Klimawandel: Swiss will Passagiere zu CO2-Kompensation zwingen

Swiss A320neo in Nürnberg, Foto: Robert

Fluggesellschaften überbieten sich weltweit derzeit in Sachen Nachhaltigkeit. Keine Pressemitteilung geht mehr an die Öffentlichkeit, ohne dass dort allerlei Buzzwords rund um umweltbewusstes und verantwortungsvolles Handeln auftauchen. Der Klimaschutz wird den Fluggästen mittlerweile schon aufgedrängt. Noch einen Schritt weiter scheint nun Swiss zu gehen. Die Schweizer Lufthansa-Tochter will offenbar die CO2-Kompensation auf ausgewählten Flügen verpflichtend machen.

Seit einiger Zeit bietet Swiss innerhalb Europas einen Green-Tarif in der Economy und Business Class an. Dank der „Green Fare“ soll das Fliegen durch Einsatz nachhaltiger Flugkraftstoffe SAF (20% Reduktion der flugbezogenen CO2-Emissionen) klimaschonender werden. Außerdem leistet, wer den grünen Tarif bucht auch einen Beitrag zu hochwertigen Klimaschutzprojekten (80% Kompensation der flugbezogenen CO2 Emissionen). Und obwohl es sogar 20% mehr Status- und Prämienmeilen bei Miles & More gibt, scheinen nicht genug Menschen dieses Angebot zu nutzen. Vor ein paar Wochen berichteten wir darüber, dass nur 3% der Fluggäste diesen nachhaltigen Tarif buchen.

Und was tut man, wenn der Kunde nicht so will, wie das Unternehmen. Genau, man zwingt ihn dazu, das gewünschte Angebot wahrzunehmen. Zumindest wenn sich das bewahrheitet, was das Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ berichtet. Demnach erwägt Swiss die Buchung der Green-Tarife auf ausgewählten Flügen verpflichtend zu machen. Und zwar zunächst auf dem einzigen Inlandsflug des Star Alliance Mitglieds zwischen Genf und Zürich. Dort prüft die Airline den Aufschlag in Höhe von 14,20 CHF für den Green-Tarif verpflichtend zu machen.

Swiss fliegt derzeit sechs Mal täglich zwischen Zürich (ZRH) und Genf (GVA). Eingesetzt werden primär Flugzeuge der Typen Airbus A220 und A320. Die meisten Fluggäste nutzen die Strecke mit etwa einer Stunde Flugzeit als Zubringer für Flüge zu anderen europäischen und interkontinentalen Zielen.

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Täglich müssen sich die Verantwortlichen der Fluggesellschaften Dinge ausdenken, wie sie das Image vom dreckigen Fliegen weg bekommen. Und dann sprudelt es nur so von tollen Produktverbesserung, aber der blöde Kunde frisst es einfach nicht. Klar, dass man dann zu drastischen Maßnahmen greifen und den Kunden einfach zu seinem Glück zwingen muss. Das geht halt leider nur dort, wo es keine Konkurrenz gibt. Die Sorge, dass die Fluggäste mit den Füßen abstimmen, ist dann wohl doch zu groß, so dass Swiss sich vorsichtig annähert, indem der Zwang zunächst auf der einzigen Inlandsverbindung angewendet wird.

Was haltet Ihr davon, den Kunden die CO2-Kompensation aufzuzwingen? Akzeptable Maßnahme oder Bevormundung?

Quelle: airliners.de

16 Kommentare

  1. warum der ganze aufwand und extra ausweisung irgendwelcher zusätzlichen gebühren?
    einfach einen preis veröffentlichen der alles beinhaltet. viel weniger aufwand und für den fluggast einfacher nachvollziehbar was er nun zu zahlen hat.
    aber es scheint ja heutzutage leider üblich zu sein, jeden mist einzeln zu berechnen damit der verwaltungsaufwand in die höhe getrieben wird und alles noch teurer wird

    • es fliegt seit Jahren sowieso niemand Zürich – Genf *als einzelene Strecke*
      Zug ist auch ohne Halbtax billiger und letztlich schneller, wenn man Siko, etc. einrechnet.

      Aber klar, wenn LH Group diese fragliche Methode von Aufzwingerei weiterfährt, verliert sie Kunden.

      Effektiver wäre, wenn man sich allg. fragt, wie man mit dem Klimawandel lebt (Wassereffizienz/ Speicherung, Hitzeschutz in Städten, Gebäudesanierungen, etc)

      • die LHG verliert wegen 14,5 CHF keine Kunden, wie man sieht klappt die Strategie Preis rauf-Service runter wunderbar. Und auf Strecken, die sowieso nur einer fliegt (Monopol) kann man machen was man will.

        Letztlich werden die CO2 Kompensationen in den Steuern und Gebühren verschwinden und dann kräht kein Hahn mehr danach. Lufthansa forever!!!

        „There is no better way to fly“

  2. Hahahahaha. Wenn man glaubt, es geht nicht noch dümmer, dann wird man bei der Lufthansa Group immer noch eines besseren belehrt. Weiter so. Irgendwann läuft auch noch die rosarote Brille weg.

  3. Ich werde niemals freiwillig einen Cent für diesen Mist rausrücken. Sollen sie doch selbst die Ausgleichskosten übernehmen wenn es ihnen so wichtig ist. Wenn der endpreis dann teurer wird nehm ich halt den Wettbewerber.

  4. Wobei der Interkontinentalflug zwischen Zürich und Genf in der Tat fragwürdig ist. Köln-Frankfurt geht ja mittlerweile auch ganz gut mit dem Zug (wenn dieser denn so verlässlich führe wie die SBB).

  5. @Torsten: das ist kein Interkontinentalflug und das Thema Zug ersetzt Flug haben wir doch schon ausgiebig immer wieder diskutiert: ginge alles, wenn die Bedingungen passen.

    Diese sind:
    – Bereitstellung ausreichender Kapazität durch die Eisenbahnebetriebe: Merke 1 Flugzeug sind 150-200 Menschen, das ist prakitsch ein ganzer Zug extra! DARAN scheitert es vorallem!
    – preislich günstiger als Flug – im Moment sind die Kombinationen über Airline gebucht fast immer teurer!
    – Transport Garantie: der Zug Abteil ist Teil des Beförderungsvertrages,bei Verspätung gilt EU261
    – gleichwertige Parkmöglichkeiten in Bahnhofnähe wie Airport (ZRH einfach)
    – gleichwertiges Serice Angebot (Mietwagen, Öffnungszeiten Geschäfte etc.)

    14,5 CHF sind doch für Schweizer wie Schall und Rauch, dafür gibt’s ja nicht mla mehr einen Döner im Brot….

  6. Ich begrüße es, wenn Sie einfach die Gebühr erhöhen für den Umweltschutz. ABER. Bitte mit einer vernünftigen und nachvollziehbaren Kompensation und nicht diese fragwürdige aktuelle. Da wird einfach etwas dargestellt was nicht der Realität entspricht. Verstehe nicht, warum so ein Müll gemacht wird von LH. Scheinbar ist Seriösität nicht mehr wichtig, Hauptsache die Aussendarstellung stimmt.

  7. Du stellst eine mögliche Erklärung dar, Sebastian. Nicht einmal eine völlig abwegige. Aber sicherlich nicht die einzige: Fluggesellschaften sind jetzt nicht gerade als die größten Umweltschützer bekannt. Für die PR gäbe es sicherlich einfachere Möglichkeiten, vor allem aber solche, die weniger Angriffsfläche bieten. Daher halte ich deine Überlegungen zwar für gut und richtig, aber glaube nicht, dass sie der tatsächliche Grund für die „Pflicht“ sind.

    Ich denke, Swiss hat viel mehr Sorge, dass ihnen, wenn sie zu wenig von sich aus reduzieren, früher oder später von außen aufgegeben wird, die Reduktionen vorzunehmen. Gerade mit Volksabstimmungen kann einem das schneller passieren, als einem lieb ist. – Und das weiß auch die Politik, die durchaus einmal damit drohen kann.
    Wenn man nun die oft in der Kritik stehenden Inlandsflüge mit einer „Zwangsabgabe“ versieht, erspart man sich (so hofft man) die staatlichen Eingriffe. Denn ein solcher Eingriff könnte viel umfassender ausfallen und obendrein dazu führen, dass die Fluggesellschaft sich die Maßnahmen nicht selbst anrechnen kann (jede eingesparte Tonne CO2 durch die Maßnahme kann man aktuell dem Gesamtkonzern zurechnen, wenn man das möchte; die Kompensation kann man in ausgewählte Projekte investieren und auch noch die Übergabe der Kompensationsgelder über die PR-Abteilung vermarkten). Das jedenfalls ist meine These.

    • Das sehe ich auch so. Immerhin haben sich die Schweizer gerade in einem Volksentscheid selbst damit gegeißelt bis 2050 CO2-neutral zu werden. Ich finde die Maßnahmen der Deutschen immer sehr extrem (Corona, Klima) und muss dann jeweils feststellen, dass die Österreicher und Schweizer oftmals noch krasser drauf sind.

      • …was wiederum viele Spieler im politischen Diskurs völlig unter den Tisch fallen lassen: Ich habe den Eindruck, dass in der politischen Diskussion regelmäßig davon ausgegangen wird, dass Deutschland das einzige Land sei, dass sich um Klimaschutz und speziell um CO2-Neutralität Gedanken macht oder wenigstens mit Abstand die krassesten Regeln hat. Dass dem nicht so ist, kommt mir in der Diskussion (in der man ja immer noch der Ansicht sein kann, dass die Maßnahmen zu weit gehen) regelmäßig zu kurz.

  8. Klimakompensationen landen in den Taschen des Grosskapitals. Fear sells, are you buying it? Nein Danke, ich kompensiere keinen Cent. Zuerst sollen die Eliten mal mit gutem Beispiel vorangehen, das wird jedoch eh nicht geschehen, ergo müssen wir uns auch keine Sorgen machen. Viel wichtiger wäre der Mut seinen Verstand zu gebrauchen, zu hinterfragen und dadurch deutlich mehr Opposition auf die Beine zu stellen. Geschieht dies nicht, verliert die Allgemeinheit immer weiter. Ich staune eh ab den Massen, sie verliert immer mehr, andere wiederum steigern ihre Gewinne und Profite um das Zigfache, trotzdem spielen alle brav Lämmlein.

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