Es tut sich endlich etwas bei Lufthansa und die Nachrichten sind eigentlich recht positiv! Erstmals seit der Krise verdient der Konzern wieder Geld und dabei sogar mehr als man für dieses Jahr angenommen hat. Der Rekordsommer, auch mit all seinen Problemen, bescherte Lufthansa wohl einen Überschuss von 1 Milliarde Euro in 2022.
Daneben will Lufthansa nun auch mit einer Produktoffensive das Angebot verbessern und so vor allem die Vielflieger mit teuren Tickets dauerhaft zurück an Bord holen. Hierfür gibt der Konzern in kurzer Zeit über 2,5 Milliarden Euro für neue Sitze und andere Servicebestandteile aus.
Vor allem die Produktinitiative von Lufthansa ist bitter nötig, denn in den letzen Jahren ist man bereits weit hinter viele Mitbewerber zurückgefallen. Dies soll sich mit der gewaltigen Investitionen von Lufthansa nun aber in wenigen Jahren ändern und Lufthansa soll die Transformation hin zur Premium Airline wieder schaffen.
Neue Flugzeuge, neue Kabinen und Premium Service in allen Bereichen soll das Versprechen wieder lauten, genau nach dem Leitspruch des aktuellen CEO, Carsten Spohr, der 2017 schon einmal eine solche Premium Offensive ausgerufen hatte.
Wir müssen so viel besser sein wie wir teuer sind!
Auch wenn man nun lange das Scheitern der letzten Premium Offensive von Lufthansa analysieren könnte, welche vor allem daran krankte, dass die neuen Flugzeuge und Sitze massive Verspätung hatten, fällt bei genauer Analyse der Zahlen auf, dass Lufthansa sich die Investition in das Produkt fast nicht leisten kann, diesen Schritt nun aber gehen muss.
Im 3. Quartal 2022 hat man ein adjusted EBIT von 1,1 Milliarden Euro ausgewiesen, was erst einmal eine sehr gute Nachricht ist und dem Unternehmen Freiraum für bitter nötige Investitionen geben sollte, aber neben der Tatsache, dass dieses Ergebnis „angepasst“ ist, ist es auch ein Earnings Before Interest and Taxes und gerade auf der „Interest“ Seite steht Lufthansa nach der Corona Krise nicht besonders gut dar.
Zwar konnte der Konzern die teuren Staatsschulden und andere Verbindlichkeiten weiter reduzieren, dennoch schiebt man weiterhin einen riesigen Schuldenberg vor sich hin und in der aktuellen Situation von steigenden Kosten wird die Finanzierung von neuen Verbindlichkeiten immer teuer.
Das Dilemma von Lufthansa ist auch, dass man mit Investition in das Produkt in genau den Geschäftsbereich investiert, in welchem man aktuell noch kein Geld verdient. So kommt der Überschuss von Lufthansa weitestgehend aus dem Cargo Geschäft und nicht aus dem Fliegen von Passagieren. Hier gilt aber auch wieder: das aufgewertete Produkt soll genau dies ändern.
Der durchschnittliche operative Gewinn pro Passagier liegt bei Lufthansa bei gerade einmal acht Euro und die Marge des Kranichs bei unter 4%. Alles dies ist unter dem Hinblick steigender Finanzierungskosten, steigender Personalkosten und steigender Kerosinpreise einfach zu wenig um die geplanten Investitionen zu finanzieren.
Lufthansa strebt daher eine Verdoppelung der Gewinnmarge auf 8% an, was immer noch nicht berühmt ist, aber ausreichend wäre. Hierfür kommt allerdings noch viel Arbeit auf den Konzern zu um dies zu ermöglichen und es bedeutet auch, dass bei Lufthansa weiterhin massiver Kostendruck herrscht, was eigentlich Gift für die geplante Service und Produkt Offensive ist, denn jedem ist klar, ein gutes Produkt kostet Geld.
Wie Lufthansa die Gewinnmarge erhöhen kann
Wenn man bei Lufthansa das Wort „Kostendruck“ hört, denkt wohl jeder direkt an die nächste Runde der Streichungen im Produkt. Man wird aber durch das Einsparen von 200ml Wasser in der Economy Class oder dem Streichen eines Beilagensalates in der Business Class kaum das Geld einsparen um die Marge zu verdoppeln, zumal solche Schritte (von welchen Lufthansa in der Vergangenheit einige zu viel gegangen ist) auch negative Nebeneffekte haben.
Aber schauen wir uns einmal an, wie Lufthansa die Marge erhöhen kann um damit den Gewinn pro Passagier zu steigern um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen. Hier hat man durchaus einige Stellschrauben.
Höhere Ticketpreise
Eine der bedeutendsten Stellschrauben für die Marge von Lufthansa sind natürlich die Ticketpreise. Hier hat man es bereits im letzten halben Jahr geschafft auf einigen Strecken sehr hohe Preise durchzusetzen, was auch den überraschend hohen Gewinn von Lufthansa ermöglicht hat.
Auch zukünftig wird man versuchen möglichst hohe Preise durchzusetzen und dabei wird man wohl auch nicht mehr wie zuvor in den Preiskampf mit Billigfliegern gehen wie man es einst mit Niki, Air Berlin, EasyJet oder Ryanair gemacht hat. Billig Tickets soll es bei Lufthansa nicht mehr geben ist die klare Devise und wir dürfen ohnehin davon ausgehen, dass die Tickets eher teuer als günstiger werden, was bei 10% Inflation aktuell auch nicht überraschen sollte.
Auf einigen Strecken konnte der Kranich allerdings auch die durchschnittlichen Ticketpreise um über 30% steigern und daher ist es auch nicht überraschend, dass Lufthansa unglücklich ist, wenn der Partner United Airlines Überkapazitäten in den Markt wirft, was die Preise drückt.
Treibstoff sparen
Wenn man davon ausgeht, dass der Ölpreis weiterhin auf dem Niveau bleibt, wo er sich aktuell eingependelt hat, dann wird Treibstoff und seine Kosten eine extrem entscheidende Größe für Lufthansa. Zwischen 2014 und 2020 hatte der Ölpreis eine Phase in dem er erstaunlich günstig war, was es Lufthansa auch erlaubt hat, sehr rentabel mit den alten Vierstrahlern zu fliegen.
Genau dies ändert sich nun aber und entsprechend werden die neuen Flugzeuge, welche man bei Lufthansa bestellt hat auch immer bedeutender. Ein Airbus A350 oder eine Boeing 787 verbrauchen bis zu 30% weniger Treibstoff als ein Airbus A340 und dies spielt natürlich eine enorme Rolle in der Wirtschaftlichkeit vieler Strecken.
Lufthansa hat hier übrigens auch ein glückliches Händchen bewiesen, denn man hat es geschafft die Finanzierungen der neuen Flugzeuge weitestgehend in einer Phase von historisch niedrigen Zinsen sicherzustellen.
Personalkosten
Ein weiterer, massiver Kostenfaktor sind Personalkosten bei Lufthansa, allerdings hat man hier wohl keinen oder nur wenig Spielraum um Kosten zu senken, ganz im Gegenteil. Die immer neuen Gesellschaften und Flugbetriebe, welche zum Senken der Personalkosten gedient haben, haben Lufthansa inzwischen mehr Ärger eingebracht als man nun wohl langfristig sparen kann, entsprechend muss es hier ein Umdenken geben.
Auch hat man beim Kranich wohl endlich wieder verstanden, dass guter Service eine personalintensive Angelegenheit ist und man stellt daher wieder tausende von neuen Mitarbeitern ein.
Auch wenn man durch Automatisierungen, verbesserte Prozesse oder Digitalisierung den ein oder anderen Mitarbeiter einsparen kann, Personalkosten werden in Zukunft wohl eher ein steigender Kostenfaktor sein. Hoffen wir, dass Lufthansa genau hier nicht doch wieder Sparpotenzial sieht, denn dies ist bisher eher nach hinten losgegangen und die Scherben sind noch lange nicht aufgekehrt.
Verkauf von Zusatzleistungen
Die Billigflieger haben es vorgemacht und inzwischen ist auch bei den großen Airlines das Verkaufen von Zusatzleistungen salonfähig geworden. Schon lange ist bei günstigen Tickets nicht mehr alles inklusive und neben Gepäck und der Sitzplatzreservierung, muss man bei Lufthansa auf der Kurzstrecke nun auch Essen und Getränke in der Economy Class bezahlen (schauen wir mal wie lange man das durchhält).
Lufthansa will aber gerade bei Einführung der neuen Kabine viele Optionen schaffen um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Hier geht es von freien Mittelsitzen in der Economy Class und SkyCouches auch hin zu kostenpflichtigen Premium Sitzen in der Business Class.
Gerade in der Business Class will man durch verschiedene Sitze zusätzliche Einnahmen erzielen und so wird es hier Sitze geben die bis zu 2,20 Meter Bettlänge versprechen, mehr Privatsphäre und Ablagen oder auch echte Suiten als Business Plus. Für all diese Dinge werden die Passagiere auch mit einem Business Class Ticket extra zahlen müssen und hier werden wohl teils auch mehrere hundert Euro aufgerufen werden.
Bei Swiss und Austrian Airlines hat man übrigens sehr positive Erfahrung mit dieser Praxis gemacht und auch British Airways verlangt schon seit Jahren eine Gebühr für bessere Sitze in der Business Class.
Lufthansa muss Milliarden ins Produkt investieren, kann sich dies aber eigentlich nicht leisten | Frankfurtflyer Kommentar
Es liegen enorme Aufgaben vor Lufthansa und es wird nun einiges an Anstrengungen brauchen um die Transformation des Kranichs zu schaffen. Sicher ist, auch wenn man es sich unter den aktuellen Kennzahlen eigentlich nicht leisten kann, diese enorme Investition zu machen, man kann es sich noch weniger leisten sie nicht zu machen.
Ich bin mir aber sicher, dass Lufthansa es schaffen kann die Marge so weit zu erhöhen, dass man es sich auch leisten kann das Premium Produkt anzubieten, welches man braucht um die Premium Preise durchzusetzen. Die Entwicklungen in den kommenden Jahren werden aber sehr spannend sein.
Ich bin nun seit längerem mal wieder LH geflogen, Eco. Zuerst MUC-LHR. Diese Strecke bin ich privatbedingt vor der Pandemie zweiwöchentlich immer mit LH geflogen. War damals sehr zufrieden. Habe mich damals aber gefragt, warum man auf so einer Kurzstrecke (1.5 Std) diese Sandwiches austeilt – waren ok, aber nicht unbedingt notwendig (habe es meistens abgelehnt). Die Getränke habe ich gerne genommen. Nun hat man es auf 0.3l dänisches Wasser (nachhaltig ?) reduziert. Das finde ich eigentlich ein Unding wg. Menge und Nachhaltigkeit. Habe dann mal beobachtet, ob jemand was kauft und so Zusatzeinnahmen generiert werden. Sehr vereinzelt haben da ein paar Passagiere was gekauft – ob sich das dann rechnet? Habe mich gefragt, was die Crew eigentlich nun macht, wenn sie nix mehr austeilen muss (Wasser steckte schon in der Sitztasche beim Einstieg – vermutlich will man Kontakt zum Passagier nur dann wenn er was kauft). Weiß nicht, ob jetzt eine 0.5l Flasche oder der Getränkewagen so deutlich mehr kostet (Personal ist ja eh da), aber die Zufriedenheit war erst Mal dahin. Bin mir vorgekommen wie im Billigflieger. Zweiter Flug ein paar Tage später war dann MUC-TFS: gleiches Spiel, aber 4.5 Std Flugzeit und das wieder mit 0.3l Wasser. Da weiß man nicht mehr was man sagen soll – LH und Premium? Da muss ja eine komplette 180 Grad Wendung passieren. Aber beide Male war der Flieger voll. Ab da war meine Zufriedenheit im Negativbereich. So der nächste Flug ist jetzt FRA-HKG: habe gleich Cathay Pacific gebucht (vor der Pandemie bin ich diese Strecke immer LH geflogen), weil es auf Langstrecke auch nicht besser ausschaut (wenn ich das so hier lese). Mal sehen wie sich Cathay entwickelt hat. War jedenfalls 20 Prozent billiger als LH im Light Tarif, man hat aber Gepäck dabei. So verliert man treue Kunden!
Das mit den treuen Kunden interessiert doch heute keinen mehr von denen, die an den entscheidenden Stellen sitzen. Da gibts „Betriebswirtschaftler“, die vorrechnen, wie man kurzfristik ein paar € pro Fluggast einsparen kann und sich damit ordentliche Bonuszahlungen wegen des daraus resultierenden kurzfristigen Gewinns sichern.
Wenn die ganze Tragweite dieser Entscheidungen deutlich wird sind diese ach so erfolgreichen Manager schon längst woanders und verkaufen dort neue lukrative „Anpassungen“, natürlich für ein höheres Gehalt, da man ja vorher sooo erfolgreich war.
So wird ein Untefnehmen nach dem anderen in den Abgrund gewirtschaftet.
Letzte Woche mit Luxair LUX-OPO (statt LH ab FRA) geflogen: Full-Service Airline auch in Eco, d.h. großes und sehr gut belegtes Sandwich, freie Getränke inkl. Wein und Bier, Boeing 737 mit Monitoren, Ohrstecker verteilt für Musikprogramm. Beinfreiheit gefühlt auch besser.
Anreise Frankfurt mit der Bahn hätte mich 10,- EUR gekostet, nach Luxemburg waren es 20,- EUR, ÖPNV in ganz Luxemburg umsonst. Am Airport Luxemburg kommen zudem im Gegensatz zu FRA die Koffer umgehend und als FTL hast du ebenfalls Loungezugang.
die sollten auch mal in den Afterservice investieren: wer heute über’s Kontaktformular was zur IT reportet bekommt folgendes email:
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir, aufgrund der aktuellen Situation, nicht umgehend auf Ihre Nachricht antworten können.
Klingt noch akzeptabel = dauert halt – aber dann kommt der Satz:
Angesichts der außerordentlich hohen Menge an Anfragen und damit wir die drängendsten zügig beantworten können, bitten wir Sie freundlich, die Dringlichkeit Ihrer Anfrage zu betrachten und uns gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt zu kontaktieren.
Das ist der Stinkefinger zum Kunden: es interessiert uns nicht, was du von uns willst, vielleicht ist es ja doch gar nicht so wichtig, wenn doch schreib und mal in 2-3 Monaten oder Jahren wieder….
Geht gar nicht sowas
habe noch 2 Vogänge von April. Die !automatische! Eingangsbestätigung kam jeweils bereits nach !12h!.
in der Sache bisher jeweils nichts als Schweigen…
noch Fragen?
im Gegensatz dazu schau mal bei YouTube, wieviele ach so zufriedene Kunden es doch gibt, die ein super mega tolles Produkt der LH Group zeigen bzw. denken, so etwas zu zeigen. Viele von denen denken echt, das sie was ganz tolles erlebt hätten, nur weil sie vor dem Vorhang platznehmen durften…
Der europäische Fluggast scheint mittlerweile hinreichend erzogen zu sein.
Selbst bei anderen Airlines der LH-Group gibt es noch die altgewohnten Serviceleistungen-auch in ECO-ich sage nur Austrian. Ein Wiener Freund hat mir erzählt, dass er letztens mit denen von den Kanaren nach VIE geflogen ist und es neben einem Essen auch freie Getränkewahl gab. Da sieht man mal wieder, dass man das nur mit den obrigkeitshörigen Deutschen versucht durchzukriegen. Der Deutsche an sich ist es ja gewohnt sich seinem Schicksal zu ergeben. Es gibt zwar hier und da ein paar Mäkler, so wie mich, aber die breite Masse läuft einfach gewohnt weiter. Da ich letztens im LH-Aviation Center zu einem Senator-Talk eingeladen war, an dem auch der Vorstand teilnahm, konnte ich live erleben, wie sich fast alle vor diesem „ausgekotzt“haben um ihren Frust loszuwerden. Originalton des Vorstandes war “ Wir haben verstanden und geloben Besserung“ Schaun wir mal!