Viele Lufthansa-Kunden wollen lieber nach Italien als nach Deutschland

Lufthansa kauft einen Minderheitsanteil an dem Alitalia Nachfolger ITA Airways. Nach den langen Verhandlungen wurde der Deal letzte Woche unter Dach und Fach gebracht. Der Kranich-Konzern holt sich zunächst gut 40 Prozent der Anteile und wird zwischen 320 und 330 Millionen Euro ins Eigenkapital der Gesellschaft zahlen, für weitere Anteile sollen nach der geplanten Rückkehr in die Gewinnzone nochmal 500 Millionen Euro fließen. Der Staat bleibt also beteiligt, die wettbewerbsrechtlichen Prüfungen auf nationaler und europäischer Ebene stehen noch aus.

ITA Deal ist fix – Lufthansa steigt bei italienischem Alitalia Nachfolger ein

Lufthansa ist schon lange scharf auf den italienischen Markt, diesbezüglich gab es in der Vergangenheit bereits mehrere Experimente mit Tochter Air Dolomiti und der eigenen Gründung Lufthansa Italia. Ein Paukenschlag ist bisher ausgeblieben, die LH Group Kunden aus Italien werden weiterhin über die eigenen Drehkreuze in Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz gelenkt. Damit hat man sich aber nie wirklich zufrieden gegeben und will jetzt mit ITA richtig Fuß fassen.

Nach dem Einstig bei dem Alitalia-Nachfolger will man ITA später ganz schlucken, bis dahin wurden erste Pläne bekanntgegeben. So soll zunächst ein profitables Langstreckengeschäft in Rom aufgebaut werden. CEO Spohr will internationale Fluggäste der Lufthansa-Gruppe über Rom-Fiumicino lenken und dafür das ITA-Netzwerk innerhalb Italiens verbessern.

Wir haben in unseren Flugzeugen mehr Amerikaner, die nach Italien fliegen als nach Deutschland

Italien habe eine groß Anziehungskraft, ein erhöhtes Interesse wird auch bei Kunden aus China und Indien verzeichnet. Schwerpunkt des Langstreckengeschäfts ab Rom sollen also die Transatlantik-Flüge bilden, dank der Nordamerika-Partner United & Air Canada gibt es dort genügend Anschlüsse und Zubringer. Der Lufthansa-Chef sieht aber auch Chancen in anderen Märkte und wurde dabei konkret, Spohr nannte Destinationen wie Tokio, Delhi, Kairo, Algier und Tunis.

Im Fokus steht aber auch Mailand, die Stadt habe das drittgrößte europäische Einzugsgebiet nach London und Paris. Nach Fiumicino gehört der Mailänder Flughafen Linate zu den wichtigsten von ITA, dort sieht man speziell im Punkt-zu-Punkt-Verkehr weiteres Potenzial. Das Einzugsgebiet könnte das größte der Lufthansa Group werden, die Pläne sehen Investitionen in Service und Infrastruktur vor. Die Nachfrage ist dort besonders im touristischen Bereich an den Wochenenden stark, entsprechend soll bestehende Netzwerk weiter optimiert werden.

Wenn man auf die strategische Bedeutung und die Größe des Marktes schaut, glaube ich definitiv, dass ITA unsere Nummer zwei werden kann nach Swiss eines Tages.

Viele Lufthansa-Kunden wollen lieber nach Italien als nach Deutschland | Frankfurtflyer Kommentar

Auch wenn der Deal Risiken birgt- Spohr muss sich jetzt optimistisch und selbstsicher zeigen. Das tut er auch und nennt konkrete Ziele, man hält am Multi-Hub Konzept fest und baut dies bald noch weiter aus. Lufthansa will den Markt im Süden aufmischen und sich neue Chancen sichern, in Italien ticken die Uhren aber anders.

ITA bringt es derzeit auf gerade mal 10 Prozent Marktanteil, die großen Kuchenstücke teilen sich die Billigflieger Ryanair, WIZZ und easyJet. Man setzt aber auf die Anziehungskraft Italiens und die internationalen Kunden aus anderen Kontinenten, über Rom ließen sich bei Lufthansa ganz neue Verkehrsströme lenken. Beim Kontinentalverkehr würde man sich aber nicht zum ersten Mal die Finger verbrennen.

 

Danke: aeroTELEGRAPH

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