
Lufthansa ist schon lange nicht mehr nur „die Lufthansa“, sondern man hat aus der deutschen Airline eine internationale Airline-Gruppe gemacht, die inzwischen aus 14 Flugbetrieben (Airlines), sechs interkontinentalen Drehkreuzen besteht und über eine ganze Reihe von Crew-Basen verfügt. Viel zu komplex und damit inzwischen auch zu teuer! Daher soll der Konzern nun neu strukturiert werden.
🔁 Konzernumbau: Lufthansa plant mit „Matrix Next Level“ eine grundlegende Reorganisation aller Airlines.
📉 Sorgenkind: Die Lufthansa Mainline schreibt rote Zahlen – 500 Mio. Euro Verlust.
🌍 Zentrale aus Frankfurt: Auslandstöchter wie SWISS & Austrian sollen stärker gesteuert werden.
Dieses Problem hat kürzlich auch noch einmal der Lufthansa-Großaktionär Kühne betont. So ist der Milliardär aus Hamburg, der etwa 20 % der Stimmrechte bei Lufthansa hält und somit auch spürbaren Einfluss auf den Konzern nehmen kann, der Meinung, dass Lufthansa sich mit den vielen Flugbetrieben verzettelt hat. Diese Nachricht ist wohl auch beim Vorstand angekommen, denn man wird wohl noch im Mai das „Matrix Next Level“-Programm vorstellen, in dem der Konzern neu strukturiert werden soll.
Auch wenn es noch nicht offiziell ist, berichtet das Handelsblatt, dass die Vorbereitungen und Planungen schon sehr weit fortgeschritten seien. So sei der Lufthansa-Vorstand und Ex-SWISS-Chef Dieter Vranckx persönlich mit dieser Aufgabe betraut, und das Ziel sei es vor allem, die verschiedenen Flugbetriebe der Lufthansa besser zu vernetzen.
Im Wesentlichen will man wohl auch für die Airlines im Ausland, also vorrangig für SWISS, Austrian Airlines, Brussels Airlines und ITA Airways, mehr Kompetenzen in Frankfurt zentrieren. Hier ist vor allem an die Netzplanung zu denken, und das übergeordnete Ziel scheint es zu sein, die vielen internationalen Marken wie eine große Airline zu betreiben. Dies macht auch insofern viel Sinn, als dass Lufthansa vor allem außerhalb von Deutschland wachsen will und hier Chancen sieht.
Großes Sorgenkind ist Lufthansa selbst
Grundsätzlich ist die Neustrukturierung des Konzerns ein gruppenweites Programm. Allerdings ist vor allem Lufthansa auch eines der Sorgenkinder – oder man sollte besser sagen: die Lufthansa Airlines, denn diese machen mit einem Defizit von 500 Millionen Euro keine gute Figur in der Konzernbilanz.
Hier will man die vielen Flugbetriebe wohl auch deutlich glattziehen, und der Plan ist offensichtlich, dass Lufthansa (Mainline) vorrangig Langstrecken aus Frankfurt und München fliegen wird, wohingegen man zunehmend das Kontinentalgeschäft an die neue Lufthansa City Airlines übergeben wird.
Discover Airlines soll allerdings als Ferienflieger weiter ab den Lufthansa-Hubs bestehen, da man in den touristischen Zielen einen immer bedeutenderen Markt sieht.
Interessant ist, dass man nach wie vor wohl auf Wet-Leasing-Partner wie Air Dolomiti und Air Baltic in Frankfurt und München setzen will, was eines der Dinge ist, die Kühne wohl sehr missfallen.
Klar ist auch, dass Lufthansa CityLine geschlossen wird oder zumindest in absehbarer Zeit keine eigenen Flugzeuge mehr haben wird. Wie es sich mit Eurowings verhalten wird, die auch noch aus mehreren Flugbetrieben besteht, wird man abwarten müssen.
Matrix Next Level | So will sich der Lufthansa-Konzern neu strukturieren | Frankfurtflyer Kommentar
Tatsächlich ist die Struktur des Lufthansa-Konzerns mit den vielen verschiedenen Marken und Flugbetrieben inzwischen viel zu unübersichtlich geworden. Was einmal als geniale Idee gesehen wurde, um Kosten zu senken, wurde nun zu teuer. Auch als Passagier begrüße ich es, dass man sich auf Kernmarken fokussieren will – wobei ich hier gespannt bin, ob dies wirklich passieren wird und auch in welcher Zeitspanne.
Interessant ist dagegen der Plan, dass man den Lufthansa-Konzern vor allem außerhalb von Deutschland wachsen lässt – dies aber zentral aus Frankfurt steuert. Damit wäre die Lufthansa-Gruppe dann wirklich wie eine große europäische Airline aufgestellt, was viel Sinn ergeben würde.
Ob Dolomiti, City Airline oder Air Baltic: Damit geht man dezent aus der Star Alliance raus.
Erst Ende März dieses Jahres habe ich in der First Class Lounge Zürich Terminal A eine Diskussion zwischen einem angefressenen HON und einer Mitarbeiterin erleben dürfen, die ihm erklärte, dass „einige Services“ in Zürich nicht erbracht würden, wenn Kunden mit bestimmten Airlines ankommen.
Ich glaube es ging um die Abholung bzw. den Limousinenservice nach der Ankunft. Ob er mit Air Dolomiti, Helvetic Airways oder was auch immer unterwegs war, vermochte ich nicht zu herauszuhören.
Wie dem auch sei:
Es wurden für mich vier Flüge gebucht über SWISS, mit SWISS, durchgeführt von SWISS. Also erwarte ich, dass ich mit SWISS fliege, nicht Air Dolomiti!
Selbst wenn ich keinen Unterschied beim Hard- oder Softprodukt bei den Discount-Töchtern merken würde:
Es wird SWISS bezahlt, also hat mich verdammt nochmal die SWISS zu fliegen!
Davon abgesehen möchte ich sofort die Information erhalten, wenn es eine Änderung gibt und diese Änderung nicht zufällig in der App sehen! Zum Teufel nochmal!
Hoffentlich lässt Herr Kühne mitlesen. Sonst interessiert sich ja niemand dafür. Kunden und Kundeninteressen sind dem Konzern immer noch komplett. Vordergründig versucht man jetzt, den Geiz am Kunden zu kaschieren (Projekt FOX usw.). De facto tut man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiterhin doch wieder kaum das Nötigste.
Von dem ganzen Laden habe ich mittlerweile die Schnauze gestrichen voll.
CX, SQ und TG haben ihre Regionalgesellschaften abgewickelt weils kostengünstiger ist.
Ehe man bei LH auf diese Idee komnt werden wohl noch viele Jahre vergehen. Bis dahin müssen eben 15 CEOs mit 15 Wasserköpfen durchgefüttert werden, das Geld dafür wird weiterhin beim Produkt und beim Personal gespart.
Nicht ganz, der kleine Unterschied hier ist, dass der CEO seit 11 Jahren im Amt ist.
Sry. aber wo ist da dieser Unterschied? Sind die 11 Jahre jetzt zu viel oder zu wenig?
Zum Vergleich: CEO SQ seit 2011, CEO CX und TG seit 2023. Hier zieht also weder „langjährige Erfahrung“ noch „neue Besen“.
Dieses ständige Gründen von Tochtergesellschaften, um Personalkosten zu sparen, nimmt langsam groteske Züge an. Nicht nur organisatorisch sollte sich der Konzern neu aufstellen, sondern generell überdenken, was man da eigentlich treibt!
Erst gestern habe ich zufällig in der App gesehen (und nicht etwas proaktiv eine Nachricht erhalten), dass ich nächstes Jahr auf einem Zubringer von Frankfurt nach Zürich von ursprünglich SWISS auf Air Dolomiti umgebucht worden bin.
Ab Zürich geht es weiter in der First Class. Jetzt weiß ich nicht einmal, ob ich wegen Air Dolomiti in Frankfurt ins FCT komme…
Die IAG arbeitet meines Wissens seit Jahren recht erfolgreich in einer Matrixorganisation.
Die möglichen Nachteile dieser Organisationsstruktur lesen sich allerdings wie die aktuelle Zustandsbeschreibung für den Konzern mit dem langhalsigen Schreitvogel im Logo:
Lange Entscheidungsprozesse, Konflikte zwischen Abteilungen und Machtkämpfe, Kommunikationsschwierigkeiten, Ineffizienzen, Silo-Bildung…
Na dann viel Glück.