Lufthansa-Flugplan wird unkalkulierbar – Weitere Streiks drohen an mehreren Stellen

Auf einen geregelten Flugplan ist bei Lufthansa auf Grund von Streiks derzeit kein Verlass. Archivfoto

Fluggäste, die in den kommenden Wochen ihre Reise mit der Lufthansa antreten müssen, sollten immer einen Plan B in der Hinterhand haben. Beim Kranich brodelt es, und das Risiko von streikbedingten Flugausfällen ist groß. Denn die Tarifverhandlungen sowohl für das Lufthansa-Bodenpersonal als auch für das Kabinenpersonal sind gescheitert.

Gerade erst hatte Verdi das Bodenpersonal der Lufthansa zu einem weiteren Streik im laufenden Tarifstreit aufgerufen, der vom frühen Dienstag, den 20. Februar 2024, bis zum Mittwochmorgen, den 21. Februar 2024, an wichtigen deutschen Flughäfen stattfand. Schon ein früherer Streik hatte zu erheblichen Flugausfällen geführt. Trotz eines verbesserten Angebots von Lufthansa, das eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent vorsah, hielt Verdi an Forderungen nach einer 12,5-prozentigen Gehaltserhöhung plus einer Mindestzulage von 500 Euro pro Monat fest.

Die Tarifverhandlungen wurden nun seit Mittwoch fortgesetzt, was Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Konflikts gab. Doch auch diesmal endeten die Verhandlungen ohne ein abschließendes Ergebnis. Zwar hatte Lufthansa ein verbessertes Angebot gemacht, doch Verdi war das erneut nicht genug.

„Wir haben erneut einen großen Schritt auf Verdi zugemacht und ein neues, noch einmal verbessertes Angebot vorgelegt“, berichtete Personalvorstand Michael Niggemann in einer Mitteilung. Dabei sollte die erste Erhöhung um 4% um ein Dreivierteljahr nach vorne gezogen werden. Außerdem sagte der Arbeitgeber zu, die Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro schneller auszuzahlen. Das neue Angebot war auf insgesamt 28 Monate ausgelegt und sollte in Summe Gehaltssteigerungen in Höhe von 10% umfassen.

Der Verdi-Verhandlungsführer, Marvin Reschinsky, wirft der Lufthansa unterdessen ‚Trippelschritte‘ vor. Damit ist es durchaus möglich, dass das Lufthansa-Bodenpersonal in den kommenden Tagen wieder in den Streikt tritt.

Lufthansa-Flugplan wird unkalkulierbar – Weitere Streiks drohen an mehreren Stellen | Urabstimmung bei Kabinenpersonal

Diese müssen so langsam allerdings gut koordiniert werden, denn auch beim Lufthansa Kabinenpersonal sind Streiks wahrscheinlich. Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo hat am Donnerstag (22. Februar 2024) die Tarifverhandlungen für gescheiter erklärt. Bis zum 6. März 2024 laufen Urabstimmungen, die über Arbeitskampfmaßnahmen in der Kabine entscheiden.

Der Ufo-Vorsitzende Joachim Vázquez Bürger spricht jedoch weniger kriegerisch: „Wir gehen den Weg der Eskalation nicht gerne, es bleibt uns aber keine Alternative, solange die Lufthansa nicht auf unsere berechtigten Forderungen eingeht“.

In der Lufthansa-Kabine arbeiten insgesamt 18.000 Flugbegleiter. Ähnlich wie beim Bodenpersonal könnte ein Streik dazu führen, dass nur ein Bruchteil der Flüge stattfindet.

Lufthansa-Flugplan wird unkalkulierbar – Weitere Streiks drohen an mehreren Stellen | Frankfurtflyer Kommentar

Ich muss ja eingestehen, dass ich die derzeitige Entwicklung im Lufthansa-Konzern nicht ganz ohne Schadenfreude beobachte. Aber mit der Arbeitgeber-Brille ist das echt brutal anzusehen. Da planst Du Deine Etats für das Jahr, musst am Ende des Tages Aktionäre befriedigen und dann fordern gleich mehrere Unternehmensteile deftige Verbesserungen ihrer Vergütung. Das könnte für den Vorstand herausfordernd werden. Und wenn der auch gerade in weiten Teilen ausgetauscht wird, mag ich nicht ausschließen, dass es auch für Carsten Spohr auf Dauer eng werden könnte.

Quellen: aero.de und airliners.de

16 Kommentare

  1. Das Problem ist mit dem Zoo an Sub-Fluggesellschaften, die LH ständig neu gründet um die Gewerkschaften auszubooten und Lohndumping zu betreiben, doch vom Vorstandschef hausgemacht. Aber die Gesellschafter haben nicht ihn sondern den Rest des Vorstandes abgesägt. Tja. Ich plane jetzt alle meine Flüge dieses Jahr über Amsterdam. – Wenn CS endlich geht sieht Lufthansa so aus wie Air Berlin nachdem HM endlich weg war. Der Bund sollte jetzt schon Milliarden beiseitelegen, um dann in 5-8 Jahren die Lufthansa zu retten.

  2. Die Streikhansa will doch gar nicht ernsthaft verhandeln. Die Streiks lenken wunderbar von der schlechten Servicequalität ab, und hinterher ist jeder froh, dass überhaupt irgendwas fliegt.

  3. „Da planst Du Deine Etats für das Jahr“, offenbar ist die Planung bei der Lufthansa miserabel. Dass die Gewerkschaften ordentliche Lohnsteigerungen wollen um mehr als die Inflation auszugleichen war so sicher wie das Amen in der Kirche

    • Ist halt die Frage, ob das geht. Wenn eine Einkommenssteigerung größer als die Inflationsrate nicht durch eine entsprechend gestiegene Produktivität gedeckt ist, wird alles wieder von einer dann steigenden Inflation aufgefressen. Diesen Automatismus kann man nicht austricksen.

      Ansonsten sehe ich alles nicht so dramatisch. Natürlich muss man sich immer um die Verteilung des Kuchens erneut streiten, nur muss eben auch erst einmal ein Kuchen da sein. Bei einer prinzipiell kaputtbaren Firma wie Lufthansa ist da von allen Beteiligten Fingerspitzengefühl angesagt. Das wissen auch alle.

    • Es gibt kein Recht auf Inflationsausgleich, wir haben keinen Sozialismus.

      Aber klar ist auch, dass die Geschäfte blendend liefen und deshalb Lohnsteigerungen als „berechtigt“ anzusehen sind. Ob es 18% sein müssen, wage ich aber zu bezweifeln!

      Ehrlich gesagt könne die gefühlt täglichen Streiks bei alle möglichen Einzelgewerkschaftten ein Unternehmen auch deart belasten, dass die Lohnforderungen wieder ungerechtfertigt werden, weil durch die vielen Streiks, o.g. Situation ins negative dreht!

  4. Gehe ich richtig davon aus, dass ein Streik des Lufthansa-Bodenpersonals weder Eurowings noch Swiss oder Austrian betrifft? Ich überlege eventuell meinen LH-Flug Anfang März ab Frankfurt nach DXB bereits jetzt umzubuchen. Möglich wäre CGN-VIE (EW), VIE-ZRH-DXB (Swiss).

  5. Eine Airline-Gruppe zu leiten ist sicherlich kein trivialer Job, von außen Kritik zu üben hingegen recht leicht.

    Herr S. ist nunmehr seit über 10 Jahren im Amt und wurde nicht ausgetauscht.

    Warum?

    Was ist in diesen 10 Jahren für Kundinnen und Kunden besser geworden?

    Was hat sich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbessert?

    Muss man eine „Billigtochter“ nach der anderen gründen, auch wenn andere Airlines diesen Weg ebenfalls gehen?

    Kein Wunder, dass ständig gestreikt wird.

    Warum spricht er jetzt davon, dass Lufthansa (wieder) „Premium“ werden soll – was hat man also im letzten Jahrzehnt so getrieben?

    Ja, man steht aktuell wirtschaftlich wieder gut bis sehr gut da.

    Aber wie viele Kunden man verloren hat und wie viele man zurückgewinnen kann, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen.

    Zum Jahresende gibt es dann per Newsletter wieder das übliche – mit Verlaub – Geblubber, man sei nicht da, wo man gerne wäre, sorry.

    Sehr gut möglich, dass künftig aufgrund der Fehler der Vergangenheit in Verbindung mit den aktuellen Herausforderungen recht heftige Zeiten auf die Lufthansa Group zukommen könnten…

  6. Stimmt, es muss ein Kuchen zum Verteilen da sein. Beim Cockpit und Vorstand war der Kuchen da. Es konnten Steigerungen durchgesetzt werden, die über der Inflationsrate liegen. Aber bei Gehaltsgruppen, die die Inflation richtig spüren, ist der Kuchen alle.
    Finde den Fehler!

  7. Da muss man sich ernsthaft überlegen, künftig auf arabische Airlines zu setzen. Das mit dieser Streikerei ist jedes Mal nervig. Die Bahn hat’s vorgemacht, Verdi macht’s nach.
    Da wird auch keine Rücksicht auf die damit gestraften Passagiere genommen.
    Ich werde da echt sauer.

  8. Es geht bei den Streiks nicht nur um die prozentualen Lohnforderungen. Es geht auch um eine Anerkennung des Bodenpersonals, das sich seit der Coronakrise unterbesetzt abbuckelt und sich nicht mit den Krumen abspeisen lassen will, die von den Sensationsabschlüssen des Cockpits übrigbleiben. Es tut mir Leid für die Kunden, aber diese Krise ist hausgemacht.

    • Da hast Du schon recht, aber sollte zum wiederholten Male einer meiner Flüge mit LH ausfallen, dann war’s das für mich. Es gibt noch andere Airlines.
      Das was getan werden muss ist richtig, aber die Arroganz beider Seiten ist einfach zum Kotzen.

  9. Bin nur noch FQT und von LH und der ganzen Gruppe enttäuscht. Aber aus CH Perspektive sind die Forderungen der Gewerkschaften jenseits von gut und böse. Ja, wir haben hier gute Löhne aber der Inflationsausgleich ist je nach Branche nicht sicher. Die Gewerkschafter vergessen, dass man mit ständigen Streiks die Forderungen durchbekommt. Aber was nützt es, wenn die Firma dadurch finanzielle Probleme bekommt. Dann kann diese nicht zahlen oder es stehen alle auf der Strasse…

  10. die Verhandlungen sind nicht gescheitert, es ist noch ein Termin offen. Was im Artikel nicht erwähnt wird, ist die Laufzeit vom „Angebot“ der Lufthansa. 28 Monate ist einfach viel zu lang, da sind dann nach den beiden Erhöhungen über ein Jahr den Beschäftigten der wirtschaftlichen Entwicklung hilflos ausgesetzt.
    Die Lufthansa hat es jetzt in der Hand dort nachzubessern um Streiks abzuwenden, anstatt weiter die Belegschaft zu spalten und Desinformationen zu verbreiten.

    • @Nils: „hilflos ausgesetzt“ – au weia!!! hier schwingt ein Hauch Sozialismus oder Gewerkschaftsgeist mit?

      Der Mitarbeiter muss vom Arbeitgeber auf alle möglichen Eventualität abgesichtert werden? Das ist Beamteneinstellung, aber LH ist kein Staatsbetrieb mehr!

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