Alkohol und Fliegen – das kann das teuer werden. Nicht nur, weil der Alkohol am Flughafen oder im Bordverkauf besonders teuer ist. Denn besonders teuer wird es, wenn ein Flug wegen eines betrunkenen Passagiers abgebrochen und umgeleitet werden muss. Ryanair hat jetzt eine detaillierte Aufstellung veröffentlicht, wie viel Geld sie von einem Passagier verlangt, der im betrunkenen Zustand randaliert hat.
- Kostenaufstellung: Ryanair fordert 15.350 Euro zurück für eine Umleitung nach Porto.
- Betrunkenes Verhalten: Ein Passagier bedrohte die Sicherheit, was zu einer Notlandung führte.
- Rechtsstreit: Ryanair will durch ein Gericht die Kosten vom Passagier einklagen.
Es geht dabei um ein Ereignis am 9. April 2024. Damals war eine Boeing 737 von Ryanair auf dem Flug von Dublin (DUB) nach Lanzarote (ACE). Mit an Bord waren sechs Crew-Mitglieder, 159 mehr oder weniger zivilisierte Fluggäste und ein Störenfried. Der Störenfried war zum Zeitpunkt des Fluges so stark alkoholisiert, dass er zur Bedrohung für die Crew und andere Passagiere wurde. Die Crew fand damals keinen Weg, den Passagier zu beruhigen und den Flug bis zum Ende durchzuführen. Stattdessen entschied sich der Kapitän dazu, in Porto (OPO) eine Zwischenlandung einzulegen.
Der ungeplante Stopp durchkreuzte den Dienstplan der Ryanair-Crew so stark, dass sie den Flug auf die Kanarischen Inseln nicht mehr am selben Tag fortsetzen konnte. Crew und Passagiere wurden im Hotel einquartiert und konnten erst am nächsten Tag zu ihrem Ziel gelangen. Dafür musste der Billigflieger sogar ein extra Flugzeug und eine zusätzliche Besatzung bereitstellen.
Nachdem die portugiesische Staatsanwaltschaft den Fall an Irland verwiesen hatte, entschloss sich Ryanair, die Kosten gegenüber dem Verursacher vor einem irischen Gericht geltend zu machen. Wie hoch diese Kosten sind und wie sich diese exakt zusammenstellen, hat die Fluggesellschaft nun offengelegt. Dabei sind Kosten für zusätzlichen Flugzeugtreibstoff und entgangene Verkaufserlöse noch überschaubar. Beides bemessen die Iren mit jeweils rund 800 Euro. Kosten für die Ersatzcrew (1.800 Euro) sowie Landegebühren/Handlings-Kosten und die Rechtskosten in Portugal fallen mit jeweils 2.500 Euro schon stärker ins Gewicht. Fast 50 % der Kosten entfallen auf die Unterbringung der Passagiere und Crew. Wobei die 7.000 Euro heruntergebrochen mit rund 42 Euro pro Person für Hotelbett und Transfer noch vergleichsweise günstig sind.
Aufstellung der Kosten für die Umleitung nach Porto:
- Zusätzlicher Treibstoff: 800 Euro
- Übernachtung Passagiere und Crew: 7.000 Euro
- Porto Lande- und Handlingsgebühren: 2.500 Euro
- Entgangene Erlöse aus Bordverkauf: 750 Euro
- Ersatz-Crew: 1.800 Euro
- Rechtskosten in Portugal (bisher): 2.500 Euro
In Summe macht das 15.350 Euro, die Ryanair sich in einem zivilien Gerichtsverfahren erstreiten will. Ein Ryanair-Sprecher begründet das so:
Keine dieser Kosten wären entstanden, wenn dieser störende Passagier nicht eine Umleitung nach Porto erzwungen hätte, um die Sicherheit des Flugzeugs, der 160 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder an Bord zu gewährleisten. Europäische Regierungen ergreifen wiederholt keine Maßnahmen, wenn störende Passagiere die Sicherheit des Flugzeugs bedrohen und sie zu einer Umleitung zwingen … Ryanair leitet daher vor irischen Gerichten ein Zivilverfahren gegen diesen Passagier ein, um diese Kosten zurückzufordern, die vollständig und ausschließlich durch das Verhalten des störenden Passagiers entstanden sind, das nicht nur eine Umleitung, sondern auch eine Übernachtung in Porto für über 160 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder sowie das Einsatzflugzeug verursachte.
Der Billigfliger spielt dabei auch auf eine Forderung an, die der Ailine-Chef Michael O’Leary im letzten Sommer ins Spiel gebracht hat. Die Fluggesellschaft fordert ein Limit beim Verkauf von Getränken am Flughafen. Gegen Vorlage der Bordkarte sollen Reisende maximal zwei alkoholische Getränke käuflich erwerben können. Ein Ansatz, der bisher noch nicht auf viel Gegenliebe gestoßen ist.
Wie teuer kann ein Flug wegen eines betrunkenen Passagiers werden? | Frankfurtflyer Kommentar
Ein generelles Limit zum Verkauf von alkoholischen Getränken am Flughafen spielt der Airline in die Karten. Natürlich hat Ryanair es lieber, wenn die Fluggäste an Bord teuren Alkohol aus dem Bordbistro erwerben, statt sich schon vor dem Flug einen hinter die Binde zu kippen. Dass sich eine derartige Forderung durchsetzen lässt, daran glaube ich nicht. Sie würde auch nichts ändern, denn das Saufen vor dem Abflug beginnt häufig schon viel früher, als erst im Abflugbereich.
Ich bin mir nicht sicher, dass Ryanair sich mit der Veröffentlichung der Zahlen einen Gefallen getan hat. Denn der Kostenansatz von 300 Euro pro Crew-Member inklusive aller Nebenkosten wirkt doch arg gering. Genauso wie die Kosten für die Übernachtung. Pro Person hat Ryanair hier nur etwas mehr als 42 Euro bezahlt. Natürlich gehen Familien auch zu zweit, dritt oder viert auf ein Zimmer – viel Geld ist das dennoch nicht.
Spannend erwarten wir nun den Ausgang des Prozesses. Muss der „unruly passenger“ wirklich die vollen 15.000 Euro an Ryanair überweisen oder bleibt er sogar unbescholten?
Was mich erstaunt: Ryanair berechnet nicht den entgangenen Gewinn, der durch die 15 Stunden spätere Ankunft in England nicht erzielt werden konnte. Mit anderen Worten: Statt zahlende Passagiere zu transportieren, stand das Flugzeug unproduktiv in Portugal rum. Alleine das kostet locker mehr als 15.000.
Nicht zu vergessen, dass jeder Passagier theoretisch zivilrechtliche Ansprüche erheben kann. Die 4-köpfige Familie kann die 5000 Euro Kreuzfahrt nicht antreten? Die Geschäftsfrau verpasst einen Termin der dazu führt, dass die Konkurrenz den Zuschlag erhält? Ich hoffe, dem trifft die volle Härte. In der neuen Sozialwohnung kann er dann überlegen, ob er vor Abflug 5 Bier zischt
Schon interessant, was Ryanair da fordert, wo es ja anscheinend ihre eigenen Passagiere eher trifft, als die anderer Airlines. Sonst würde das ja eher viele Airlines fordern oder nichts frei in der Lounge ausschenken.
Ich jedenfalls kann mich gut an meinen letzten Air Dolomiti Flug von DRS erinnern. Ich saß in der Lounge und man hörte bis dorthin die Durchsagen, dass die Leute bitte mit dem Trinken aufhören sollen, da Ryanair sie sonst nicht mitnimmt. Ich muss sagen, sowas ist mir bis dato noch nicht untergekommen.
Die Störenfriede sollten neben den nachgewiesen anfallenden Aufwendungen der Airline mit einer Zusatzstrafe von 100 % der Kosten verdonnert werden. Nur wenn es den eigenen Geldbeutel betrifft, können die Störenfriede im Zaum gehalten werden.
Denn wenn sie schon „saufen“ sollen sie nicht die anderen Passagiere zusätzlich belasten.
Hoffe, das der irische Richter hart durchgreift.