Icelandair trifft man gewöhnlich nur in Europa und Nordamerika an, welche die Airline über den Hub in Reykjavik die beiden Kontinente verbindet. Als Isländer hat man natürlich viel Erfahrung mit Schnee und Eis, allerdings hat es nun eine Boeing 767-300er der Airline in das ewige Eis der Antarktis verschlagen, wo sie sogar auf Schnee und Eis gelandet ist.
Dieser Ausflug der Icelandair Boeing 767-300er war nicht nur einer der längsten Flüge, welchen man je durchgeführt hat, es hat das Flugzeug auch erstmals in die Antarktis und damit auf die sprichwörtlich andere Seite der Erde gebracht. Grund für diesen besonderen Flug war, dass man 30 norwegische Wissenschaftler von einer Forschungsstation in der Antarktis abgeholt hat und zurück nach Norwegen fliegen musste.
Dabei war der Flug von Icelandair in die Antarktis ein logistischer Kraftakt, für welchen man neben dem Flugzeug auch sechs Piloten, 13 Flugbegleiter und ein Ingenieur schickte. Am 24. Februar ist man in etwas über zehn Stunden von Reykjavik nach Kapstadt geflogen, wo das Flugzeug und die Crew für etwa einen Tag verbracht haben, bevor es ins ewige Eis ging.
Der Flug von Kapstadt zur Troll Research Station am 26. Februar dauerte dann nur noch etwa 5:45 Stunden, allerdings flog das Flugzeug nach weniger als zwei Stunden im Eis wieder zurück mit den 30 Wissenschaftlern an Bord nach Kapstadt und von dort nach 90 Minuten Tankstop weiter nach Oslo.
In Oslo gingen das Flugzeug und die Crew in einen eintägigen Layover, bevor es wieder zurück nach Reykjavik ging. Insgesamt dauerte dieser besondere Umlauf dann etwas über vier Tage.
Dabei war die Iceland Air Boeing 767-300 nicht der erste Jet, welcher in der Antarktis gelandet ist. So gab es zuvor schon Boeing 737 und Boeing 757, welche hier gelandet sind. Dabei hat die Forschungsstation quasi einen eigenen Flughafen. Der Troll Airstrip bietet eine vorbereitete Piste von etwa 3.000 Meter Länge, welche aber nicht aus Beton, sondern aus befestigtem Eis und Schnee besteht. Genutzt wird der Flughafen auch nur im arktischen Sommer zwischen November und Februar und dabei auch ausschließlich für Forschungsflüge und nicht für den öffentlichen Luftverkehr.
Beeindruckend sind die Bilder, welche am Boden entstanden sind, allerdings allemal.
«Troll Airfield» er en av fem rullebaner i #Antarktis som kan ta imot store fly. ✈️ Nå har en #Boeing767 fra @Icelandair hentet hjem sommerpersonell og tidligere overvintrere.
Mer om Troll: https://t.co/75VjYxiNXC #TrollStation pic.twitter.com/NzztyrTLrB
— Norsk Polarinstitutt // Norwegian Polar Institute (@NorskPolar) March 1, 2021
Auch Lufthansa flog Arktis Forscher
Dieser Flug von Icelandair ist nicht einzigartig, denn die Forscher auf den diversen Arktisstationen und auch Forschungsschiffe müssen auch in einer Pandemie getauscht werden und die Möglichkeit haben, nach fast einem Jahr wieder nach Hause zu kommen. So hat Lufthansa mit einem Flug von Hamburg auf die Falklandinseln 92 Forscher und Wissenschaftler der Polarforschungsstation Neumayer III, sowie die Besatzung für die kommende Expedition mit dem Forschungsschiff „Polarstern“, zu ihrem neuen Einsatz geflogen.
Zurück ging es dann auf einem über 15 stündigen Flug nach München. Wie aufwändig dieser Einsatz war, haben wir auf dieser Seite mehrfach dokumentiert.
- Flug LH 2574 HAM-MPN | Passagiere & Crew seit einer Woche in Quarantäne
- LH2574 HAM-MPN | Lufthansa-Rekordflug auf den Falklandinseln gelandet
- Flugzeug putzen & Hotelquarantäne im Nirgendwo | Falkland-Crew kehrt zurück
Icelandair Boeing 767-300 landet auf Eis in der Antarktis | Frankfurtflyer Kommentar
Auch zu normalen Zeiten müssen die Mannschaften in der Antarktis getauscht werden, allerdings sind dies bei weitem nicht so aufwändige Operationen, wie jetzt während Corona. In vielen Fällen wäre man mit einem Forschungsschiff einfach zurück nach Südamerika, Australien oder Südafrika gefahren und von dort mit normalen Linienflügen geflogen, oder es wurden Forschungsflüge zwischen den Stationen in der Arktis und einem zivilen Flughafen organisiert.
Unter den aktuellen Bedingungen ist dies allerdings nicht ohne weiteres zu machen, weshalb man aufwändige Charterflüge wie diesen hier unternimmt. Für die Crews ist dies sicher ein sehr besonderes Erlebnis, auch wenn ich persönlich natürlich hoffe, dass es bald nicht mehr nötig sein wird, diese Flüge durchzuführen.
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