Lufthansa will neue Flugzeuge leasen aber keine mehr verkaufen

Foto: Lufthansa

Lufthansa möchte und muss auch in der aktuellen Situation die Erneuerung der Flotte vorantreiben, allerdings ist hier besonders die Liquidität der Airline in der aktuellen, noch nie dagewesenen Krise ein großes Thema, denn neue Flugzeuge sind teuer und binden viel Kapital, besonders wenn man sie wie bei Lufthansa üblich von den Herstellern kauft.

Nach Berichten des Manager Magazins will Lufthansa nun aber von der über Jahrzehnte gefahrenen Strategie abweichen und neue Flugzeuge bei Leasingfirmen mieten, um die Liquidität im Konzern zu halten. Im Detail will man die Leasingquote der Flotte auf etwa 20% bis 25% erhöhen. Aktuell sind es weniger als 10%.

Der Plan von Lufthansa sieht vor, dass man in den kommenden zwei Jahren bis 2023 bis zu 80 neue Flugzeuge übernimmt, wobei es sich hierbei vor allem um Airbus A320neo und A321neo handeln wird, welche ältere Flugzeuge der Airbus A320 Familie bei Lufthansa und den Töchtern ersetzen werden.

Bei den Langstreckenflugzeugen ist in den kommenden zwei Jahren wohl nur mit einer Handvoll Airbus A350-900 und hoffentlich den ersten Boeing 777-9X zu rechnen, welche zur Lufthansa Flotte hinzu kommen werden. Dafür hat man aber besonders die Langstreckenflotte bereits jetzt zusammengestrichen und vermutlich wird in den kommenden Jahren der Airbus A380 und alle Airbus A340 aus der Flotte entfernt.

Lufthansa will keine Flugzeuge aus der aktiven Flotte verkaufen

Trotz der Staatshilfen hat Lufthansa massiv nach weiterer Liquidität gesucht, insbesondere da man die von der deutschen Bundesregierung abgesicherten Kredite nach Möglichkeit nicht abrufen will. Daher hat sich Lufthansa wohl vor allem im Sommer mit der Möglichkeit beschäftigt Teile der aktiven Flotte zu verkaufen und diese wieder zurück zu leasen.

Dabei hat man mit diesem Sale and Lease Back Konzept auch einen Airbus A350-900 und eine Boeing 777F an eine Leasing Firma verkauft und direkt wieder zurückgemietet, um Liquidität in den Konzern zu bringen.

Der Lufthansa Vorstand, Carsten Spohr, machte dann auch im Sommer auf die Situation aufmerksam, als er recht beiläufig auf einer Konferenz sagte:

Wenn Sie jemanden kennen der Flugzeuge kauft, rufen Sie mich an! Ich habe etwa 500 zu verkaufen.

Mit diesem etwas scherzhaften Kommentar wollte er wohl darauf anspielen, dass sich nun auch eine Lufthansa mit dem Verkauf der Flotte die Liquidität sichern muss.

In den letzten Wochen konnte Lufthansa allerdings zwei sehr erfolgreiche Anleihen an den Kapitalmärkten platzieren, mit welchen man zu erstaunlich niedrigen Zinsen 1,6 Milliarden Euro an frischen Geldern einsammeln konnte. Mit diesem Kapital ist die Finanzierung der Fluggesellschaft im kommenden Jahr sichergestellt, sodass man nun keine weiteren Flugzeuge mehr verkaufen muss und will.

Lufthansa will neue Flugzeuge leasen aber keine mehr verkaufen | Frankfurtflyer Kommentar

Nachdem gerade der Moment, als Lufthansa davon sprach, die komplette Flotte möglicherweise zu verpfänden und auch als dann tatsächlich zwei Großraumflugzeuge verkauft wurden, hat bei vielen durchaus Besorgnis über den Zustand von Lufthansa geweckt. Ganz unbegründet ist diese Sorge auch nicht, denn auch wenn man die Finanzierung für das kommende Jahr ohne den Verkauf von Flugzeugen sichergestellt hat, ist die Airline noch lange nicht über den Berg und die Erholung der Branche wird entscheidend für die weitere Entwicklung sein.

Positiv ist allerdings zu bewerten, dass man sich an den freien Kapitalmärkten erstaunlich gut finanzieren konnte. Die Anleihenmärkte sehen Lufthansa offensichtlich gut aufgestellt und vermutlich wird man hier auch noch weitere Anleihen platzieren, um zu vermeiden, dass man von dem Hilfspaket der Bundesregierung für bis zu 9,5% Zinsen zu viel Geld abrufen muss.

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