Genau 47 Cent liegen scheinbar zwischen einem zufriedenem Fluggast und jemandem, der zumindest mit Worten einer Airline den Rücken zukehrt. 47 Cent ist genau der Betrag, den Lufthansa pro Fluggast einspart, indem kein kostenloses Catering mehr auf der Kurzstrecke in der Economy Class angeboten wird.
Über dieses kleine aber feine Detail berichtete Christoph erst vor Kurzem in einer extra Story hier auf Frankfurtflyer. Eine Story, die bei Euch scheinbar für viel Aufruhr gesorgt hat, denn sie wurde wie verrückt kommentiert. In vielen Kommentaren kam der Eindruck auf, als hätten die 47 Cent, die sonst für eine Salami- oder Käseschnitte und einen Plastikbecher Cola gereicht haben, das Ende der Premium-Airline eingeleitet.
Ich selbst habe mich in den vergangenen Monaten und Jahren regelmäßig über die Management-Entscheidungen der Lufthansa ausgelassen. Und ich lag damit komplett falsch. Daher an dieser Stelle: Entschuldig Carsten Spohr! Ich gratuliere Ihnen, denn Sie haben vermutlich alles richtig gemacht. Und all den Lufthansa-Passagieren, die sich jetzt über einen billigen Wein im First Class Terminal oder die entfallene Stulle an Bord beklagen, will ich schon fast entgegen schreien: Heult leise!
In der Lufthansa Jahreshauptversammlung am 9. Mai 2023 hagelte es Kritik an der Unternehmensführung. Vielfach interessanterweise aus Kunden- und nicht aus Aktionärssicht. Auch hier drängt sich der Kommentar auf: Atmet mal kurz ganz tief durch, der Laden kann nicht so ganz falsch regiert werden.
Der Passagier-Flugverkehr erholt sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Die Lufthansa profitiert davon so deutlich, dass die vorhandenen Kapazitäten nicht ausreichen. Neue Mitarbeiter werden eingestellt, der eigentlich schon abgeschriebene Airbus A380 kehrt zurück und auf einigen Strecken werden Wetlease-Anbieter eingesetzt, um die Nachfrage zu befriedigen. Das ist sicher kein Optimalzustand, zeigt aber wie steil es aufwärts geht.
Herzlichen Glückwunsch Herr Spohr! Alles richtig gemacht! | Sie fliegen trotzdem weiter
Diejenigen, die sich über unfreundliche Flugbegleiter*Innen, die fehlende Käse-Stulle oder Unzuverlässigkeit im Flugbetrieb beschwert haben, sind nicht im Homeoffice geblieben. Die sind auch nicht auf die Deutsche Bahn umgestiegen (die noch unzuverlässiger ist). Nein, die steigen weiter in die blau-weiß lackierte Röhre und fliegen für ihren Termin von Hamburg nach München.
Und auch Heinz und Gertrud, die so gerne mal Florida bereisen wollen sind nicht auf Air France umgestiegen. Denn bei Lufthansa spricht man schließlich noch deutsch. Da weiß man was man bekommt. Also abgesehen vom erbärmlichen Catering und schlechten Sitzkomfort.
Natürlich kann man auch die Expansions-Bestrebungen in Richtung Italien oder Portugal kritisieren. Märkte, die derzeit nur hoch-defizitär funktionieren. Aber eins ist für mich sicher: Für 1.200 Euro mit der Swiss von Mailand nach Hongkong in der Business Class wird es nicht mehr geben, wenn Alitalia… tschuldigung ITA Airways vom Kranich erstmal geschluckt wurde.
Ryanair hat diese Woche bekannt geben, dass in den kommenden Jahren insgesamt 300 neue Boeing 737 MAX 10-Flugzeuge angeschafft werden. Soll Lufthansa wirklich den Iren das Feld überlassen, die mit fast gar keinem Service schon jetzt häufig Preise aufrufen, bei denen auch Premium-Carrier mit den Ohren schlackern?
Ebenfalls in dieser Woche stellte ein EU-Gericht auf Klagen von Condor und Ryanair fest, dass die Finanzhilfen Deutschlands während der Covid-19-Pandemie zu unrecht gezahlt wurden. Ob daraus Konsequenzen folgen ist ungewiss. Aber jetzt mal ganz ehrlich: die Kohle wurde bereits zurückgezahlt. So what?
Herzlichen Glückwunsch Herr Spohr! Alles richtig gemacht! | German Champion
Ich hätte tatsächlich niemals gedacht, dass ich mal an dieser Stelle ankomme, aber ich muss wirklich zugeben, dass Lufthansa ein extrem erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen ist. Zwar sind die Entscheidungen teilweise skrupellos und manchmal wirkt es so, als könnte das Unternehmen auch als kriminelle Vereinigung eingestuft werden (Stichwort: Ausgleich von Forderungen aus Fluggastrechten), aber es hat in den vergangenen Jahren extrem viel richtig gemacht. Aus rein ökonmoischer Sichtweise. Und das ist es zumindest, was bei den Aktionären zählen sollte.
Natürlich macht es aus Kundensicht keinen Spaß, sich direkt beim Betreten des Flugzeugs von einer desillusionierten Purserin anraunzen zu lassen, der es im Vergleich zu vielen anderen in der Branche noch viel zu gut geht. Klar ist es nicht lustig auf dem Business Class-Flug nach Prag drei Scheiben Wurst lieblos auf einem Teller geschmissen zu bekommen. Und sicher kann man darüber diskutieren, ob 47 Cent pro Passagier für eine Dose Cola und eine Stulle nicht eine gute Investition wären. Aber das ist der Deal in einem nahezu monopolistischen Markt.
Der Weg wurde nun einmal damals geebnet, als sich die andere große deutsche Airline nicht über Wasser halten konnte und man bei Lufthansa strategisch klug, aber ebenso skrupellos alle wichtige Assets des vorherigen Konkurrenten abgriff. Unter dem Jubel der damaligen Regierung, die dem „Deutschen Champion“ quasi einen Freibrief ausstellte.
Eins ist sicher: Lufthansa wird – trotz aller Kritik – in den kommenden Jahren neue Rekorde im Bereich Passagierzahlen vermelden. Die entscheidende Frage ist lediglich, ob das mit oder ohne Produktverbesserungen einhergeht.
Okay, zwei Dinge sind sicher: Ich werde auch weiterhin aus Kundensicht nörgeln!
Der Autor verkennt eines fundamental. Lufthansa ist und wird erfolgreich sein nicht wegen Spohr, sondern trotz Spohr. Die Menschen wollen reisen und rennen LH die Bude ein, weil sie oft kaum Alternativen haben. Ist ja auch viel bequemer ohne Zwischenstop in AMS, CDG, Dubai usw. zu fliegen. Daran ändert auch dieser katastrophale LH Vorstand nichts, die Mannschaft arbeitet trotzdem, so schlecht auch das Trainerteam ist.
Und ich solchen Zeiten setzt man unpopuläre Entscheidungen durch und es ändert nichts. Das ist doch im Endeffekt genau das was ich sagen möchte.
Zwei Punkte zum Artikel, erstens würde es wahrscheinlich diese so „erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen“ ohne die Kohle der Steuerzahler in dieser Form nicht mehr geben, also kann die Firmenführung wohl nicht so erfolgreich sein. und zweitens suchen Kunden sehr wohl nach Alternativen zu LH. ich hab explizit für meinen Californien Urlaub einen alternativen Carrier gewählt.
Hallo Franz,
Gerade vor wenigen Tagen hat ein Gericht festgestellt, dass die Finanzhilfen ungerechtfertigt waren. Begründung: es wurde außer Acht gelassen, dass LH sich das Geld auch auf dem Finanzmarkt hätte besorgen können. Das bedeutet für mich, dass die das im Notfall (zu vielleicht schlechteren Konditionen) auch getan hätten. Also in meinen Augen wieder ein Zeichen für kluges Management.
Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel. Ich fliege auch lieber über London oder Amsterdam, um LH aus dem Weg zu gehen. Aber ich nehme mich selbst in dem Fall nicht als Referenz. LH kann scheinbar auf mich als Kunden verzichten.
Dazu kann ich ein besonderes Erlebnis als HON beitragen:
Es betrifft die Strecke HAM-FRA-IST-FRA-IST (Business). Auf dem HAM-FRA Flug war das Frühstück nicht nur sehr überschaubar, sondern eigentlich kein Frühstück. Croissants waren schnell aus, auch da die LH Mitarbeiter, die neben und hinter mir als Passagiere reisten, schnell mehrfach zugriffen. Darüberhinaus gab es eine Scheibe Schnittkäse, 1 Scheibe Feinwurst, 1 Scheibe Salami. Nicht essbar.
Ich bin daher in FRA in die B-Lounge gegangen. Dort hieß es, aufgrund eines DOC-checks könne man mich nicht auf die Außenposition fahren, was aber nicht stimmte, wie sich später heraus stellte. Natürlich gab es den nicht und schon gar nicht nach Istanbul. Seit wann ist die Türkei über illegale Einreisen besorgt. Ich solle schnell zu gate gehen (es war 8.40 Uhr bei einem Abflug um 9.05 Uhr). Ich bin aber dann trotzdem in die First-Class Lounge gegangen, da ich mich nach dem Aufstehen um 4 Uhr jetzt unterzuckert fühlte. Eine ernstzunehmende Zeitschrift (Spiegel, Zeit der FAZ) gab es nicht. Ich wollte mir dann ein Stück Brot abschneiden, Ihre Mitarbeiterin kam angeschossen und sagte es gäbe keine Zeit für ein Frühstück in der Lounge. Ich war aber nur im Begriff mir eine trockene Scheibe von einem frischen Brotes abzuschneiden – diese dürfte ich aber nicht mitnehmen. Da war es übrigens 8.42 Uhr. Es kam dann zu einer unschönen Auseinandersetzung, in der ich sicher auch unangemessen laut war. Um 8.47 habe ich dann den Bus bei B32 betreten, es gab keinen Doc check. Der Bus stand noch bis 9 Uhr. Erst 9.30 Uhr war der Bus am Flugzeug. Ohne das fortgesetzte Fehlverhalten der Mitarbeiterin hätte ich in der Lounge frühstücken können und wäre dann zum Flug gefahren worden.
Rückweg: Full House ein Tag später in der Business Klasse. Als HON auf 1D: Ihr Handkoffer (das einzige Gepäckstück) passt nicht (die Crew hat alle vorderen Overhead-oxen für das Crew-Gepäck). Das Gepäckstück muss eingecheckt werden. Dem Purser fällt nicht auf, dass zwei Reihen der Business durch falsch sitzende Eco Passagiere blockiert sind, die dort zu dritt sitzen – erst nach dem Start. Gepäck kommt in Hamburg nicht an.
Ist diese Schlechtleistung zu überbieten? Der zeitgleiche Non-Stop mit Pegasus kostet HAM-SAW-HAM 212 EUR … und nicht 1400 wie bei LH…..
Das ist nicht Zufall sondern hat System.
War das ein Gefälligkeitsartikel oder Satire? Carsten Spohr hat durch verspätete und falsche Entscheidungen, als längst klar war, dass der Markt wieder anzieht, Millionen- wenn nicht gar Milliardengewinne liegen lassen. Wohl kaum eine Glanzleistung. Man muss sich exemplarisch nur anschauen wann der A380 bei LH reaktiviert wird und seit wann er bei anderen wieder fliegt.
Hi, hi, beim Betrachten des Business Class Meals hatte ich (Lach-)Tränen in den Augen. Ich erinnerte mich an die wöchentlichen Spätflüge LHR-MUC in C, wo ein Mitpassagier meinte: „Jedesmal Lachs auf Reis“, könnte auch mal gewechselt werden. Heute wäre wohl jeder europäischer C-Klasse LH-Passagier froh, wenn er warmen Lachs auf Reis bekommen würde 🙂
Das Foto zeigt lediglich nur einen Gang des Menüs, nämlich die Vorspeise auf einem Interkontflug.
Ich unterschreibe das nicht. Ich vermeide LH wo es nur geht. Aufgrund fehlender Alternative mag man die höheren Preise und schlechten Service aktuell noch durchbekommen, aber das ging auf lange Sicht noch nie gut.
Es ist ja irgendwie eine Momentaufnahme. Bei vielen Unternehmen ist guter Kundenservice mittlerweile ein zentraler Bestandteil des Geschäfts. Es kann gut sein, dass das irgendwann LH auf die Füße fällt. Aber noch stimmen die Kunden nicht mit den Füßen ab.
Und als Kunde meide ich LH auch wie der Teufel das Weihwasser.