Mayday: Boeing 747-8 von Lufthansa gerät nach Extremflug LH510 in Notlage

Lufthansa Boeing 747, Foto: Alexander

Ein regulärer Linienflug der Lufthansa entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Belastungsprobe. Flug LH510 wurde auch am vergangenen Montag mit einer Boeing 747-8 durchgeführt. Zum Einsatz kam der Jet mit dem Kennzeichen D-ABYM. Dieser startete mit leichter Verspätung in Frankfurt, das Ziel war Buenos Aires. Der nächtliche Langstreckenflug endete aber am nächsten Tag nach einer wahren Odyssee über Südamerika mit dem Notruf Mayday in São Paulo.

Das Wichtigste auf einen Blick:

🌫️ Nebel in Buenos Aires: Zwei Landeversuche scheitern, Ausweichflughäfen nötig.
🛬 Notruf über Brasilien: Lufthansa-Crew ruft Mayday wegen Dienstzeitende und Treibstoffmangel.
✈️ Lufthansa 747-8 landet sicher in São Paulo – Rückflug von Buenos Aires annulliert.

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Dichte Nebelbank verhindert Anflug auf Buenos Aires

Ursprünglich sollte der Flug um 21:40 Uhr in Frankfurt abheben, dieser verließ das Lufthansa-Drehkreuz aber erst um 22:28 Uhr. Nach einer Flugzeit von rund 13 Stunden näherte sich der Jumbo seinem Ziel, doch am Flughafen Ezeiza in Buenos Aires herrschte dichter Nebel, die Sicht reichte nicht für eine sichere Landung.

Die Crew entschied sich dafür, mehrere Warteschleifen über der Hauptstadtregion Argentiniens zu drehen, in der Hoffnung, dass sich das Wetter zeitnah bessern würde. Doch nach zwei erfolglosen Anflugversuchen wichen die Piloten zum nächstgelegenen Alternativflughafen aus, es ging nach Asunción.

Flightradar

Zwischenlandung und neuer Landeversuch am Ziel

In der Hauptstadt von Paraguay war die Maschine dann rund eine Stunde am Boden. Die Piloten beobachteten die Wettersituation in Buenos Aires, tankten wahrscheinlich nach und entschieden sich, einen zweiten Landeversuch in der argentinischen Hauptstadt zu unternehmen.

Doch auch beim erneuten Anflug ließ das Wetter keine sichere Landung zu. Die Boeing 747-8 musste erneut durchstarten. Da das Wetter nicht besser wurde und andere Optionen geprüft werden mussten, wählte die Crew nun São Paulo in Brasilien als Ausweichziel. Inzwischen näherte sich die maximal erlaubte Flugdienstzeit der Crew dem Ende.

Mayday über Brasilien

Beim Anflug auf São Paulo-Guarulhos entschied sich die Besatzung schließlich, eine Luftnotlage zu erklären. Über Funk riefen die Piloten „Mayday“, es handelt sich um den höchsten Notruf im zivilen Luftverkehr. Dieser muss gemäß internationaler Vorschriften bei lebensbedrohlichen Situationen abgesetzt werden. Also auch dann, wenn das sogenannte Final Reserve Fuel angegriffen wird. Dieser Rest darf nicht unterschritten werden, ohne sofort eine Luftnotlage zu erklären. Keine Panikmaßnahme, sondern eine vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahme, um eine gefährliche Situation zu verhindern und der Crew Vorrang bei der Landung zu gewähren.

Die Flugsicherung gewährte daraufhin sofortige Priorität bei der Landung, Feuerwehr und Rettungskräfte wurden gemäß Notfallprotokoll bereitgestellt. Wie aus der Kommunikation mit dem Tower bekannt wurde, nannten die Piloten als Grund für den Mayday-Ruf die Übermüdung der Besatzung und Treibstoffmangel. Die Boeing 747 landete sicher, die Passagiere wurden von der Lufthansa Group vor Ort betreut.

Flightradar

Lufthansa teilte bereits mit, dass man „zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung der Sicherheit“ sah. Der Mayday-Ruf sei erfolgt, um eine bevorzugte Landefreigabe zu erhalten, da die Cockpitcrew durch die Verspätung und die lange Flugzeit über den Kontinent an die Grenze der Einsatzzeit gekommen sei. Auch die verbleibenden Treibstoffreserven waren stark reduziert, wenn auch nicht vollständig aufgebraucht. Die Entscheidung der Crew, Mayday zu rufen, war somit nicht nur zulässig, sondern regelkonform und sicherheitsorientiert.

Die Lufthansa-Maschine befindet sich noch in Brasilien und wird bei der nächsten Gelegenheit vermutlich leer nach Frankfurt überführt. Die Passagiere wurden umgebucht bzw. auf Anschlussflüge verteilt. Der geplante Rückflug von Buenos Aires nach Frankfurt wurde annulliert.

Foto: Robert

Mayday: Boeing 747-8 von Lufthansa gerät nach Extremflug LH510 in Notlage | Frankfurtflyer Kommentar

Der Mayday-Ruf mag dramatisch klingen, in Wirklichkeit war es das Ergebnis der Situation, in die die Crew geraten ist. Bei dem Flug nach Buenos Aires handelt es sich um den längsten im Netz der Lufthansa, man könnte meinen, dass die Besatzung da schon viel früher ans Limit hätte kommen können. Die Arbeitszeit verlängerte sich ohnehin schon durch die Ausweichlandung in Paraguay. Der nächste Versuch, in Buenos Aires zu landen, endete nach über vier weiteren Stunden in São Paulo.

Die Crew war dadurch über 20 Stunden in dem Jumbo-Jet, den Feierabend haben sich alle zweifelsfrei verdient. Für die Passagiere stellte sich dann noch die Frage nach der Alternativbeförderung, um nach Buenos Aires bzw. zum endgültigen Ziel zu kommen. Immerhin hat Lufthansa im Gegensatz zu Asunción eine Station in São Paulo und konnte handeln.

13 Kommentare

  1. Lächerlich, wegen Übermüdung ein Mayday Ruf abzusetzen ist unverantwortlich und illegal. Übermüdung ist keine Notlage, schon gar nicht bei 3 Piloten im Cockpit. Hoffentlich wird der offensichtliche Missbrauch des Notrufs in Brasilien ein rechtliches Nachspiel haben. Lufthansa wird immer peinlicher. Mayday darf nur bei einem akuten Notfall abgesetzt werden, Übermüdung ist überhaupt kein Notfall und schon gar nicht akut.

    • Liest du den Beitrag auch vor dem Kommentieren? Da steht, es ist Prozess, Mayday zu deklarieren, wenn die “final fuel Reserve” genutzt wird.

      Was genau ist dein Problem hier schon wieder mit Lufthansa? Zu viel auf Sicherheit bedacht?

      • Äh davon steht in dem Beitrag aber nichts, es heißt, der Sprit war nicht die Ursache sondern die Müdigkeit der Piloten. Zudem müssen die Piloten genügend Sprit dabei haben, wenn sie entscheiden nicht nach Asuncion zu fliegen sondern ins viel weitere Sao Paulo. Wenn der Sprit knapp ist , kann ich nicht nach Sao Paulo fliegen, nur weil es für die Airline „more convenient“ ist, weil man dort schneller eine Ersatzcrew hin bekommt. Man hätte ja auch ins benachbarte Uruguay nach Montevideo ( hat eine für die 747 ausreichende 3200 m Runway)fliegen können, die Passagiere hätte man dann mit der Fähre über den Rio de la Plata nach Buenos Aires schicken können, es wäre natürlich umständlicher gewesen, dort eine Crew hin zu bekommen. Aber Wirtschaftlichkeit muss immer hinter dem Interesse der Passagiere und der Sicherheit zurückstehen.

        • q.e.d. dass das Leseverständnis von Herr Bayerstein äusserst gering ist. Jenseits von Überschrift und erster Zeile wird exakt das beschrieben

  2. In jedem Fall unverantwortlich. Übermüdung kann hier kein Grund sein, mit weiter bestehendem Nebel musste gerechnet werden. Und wenn man nicht ausreichend nachgetankt hat und wegen Kerosinmangels notlanden muss, bestehen Zweifel an der Eignung des Kapitäns.
    Sicher wird LH den Vorfall extern unter den Teppich kehren, es wäre aber eine vertrauensbildende Maßnahme, wenn LH die Konsequenzen solcher Vorfälle öffentlich machen würde. Sonst muss man damit rechnen, das nächste Mal mit einer solchen Cockpitcrew zu fliegen.

    • Was ein Glück, dass wir so einen qualifizierten Kapitän mit tausenden Flugstunden in den Kommentaren haben, der das zum Glück viel besser beurteilen kann als die ausgebildete und erfahrene Crew vor Ort. 🙂

  3. Hat SAEZ nicht ILS CAT III? Dann müsste die Sicht ja unter 75 m gelegen haben, ganz schön dicke Suppe. Aber wie heißt es so schön: Im Zweifel nie.

  4. Also auf Flightradar24 sind für beide Anflüge auf EZE nur Warteschleifen und keine einzigen Landeversuche zu sehen. Aus FRA kommend war man nur auf 7000ft runter, und aus ASU kommend sogar nur auf 18000ft.

  5. Danke, TJ! „Ein jeder Deutscher ist ein Lehrer und ein Freizeitpolizist.“ — Die vorstehenden Einlassungen sind an inhaltlicher Sinnlosigkeit und kaum erträglicher, lächerlicher Besserwisserei schwer zu überbieten. Diese armen Menschen, die meinen, sich auf diese absurde Art profilieren zu müssen…

  6. Ich vermisse den Grund, warum man stundenlang nach Asunción und dann „über“ EZE nach GRU geflogen ist und nicht einfach „um die Ecke“ in Montevideo abgewartet hat.

  7. So sehr mir das LH Bashing hier zuwider ist – was aber definitiv aufgeklärt werden muss: Wie kann es nach einer bereits erfolgten Ausweichlandung mit Nachtanken zu einer Luftnotlage wegen Fuel kommen? Es scheint zumindest auf den ersten Blick äußerst unverantwortlich in dieser Situation zu wenig Fuel mitzunehmen und dennoch zu einem weit entfernten Flughafen zu diverten. Ich hoffe sehr, dass die LH das intern aufarbeitet.

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