Ryanair kürzt Berlin-Verbindungen: Scharfe Kritik an Bundesregierung und BER

Ryanair zieht zwei von sieben Flugzeugen aus Berlin ab. Foto: Sebastian

Ryanair hat Ärger mit der Bundesregierung. Im Vergleich zu anderen Fluggesellschaften auf dem deutschen Markt verschafft der irische Billigflieger seinem Frust auch lautstark Luft. Doch Ryanair belässt es nicht nur bei Worten, sondern lässt auch Taten sprechen. Die Fluggesellschaft reduziert die Kapazitäten am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) um eine Dreiviertelmillion Sitzplätze und zieht Flugzeuge ab. Weitere Kapazitätsreduzierungen bundesweit könnten folgen.

Europas größte Fluggesellschaft hat genug. Deutschland gehört zu den wenigen europäischen Ländern, in denen das Passagieraufkommen noch nicht wieder das Vor-Covid-19-Niveau erreicht hat. Aus Sicht der Airline unternimmt die Bundesregierung nichts, um die Situation zu verbessern. Stattdessen werden immer höhere Steuern und Gebühren erhoben. Die Iren rechnen vor, dass die Abgaben in Deutschland im Vergleich zur Zeit vor Covid-19 um 15,53 Euro pro Passagier gestiegen sind. In Ländern wie Spanien, Italien, Polen und Irland seien die Kosten jedoch auf gleichem Niveau geblieben.

Als Konsequenz zieht Ryanair zwei ihrer neun Flugzeuge vom Flughafen Berlin-Brandenburg ab. Damit verliert der Hauptstadtflughafen 20 % der Kapazitäten des Billigfliegers. In Zahlen bedeutet das, dass auf das Jahr gerechnet 750.000 Sitzplätze wegfallen. Betroffen sind Flüge nach Brüssel, Chania, Kaunas, Krakau, Luxemburg und Riga.

Doch nicht nur die Bundesregierung bekommt ihr Fett weg. Auch für den Flughafen BER hat die Airline kein gutes Wort übrig. Dem Flughafenbetreiber wird Missmanagement vorgeworfen. Trotz seiner prominenten Lage habe der Flughafen deutlich weniger Fluggäste als kleinere europäische Städte wie Dublin, Manchester oder Kopenhagen. Die Flugsicherungskosten seien mittlerweile doppelt so hoch wie noch vor dem Bau des Flughafens.

Ryanairs CEO Eddie Wilson findet deutliche Worte zur Kapazitätsreduzierung am Flughafen Berlin-Brandenburg: „Ryanair hat sowohl dem Bundesminister für besondere Aufgaben als auch dem Bürgermeister von Berlin im Januar 2024 einen 7-Jahres-Wachstumsplan für Deutschland vorgelegt, aber trotzdem gab es weder von der Bundes- noch von der Lokalregierung oder vom Flughafenmanagement ein sinnvolles Engagement, das stattdessen plant, die Gebühren zu erhöhen, anstatt die Kosten zu senken, um mehr Verkehr anzuziehen. Infolgedessen wird die deutsche Hauptstadt nun an Verkehr und Tourismus verlieren. Diese Kürzungen werden dem Flugverkehr, dem Einreiseverkehr, der Wirtschaft und der Erholung Deutschlands nach Covid schaden, während konkurrierende EU-Hauptstädte mit viel niedrigeren oder gar keinen Luftverkehrssteuern/-gebühren vom wachsenden Ryanair-Verkehr profitieren werden, der von diesem hochpreisigen, nicht wettbewerbsfähigen Markt umgeleitet wird.“

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Nun wissen wir ja alle, dass unsere politischen Entscheidungsträger alles andere als Experten sind, die Dinge wie Luftverkehrsabgaben auch nur in ihren Reden erwähnen sollten. Es ist auch nett zu sehen, dass Ryanair da kein Blatt vor den Mund nimmt, während Lufthansa deutlich diplomatischer vorgeht. Aber jetzt mal ganz ernsthaft: Ob Ryanair nun zwei, 20 oder 200 Flugzeuge abzieht, interessiert unsere Bundesregierung vermutlich nicht viel. Immerhin soll der Pöbel ja gar nicht fliegen. Also ist mit der Reaktion von Ryanair sogar das eigentliche Ziel erreicht. Nur unser Bundesfinanzminister dürfte nervös rauchend in der Ecke stehen, denn er hat die Einnahmen aus der Luftverkehrsabgabe natürlich fest verplant.

5 Kommentare

  1. Wahrscheinlich ist FR abgeblitzt mit unverschämten Forderungen nach Unterstützungen/Subventionen. Also hauen sie mal auf die Pauke. Schnorrer wie FR brauchen wir nicht.

  2. Die Gebühren werden doch sowieso 1 zu 1 an die Passagiere weitergegeben.

    Als wenn Ryanair von heute auf morgen die Flieger abzieht und sofort wüsste, wo sie profitabler einzusetzen sind … soetwas braucht einen gewissen Vorlauf.

    Dazu drischt FR die ganze Zeit auf die ach-so-hoch-subventionierten Carrier der LH Group ein, während man selbst lautstark nach dem Staat ruft und dankend auf höchstsubventionierten und für Landratspisten unterwegs ist.

    Kohärenz wäre mir da sympatischer.

    Mit LH & Co habe ich ein echtes Streckennetz, was mir nicht nur monatsweise wechselnde Urlaubsziele bietet.

  3. Was Ryanair treibt und sagt, interessiert mich herzlich wenig.
    Die Airlines bezieht sich auf die ständig weiter steigenden Abgaben in der BRD und zieht Konsequenzen.

    Nicht nur durch EU-Auflagen, sondern politisch gewollt durch Gesetzte und Maßnahmen der Bundesregierung steigen die Kosten für Airlines und Flughafenbetreiber weiter und weiter.
    Diese Kosten werden auf die Passagiere umgelegt.

    Alles, was diese Regierung in Sachen Klima- und Umweltschutz beschlossen hat und beschließen wird, hat keinerlei spürbare Wirkung.

    Leidtragende sind Reisende, deren Freiheiten und Möglichkeiten immer weiter beschnitten werden:
    In diesem Fall nicht nur durch ein immer teurer werdendes Angebot, sondern durch eine Einschränkung des Angebots.

  4. Werter Sebastian:
    „Immerhin soll der Pöbel ja gar nicht fliegen“.
    Mit dieser Bemerkung-Unterstellung meinten Sie doch nicht etwa die Bürger?
    Oder (hoffentlich) den Pöbler aus Irland?
    Wer krakeelt denn ständig den Staat an und schreit im gleichen Atemzug nach dessen Geld für FR?
    Wenn andere Gesellschaften weiterhin BER anfliegen, warum soll er es nicht (mit Gewinn natürlich) tun können? Ist ihm der Ertrag nicht hoch genug?
    Gier frisst Hirn, habe ich mal gelesen
    M.E. ist clownhaftes Rumpöbeln sein Markenzeichen. Publicity eben um jedem Preis.
    So jemanden vermisse ich nicht.
    Weg mit Sekt und Ruhe ist.

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