Lufthansa Airbus A350 in Frankfurt | Steht dem Kranich ein Flottenchaos bevor?

Foto: Lufthansa

Mit der Stationierung mehrerer Airbus A350-900 in Frankfurt (FRA) vollzieht Lufthansa einen deutlichen Strategiewechsel, der durch Lieferverzögerungen bei Boeing und zunehmende Herausforderungen am Flughafen München (MUC) beschleunigt wurde. Lufthansa plante ursprünglich, moderne Langstreckenflugzeuge wie die Boeing 787-9 und Boeing 777-9 ab Frankfurt einzusetzen. Wegen massiver Lieferverzögerungen, insbesondere bei Boeing, muss die Fluggesellschaft nun umstrukturieren.

Ursprünglich war die Aufteilung der Langstreckenflugzeuge bei Lufthansa klar geregelt: Während die Airbus A330 und A340 sowie die Boeing 747 in Frankfurt stationiert sind, wurden alle A350 und A380 ab München eingesetzt. Anhaltende Lieferprobleme bei Boeing und die Herausforderungen am Münchener Flughafen führen zum Umdenken. Das Management war zuletzt mit der Performance des bayerischen Airports unzufrieden.

Auf der Wartebank

Lufthansa wartet weiterhin auf Lieferungen neuer Boeing 787-9 und 777-9, die sich auf 2025 bzw. 2026 oder gar 2027 verzögern. Gleichzeitig schwindet das Vertrauen in den Flughafen München, insbesondere aufgrund langer Wartezeiten und operativer Schwierigkeiten. Group-Chef Carsten Spohr kündigte an, das geplante Wachstum in München zu reduzieren und die A350 in größerer Zahl nach Frankfurt zu verlegen. Laut aeroTELEGRAPH sollen im nächsten Sommer sechs A350-900 von Frankfurt aus fliegen.

Diese Entscheidung hat direkte Auswirkungen auf die Passagierkapazität und Flottenverfügbarkeit. Die Stationierung der A350-900 an beiden Hubs ist mit zusätzlichen Kosten verbunden, da die Crews entsprechend geschult bzw. eingeflogen werden müssen. Das Ganze hat aber auch Vorteile, da der Jet sehr effizient ist und zum Teil auch schon das neue Kabinenprodukt Allegris bietet.

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Eine Chance für Allegris in Frankfurt

Gleichzeitig stellt sich die Frage welche Jets genau nach Frankfurt gehen, inzwischen sind in München schon vier verschiedene A350-Varianten im Einsatz:

  • 17 Flugzeuge in der herkömmlichen Ausstattung mit der alten Kabine
  • 4 „Sprinter“-Flugzeuge die von Philippine Airlines kommen und eine modernere Business Class bieten
  • 5 Allegris Flugzeuge in einer 3-Klassen-Konfiguratiuon
  • 1 Allegris Flugzeug in einer 4-Klassen-Konfiguratiuon inkl. der neuen First Class

Die A350-Teilfotte besteht also derzeit aus 27 Maschinen, drei werksneue Exemplare sollen noch in diesem Jahr kommen, zwei werden für 2025 erwartet. Die Flotte wächst dann auf 32 Maschinen, wenn sechs nach Frankfurt gehen, bleiben 26 in München. Dort wurden auch schon die Pläne etwas angepasst, so sollen z.B. die wieder aufgenommen Flüge nach Sao Paulo (GRU) und Johannesburg (JNB) wieder eingestellt bzw. im nächsten Sommer pausiert werden.

Auch in Frankfurt wird man den Flug nach Minneapolis (MSP) aufgeben und zur Tochter Discover Airlines schieben. Es scheint als ob trotz der A350-Stationierung in Frankfurt Flugzeuge fehlen werden. Dis liegt daran, dass man immer noch nicht genau sagen kann, wann die eigenen Boeing 787 endlich eintreffen werden. Mit der neuen 777-Version rechnet man derzeit sowieso nicht.

Der neue Lufthansa First Class Sitz bleibt vermutlich in München

Nach der Hochsaison 2025 will man sich auch dann von den älteren Vierstrahler trennen und die durstigen Teilflotten wie die Airbus A340-600 ausflotten. Bis es soweit ist, wird der Mix an unterschiedlichen Langstreckenmustern in Frankfurt nochmal kurzzeitig erweitert:

  • Boeing 747-8
  • Boeing 747-400 (soll ausgeflottet werden)
  • Boeing 787-9 („Sprinter“-Flugzeuge, die zu Austrian wechseln sollen)
  • Airbus A330-300 (soll zu Discover Airlines gehen)
  • Airbus A340-300 (soll ausgeflottet werden)
  • Airbus A340-600 (soll ausgeflottet werden)
  • Airbus A350-900

Lufthansa Airbus A350 in Frankfurt: Steht dem Kranich ein Flottenchaos bevor? | Frankfurtflyer Kommentar

Die Einsatzdauer älterer Flugzeuge, die eigentlich bereits hätten ausgemustert werden sollen, wurde verlängert. Die neuen Flugzeuge von Boeing, ursprünglich für Frankfurt vorgesehen, sind wegen der massiven Lieferverzögerungen keine verlässliche Option.

Fünf Dreamliner hat die Lufthansa aber schon, diese wurden kurzfristig übernommen, da der ursprüngliche Betreiber Hainan diese nicht finanzieren konnte. Diese „Sprinter“ sollten eigentlich längst zur Austrian Airlines wechseln, wo man die Flotte dringend modernisieren muss. Lufthansa kann aber auf diese fünf Boeing 787 erst verzichten, wenn die Exemplare aus der eigenen Bestellung endlich kommen.

Es ist chaotisch geworden, mit der Stationierung von Airbus A350 in Frankfurt wird das aber auch nicht besser. Immerhin zeigt man sich flexibel, auch wenn das Vorhaben kostspielig und komplex ist, ist es wohl besser als weitere Strecken zu streichen.

5 Kommentare

  1. Das ist doch schon lange klar das der 350 auch nach Frankfurt kommt. Spohr hatte sich mal geäußert das man ein Modell brauch welches an beiden HUBs stationiert ist.

    Außerdem kommen noch 5 weitere A350 mit First nach München und Discover wird auch ab 2025 2 330 stationieren.

    Macht 35 Flugzeuge für München, mehr als je zuvor… Also chaotisch ist da gar nichts…

  2. Bei der Riesenmenge an bestellten 350ern war es doch eigentlich absehbar, dass die langfristig nicht alle in MUC bleiben (können). Gleiches gilt umgekehrt für die Riesenmenge an 787, da es auch in MUC Ziele geben wird, die viel ökonomischer mit einem kleineren Flugzeug angeflogen werden können als mit einer großen 350.
    Und die Crews: Wenn man sich diverse Dokus bei youtube anschaut, pendeln die Crews sowieso von überallher nach MUC ein, da es dort vor allem für die Kabinenbesatzung vielen zu teuer ist, dort zu wohnen.

  3. Jeder Airbus an meinem Heimatflughafen Frankfurt ist für mich ein Gewinn, sollen sie die unkomfortablen und lauten Boeings doch nach München abschieben. Bitte auch den A380 wieder nach Frankfurt.

  4. Ich sehe hier auch kein „Chaos“.
    Es ist eine Anpassung der bisherigen Planung. Völlig normal bei einer Zwei-Hub-Strategie der LH.
    Die A359 und 35k kommen in so großer Zahl, dass auch Frankfurt davon etwas abbekommt.

  5. ich finde,solange es mit der Boeing 777-9 nicht vorwärts geht,sollten die Boeing 747-400 in Frankfurt bleiben…die Verteilung der vielen A350 finde ich so ok…ich hoffe Boeing liefert bald die bestellten B787 und B777-9…ich persönlich werde die Boeing 747-400 dann vermissen,die Ikone von Boeing und Mr.Spohrs Lieblings-Flugzeug…

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