Review: Condor Premium Economy Class im A330-900neo von Toronto nach Frankfurt

Ein Airbus A330-900NEO von Condor. Foto: Alex

Für den Rückflug von Toronto nach Frankfurt wählte ich Condor. Ich wollte ohnehin einmal den Airbus A330-900neo von Condor fliegen und hatte nun eine gute Gelegenheit dazu. Als Reiseklasse entschied ich mich für die Premium Economy Class. Der Preisunterschied zu einem Economy Ticket mit Gepäck war nicht zu groß und auf einem so kurzen Flug über den Atlantik brauche ich keine Business Class – insbesondere dann nicht, wenn ich eine Airline testen möchte und für die Mahlzeiten wach bleiben „muss“. Wie es mir an Bord des Condorflugs gefallen hat, habe ich in der Review zusammengefasst.

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Daten

Flugdaten
Flugnr.: DE2403
Sitz: 10C (Gang)
Reiseklasse: Premium Economy Class
Konfiguration: 30 Business Class

64 Premium Economy

216 Economy Class

Buchungsart: Condor Family & Friends
Abflug (Tatsächlich): 19:50 (22:08)
Ankunft (Tatsächlich): 09:20 (11:03)
Reisezeit: 6:56 h
Vielfliegerprogramm & Status:
Gesammelte Meilen: 0
Flugzeug: Airbus A330-900neo
Registrierung: D-ANRF
Alter: 1 Monat
Champagner:

 

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Buchung

Bei diesem Flug habe ich – was ich ungern mache – eine Family & Friends Rate genutzt. Ich hatte mit der Buchung zu lange gezögert und mir ist der Preis dann davongelaufen. Durch den Family & Friends-Tarif konnte ich annähernd den gewünschten Preis erhalten. Bis auf den (etwas) günstigeren Preis haben Friends & Family-Tarife aus meiner Sicht zwei große Nachteile: Es gibt fast nie eine Meilengutschrift und im Falle von Flugunregelmäßigkeiten kann man sich nicht auf die EU-Verordnung 261/2004, die einem pauschale Entschädigungen zugesteht, berufen. Außerdem ist die Buchung nicht online möglich.

Und das alles ungefähr zwei Wochen bevor American Express und Condor ihre Kooperation bekanntgegeben haben. Damit hätte ich mich in der Gesamtbetrachtung wahrscheinlich sogar besser gestellt. Denn bei Friends & Family Buchungen gibt es keine Meilen und keine Rechte nach EU 261/04.

Für die Crews an Bord spielt das alles keine Rolle, über Friends & Family Bucher werden sie nicht informiert und auf der Bordkarte befindet sich auch kein Hinweis.

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Sitzplatzkosten

Bei Condor beinhaltet ein Premium Economy Ticket wie bei vielen europäischen Konkurrenten keine Sitzplatzreservierung. Diese kann ab dem Buchungszeitpunkt kostenpflichtig vorgenommen werden.

Bis zum Beginn des Check-ins 24 Stunden vor Abflug gelten auf den Nordamerikastrecken folgende Preise: Die XL Sitze in der ersten Reihe außen (am Notausgang) kosten 99,99 Euro. Sitze am Gang schlagen mit 49,99 zu Buche, alle anderen Sitzplätze gibt es für 29,99 Euro.

Sobald der Check-in öffnet, kosten alle noch wählbaren Sitze einheitlich 17,99 Euro.

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Check-In

Der Check-in kann ab 24 Stunden vor Abflug per App oder auf der Condor Website vorgenommen werden. Wunschsitzplätze sind auch zu diesem Zeitpunkt noch kostenpflichtig. Allerdings gibt es hier eine große Vereinfachung: Alle Sitzplätze kosten „nur“ noch 17,99 Euro.

Da noch XL-Sitze zu Verfügung standen und ich zum Schlafen gerne meine Gräten ausstrecken wollte, gönnte ich mir einen der vorderen Sitze für 17,99 Euro. Wer die nicht zahlen möchte, kann auch ohne Sitzplatzreservierung online einchecken oder damit bis zum Flughafencheck-in warten.

Immerhin kann man im Online Check-in inzwischen problemlos die Meilennummern von Alaska Airlines oder Emirates hinterlegen.

Da ich mit Gepäck unterwegs war, musste ich dennoch zum Check-in Schalter am Lester B. Pearson Flughafen. Separate Baggage Drop Schalter gibt es dort von Condor nicht.

Ich habe mich an neben der Schlange für Economy Passagiere angestellt, denn es gab einen separaten Schalter für Reisende in der Business bzw. Premium Economy Class. Nachdem sie einen Passagier abgefertigt hatte, fragte mich die Dame an diesem Schalter, ob ich ein Business oder Premium Economy Class Ticket hätte, was ich bejahte.

Die überaus freundliche Dame empfing mich dann mit perfektem Deutsch und checkte mein Gepäck in Windeseile ein. Nicht jedoch, ohne mein Handgepäck zu wiegen. Da es unterhalb des erlaubten Maximalgewichts von 10kg lag, band sie eine Schleife an den Rucksack.

 

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Upgrades

Bei Condor könnt Ihr im Online Check-in ein garantiertes Upgrade kaufen. In meinem Fall wollte Condor dafür 699 Euro haben.

Zusätzlich nutzt Condor die Firma Seatboost, um bis kurz vor Abflug noch Upgrades in Form einer Auktion zu verkaufen. Dazu könnt Ihr in der Seatboost App Eure Flugdaten eingeben und seht dann, wie hoch die Mindestgebote sind. Ihr könnt dann die gewünschte Reiseklasse auswählen, denkt Euch einen Bieternamen (der für alle sichtbar ist) aus, und hinterlegt schließlich noch Eure Kreditkartendaten mit dem Gebotsbetrag.

In diesem Fall schien mir das Mindestgebot für die Premium Economy (95 CAD = ca. 65 EUR) fair, für die Business Class (695 CAD = ca. 470,50 EUR)  hingegen übertrieben. Schließlich dauert der Flug nur ca. sechs Stunden und es handelte sich um die Mindestgebote. Bitte bietet nicht mehr als den Preis des garantierten Upgrades beim Check-in.

 

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Boarding

In der Lounge wurde das Boarding nicht angesagt oder verlässlich angezeigt. Zumindest gab es eine große Diskrepanz zwischen der Anzeige an der Abflugtafel und der Anzeige in Flightradar, die oft genauer ist. Condor hat in Toronto inzwischen den Ruf einer „always late“ Airline, weswegen ich auch erst später zum Boarding gegangen bin. Ein Glück, denn der Bereich vor dem Abfluggate war rappelvoll. Immerhin musste ich – wie beabsichtigt – nicht lange warten und kam dank des Priority Boardings (Gruppe 2) früh an Bord.

Mit meinem Sitzplatz erwies sich das doch eher als Fluch denn als Segen. Denn Sitzplatz 10C befindet sich direkt an der zweiten Tür (durch die meist geboardet wird) und genau dort, wo Passagiere abbiegen, um sich auf den Weg in den hinteren Teil des Flugzeugs zu machen. Ich konnte nicht mehr zählen, wie oft jemand auf meine Füße getreten ist oder diese von einem Trolley überrollt wurden. Ein Rucksack landete auch in meinem Gesicht. Sodann beschloss ich, meinen Platz zu verlassen und mich in den Durchgang zur Business Class zu stellen. Dort war es endlich ruhig. Eine nette Flugbegleiterin bot mir noch ein Glas Wasser an (Bier gab es am Boden in Toronto nicht) und so konnte ich die Zeit des Boardings einigermaßen angenehm im Stehen verbringen.

 

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Kabine

Die neuen Airbus von Condor haben außen zwar unterschiedliche Farben, sind innen jedoch identisch aufgebaut. Zwischen der ersten und zweiten Tür befindet sich die Business Class mit 30 Sitzen, davon in der ersten Reihe vier Prime Seats mit etwas längerer Liegefläche, breiteren Konsolen für die Füße und größeren Monitoren. Die Sitze sind in 1-2-1 Konfiguration verbaut. Hinter der zweiten Tür beginnt die Premium Economy Class, die mit 64 Sitzen groß ist und füllt den gesamten Raum zwischen der zweiten und dritten Tür. Die Sitze dort sind in 2-4-2 Konfiguration eingebaut. Hinter der Premium Economy Class folgt die Economy Class. Sie bietet 216 Sitze in 2-4-2 Anordnung.

In der Business Class sieht es richtig komfortabel aus:

Aber auch die Premium Economy Class ist nicht schlecht:

Überall in der Kabine sind Referenzen zum Streifenbranding von Condor zu finden. Auf Trennwänden, auf Kopfstützen, auf Amenity Kits und sogar in den Akzenten des Mood Lightings. Wer Streifenallergie hat, könnte es bei Condor schwer haben.

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Sitz

In der Premium Economy Class bietet Condor einen Sitzabstand von 89cm. Das ist vergleichsweise wenig. Wenn man bedenkt, dass z.B. Singapore Airlines in der Economy Class bereits 81cm bieten, ist der Abstand dazu nicht riesig. Allerdings machen die paar Zentimeter einen deutlichen Unterschied. So konnte ich in dem Standardsitz ordentlich sitzen und hatte eine zufriedenstellende Bein- und Kniefreiheit. Allerdings sind dort keine Extravaganzen wie Beine übereinanderschlagen o.ä. möglich.

Anders sieht es an den XL-Sitzen aus, die mehr Beinfreiheit bieten, als man effektiv nutzen kann.

Ein kleines Highlight ist der funktionale Tisch. Ganz ausgeklappt ist er groß genug für das Essenstablett. Wenn man ihn der Breite nach halbiert, ist er schmal genug, dass man aus dem Sitz aufstehen kann. Außerdem ist ein Handy/Tablethalter in den Tisch integriert, sodass Ihr eigenen Content sehen könnt, ohne dass Euch die Arme taub werden.

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Amenity Kit

In der Premium Economy Class verteilt Condor Amenity Kits. Natürlich sind sie gestreift. Ich bekam einen kleinen rot-weiß gestreiften Beutel, an dem eine kleine Pappschachtel befestigt war. In der Schachtel fand ich eine Zahnbürste mit Zahnpasta, eine einfache graue Schlafmaske (mit weißen Streifen) und grau-weiß geringelte Flugzeugsocken. Zusätzlich lag noch ein Kärtchen bei, auf dem mir mitgeteilt wurde, dass ich bei der Crew nach Ohrstöpseln fragen könne.

Ausweislich der Infos auf dem Amenity Kit gibt es vier verschiedene Varianten mit jeweils wiederverwendbaren Reiseutensilien (wie dem kleinen Beutel).

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Entertainment & Wifi

Jeder Sitzplatz in der Premium Economy verfügt über einen eigenen Monitor. Und diese sind ein großes Upgrade im Vergleich zur alten Boeing 767 der Airline. Die Sceens haben eine Diagonale von 13,3 Zoll (33,8cm) und eine 4K UHD Auflösung. Die Monitore sind an der Kopfstütze der Vordersitze verbaut. Außer in der ersten Reihe der Premium Economy Class. An den Flugzeugtüren sind die Monitore an Armen befestigt, die man nach dem Start ausklappen kann (und deutlich vor der Landung wieder verstauen muss). In der Mitte sind die Monitore ungefähr auf Augenhöhe an der Trennwand befestigt.

Mit ca. 230 Filmen war die Mediathek gut bestückt. Dank der neuen Technik konnte ich meine eigenen Noise Canceling Kopfhörer innerhalb von wenigen Sekunden mit dem Entertainmentsystem verbinden. Damit stand einem ungetrübten Filmvergnügen nichts mehr im Wege.

Kopfhörer gibt es nur auf Nachfrage bei der Crew. In der Premium Economy Class sind diese immerhin kostenfrei erhältlich, in der Economy Class zahlt Ihr dafür einen Obolus in Höhe von 3,50 Euro.

Condor Premium Economy Class A330-900neo | Catering

Zum Abendessen gab es einen Kichererbsensalat, Pasta mit Tomaten und Sahnesauce, ein Brötchen mit Butter und Käse sowie eine süße Kuchenschnitte zum Nachtisch. Alles vollkommen in Ordnung, aber keine Offenbarung und irgendwie ohne „Premium“.

Das Brewdog Ferienlager war magenfreundlich warm. Dafür war jedoch die Büchse optimal an das Corporate Design von Condor angepasst. Das Frühstück bestand aus einem Obstsalat, einem Joghurt und einem kleinen Stückchen Rührteigkuchen. Der warme Bestandteil war eine Art Rührei in einem Brötchen. Condor Premium Economy Class A330-900neo | Service

Mit dem Erlebnis beim Boarding fing es ganz gut an. Da ich dort den Wunsch nach einem Bier hinterlegt hatte, bekam ich es praktisch als erstes Getränk, dass in der Premium Economy Class verteilt wurde.

Eine gute halbe Stunde nach dem Start verteilte die Crew ein Tütchen Cracker und Getränke an die Reisenden in der Premium Economy Class. Ich entschied mich für einen Orangensaft.

Weitere 20 Minuten später begann die Essensausgabe des regulären Essens. Vorbestellte Sonderessen wurde wie üblich zuvor verteilt. Erfreulich war, dass die Getränke zum Essen nur fünf Minuten nach dem Essen verteilt wurden. Insgesamt gab es in der Premium Economy drei Getränkerunden zum Essen.

Nach 30 Minuten wurden die Tabletts wieder abgeräumt, sodass noch ausreichend Zeit zum Schlafen bzw. Dösen übrig blieb.

Bereits zwei Stunden vor der Landung wurden wir schroff geweckt – das Licht wurde eingeschaltet. Zum Glück mit einem Farbverlauf, der bei violett begann, aber die Helligkeit war von Anfang an hoch.

Die Crew verteilte heiße feuchte Tücher. Ungefähr eine halbe Stunde später gefolgt von dem Frühstück und den Getränken. Auch hier vergingen zwischen dem Verteilen des Frühstücks und der Ausgabe der Getränke nur ca. fünf Minuten.

Nach weiteren 30 Minuten wurden die Tabletts abgeräumt, die verbleibende Flugzeit lag dann noch bei circa einer Stunde.

Eine halbe Stunde vor Landung verteilte die Crew noch Wasserflaschen an die Reisenden.

Condor Premium Economy Class im A330-900neo von Toronto nach Frankfurt | Frankfurtflyer Kommentar

Aus meiner Sicht hat Conor ein absolut konkurrenzfähiges Produkt in der Premium Economy Class. Der Sitzabstand ist zwar nicht überragend, sollte jedoch für die meisten Reisenden ausreichend sein und ist ein spürbares Upgrade gegenüber der Economy Class.

Das Entertainmentsystem ist up to date und die Auswahl in der Mediathek gegenüber den alten 767 spürbar erweitert.

Vom Service war ich insgesamt angetan. Zwar ist er nicht sonderlich persönlich, dafür jedoch voll professionell und effizient. Gerade auf kurzen Nachtflügen ist es schön, wenn der Essensservice zügig durchgeführt wird, damit die Erholungszeit nicht unnötig verkürzt wird. Das hat Condor geschafft. Auch die vielen Getränkerunden waren positiv. Die letzte gute Überraschung war die Flasche Wasser kurz vor der Landung. Damit können sich viele Passagiere den Stop im teuren Flughafenshop sparen.

Einzig die zwei Stunden Verspätung und das frühe Wecken bleiben nicht positiv in Erinnerung.

Daher würde ich immer wieder gerne mit Condor im A330-900neo in der Premium Economy Class fliegen.

 

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2 Kommentare

  1. 3-3-3 Bestuhlung in der Eco, habe ich etwas verpasst? Die Premium Eco bei Condor ist einfach die ECO mit (etwas) mehr Beinfreiheit und Neigungswinkel. Die Premium Eco bei Condor ist das was ich bei anderen Fluggesellschaften in der Eco bekomme. Ich war extrem enttäuscht. Es klingt im Fazit, als sei sie mit anderen Airlines vergleichbar. Und das ist sie bei Weitem nicht.

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