ITA Übernahme wird doch wegen der Lufthansa Langstrecken nach Nordamerika blockiert

Lufthansa versucht schon seit 2017 erst die damalige Alitalia und nun den designierten Nachfolger, ITA Airways, zu übernehmen. In der Begründung ist Lufthansa auch immer recht klar gewesen, denn man sieht Italien als den wichtigsten Markt in Europa nach Deutschland und Lufthansa transportiert schon jetzt mehr Passagiere von den USA nach Italien, als von den USA nach Deutschland. Genau diese hohe Bedeutung dieser Märkte könnte Lufthansa und ITA Airways nun zum Verhängnis werden und die EU Wettbewerbskommission schaut wohl besonders auf die Langstrecken in die USA.

Bisher ging man vorrangig davon aus, dass die Strecken zwischen den Hubs der Lufthansa Gruppe Airlines und Italien ein Problem darstellen und man war seitens Lufthansa vor allem dazu bereit in Mailand Linate wertvolle Slots abzugeben. Hiermit wollte man die EU Wettbewerbshüter besänftigen, allerdings sieht man hier wohl das Problem in den Nordamerika Strecken. Hier gab es bereits in der Vergangenheit Berichte, dass die EU von Lufthansa eine Reduzierung über dem Nordatlantik verlangen könnte, allerdings ist man hier seitens Lufthansa kaum zu Zugeständnissen in der Lage, was nun zum Problem werden könnte.

Interessiert bewertet die EU Wettbewerbskomission wohl vor allem die Strecken, die Lufthansa und ihre Partner (United Airlines und Air Canada) nach einer Fusion mit ITA Airways alleine non stop bedienen. Dabei wäre man auf Flügen von Rom nach Washington D.C. und San Francisco mit United und ITA Airways der einzige Anbieter der hier non stop Flüge anbietet, nach New York hätte man 54% der angeboten Sitze im Angebot von United und ITA Airways und auch nach Boston, Chicago und Toronto entstehe eine marktbeherrschende Stellung.

ITA Airways und United Airlines würden den Markt der non stop Flüge zwischen Italien und den USA sehr klar dominieren. Die entgegengesetzte Argumentation besagt aber, dass man bei dieser Marktbetrachtung die gesamten Verkehrsströme beachten muss und hier sind die Marktanteile dann nicht mehr so überwältigend.

Nach US-Daten des Verkehrsministeriums, wählten im Zeitraum von August 2022 bis Juli 2023 knapp 13 Prozent der Fluggäste zwischen Italien und den Vereinigten Staaten einen Flug von ITA, weitere 15 Prozent einen Flug der Lufthansa-Gruppe. 14 Prozent gehen dabei auf die Kappe von United Airlines und Air Canada steuert hier noch 2 Prozent bei, wobei die Kanadier wohl hauptsächlich Passagiere ins eigene Land und weniger in die USA aus Italien transportieren.

Damit kommt das Joint Venture der Star Alliance nach einer Integration von ITA Airways auf 44 Prozent des Marktanteils auf dem Sektor zwischen Italien und den USA. Dies ist zwar hoch, aber alles andere als eine marktbeherrschende Stellung.

Abgelehnt ist die Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa übrigens noch nicht, allerdings hat die EU das Phase 2 Prüfverfahren gestartet, welches 90 Tage dauern kann. Eine Genehmigung und damit eine Integration von ITA Airways in die Lufthansa Gruppe ist nicht vor Sommer 2024 zu erwarten.

ITA Übernahme wird doch wegen der Lufthansa Langstrecken nach Nordamerika blockiert | Frankfurtflyer Kommentar

Man hoffte in Frankfurt und Rom, dass die Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa schnell geht und dass man durch frühe Zugeständnisse bei den Slots in Mailand auch eine sehr schnelle Genehmigung erreicht. Nun hat man in Brüssel aber vor allem Bedenken, dass die Marktmacht auf der Strecke zwischen Italien und Nordamerika zu groß wird.

Tatsächlich wäre die Lufthansa Gruppe hier bei einer ITA Airways Übernahme recht plötzlich der Marktführer, aber man würde hier noch nicht einmal die Hälfte des Angebotes kontrollieren, sodass die beiden anderen großen Allianzen der SkyTeam Allianz und Oneworld Allianz hier sicherlich noch eine bedeutende Konkurrenz darstellen.

Hinzu kommt, dass sich die Machtverhältnisse zwischen Europa und Nordamerika sowieso etwas verschieben. Wenn es nach dem Willen der Airlines geht, wird ITA Airways von der SkyTeam Allianz in die Star Allianz wechseln und SAS wird von der Star Alliance in die SkyTeam Allianz umziehen. Beide Airlines sollen dann in die jeweiligen Joint Venture der Partner einsteigen, um hier das Nordamerika Netz zu stärken.

10 Kommentare

  1. Die Lufthansa ist eine Mafia Airline. Behindert Wettbewerb überall, verlangt absurde Preise, beschissener Service. Stop Lufthansa Mafia now! Gottseidank gibts Wettbewerbshüter!

      • IAG kenne ich nicht. AF/KL würde ich knapp bejahen, könnte aber subjektiv sein. Was ich jedoch entscheidend finde: Die Wettbewerber rufen weniger bizarre Preise auf, so dass sie in der Gesamtsicht deutlich besser abschneiden.

        • Die Wettbewerber müssen günstigere Preise anbieten, weil ihre Kunden ab Deutschland zu einem Umsteiger gezwungen sind. Ab dem Heimatmarkt der Wettbewerber bietet wiederum die Lufthansa günstigere Preise. Das war schon immer so und wird immer so bleiben.

          • man muss ja nicht nach Deutschland fliegen. Die Nachbarn fliegen auch direkt in und von den USA. Und zwar oft zu weitaus günstigeren Preisen

    • Ein brillanter und differenzierter Kommentar! Die Wettbewerbsbehörde prüft allerdings nicht nach Befindlichkeiten, sondern nach klar festgelegten Kriterien. Eine marktbeherrschende Position liegt u.U. dann vor, wenn ein Marktanteil von 40% erreicht wird. Komplex ist der vorliegende Fall auch deshalb, da die Allianzen mit in die Betrachtung einbezogen werden müssen und dabei die Tarifpolitik genau untersucht werden muss. Allianzen sind per se hinsichtlich des Kartellrechts und möglicher wettbewerbswidriger Preisabsprachen sehr kritisch zu sehen.

  2. Also ich finde das die Lufthansa ohne Hilfe der Regierung
    würde nicht da stehen wo sie ist die EU haben damals Alitalia verboten haben Hilfe von der Italienische Regierung zu bekommen ich würde der Italienische Regierung empfehlen von der EU los zulassen weil die ganzen Minister sind nur die armen Ländern zu Hilfe leisten sie zahlen nicht in die Kasse aber bekommen mehr als die die Zahlen

  3. Der Wiederspruch der EU Kommission fällt irgendwie keinem auf.
    Eine defizitäre Airline die nicht weiter mit Steuergeldern am Leben erhalten werden darf.
    Gleichzeitig darf sie nicht mit einem der 3 großen FSC zusammen gehen. Denn was für die LH gilt, gilt analog wohl auch für AFKLM (mit Delta in der Allianz) und IAG (mit AA).
    Gerade mit Sky Team müsste doch zuvor schon eine ähnliche Situation vorgelegen haben. Delta, AF und KLM und Allitalia – das waren doch auf USA – Italien Verbindungen sicher auch mehr als 40%.

    War das dann eine Marktbeherrschenden Stellung?

    Ich meine, was ist die Alternative? ITA abwickeln, weil alleine nicht überlebensfähig und dann ersteigern die anderen Airlines die Slots?
    Einer muss ja die ITA übernehmen.

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