Seit den 60er Jahren sind Überschall Passagierflüge möglich gewesen und zwischen dem europäischen Concorde Projekt und dem sowjetischen Tupolev Überschall Flugzeug, gab es einen regelrechten Wettlauf darum, wer als erstes Passagiere mit Mach 2 um die Erde fliegt. Wirtschaftlich erfolgreich war keines der Projekte und selbst die Concorde, welche über Jahrzehnte das Flaggschiff von Air France und British Airways war, wohl nie wirtschaftlich.
Das US Start up, Boom Supersonic, arbeitet gerade an einer neuen Generation von Überschall Passagierflugzeugen, welche noch in diesem Jahrzehnt fliegen sollen. Hierbei hat man sehr ambitionierte Ziele und will unter anderem das erste Passagierflugzeug bieten, welches komplett CO2 neutral ist. Mit United Airlines hat man nun einen neuen Kunden gewonnen und die Airline hat gleich 50 Maschinen bestellt.
Bei den Bestellungen von United Airlines handelt es sich um 15 feste Bestellungen und 35 Optionen für den Boom Jet, womit United Airlines aktuell der größte Kunde ist. Insgesamt sollen bereits 78 andere Bestellungen, unter anderen von Virgin Atlantic und JAL aus Japan bei Boom eingegangen sein.
Ob der Boom Jet wirklich einmal abheben wird ist aktuell noch noch sicher, weshalb man davon ausgehen darf, dass man die Bestellungen von United Airlines und den anderen Airlines eher als Interessenbekundung zu sehen ist, als als alles andere. Dass schon nennenswerte Gelder an Boom Supersonic geflossen sind, wie es bei Flugzeugbestellungen eigentlich üblich ist, darf man aktuell noch bezweifeln. Spannend ist allerdings die Vorstellung eines neuen Überschall Passagierflugzeugs.
Boom Supersonic plant das Flugzeug mit 68 bis 88 Sitzen auszustatten, wobei es sich hierbei um eine reine Business Class Bestuhlung handeln wird. Dabei sollen die Jets eine Reichweite von etwa 7.800 Kilometern haben, bei einer Geschwindigkeit von Mach 1.7, also etwas über 2.000 km/h.
Damit wäre der Boom Jet langsamer als die Concorde, allerdings würde ein Flug von New York nach London dennoch nur 3,5 Stunden dauern oder ein Flug von Frankfurt nach New York etwa vier Stunden.
Wie bei der Concorde wird das Problem des Boom Jet sein, dass man einen Überschall Knall produzieren wird, was über Land nicht genehmigt wird. Daher wird man das Flugzeug wenn überhaupt wohl eher über dem Atlantik oder Pazifik sehen, wobei gerade über dem Pazifik die Reichweite für sehr viele Flüge eigentlich zu gering ist.
CO2 neutral will der Jet übrigens durch den Einsatz von 100% SAF (Sustainable Aviation Fuel )Treibstoff werden. Dies ist bei einem Projekt dieser Kategorie wohl aber auch mehr als Marketing Maßnahme zu sehen.
Der Erstflug für den Boom Jet ist für 2026 geplant und die Auslieferung in 2029. Wie in der Branche üblich können aber auch Verspätungen nicht ausgeschlossen werden und aktuell gibt es noch nicht einmal einen Prototyp. Allerdings hat Boom Supersonic wenigstens schon einen kleinen Demonstrator gebaut, welcher mit einem Piloten fliegen kann. Hier steht der Erstflug allerdings noch aus.
United Airlines bestellt bis zu 50 Überschall Jets | Frankfurtflyer Kommentar
Werden wir in weniger als zehn Jahren mit United Airlines in einem Überschall Jet von New York nach Frankfurt fliegen? Vermutlich nicht, denn aktuell darf man diese Ankündigung wohl vor allem als Marketing sehen, mit welchem man zeigen will, wie modern und zukunftsorientiert man ist.
Es ist durchaus denkbar, dass es in der Zukunft wieder Überschall Passagierflüge geben wird, allerdings gibt es hier noch sehr viele offene Fragen und auch Boom Supersonic ist weit davon entfernt, das Flugzeug wirklich schon zu bauen. Wenigstens baut das Start Up aber auch wirklich schon einmal etwas und man sammelt nicht nur Geld von Investoren ein, wie es andere Firmen mit ähnlichem Ziel bisher gemacht haben.
Selbst wenn man den Boom Jet sehr weit entwickelt, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Start Up überhaupt in der Lage wäre, ihn zur Zulassung zu entwickeln und schon gar nicht binnen weniger Jahre. Allerdings wäre es auch nicht das erste Mal, dass solche Start Ups von großen und vor allem potenten Konzernen gekauft werden, um die Projekte zu beenden. Spannendes hat die Zukunft auf jeden Fall zu bieten, dessen bin ich mir sicher.
„…würde ein Flug von Frankfurt nach London dennoch nur 3,5 Stunden dauern“ Das ist aber keine wirkliche Zeitersparnis….
Ich vermute, dass Frankfurt nach New York gemeint ist.
Dass der Autor nicht auf die letzte Woche bekannt gegebene Pleite von Aerion eingegangen ist, wundert mich. Die haben’s schon vorgemacht, wie es mM auch Boom ergehen wird. (Eine Schlagzeile, die sich quasi von selbst scheibt, sollte eine Firma mit dem Namen Boom a) pleite gehen und sich Investitionen als Phantasie herausstellen “More poof than boom“ oder b) eines der Flugzeuge vom Himmel fallen. So betrachtet, ein sehr optimistisch gewählter Name.)
Aerion hat das selbe Konzept markiger Versprechungen. Trotz vorhandener Bestellungen von Boeing und einem Milliardär als Besitzer glaube ich, dass Ingenieure halt irgendwann mal die Hosen runterlassen müssen und zugeben, dass Überschall ohne Knall und Ökosprit (…JET FUEL CREATED BY PULLING CO2 OUT OF THE AIR…) sich nur bei gierigen Venture Capitalists gut anhören. Geht mal auf deren Site… Dass die nicht auch noch Weltfrieden und saubere Ozeane versprechen und den Mörder von JFK präsentieren, fehlt irgendwie. Was das soll und wer da drauf reinfällt erschließt sich mir nicht. Aber es steht hab bekanntlich jeden Tag ein Dummer auf.
Es war New York gemeint, wir haben es angepasst 🙂
Angenommen das Projekt würde realisiert, welcher Tarif würde dann aufgerufen. Bei der Concorde waren es, abgesehen von verschiedenen Sondertarifen, der Preis für die First Class plus 20 %. Ob dauerhaft genug Kunden bereit sind den vollen Tarif zu zahlen?
Es gibt natürlich ein Argument für Geschäftsleute: ohne Jetlag zu irgendeinem persönlichen Meeting an einem Tag über den Atlantik und wieder zurück. Natürlich nur von Metropole zu Metropole, sonst machen die Zubringer alles zunichte. Firmenfahrzeug (oder Taxi) passt zeitlich gerade so.
Wie groß der Bedarf dafür ist, vermag ich natürlich nichts ansatzweise abzuschätzen.