Prag statt Leipzig: Lufthansa startet lieber im Ausland

Foto: Lufthansa

Lufthansa CEO Carsten Spohr äußerte sich bei einer Veranstaltung deutlich zu dem Rückgang des innerdeutschen Flugverkehrs, den hohen Standortkosten und den Folgen. Als Beispiel nannte der Manager die Entwicklung am Flughafen Leipzig/Halle (LEJ), wo sich der Kranich in der Vergangenheit zurückgezogen hat. Für Lufthansa lohnt es sich im Vergleich mehr ein Flugzeug in Prag (PRG) zu stationieren. Die Gebühren für einen Start betragen dort nur etwa ein Zehntel.

Bei der Diskussionsrunde waren auch der Chef der Mitteldeutschen Flughafen AG und der sächsische Ministerpräsident dabei. Airport-Manager Götz Ahmelmann ist verantwortlich für die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden (DRS) und stellt fest, dass sich das Fliegen durch die Pandemie sehr verändert hat. Gemeinsam mit Michael Kretschmer (CDU) hatte er den Chef der Airlinegruppe Carsten Spohr zur Diskussion geladen.

Dieser fand deutliche Worte und begründete den Rückzug aus Leipzig mit den hohen Standortkosten. Die steigenden Abgaben belasten den deutschen Flugverkehr immens. Aus diesem Grund hat u.a. Ryanair erst vor wenigen Tagen angekündigt das Angebot ab Berlin (BER) schmälern zu wollen. Zwei Boeing 737 werden umstationiert und dort eingesetzt wo es sich für den Lowcoster mehr lohnt.

Für Lufthansa ist Deutschland der Kernmarkt, die Entwicklung trifft die Airline besonders hart. Spohr sagte zur „Mitteldeutschen Zeitung„, dass man in Dresden im Vergleich zu früher 500.000 Fluggäste pro Jahr verloren habe. Der innerdeutsche Flugverkehr abseits der Drehkreuze Frankfurt und München hat sich nach der Pandemie nicht wieder erholt. Die Zahl der Flüge habe sich gar um 75 Prozent reduziert. Der Airport Leipzig/Halle hat dies zu spüren bekommen, im Sommer wurde sogar der Zubringer nach München (MUC) aus dem Flugplan genommen. Lufthansa hat zwar Engpässe bei den Flugzeugen, dazu kommen die hohen Kosten. Es gibt aber auch andere Gründe, laut Spohr ist auch die Zahl der Geschäftsreisenden deutlich gesunken.

Chancen im Ausland

Als Reaktion versucht sich Lufthansa in anderen Märkten. Tochter Eurowings wildert schon längere Zeit im europäischen Ausland, die Stationen in Stockholm (ARN) und Prag (PRG) wurden spürbar ausgebaut. Spohr rechnet vor, dass ein Start eines Airbus A320 am tschechischen Airport gerade mal 500 Euro kostet, in Dresden seien es mit 4.500 Euro fast zehn Mal so viel. Die staatlichen Standortkosten in Deutschland haben sich seit 2020 verdoppelt.

Ein weiteres Problem in Mitteldeutschland sind aber auch die beiden Flughäfen in einem Bundesland. Für Lufthansa ist das zu viel, da man das Angebot immer aufteilen muss. Der sächsische Regierungschef Kretschmer konterte, er stehe zu den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden. Aufgrund fehlender Passagiere braucht die Mitteldeutsche Flughafen AG aber frisches Geld. Bis 2026 muss ein Finanzloch von etwa 140 Millionen Euro gestopft werden.

Prag statt Leipzig: Lufthansa startet lieber im Ausland | Frankfurtflyer Kommentar

Früher gab es direkte Anbindungen von Leipzig nach Stuttagrt (STR) und Köln/Bonn (CGN), dass diese Routen zurückkommen ist unwahrscheinlich. Immerhin wird es ab Ende Oktober wieder den München-Flug geben. Für Spohr ist klar, dass am Ende vor allem die Nachfrage der Passagiere über den dauerhaften Erhalt von Linien entscheide.

8 Kommentare

  1. „Die Zahl der Flüge habe sich gar um 75 Prozent reduziert.“ —> LH hat aktiv gekürzt—> die Regionen, die eh umsteigen müssen, fliegen -wie unsere Firma- via CDG oder AMS.
    LH hat die Regionen aktiv abhängt. Den blöden Bus NUE nach MUC als Ersatz hab ich 1x genommen…

    • Wir sind nach AMS geflogen. Die Niederländer haben ein gutes Produkt, das man gerne weiterempfehlen kann. Allerdings waren zwei Maschinen von DLH nach FRA ausgebucht. Da wir kurzfristig reisen mussten, haben wir zunächst noch diese Möglichkeit versucht. Aber wir wollten weder vom Zug noch vom Bus abhängig sein!

  2. Lufthansa schafft sich langsam ab… Man vergisst, dass eine „große“ Marke sich auch damit auszeichnet, dass sie überall verfügbar ist. Im übrigen: Nachfrage entsteht nicht immer von alleine. Durch ein attraktives Angebot kann man auch Nachfrage schaffen – und Attraktivität ist momentan leider nicht deren Stärke.

  3. Es ist letzten Endes wieder einmal ein Beispiel von vielen, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland systematisch durch die Politik zerstört wird.
    Und dies keinesfalls nur in der Luftfahrtindustrie, sondern nahezu in allen Bereichen.
    Und wenn immer dann auch die Pandemie angeführt wird, kommt bei mir auch da immer der Gedanke mit dazu: nicht das Virus hat Wirtschaftskraft zerstört, sondern einzig und allein die politischen Maßnahmen.
    Andere Nationen stärken hingegen ihre Wirtschaft, weil sie wissen, wie wichtig sie für die Leistungsfähigkeit und den sozialen Frieden innerhalb des Landes ist.
    Wie immer eine Frage: Quo vadis Deutschland?

    • Was war zu erwarten von einem Philosophen, der den Wirtschaftsminister mimt (in einer Partei mit gleich zwei Studienabbrechern als Parteivorsitzenden) unter einem bräsigen Kanzler (Ex-Juso und Marxist), der nicht regiert, sich aber für den Schlauesten hält?

      Nur die noch linkere Fortsetzung der ohnehin schon fatalen sechzehn Jahre andauernden Politik einer SED-sozialisierten Pfarrerstochter…

  4. Im Gegensatz vieler meiner Forenkolleg*innen bin ich gar nicht so ein Kurzstreckenfanatiker. Die DB ist auf LEJ-MUC, BER-FRA etc. ohnehin die sinnvollere Alternative. Die Strecken gehören endlich ausgebaut und der MUC an den Fernverkehr angeschlossen, um die eh ungeliebten Kurzstrecken zu reduzieren. Im Gegenzug muss die Peripherie – Dresden, Rostock, weitere Orte, die nicht in <= 3h an FRA oder MUC angeschlossen werden können – mit kleinen CO2-freien Maschinen angebunden werden.
    Und ich prophezeie- in 15 Jahren wird es auch genau so aussehen.

  5. Dass – wie Herr Spohr beklagt – die Zahl der Geschäftsreisenden nach Covid deutlich gesunken ist, überrascht mich nicht. Schließlich hat jeder gelernt, dass sich viele Reisen durch Videokonferenzen ersetzen lassen.
    Dieser Lerneffekt ist allerdings wohl nicht in die Strategie der LH eingeflossen. Was sich auch im Kabinenlayout der Allegris-BC zeigt. Manchmal gilt tatsächlich der 90er-Jahre-Managementspruch „die Schnellen fressen die Langsamen“.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.