Lufthansa muss in neuen Boeing 787-9 wohl Business Class Sitze sperren, um das Flugzeug fliegen zu dürfen

Ein Boeing 787 Dreamliner von Lufthansa sitzt in Denver fest. Archivfoto

Lufthansa wartet aktuell fast schon verzweifelt auf neue Langstreckenflugzeuge und vor allem die Boeing 787-9 macht dem Kranich Sorgen. In den USA stehen inzwischen 13 fertige Boeing 787-9 bei Boeing für Lufthansa und in wenigen Wochen werden es sogar 15 Exemplare sein, die auf die Auslieferung nach Frankfurt warten. Nachdem Langezeit vor allem die Probleme bei Boeing selbst vorrangig für die Verspätungen verantwortlich waren, ist nun langsam klar, dass die neue Business Class die Auslieferung der neuen Boeing 787-9 verzögert.

Das große Problem bei der neuen Business Class in der Boeing 787-9 von Lufthansa ist, dass hier einigen Sitzen die Zulassung fehlt und es sieht auch nicht so aus, als würde man diese sehr schnell bekommen. So werden die neue Business Class von Lufthansa nicht von einem Hersteller, sondern gleich von mehreren Herstellern gebaut und einige Sitze werden vom US Sitzhersteller Collins Aerospace gefertigt und diese Sitze sind in einem Crash Test durchgefallen, sodass die FAA nicht die Zulassung erteilt hat.

Verbaut sind diese Sitze auch bereits in den ersten sechs Boeing 787-9, die in Charleston bei Boeing zur Auslieferung bereit stehen. Ausgeliefert werden die Flugzeuge aktuell aber nicht, da die besagte Zulassung für einzelne Sitze in der Business Class fehlt.

Hierbei ist aktuell nicht abzusehen, wann die FAA die Zulassung erteilen wird, da offensichtlich Modifikationen an dem Sitzen von Collins Aerospace vorgenommen werden müssen. Bei einem Crash Test mit 16 G, hat der Sitz offensichtlich nicht die Werte produziert, welche die FAA sehen wollte, um ihr das Go zu erteilen.

In Frankfurt geht man nicht davon aus, dass diese Zulassung vor Sommer 2025 kommt und man will sogar nicht ausschließen, dass sie für diesen Sitz so wie er ist überhaupt nicht erteilt werden kann. Daher überlegt man gerade, ob man die Boeing 787-9 nicht doch schon jetzt nach Frankfurt holt und sie dann in der Business Class nicht voll besetzt. Die nicht zugelassenen Sitze (was nicht alle Sitze in der Business Class betrifft), würden dann einfach frei gelassen.

Dies würde zwar die Kapazität in der Business Class der Boeing 787-9 bei Lufthansa deutlich reduzieren, in welcher man ohnehin nur 28 Allegris Sitze verbaut hat. Aber die Economy Class und Premium Economy Class könnte Lufthansa hier voll nutzen, was zwar immer noch nicht die Musterlösung wäre, aber man würde deutlich an Kapazität gewinnen, die man dringend braucht.

Tatsächlich sind die Probleme bei der Zulassung der Allegris Business Class Sitze in der Boeing 787-9 für Lufthansa ein recht großes Problem. Nicht nur dass man dringend Flugzeuge braucht, die die neue Kabine an Bord haben um das ramponierte Image aufzupolieren, es fehlt aktuell auch an allen Ecken im Flugplan an Langstreckenflugzeugen, weshalb man vermutlich überhaupt nur in Erwägung zieht die Boeing 787-9 mit teilweise gesperrter Business Class in den Liniendienst zu geben.

Sollte es aber wirklich nicht gelingen, die Sitze von Collins Aerospace in der neuen Lufthansa Business Class von der FAA zugelassen zu bekommen, könnten die Probleme mit dem Flugzeug noch einige Jahre anhalten. Hier würde man dann wohl oder übel erst einmal eine gewisse Zeit mit einer nur teilweise nutzbaren Business Class fliegen, bis man eine Lösung für das Problem findet.

So wäre es denkbar und wohl auch wahrscheinlich, dass Collins Aerospace das Design so abändert, dass man die Crash Tests besteht und die Zulassung bekommt. Sollte dies allerdings als aussichtslos gelten, wird man sich wohl Gedanken über einen anderen Sitz in der Boeing 787-9 machen müssen, was bedeutet könnte, dass man ein Produkt „von der Stange“ für die Boeing 787-9 kauft. Was sich nach einer schnellen Lösung anhört, würde vermutlich dennoch mehrere Jahre dauern, bis die Sitze dann auch für Lufthansa gefertigt und in den Boeing 787-9 verbaut wären.

Lufthansa muss in neunen Boeing 787-9 wohl Business Class Sitze sperren, um das Flugzeug fliegen zu dürfen | Frankfurtflyer Kommentar

Das Allegris Projekt steht bei Lufthansa wirklich unter keinem guten Stern und nicht nur dass man vor allem die neue Business Class, bei der man Probleme hat das Konzept den Kunden auch schnell zu erklären, nun zu spät einführt. Nun kommt auch noch Pech dazu, denn Lufthansa ist tatsächlich nicht für die Probleme bei der Zulassung verantwortlich, sondern Collins Aerospace.

Auch wenn solche Probleme und Verzögerungen bei der Einführung eines neuen Sitzes gar nicht so ungewöhnlich sind wie man glauben mag, bei Lufthansa kann man solche Probleme nun wirklich nicht mehr gebrauchen, denn die Kundschaft und auch die Airliner erwarten nun ein neues Produkt, das auch in dieses Jahrzehnt passt.

Danke: Spiegel

12 Kommentare

  1. Wenn klar ist, dass die Allegris Sitze von Collins Aerospace langfristig von der FAA nicht zugelassen werden, warum baut dann LH nicht die „normalen“ BC-Sitze in die 787-9 ein. Glaube der Image Verlust läßt sich verkraften und die blockierten Flugzeuge können endlich bei LH fliegen.

    • Weil es keine „normalen“ BC-Sitze gibt. Jeder Kunde entscheidet sich für eine von mehreren, einander gleichrangigen Optionen, z. B. den Allegris Sitze von Collins Aerospace.

  2. Ohnehin ist die Frage ob der Markt und die Strecken von Deutschland aus ein Bedürfnis haben nach einer Ultra premium Airline wie Singapore Airlines und ANA…und ausser dem Hard Product muss dann ja auch noch das soft product premium sein damit Kunden 4000€ für Business und ab 10000€ für First zahlen. Vielleicht hätte man für Lufthansa eine gute Mittelklasse Business von der Stange nehmen sollen und eine top end Business und First der Swiss überlassen sollen.

    • Hat mit Boeing einmal mehr garnichts zu tun. Die Belastungsgrenze der Sitzschienen waren Collins vorher bekannt. Bspw. mehr Anschlagpunkte wären eine Lösung. Die Lösung muss aber Collins bringen.

  3. Hoffe, die FAA sperrt die ganzen 787 mit den Allegris-Sitzen. Ich möchte bei einer evtl. Crash-Landung nicht einen Allegris-Sitz, der beim Crashtest versagte, in den Rücken bekommen. Das wäre trödlich, wenn ca. 200 Kg von hinten ankommen.
    Also auch Blödsinn, diese Sitze zu sperren. Im Falle des Falle machen sie sich selbständig und „fliegen“ durch die Kabine.

    • Ich bezweifle sehr, dass die Gefahr besteht, dass sich die Sitze selbständig machen, denn dann könnte man die Kabine natürlich nicht zu lassen. Ich könnte mir eher vorstellen, dass die Verletzungen am Dummy der in dem Sitz gesessen hat zu umfangreich waren. Das ist nicht so selten und manchmal ist z.B. ein Air Bag im Gurt eine Lösung.

      Nur weil nicht alle Parameter zu 100% erfüllt werden muss man nicht mit dem Totalversagen rechnen.

  4. Ohne beladenes vorderes Segment – es fehlen Sitze und Passagiere – ist der Flieger schwanzlastig🛫. Wie bekommt man ‚weight and balance‘ in den Griff? Alles Economy-Gepäck nach vorne? Na gut, weniger Startgewicht = weniger Spritverbrauch, leider aber auch weniger ‚payload‘, noch dazu im Hochpreissegment. Vielleicht kann man vorne so lange Fracht fliegen, bis die Sitze kommen 😁

    • Deswegen müssen bei zwei bis drei Flugzeugtypen auch Bleiplatten zwischen 700 und 1,5k KG im Heck verbaut werden und tod mitfliegen. Das Alegris-Projekt kommt für LH insgesammt aus der Hölle. Aber so kann es gehen, wenn man als Carrier glaubt, eine Kabinenausstattung inhouse entwicklen zu müssen.

  5. Vielleicht sollte man endlich die Klassengesellschaft abschaffen und die Flugzeuge, Eisenbahnen usw. einheitlich bestuhlen. So kann man allen Sitzen ein paar Cm mehr Beinfreiheit geben und es können mehr Passagiere befördert werden.

  6. Zulassungsvorschriften stehen doch am Anfang und nicht am Ende einer Produktentwicklung für Passagierfliegwe, oder?

    Wer ist da eigentlich der Projektverantwortliche laut Vertrag?

    Hat die Lh sich etwa selber den Hut aufgesetzt?

    Die Lh soll Tickets verkaufen, Flugzeuge warten, Crews beschäftigen, keine Probleme machen und Geld verdienen.

    Von mir aus soll sie beim Flugzeughersteller irgendeine neue Sitzkombi ordern. Ob die Allegris oder Vinotinto heißt, wen schert das?

    Aber nur, wenn der Hersteller für das Endprodukt insgesamt geradesteht.

    Inzwischen habe ich das Gefühl die LH Leitung, das sind Flugzeugvernarrte.

    Die wollen alle Flugzeugmodelle die es gibt haben.

    Und noch ein bisschen tunen.

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