlich sprechen wir ja von der Lösung eines selbst geschaffenen Problems.
    Da wäre zum einen die Abschaffung der Mischkalkulation bei den Economy-Tarifen. Natürlich besteht einer der Effekte darin, das teure Aufgabegepäck durch „Hand“ gepäck zu ersetzen. Die Suchmaschinen sortieren leider nach wie vor nach dem nackten Flugpreis, unabhängig davon, was mit inbegriffen ist.
    Und dann die Warterei auf das aufgegebene Gepäck. Das muss durchaus keine Ewigkeit dauern, scheint aber nicht nur in MUC (es wird wirklich immer schlechter) ein leidiges Thema zu sein.

    • Die persönlichen Sachen wie Pass Geld Medis usw.kann man bei Verlust locker bei Lost and Found anmelden besonders wenn du der Fremdsprache nicht mächtig bist.

  2. Wir hatten diese E-Mail bzgl. LPA-MAD kürzlich auch im Posteingang. Das aufgegebene Handgepäck wurde anstandslos auch auf den Anschluss MAD-VIE durchgecheckt.

  3. Alles gut, solange dann das Handgepäck auf einem Umstiegsairport nicht von kriminellen Airportmitarbeitern gegen einen Drogenkoffer ausgetauscht wird. Die Folge 3 Monate U-Haft in Bogota bis endlich die Unschuld von den dortigen Behörden und Staatsanwaltschaft akzeptiert wurde. Toll! Und wer trägt den Schaden? Die Airline, der das Handgepäck anvertraut wurde??? Antwort bis heute offen!

  4. Ich fliege nur Business bis auf Ausnahmen innerhalb Norwegens aber so einen Stuss würde ich nie von mir geben. Wenn die Fluglinie diesen Gästen das einräumt hat man das zu akzeptieren. Nach Ihrer Wortwahl müssten Sie ja auch Statusgäste davon jagen. Und wo bitte schön steht geschrieben, dass ein Business Class Gast am selbigen Schalter vor eben den anderen Vorrang genießt. Ich kann mich auch nicht beschweren wenn am First Schalter ein Top Kunde vor mir sein Gepäck abgibt und „nur“ Business oder Eco fliegt.

    • Nein, ich muss den Quatsch der Airline nicht akzeptieren, und ich würde das auch lautstark vor Ort kommunizieren, damit es alle mitbekommen, wie schlecht die Airline ihre besten Passagiere behandelt. Wenn sich das herum spricht, unterlassen die Airlines den Blödsinn. Man muss nicht jeden Unfug akzeptieren, den sich die Airlines einfallen lassen.

  5. Ich hab bei allen drei Flügen voriges Jahr ein Mail von der jeweiligen Fluggesellschaft bekommen, mit der Bitte das Handgepäck einzuchecken. Das hab ich auch gerne gemacht. Entweder beim Automaten oder beim Schalter (auch Business). Die wirklich wichtigen persönlichen Dinge hab ich ja sowieso immer in einem kleinen Rucksack bei mir.

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