Die Business Class der Lufthansa innerhalb Europas hat einen schlechten Ruf. Der Standardsitz mit geblockten Mittelsitz, das miserable Catering und vieles mehr. Geschichten, die wir alle gefühlt mehr als 1.000 mal gehört oder gelesen haben. Aber warum gönnt der Konzern ausgerechnet dem eigenen Billigflieger Eurowings eine bessere Business Class als der Mutter-Fluggesellschaft?
Wieso komme ich überhaupt zu dieser Feststellung? Vor wenigen Tagen verschlug es mich mal wieder in die innereuropäische Business Class von Lufthansa. Ich flog von Valencia nach München – was immerhin 2 Stunden und 20 Minuten waren – und danach noch einmal innerdeutsch weiter.
Es war ein Vormittagsflug und es gab mal wieder irgendeinen Mini Cesars Chicken-Salad und zwei kleine Küchlein, die wie „Kalte Schnauze“ aussehen. Letzteres habe ich nicht getestet, da ich Kohlenhydrate derzeit möglichst ignoriere. Ein Gericht, das in der Masse wohl kaum mehr als 3 Euro gekostet haben dürfte.
Im Anschluss dann der typische Inlandsflug am frühen Nachmittag mit einem Stückchen Kuchen auf dem Servierteller, was die Italiener neben mir direkt ablehnten und ich auch sofort zurückgehen ließ. Und das ist schon ziemlich speziell. In einer Reiseklasse, in der ich extra für ein besseres Catering bezahlt habe, lehnen reihenweise Gäste den servierten Fraß ab. Erlebe ich bei anderen Airlines ehrlicherweise eher selten.
Doch für mich war das an dem Tag nicht alles. Vor gar nicht so langer Zeit bin ich von Valencia nach Zürich mit Swiss geflogen. Nach mehreren Champagnern und einem köstlichen Apero (ja, auch hier gab es nur kaltes Essen), war mir nach einem anderen Getränk. Natürlich konnte man mir aus einer reichhaltigen Auswahl an Spirtuosen auch einen Cognac anbieten.
Und da Swiss ja wie Lufthansa eine Premium-Airline im Konzern ist, ging ich mit einer ähnlichen Erwartungshaltung an den Lufthansa-Flug. Natürlich ohne Champagner. Da war mir schon aus der Vergangenheit klar, dass Lufthansa einen Winzersekt serviert, der vermutlich auch im Supermarkt unter der Marke Geldermann verfügbar ist. Nein, es ging in dem Fall um den Cognac, nach dem ich höflich fragte. Den gab es nach kurzer Suche im Trolley natürlich nicht. Nicht einmal meine zweite Wahl, einen Rum gab es für Business Class-Gäste an Bord. Lediglich durchschnittlicher Wodka, Gin, Whiskey und co. waren geladen.
Das war scheinbar auch so Standard, denn auf dem anschließenden Inlandsflug endete meine Frage im gleichen Ergebnis. Witzigerweise führte diese Konstellation dazu, dass ich (für mich total untypisch) einen Business Class-Flug lediglich mit dem Konsum eines Wassers verbrachte.
Ich empfand Essen und Getränke in der Lufthansa Business Class innerhalb Europas ganz ehrlich als Beleidigung. Als eine Frechheit gegenüber den gut zahlenden Gästen. Als mich Christoph die Tage darauf hinwies, dass auf meinen Flügen zum Frankfurtflyer Stammtisch günstige Cash-Upgrades verfügbar waren, hab ich es nicht über das Herz gebracht, für diese Schande 50 bzw. 60 Euro zu bezahlen.
Warum ist die Kurzstrecken Business Class von Lufthansa schlechter als die des eigenen Billigfliegers? | Das macht den Unterschied
Was mich seitdem umtreibt ist die Frage, warum der Lufthansa-Konzern beim eigenen Billigflieger Eurowings eine hochwertigere Business Class anbietet als beim Flagship-Carrier. Schauen wir uns das doch mal im Detail an. Auch wenn sich viele Produktbestandteile in der Business Class sehr ähneln.
Am Boden
Nahezu kein Unterschied am Flughafen. Passagiere von Eurowings und Lufthansa können in der Regel einen Priortity Check-In nutzen, Gepäck aufgeben, schneller durch die Sicherheitskontrollen, vor dem Flug in die selbe Lounge und früher an Bord gehen.
Sitz und Kabine
Keine Überraschung bei Sitz und Kabine. Sowohl Lufthansa als auch Eurowings bieten Euch Sitze in den ersten Reihen des Flugzeugs an, wenn Ihr in der Business Class reist. Bei beiden Airlines wird der Mittelsitz geblockt, sodass Ihr mehr Privatsphäre habt.
Bei Eurowings scheint die Chance auf höheren Sitzabstand jedoch größer zu sein. Reist Ihr mit dem Klassiker Airbus A320, so weist Seatguru bei Eurowings in der Business Class 32 Zoll Sitzabstand aus. Bei Lufthansa soll der Sitzabstand nur 30 Zoll betragen.
Essen und Trinken
Für mich liegt der entscheidende Unterschied im Angebot von Speisen und Getränken. Während Lufthansa (meist) irgendwelche kalten Billigsnacks auf Porzellan serviert, könnt Ihr Euch bei Eurowings frei aus der Karte des „buy on board“-Angebots bedienen. Das ist in etwa so, wie damals die innereuropäische Business Class von Air Berlin. Nur ohne genießbare Currywurst und ohne Champagner.
OK, die Spirituosen aus dem Wings-Bistro dürfen ebenfalls nicht bestellt werden. Da hatten die Lufthansa-Controller dann doch einen lichten Moment.
Dadurch, dass hinter jedem Artikel in der Speisekarte auch ein Preis steht, wird das Business Class Catering bei Eurowings deutlich wertvoller.
Warum ist die Kurzstrecken Business Class von Lufthansa schlechter als die des eigenen Billigfliegers? | Frankfurtflyer Kommentar
Billigsnack auf Porzellan vs. nahezu freie Auswahl aus der Speisekarte. Wer auf einer der weniger touristischen Strecken von Eurowings unterwegs ist, der hat Glück. Die bei Eurowings etablierte Business Class ist deutlich besser, als dass, was Lufthansa so zu bieten hat.
Ich bin ehrlich gesagt von Flug zu Flug mehr entsetzt, mit was für einem miserablen Produkt die Flugbegleiter von Lufthansa da arbeiten müssen. Als Fluggast ist es da eine Herausforderung den Frust am trockenen Kuchen nicht an den meist sehr engagierten Mitarbeiter abzulassen.
Um noch einmal auf den Anfang dieser Geschichte zurück zu kommen: Zum Frankfurtflyer Stammtisch fliege ich in der Economy Class. Die 50 Euro kann ich definitiv sinnvoller verwenden.
Wie seht Ihr das: Ist die Eurowings Business Class besser als die von Lufthansa? Warum bucht Ihr Lufthansa Business Class auf der Kurzstrecke?
Frankfurtflyer.de Stammtisch in Frankfurt am 23. Februar 2024
Mein Rat: Versuche, mit Austrian zu fliegen (durch das Umsteigen verlierst Du zwar Zeit, aber erhälst als netten Nebeneffekt mehr Points). Das Essen dort ist der Knaller (selbst bei knapp einer Stunde Flugzeit gab es neulich ein warmes Gericht – und es war sehr gut). Sogar besser als bei Swiss. Dank‘ an Do&Co!