Spart Lufthansa mittlerweile auch an der Sicherheit?

Der Luftverkehr in Deutschland kehrt nicht auf das Niveau vor der Covid-19-Krise zurück. Symbolbild: Nicole

Spötter bezeichnen die Fluggesellschaft Lufthansa schon seit langem als „Spohrhansa“. Angelehnt an den Lufthansa Konzern-CEO Carsten Spohr, der in den vergangenen Jahren diverse unpopuläre Einsparmaßnahmen durchgewunken hat, die sich negativ auf das Kundenerlebnisses ausgewirkt haben. Doch eins war dabei bisher gefühlt immer unangetastet: Die Sicherheit. Doch selbst das Sicherheitsgefühl an Bord eines Lufthansa-Fluges bröckelt mittlerweile.

Blicken wir zurück auf die vergangenen Wochen, ergibt sich ein verstörendes Bild von Zwischenfällen auf Lufthansa-Flügen.

Spart Lufthansa mittlerweile auch an der Sicherheit? | Eine Chronologie

Sonntag, 20. August 2023: Der Lufthansa Airbus A321 mit der Registrierung D-AIRR steigt gerade von der Runway 33 in Hamburg (HAM) auf, als im Steigflug bei 5.000 Fuß das Cockpit Probleme mit dem linken Triebwerk meldet. Der Flug nach Frankfurt (FRA) wird abgebrochen und das Flugzeug landet auf Piste 23.

Montag, 21. August 2023: Lufthansa Cityline-Flug LH-1614 startet von München (MUC) nach Warschau (WAW). Die Canadair CRJ-900 mit der Registrierung D-ACNJ hebt in München ab. Kurze Zeit später entdeckt die Landebahninspektion Reifenreste auf der Startbahn 08R. Die Cockpit-Crew bricht den Flug ab und landet wieder in München.

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Freitag, 25. August 2023: Eine Boeing 747 von Lufthansa starte im Vancouver von der Startbahn 26L. Das Ziel der 747 mit der Registrierung D-ABVW ist Frankfurt. Doch dorhin kommt das Flugzeug nicht. Der Pilot kann das Fahrwerk nicht einfahren. Daher lässt die Cockpit-Crew Treibstoff ab und landet 70 Minuten später wieder in Vancouver.

Montag, 4. September 2023: Lufthansa wollte an diesem Tag mit einem Airbus A321 mit der Registrierung D-AIEO nach Tel Aviv fliegen. Nur unweit von Zagreb muss die Cockpit-Crew den rechten Motor abstellen und wird nach Zagreb umgeleitet.

Incident! Accident! | Aktuelle Vorfälle in der Luftfahrt – September

 

Mittwoch, 6. September 2023: Auf dem Lufthansa-Flug LH433 von Chicago (ORD) nach Frankfurt (FRA) wird erst wenige Meter vor der Landung bemerkt, dass es Probleme mit dem Fahrwerk gibt. Die Maschine startet durch und im Cockpit wird die Fehlerursache überprüft. 32 Minuten nach dem Go-Around landet der Flug sicher in Frankfurt.

Lufthansa-Crew erkennt Gefahrensituation nur Sekunden vor der Landung in Frankfurt

Mittwoch, 13. September 2023: Die Boeing 747 mit der Registrierung D-ABTL ist auf dem Weg nach Seoul (ICN). Über dem Kaspischen Meer wird ein Problem mit einem Triebwerk festgestellt. Der Pilot stellt eine von vier Turbinen ab und kehrt nach Frankfurt zurück. Die Passagiere kamen nach knapp zehn Stunden Flugzeit wieder an ihrem Ausgangsort an, ehe sie auf andere Flüge verteilt wurden.

341 Lufthansa-Passagiere landen nach fast 10 Stunden Flugzeit wieder in Frankfurt

Samstag, 16. September 2023: Lufthansa schickt einen Airbus A321 von Frankfurt nach Ibiza (IBZ). Bei der Landung am Flughafen Ibiza platzen mehrere Reifen der A321 mit der Registrierung D-AIRU. Die Maschine rollt zwar noch etwas aus, bleibt dann aber nach etwa 2.300 Metern auf der Landebahn liegen. Mehere Stunden muss der Flugbetrieb am Flughafen Ibiza eingestellt werden. Diverse Flüge werden nach Palma de Mallorca umgeleitet.

Lufthansa-Flug legt kompletten Flugverkehr in Ibiza lahm – Flüge wurden nach Mallorca umgeleitet

Spart Lufthansa mittlerweile auch an der Sicherheit? | Wie kommt es zu dieser Häufung an Vorfällen

Egal ob Billigflieger, wie Ryanair oder US-Flagship-Carrier wie United Airlines, keine Airline taucht bei Zwischenfällen so häufig auf, wie die Deutsche Lufthansa. Und das obwohl der Konzern mit Lufthansa-Technik eines der renommiertesten Wartungsunternehmen in der Branche zu 100% in eigenen Händen hält.

Lufthansa Technik hat insgesamt 50 Standorte weltweit. Laut Wikipedia gehören dazu 32 technische Instandhaltungsbetriebe und Beteiligungen innerhalb von Europa, Asien und Amerika. 2o.411 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen.

Mit dieser Infrastruktur im Hintergrund ist es kaum vorstellbar, dass bei Lufthansa und auch den Tochter-Firmen so häufig Zwischenfälle gemeldet wurden.

Die Frage, ob Lufthansa mittlerweile selbst bei der Sicherheit spart, sollte in dieser Situation definitiv gestellt werden!

Spart Lufthansa mittlerweile auch an der Sicherheit? | Frankfurtflyer Kommentar

In der Luftfahrtindustrie gab es für mich immer eine Sache, die nie zur Diskussion stand. Selbst als Airberlin damals finanziell mit dem Rücken zur Wand stand, war Sicherheit immer noch das höchste Gebot. Ich glaube auch ehrlich immer noch daran, dass das bei Lufthansa nicht anders ist, aber kann mir trotzdem keinen Reim darauf machen, wie es mittlerweile so häufig zu so erheblichen Zwischenfällen kommen kann.

Nun können sieben Zwischenfälle in einem Monat ein Zufall sein, wie ein 6er im Lotto. Aber bedenklich empfinde ich die derzeitige Situation schon.

Wie geht Ihr mit den vielen Zwischenfällen bei Lufthansa um? Findet Ihr das bedenklich?

11 Kommentare

  1. Ich kann mir soetwas nicht vorstellen, es gibt doch Richtlinien wie die Wartung der Flugtechnik zu erfolgen hat, ebenso die Abflugkontrolle…..
    Wie kann da jemand an der Sicherheit sparen wollen.Lufthansa ist sowieso schon eine teure Airline und dann soetwas…..

  2. „Polemik (von griechisch polemikós ‚feindselig‘) bezeichnet eine provokative Rhetorik in Diskussionen. Ziel ist, die eigene Meinung auch dann durchzusetzen, wenn sie sachlich nicht oder nur teilweise mit der Realität übereinstimmt.“

    Die Polemik findet sich sowohl im Clickbait-Titel als auch im Satz
    „Die Frage, ob Lufthansa mittlerweile selbst bei der Sicherheit spart, sollte in dieser Situation definitiv gestellt werden!“
    Hier ist sie: Die Meinung, die als Frage verpackt eigentlich eine Aussage ist. Denn die Frage muss sich nicht gestellt werden. Lufthansa spart nicht an der Sicherheit. Nicht bei der Wartung, nicht bei der Ausbildung, nicht in der OPS. Nicht bei internen Weiterbildungen, nicht in Entscheidungsprozessen, nicht im Einkauf. Das kann ich ganz sicher sagen, denn ich bin seit fast 20 Jahren im Qualitätsmanagement bei Lufthansa. Ich bin einer von denen, die systematisch überprüfen, ob an der Sicherheit gespart wird.

    Journalistisch ist der Artikel recht schwach. Kein Hintergrundwissen, keine Primärquelle, keine zweite Meinung. Ein Link zu Wikipedia. Das macht mein Sohn in der sechsten Klasse auch.
    Das Sicherheitsgefühl bröckelt? Wessen denn? Ihres?
    Es ergibt sich ein verstörendes Bild? Wer zeichnet das denn? Sie?
    Ein Trigger zur Diskussion wäre die Frage gewesen, ob denn Leser meinen, dass gespart wird. Eine Suggestion ist keine Anregung, sondern eine Lenkung. Und eine solch schnippische Antwort auf Kritik ist mindestens unprofessionell.

    • Der Artikel nennt nur Fakten, das ist Journalismus. Dass der Titel etwas reißerisch ist, das ist heute normal, nicht relevant. Die Häufung der technischen Probleme auf LH Flügen ist Fakt. Das kann auch an den alten Maschinen liegen, aber auch das ist eben sicherheitsrelevant. Maschinen älter als 20 Jahre haben bei einer Premium Airline nichts zu suchen.

      • Falsch, Herr Bayerstein. Der Artikel nennt nicht Fakten, er zählt Vorfälle auf und bringt sie außerhalb des Gesamtkontextes in einen manipulativen Bildausschnitt, der mit der Realität nichts zu tun hat. Genau so funktionieren Verschwörungstheorien. Reißerische Titel sind üblich, deswegen sind sie nicht automatisch legitim. Ältere Maschinen korrelieren nicht mit der Häufung von Vorfällen, das ist statistisch schlichtweg nicht signifikant. Das wird ständig überwacht. Ihr letzter Satz ist eine unreflektierte Meinung ohne Fundament – oder würden Sie einen 20 Jahre alten Mercedes, der professionell gewartet wird, aus dem Verkehr nehmen, nur weil er 300.000km auf dem Tacho hat?

      • Von 91.375 Flügen allein im September 2023 wurden diese 6 Störrungen gemeldet. Keiner dieser Fälle endete tödlich. Es wurde keine Vergleichsfluggesellschaft gewählt. Der Autor ist keine seriöse Quelle. Er formuliert manipulative Fragen, um gegen Lufthansa eine bestimmte Stimmung zu erregen. Lufthansa ist trotzdem keine Fluggesellschaft die an Sicherheit sparrt. Sie gehört zu einer der sichersten Fluggesellschaft der Welt.

        • Hinzu kommt ja noch ein Punkt: Wenn Vorfälle gemeldet werden ist das ja zunächst einmal ein positives Zeichen für ein funktionierendes SMS. Problematisch sind ja vor allem auch nicht gemeldete Vorfälle, was viele Final Reports vieler Unfälle zeigen.

          Diese Statistik würde mithin selbst im Fslle eines Vergleiches ein schiefes Bild zeigen und taugt keinesfalls für ein Lufthdnsa-Bashing.

  3. „Nun können sieben Zwischenfälle in einem Monat ein Zufall sein, wie ein 6er im Lotto.“ – Das heißt eine Steigerung von ca. 2-3 monatlichen Zwischenfällen (die absolut im normalen Rahmen liegen verglichen mit anderen Airlines) auf bisher einmalig 6 in einem Monat bei durchschnittlich 88.000 Flügen im Monat entspricht einem 6-er im Lotto? Bleibt doch mal auf dem Teppich, das ist einfach statistische Streuung oder anders gesagt: Bad Luck.

    Quellen: Statista.com für die mtl. Flüge, The Aviation Herald für die Anzahl an Vorfällen

  4. Es wurde ( und wird) an der Sicherheit gespart. Es ist nur nicht direkt nachweisbar..
    Mein Eindruck ist das es so gewollt ist, so lange die Verantwortlichen nicht selbst zur Verantwortung gezogen werden können.

    Wie komme ich zu dieser Aussage?:

    Es fängt schon damit an, dass bei Lufthansa Wartungspersonal in Zeitabreitsfirmen angestellt wird ( Aviation Power ). Dort werden die Leute eben schnell entlassen, wenn es mal nicht so gut in der Luftfahrt läuft. Neue Techniker werden meist erst wieder eingestellt, wenn der Bedarf schon längst da ist.
    Besonders war dies nach der Aur Berlin Pleite zu sehen. Obwohl LH über 70 Flugzeuge von LH übernommen hatte, wurde die Technik von Aur Berlin nicht direkt übernommen. Nein man durfte sich auf 2 Jahresverträge bei Eurowings oder Aviation Power bewerben.
    Oder halt schon bei Lufthansa unbefristet, falls man das Gehalt eines Berufsanfängers akzeptierte.

    Auch in der Coronakrise wurden Techniker entlassen (alle Aussentationen in Deutschland).
    Die durften sich dann billiger bei der Nayak bewerben ( Verantwortung woanders und Mitarbeiter auf Reisen ).

    Generell gibt es in der Luftfahrttechnik ein System: Ganz oben wird Qualität gepredigt, ganz unten muss sie umgesetzt werden. In der Mitte gibt es dann Vorgesetzte, die für einen guten Begriebsablauf mit Prämien belohnt werden. Die in der Mitte wiederum beurteilen die unten..

    Sprich Karriere und Gehalt werden für unten in der Mtte entschieden.

    Ein Schelm wer böses dabei denkt.

    Hinzu kommt nun der Fachkräftemangel, aber schließlich darf dieser den Wachstum nicht bremsen.
    Bei einer viel zu sportlichen Flugplanaufstellung, werden die unten in der Technik nicht gefragt, müssen dann halt einfach mehr Gas geben und sollen sich nicht so dran stellen.

    Früher waren die meisten Piloten sensibel, was die Fehler in der Technik anging. Viele jüngere Piloten haben oft keinen Schimmer, was sich hinter gewissen Fehlern am Flieger so verbirgt.

    Zufall?

  5. Ich als Techniker der Lufthansa kann versichern, dass absolut nicht an der Sicherheit gespart wird. Wir alle sind sehr gewissenhaft und arbeiten unseren Wartungsplan auch so ab. Unerfahrene Kollegen werde unterstützt und er Erfahrensaustausch findet jeden Tag statt. Unsere Priorität bei der Arbeit lag und wird immer bei der richtigen Abarbeitung nach Arbeitsanweisung und somit bei der Sicherheit liegen. Ich sehe allerdings ein großes Problem bei den Zulieferern wie z.B. PW. Mangelnde Haltbarkeit auf Grund von die Effizienz. Vergleicht man ältere CFM Motoren die ohne größere Probleme 30k Flugstunden aufweisen halten die Motoren von PW gerade Mal 5k. Ebenso ist die Qualität die uns Airbus mittlerweile anbietet schon schwach im Vergleich von vor 10 Jahren.

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