Mitspracherecht des Staates | Hierdurch könnte die ITA Übernahme durch Lufthansa doch noch platzen

ITA (Symbolbild)

Eigentlich gilt die Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa schon als sicher und dennoch gab es mit Ablauf der exklusiven Verhandlungen am 24. April kein Ergebnis zwischen Lufthansa und der italienischen Regierung bezüglich der Übernahme der Alitalia Nachfolge Gesellschaft.

Man hat sich nun selbst eine Fristverlängerung bis Mitte Mai für weitere Verhandlungen eingeräumt und alle beteiligten Parteien betonen, dass man nur noch letzte Details klären wolle. Es gehe um das Setzen von Kommata im Vertrag, wie es der ITA Airways CEO umschrieben hat. Man sei sich aber grundsätzlich einig.

Wie nun an italienische Medien durchgesickert ist, ist man sich auch grundsätzlich über den Kaufpreis einig und Lufthansa will in einer ersten Kapitalerhöhung 40% der Anteile an ITA Airways für etwa 250 Millionen Euro übernehmen.

Damit hätte ITA Airways eine Bewertung von 625 Millionen Euro, was weit weniger als die einmal von Italien angestrebten 1,2 Milliarden Euro sind. Doch nicht Geld ist ein Thema, sondern das Mitspracherecht des Staates bei ITA Airways und genau hier verhandelt man wohl aktuell noch und das Thema könnte den ITA Airways Deal noch zum Platzen bringen.

So sehe man vor, dass Lufthansa bei Erreichen der Gewinnschwelle die restlichen 60% der ITA Anteile zeichnen soll, was nach aktuellem Plan in 2025 der Fall sein soll. Allerdings will die Regierung in Rom, dass man dann ab 2026 mindestens einen Aufsichtsrat Posten stellen darf oder der Staat solle weiterhin Anteile an ITA Airways halten.

Genau diese potenzielle Einflussnahme des Staates auf ITA Airways ist für Lufthansa aber ein klarer Dealbreaker und Lufthansa hat klar gemacht, dass man an ITA Airways nur bei einer echten Privatisierung (also ohne jedes Mitspracherecht des Staates) und der Option auf eine 100%ige Übernahme von ITA Airways interessiert sei.

Mitspracherecht des Staates | Hierdurch könnte die ITA Übernahme durch Lufthansa doch noch platzen | Frankfurtflyer Kommentar

Schon vor einigen Wochen gab es Berichte darüber, dass ein Abschluss bei den Verhandlungen nicht am Preis scheitern würde, sondern an der Frage wie ob die Regierung in Rom noch Mitspracherecht an ITA Airways hat oder nicht.

Lufthansa hat mehrfach klar gemacht, dass sie im Falle einer andauernden Einflussnahme des Staates auf ITA Airways kein Interesse an der Airline hätten, was auch verständlich ist, denn dies war eines der großen Probleme, welche Alitalia hatte und weshalb die Airline der 20 Jahre keinen Cent verdient hat.

Ich bin sehr gespannt ob Rom es schafft, komplett von ITA Airways zu lassen und ob der Deal nun wirklich zu Stande kommt. Auch wenn ich mich schon auf ITA Airways als neue Miles&More Airline gefreut hatte, es würde mich nicht überraschen, wenn der Deal doch wieder in letzter Sekunde platzt.

Danke: aero.de

8 Kommentare

  1. Ein Mitsprache des italiensichen Staates ist verständlicherweise ein no-go für LH. Mag man mit der jetzigen Regierung noch Lösungen im Einzelfall finden, ist das aber keine Garantie für die Zukunft. Dann sollte LH lieber andere Gesellschaften mit ITA unglücklich werden lassen und das ist Staatseinfluss hunderprozentig sicher.

  2. LH würde von Vorteil mit Lissabon verhandeln, dort will man nämlich TAP so schnell wie möglich wieder loswerden.
    Zudem ist TAP bereits Member bei Star Alliance und bietet Verbindungen nach Zielen in Südamerika und Westafrika, welche LH nicht anfliegt.

    • Das Streckennetz von TAP würde das Streckennetz von Lufthansa in der Tat ideal ergänzen. Ich vermute, dass LH eine Sowohl-Als-Auch-Strategie (ITA und TAP) verfolgen wird. Denn Italien ist als Markt einfach zu wichtig, um ihn mehrheitlich der Konkurrenz zu überlassen. Aber ich verstehe auch, wenn sich LH dort nicht auf eine politische Einmischung einlassen will.

      • Sowohl als auch würde Sinn machen, aber ob da die Kartelbehörden noch mitmachen werden?
        IT ist der interessantere Markt, mit PT würde man sich Südamerika mit ins Boot holen.
        Mein bevorzugtes Szenarium wäre TAP kaufen und sanieren. Nicht einfach, aber sicher leichter als die quasi-Alitalia. Und dann AirDolomiti kräftig in IT expandieren. Schwup sind die Kartellsorgen weg, und das Personal von Dolomiti finde ich richtig gut – wesentlich Servicebereiter als bei LH.

  3. Der italienische Markt ist sehr wichtig, deshalb ist eine Kontrolle ohne den Staat aus marktwirtschaftlichen Gründen für Lufthansa essentiell. Zu viele Köche verderben den Brei. Wichtig ist die Entschlackung der Airline und ein Konzept fur den Verbund in der StarAlliance. Air Dolomiti alleine reicht dafür nicht…

  4. Die Rückhaltung der LH in dieser Frage ist mehr, als nur verständlich. Die Politiker sind in Italien nicht anders gestrickt, als bei uns. Von Sachkenntnis nicht getrübt, aber einem lukrativen Posten im Beirat ständig offen. Jede wirtschaftlich notwendige Maßnahme wird stets im politischen Umfeld, der aktuellen Umfrageergebnisse und anstehender Wahlen betrachtet. Wie dies funktioniert, kann man an den Staatsbeteiligungen in Deutschland sehen.

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