Sicherheitsunterweisung im Flugzeug: Warum niemand die Safety-Demo ignorieren sollte

Bild: Grok

Ja, okay, ich weiß, dass Ihr in den letzten Ferien schon mal nach Malle geflogen seid. Das machtEuch noch lange nicht zum Sicherheitsexperten für Flüge. Selbst wenn Ihr Vielflieger seid. Ihr solltet die Sicherheitsunterweisung im Flugzeug auf keinen Fall ignorieren – allein schon aus Respekt!

Fluggesellschaften investieren teilweise richtig viel Geld, um unterhaltsame Safety-Videos zu produzieren. Also die Vermittlung der Inhalte, die im Notfall Leben retten oder kosten können. Nun haben nicht alle Fluggesellschaften auf allen Strecken Videos für die Sicherheitsprozeduren. In diesen Fällen „tanzt“ die Crew die Sicherheitshinweise vor. Tanzen – so lautet umgangssprachlich der Begriff für die persönliche Durchführung der Sicherheitsunterweisung durch die Crew.

Sicherheitsvideo von Air France. Archivfoto

Ignoranz an Bord

Mich ärgert das Verhalten von Passagieren während der Safety-Demonstration immer aufs Neue. Gerade zuletzt hatte ich wieder einen sehr besonderen Fall. Ich hatte das Vergnügen, dass ich in eine Notausgangsreihe umgesetzt wurde. Genauso wie mein Sitznachbar auf der anderen Seite des Flugzeugs. Die Flugbegleiterin musste insgesamt drei Mal während der kompletten Startphase bitten, dass der Typ die Kopfhörer aus den Ohren nimmt. Parallel unterhielten sich in der Reihe davor vier Personen während der kompletten Sicherheitsunterweisung lautstark. Genau die Reihe, in der die Flugbegleiterin über die wichtigen Sicherheitsprozeduren informierte. Was nicht nur mich, sondern auch die Flugbegleiterin stark ablenkte. Ich war tatsächlich kurz davor, aus dem Sitz aufzustehen und dem Treiben ein Ende zu bereiten.

Warum tun das Menschen nur? Nun klar, viele Menschen geben beim Betreten eines Flughafens aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund das Gehirn an der Terminal-Tür ab. Aber es geht in den paar Minuten der Sicherheitsunterweisung doch am Ende des Tages um Leben und Tod. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Notfalls minimal gering ist, ist es doch kein zu großer Invest. Der Moment vor dem Start ist doch sowieso eine Situation der Langeweile. Das Internet ist ausgestellt und man wartet eigentlich nur. Warum tut es so weh, in dem Moment die Augen nach vorn zu richten und aufmerksam zu sein?

Respekt gegenüber der Crew

Selbst wenn Euch Euer Leben, das Leben Eurer Familie und Eurer Mitmenschen nicht wichtig ist, es geht hier auch um Respekt. Respekt gegenüber den Personen, die am Ende des Tages mehr als Saftschubsen sind und Euch dann doch das Leben retten. Ja, genau die Personen, die Euch den Tomatensaft servieren.

Und das ist tatsächlich eine Stelle, wo ich nahezu verzweifle. Meine Frau war jahrelang in der Situation, dass sie selbst vortanzen durfte (oder jemanden zum Vortanzen schickte). Trotzdem ignoriert sie bei jedem Flug selbst die Sicherheitsunterweisung. Ähnlich war es auf dem zuvor beschriebenen Flug. Dort saß ich neben einer Flugbegleiterin der spanischen Airline, mit der ich gerade flog. Auch die Dame spielte während der kompletten Sicherheitsdemonstration an ihrem Handy.

Sitz am Notausgang. Foto: Sebastian

Ich verstehe das wirklich nicht. Da macht jemand seinen Job und versucht, das Fliegen sicherer zu machen. Niemanden aber interessiert es. Selbst die eigenen Kollegen und Kolleginnen geben kein gutes Vorbild. Obwohl sie teils selbst in der demotivierenden Situation sind, dass ihnen niemand zuhört.

Können wir uns nicht darauf einigen, dass die paar Minuten vor dem Start gut investierte Zeit sind, um sich nochmals mit den wichtigen Sicherheits-Features vertraut zu machen? Selbst wenn man echter Vielflieger ist. Schon allein aus Respekt vor der Crew, die diese Aufgaben zu erfüllen hat, sollte man zumindest den Anschein erwecken, aufmerksam zuzuhören.

Sicherheitsunterweisung im Flugzeug | Frankfurtflyer Kommentar

Selbst wenn ich an einem Tag schon eine Handvoll Flüge absolviert habe: Wenn die Sicherheitsunterweisung läuft, bekommt die Kabinenbesatzung meine Aufmerksamkeit. Ich merke nur immer wieder, dass ich damit die absolute Ausnahme bin. Ich verstehe nicht, warum, denn wenn ich unabhängig davon nachdenke, würde es selbst mir als aufmerksamen Beobachter schwerfielen, spontan zu erklären, wie ich exakt die Schwimmweste um meinen Körper fixiere.

Was hindert Euch daran, bei der Safety-Demonstration aufmerksam zu sein? Oder gehört Ihr auch zu den Exoten, die kurz die Kopfhörer absetzen und ein paar Minuten den Anweisungen der Crew folgen?

10 Kommentare

  1. Dämliche Sicherheitsvideos guck ich mir aus Prinzip nicht an. Wenn es um Sicherheit gehen soll will ich keinen Clown sehen..

    Was den Rest angeht:
    Es geht doch viel weniger um das Zugucken zum xten mal sondern mehr darum, dass man verstanden hat worauf es ankommt.

    Ansonsten sind Sicherheitsvorschriften ja oft auch überhaupt nicht evidenzbasiert sondern nur Ermessenssache der jeweiligen Airline. So besteht man bei LH zB darauf, dass ein Baby in Flugrichtung gucken muss bei Start und Landung, bei Thai gibts noch nicht mal nen Babygurt zum anschnallen…

    SEN

    • Das Thema Sicherheitsvideos ist auch noch mal ganz speziell. Nervt mich persönlich auch, wenn da eine kreative Fluggesellschaft mal wieder ein paar Fußball Stars akquiriert hat, um in lustiger Weise mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Oder so ähnlich.

  2. Du hast in einem Punkt Recht: Es ist respektlos, durch laute Unterhaltung andere (weniger erfahrene) Passagiere am Zuhören zu hindern. Andererseits sehe ich auch nicht ein, zum 500. Mal „aufmersam zuzuhören“, wie ich meinen Sicherheitsgurt schließe, wenn ich schon angeschnallt (!) auf den Start warte. Und es erhöht die Sicherheit um keinen Millimeter, wenn man von einer erfahrenen Flugbegleiterin erwartet, dass sie sich den Text nochmal anhört, den sie auswendig runterbeten kann.

  3. Ich gehöre zu denen welche einigermaßen interessiert nach vorne schauen, aber nach hunderten von Flügen interessiert mich die Instruktion schon nicht mehr gross. Eine originell gemachte Videoinstruktion schauen ich gerne, aber inhaltlich bleibt scimmer das gleiche. Man könnte ja vor dem Abflug ein Quiz machen, wer alles richtig hat kann zuerst ein- und ausssteigen (Witz!)

    • Was ich die Tage zum ersten Mal erlebt habe: mir wurde in der Notausgangreihe ein laminiertes Blatt mit den speziellen Sicherheitshinweisen ausgehändigt.

  4. Meiner Ansicht nach würden im Ernstfall bei mindestens 50% der PAXe Probleme auftreten. Nicht wegen der angespannten Situation oder wegen einsetzender Panik, sondern weil sie nicht wissen, was die Brace-Position ist, wo sich der nächste Notausgang befindet, weil sie ihre Rettungsweste nicht finden, nicht richtig anziehen können oder zu früh auslösen…
    Davon, dass hierzulande wahrscheinlich mindestens 25% der PAXe Teile ihres Handgepäcks mitnehmen würden, kann man wohl ausgehen.

    In Kanada habe ich im März bei viaRAIL im Zug (!) auf dem Weg von Montreal nach Toronto eine Sicherheitsunterweisung von einem Mitarbeiter erhalten: Als eine von vier Personen wurde ich auserkoren, in einem Wagen für den Notausstieg zuständig zu sein (Nothammer, Doppelglasscheibe, also zweimal schlagen, dann Kopf und Hände schützen, Scheibe nach außen drücken usw.). Über meinem Platz wurde dann ein Zettel geklebt, dass ich zuständig und unterwiesen worden sei.

    Kurzum: Sicherheitsunterweisungen können im Fall der Fälle Leben retten. Nur weil dieser Fall zum Glück sehr selten eintritt, gibt das Passagieren nicht das Recht, unhöflich oder respektlos zu sein.

  5. Respektlos zu sein, indem man diese Ansagen ignoriert ist sicher keinerlei Option und steht meines Erachtens außerhalb jeder Diskussion. Zuhören werde ich auch nach mehr als 1000 Flügen nicht. Dies hat zweierlei Gründe. Zum einen kann man bei ausländischen Fluggesellschaften (exklusive englischsprachigen) in aller Regel davon ausgehen, dass deren englische Aussprache so grottenschlecht ist, dass sie nicht mal den englischen Text ablesen können. Andererseits braucht man in aller Regel keine der Sicherheitsmaßnahmen (Rutsche, Weste etc.) mehr, wenn es zum Eventualfall kommt. Mit an Sicherheit grenzender Whrscheinlichkeit ist man danach eh tot und da helefen mir auch keine Features mehr.

    • Zur Info: Weltweit gibt es rund 30 Evakuierungen pro Jahr. Bei Dir – und nur bei Dir – wird so etwas aber niemals vorkommen. Für Dich gelten alternative Wahrscheinlichkeiten.

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