LOT will 5 Millionen Euro teure Stradivari Geige einchecken lassen

Foto: LOT /Jacek Bonczek

Der Transport von Musikinstrumenten in sich ist schon nicht einfach und gerade im Flugzeug sollten diese immer besonders sorgfältig behandelt werden und vor allem gibt es die goldene Regel, dass sie immer im Passagierraum transportiert werden sollen. So ist es bei Musikern üblich, dass man für ein Cello oder einen Kontrabass sogar eigenen eigenen Sitzplatz bucht und der Passagier dann auch Anspruch hat das große Musikinstrument mit in die Kabine zu nehmen. Anders ist der Transport der empfindliche Instrumente auch nicht möglich.

Airlines haben daher gewöhnlich sehr klare Regeln, welche immer besagen, dass Instrumente nur von ihrem Besitzer und immer in der Kabine transportiert werden. Ein Gate Agent von LOT sah dies im lettischen Vilnius anders und hat einen Passagier aufgefordert seine Geige als Gepäck im Frachtraum zu verladen.

Grundsätzlich ist alleine schon diese Aufforderung für einen Musiker eine Katastrophe, in diesem konkreten Fall handelte es sich aber um den polnischen Star Violinist Janusz Wawrowski, welcher gerade von einem Konzert mit dem lettischen Nationalorchester in Vilnius zurück nach Warschau reisen wollte. Seine Geige ist eine mit 5 Millionen Euro bewertete Stradivari aus dem Jahr 1685.

Nach der absurden Aufforderung des Gate Personals in Vilnius, welche nicht von LOT selbst stammen, sondern von einem Subunternehmen, hat Wawrowski das Personal mit dem Wert der Geige konfrontiert und nach der Schilderung des Musikers wäre dies mit einem „Wir werden sehen ob sie beschädigt wird“ quotiert worden.

Nachdem der Musiker sich weigerte, dass unersetzbare Instrument einzuchecken, wurde ihm das Boarding verweigert und ihm wurde mitgeteilt er müsse sich für einen anderen Flug ein neues Ticket kaufen. Am Ticketschalter hätte er erfahren, dass sein eigentlicher Flug überbucht war und schon Passagiere von seinem ursprünglichen Flug auf den folgenden umgebucht wurden. Hier könnte die Motivation für das Verhalten des Personals am Gate zu finden sein.

Wawrowski hat den Heimweg dann auf dem Landweg mit der Stradivari Geige angetreten und brauchte für die Fahrt nach Warschau etwa 8 Stunden. Die Geige verblieb bei ihm und wird auch weiterhin in einem 6KG schweren Geigenkoffer mit exakt 118 cm transportiert, was klar innerhalb der von LOT genannten Parametern für Handgepäck oder den Transport von Instrumenten in der Kabine liegt.

Die Geige ist übrigens nicht im Besitz von Janusz Wawrowski, sondern sie ist Eigentum von Polen. Sie ist das letzte verbleibende Instrument dieser Klasse in Polen, welches den zweiten Weltkrieg überlebt hat und wird normalerweise im Warschauer Königsschloss aufbewahrt, wo Wawrowski der einzige ist, der die Geige nutzen darf. Er ist auch der einzige, der die als Nationalheiligtum auf den Namen „Polina“ getaufte Geige überhaupt transportieren darf.

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LOT hat sich inzwischen für den Vorfall in Vilnius offiziell entschuldigt und eingeräumt, und gesagt, dass hier ein Fehler des Subunternehmens vorliegt, welchen man adressieren will. Während dieses Statement nun wohl das einzige ist, was die Airline erst einmal machen konnte, ist das Verhalten der Mitarbeiter am Gate schon beachtlich. Alleine dass man ein Musikinstrument wie eine Geige verladen möchte ist durchaus absurd, denn dass das Instrument beschädigt wird ist hierbei fast garantiert. Dabei muss man es noch nicht einmal fallen lassen, auch starke Temperaturschwankungen oder Erschütterungen können die Geige beschädigen.

Auch dass man so belanglos über den enormen Wert der Geige hinweggegangen ist zeigt, dass man es am Gate mit der Sicherheit des Instrument absolut nicht ernstgenommen hat, was sicherlich ein Problem ist. Gut, dass es in diesem Fall nicht irgendjemand war, dem so etwas passiert ist, denn so hat es auch garantiert Konsequenzen.

15 Kommentare

  1. Das wäre für mich ein Grund, die verantwortliche Person am Gate, mit sofortiger Wirkung vom Dienst zu suspendieren. Hoffentlich hat dieser Vorfall noch weitreichende Konsequenzen für das Subunternehmen.

    • Tatsächlich sind Stradivari Geigen durchaus verkäuflich und am Ende ist es der Versicherungswert der Geige.

      Aber ja, solche Geiseln werden mehrfach pro Jahr für solche Summen (oder auch mehr) verkauft.

    • Haha. Noch ein Banause. Erstens einmal ist sie unersetzlich. Würde sie bei Sothebys oder Christies angeboten – wird sie nicht, da nationales Gut – würde sie einen wesentlich höheren Preis erzielen.

  2. Der „Wert“ ist hier wahrscheinlich recht relativ, bei Geigen in dieser Kategorie ist es vor allem wichtig, wie hoch sie versichert ist, denn so viele werden nicht „gehandelt“, als das man genau sagen kann, was sie gerade wert ist. Aber für eine Stradivari ist 5 Mio Euro jetzt nicht außerordentlich viel… man muss ich mal überlegen, dass die schon 300-330 Jahre alt sind und einfach immer noch uneingeholt das beste ist, was es gibt!

  3. PS: Ich habe nich immer gefragt, wie man denn ein Ticket für ein Instrument kauft. Konnte dies mal einen Musiker fragen (Akkordeon). Er schrieb einfach als Name des Reisenden Herrn A.K.Kordeon in die Buchung. Nur das Freigepäck und eine M&M Karte konnte er für das Instrument nicht kriegen.

      • So wie ich am vergangenen Wochenende auch unser Aupair mit gebucht hatte. Sie dann eingecheckt habe, ihr einen Sitzplatz gekauft habe, sie dann aber nicht mit uns geflogen ist. Da es ein günstiger Wizzair-Tarif war, bedeutete das so einen freier Mittelsitz für mich für nur 30 Euro Aufpreis.

        (Funktioniert natürlich nur bei Flügen von Airlines, die nicht überbuchen)

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