Seit der airberlin Insolvenz vor wenigen Wochen zeichnet sich mehr und mehr ab, dass Lufthansa wohl einen sehr großen Teil von airberlin übernehmen wird. Von einstmals mehreren Bietern für das Geschäft von airberlin waren wohl nur Lufthansa und EasyJet zuletzt aussichtsreiche Kandidaten. Nun scheinen die Verhandlungen zwischen EasyJet und airberlin zu platzen, so berichtet es zumindest die B.Z. in einem Artikel von gestern.
Die Frage, die sich hierdurch aufwirft ist, ob Lufthansa nun große Teile von airberlin alleine übernimmt und ob hieraus ein Monopol im Deutschen Luftverkehr entstehen wird.
EasyJet senkt wohl das Angebot für Teile von airberlin
Auch wenn die Details der Verhandlungen zwischen potenziellen Bietern und dem Gläubigerausschuss der airberlin vertraulich sind, sickern immer wieder einige Details durch. So will Lufthansa wohl insgesamt 81 Flugzuge aus der airberlin Flotte übernehmen.
Als zweiter, erfolgsversprechender Bieter, wollte EasyJet wohl 30 Flugzeuge übernehmen und hat hierfür wohl ein Angebot von etwa 50 Millionen Euro abgegeben. Vornehmlich wohl für die dazugehörigen Streckenrechte.
Dieses Angebot über 50 Millionen Euro hat EasyJet wohl zurückgezogen und möchte es deutlich verringern. Zwar will man seitens EasyJet und airberlin hierzu keine Stellung nehmen, allerdings wurde aus Unternehmenskreisen laut, dass ein angepeilter Vertragsabschluss zum 12. Oktober wohl nicht mehr zu halten ist.
Sollte EasyJet doch keine Teile von airberlin übernehmen wollen, müssen hierfür sehr schnell neue Käufer gefunden werden, da airberlin trotz 150 Millionen Euro Überbrückungskredit droht das Geld auszugehen.
Kommt ein Monopol für Lufthansa?
Auch wenn Lufthansa durch die Übernahme von sehr großen Teilen der airberlin kein uneingeschränktes Monopol haben wird, was ich hier bereits einmal beleuchtet habe, wird Lufthansa nach dieser Übernahme mehr den je zur dominierenden Größe auf dem Deutschen Luftverkehrsmarkt.
Interessanterweise werden die Kartellbehörden diese Übernahme wohl genehmigen. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob diese Übernahme auch außerhalb einer Insolvenz von airberlin möglich gewesen wäre.
Das gesamte Szenario scheint so von Lufthansa meisterlich geplant worden zu sein. So ist Lufthansa Vorstand Carsten Spohr zusammen mit Kanzlerin Merkel im Rahmen eines Staatsbesuches nach Abu Dhabi gereist, wo wohl Gespräche mit dem airberlin Großaktionär Etihad stattgefunden haben.
Kurz darauf wurde eine in der Branche viel beachtetet Partnerschaft zwischen Etihad Airways und Lufthansa verkündet. Mitte August musste airberlin Insolvenz anmelden, nachdem zugesagte Zahlungen von Etihad Airways ausgeblieben sind. Sofort wurde Lufthansa als bester Übernahmekanidat von der Bundesregierung gehandelt und auch Lufthansa sagte direkt Unterstützung zu um den Konkurrenten bei seiner Insolvenz zu unterstützen. Sicherlich ein sehr ungewöhnlicher Schachzug eines Konkurrenten in dieser Situation.
Well played Lufthansa!
Der Lufthansa Konzern wird wohl allem Anschein nach als großer Gewinner aus der airberlin Insolvenz hervorgehen. Dies liegt sicherlich nicht zuletzt an der langen Planung dieser „kalten, feindlichen Übernahme“. Immerhin scheint Lufthansa bereits seit mehreren Monaten, auch vor der Insolvenz, bereits die Bücher von airberlin geprüft zu haben.
Vermutlich erleichtert die Insolvenz auch Lufthansa die Übernahme von weiten Teilen der airberlin deutlich. Kartellrechtliche Einschränkungen werden in einer Insolvenz deutlich erleichtert, da hier der Schutz und Erhalt von Arbeitsplätzen im Vordergrund steht.
Durch den Ausstieg von EasyJet könnte es für Lufthansa sogar besser laufen als geplant, schließlich übernimmt man hierdurch zwar weite Teile des Marktes, allerdings würden leidliche Überkapazitäten auf dem deutschen Markt verschwinden. Für Lufthansa sicher ein fantastisches Ergebnis! Auch für die deutsche Volkswirtschaft ist eine gestärkte Lufthansa und damit ein extrem starker deutscher Carrier sicherlich gut, wenngleich wir Passagiere uns auf etwas höhere Ticketpreise einstellen müssen. Dies sollte allerdings keine dramatischen Auswirkungen haben und bei Flugpreisen von 300 Euro für einen Hin- und Rückflug in die USA kann leider keine Fluglinie mehr Geld verdienen.
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