Zu viel USA! Setzt Lufthansa mit dem A380 auf die falschen Ziele?

Foto: Flughafen München

Lufthansa hat den Airbus A380 in einem sehr aufwändigen Programm wieder zurück in den Liniendienst geholt, nachdem man den bei den Passagieren so beliebten Super-Jumbo in der Krise 2020 eigentlich schon offiziell abgeschrieben hatte. Nach wie vor braucht der Kranich dringend die Kapazitäten der acht Airbus A380 und man ist froh, dass man im Sommer 2025 nun erstmals wieder alle acht A380 zu insgesamt sechs Zielen einsetzen kann. Setzt Lufthansa hier aber auf die falschen Ziele? Denn fünf der sechs Airbus-A380-Ziele liegen in den USA

Das Wichtigste auf einen Blick:

✈️ Erneuter USA-Fokus: Lufthansa setzt 5 von 6 A380 auf US-Strecken – trotz Nachfragerückgang.
📉 Sinkende Buchungszahlen: USA-Flüge mit teils 40 % weniger Buchungen als im Vorjahr.
🌏 Fehlende Flexibilität: Asien als Alternative schwierig – A380 bleibt unflexibel einsetzbar.

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Eigentlich ist die Strategie von Lufthansa für den Airbus A380 recht klar und einfach, denn man setzt das Flugzeug mit gewaltigen 509 Sitzplätzen genau dort ein, wo man große Mengen an Passagieren erwartet – und dies sind vor allem die Drehkreuze in den USA. Seit der Netzwerkplanung könnte sich aber einiges verschoben haben, und die Airbus-A380-Strategie von Lufthansa könnte hierdurch nicht mehr aufgehen.

Fünf von sechs Lufthansa A380 Zielen sind in den USA

Die acht Airbus A380 von Lufthansa werden von München zu folgenden Zielen eingesetzt. Hierbei handelt es sich in allen Fällen um Hubs von den Star-Alliance-Partnern Air India in Delhi sowie von United Airlines in den USA. Nur New York ist hier ein Sonderfall, aber traditionell war „The Big Apple“ gerade im Sommer immer so aufkommensstark, dass Flugzeuge nicht groß genug sein konnten.

  • New York (JFK)
  • Boston
  • Denver
  • Washington, D.C.
  • Los Angeles
  • Delhi

Besonders heraus stechen bei der Wahl der Ziele auch vor allem Denver und Washington, D.C., als US-Hauptstadt, welche Lufthansa vor 2020 nie mit dem Airbus A380 angeflogen hat. Beides sind aber United-Airlines-Hubs, welche in den letzten Jahren auch noch einmal deutlich ausgebaut wurden und somit für den Airbus A380 die benötigten Anschlüsse bereitstellen, um Passagiere quer durch die USA zu verteilen.

Das Problem an dem starken USA-Fokus ist aber aktuell, dass die Passagierzahlen auf diesem einst so unglaublich wichtigen Markt gerade sehr rückläufig sind. Die warnenden Rufe auf beiden Seiten des Atlantiks sind hier sehr laut, und keine Airline traut sich hier mehr eine Prognose zu – insbesondere, da man nicht genau sagen kann, was die Regierung in den USA morgen entscheidet.

Bis zu 40 % weniger Buchungen im Vergleich zum selben Zeitraum im letzten Jahr sehen manche Airlines auf den USA-Flügen, und dies ist natürlich gerade beim Airbus A380 ein großes Problem. Das Flugzeug kann durchaus sehr wirtschaftlich betrieben werden, aber es setzt auch eine hohe Auslastung voraus.

Dies bedeutet: Wenn es Lufthansa nicht schafft, regelmäßig einen großen Teil der 509 Sitze der Airbus-A380-Flüge in die USA zu verkaufen, wird es schwer, mit dem A380 Geld zu verdienen – insbesondere, wenn man die Ticketpreise niedrig halten muss, um die Flugzeuge zu füllen. Genau hier liegt die große Gefahr – gerade in den USA.

Muss man die A380 Strategie ändern?

Sollten die USA mit ihrer neuen Politik im Bereich Welthandel weiter in die Abschottung fahren, könnte dies vor allem für die Airlines bedeuten, dass sich Märkte verschieben. Kurzfristig scheint es hier schon Reaktionen in den Passagierströmen gegeben zu haben, und genau hier wird dann auch eines der Probleme des Airbus A380 deutlich: Mit diesem Flugzeug ist man nicht sonderlich flexibel.

Lufthansa hätte nun sicherlich die Option, den Airbus A380 wieder zu anderen Zielen zu schicken. Hier könnte vor allem Asien sehr interessant sein – eine Region, welche sich zwar langsamer erholt hat in der Nachfrage, aber diese ist nun wieder deutlich erstarkt. Hier hätte man aber auch bei vielen Strecken das anhaltende Problem der Luftraumsperren über Russland und auch, dass die Flugzeuge teils sehr lange Bodenzeiten in Asien haben, wie z. B. in Singapur. Damit wären die wenigen Airbus A380, die man in der Flotte hat, bei weitem nicht optimal ausgenutzt.

Auch hat der Airbus A380 das große Problem, dass man ihn nicht zu jedem Ziel beliebig einsetzen kann. Nicht nur, dass der Flughafen überhaupt einen Airbus A380 abfertigen können muss, auch die passenden Gates müssen hier für Lufthansa verfügbar sein – was das Flugzeug gerade bei kurzfristigen Planänderungen sehr unflexibel macht.

Für Lufthansa dürfte dies wohl nun bedeuten, dass man für den Sommerflugplan an den Zielen in den USA weitestgehend festhalten wird. Die Frage, die sich aber weiterhin stellt, ist, ob man mit den USA auf das falsche Pferd gesetzt hat.

Zu viel USA! Setzt Lufthansa mit dem A380 auf die falschen Ziele? | Frankfurtflyer Kommentar

Lufthansa setzt mit dem Airbus A380 voll auf die USA, und es wird sehr spannend sein, was hier in den kommendenWochen und Monaten passiert. Wenn die USA weiter mit ihrer Politik des Handelskrieges machen, könnte es hier deutliche Rückgänge bei den Passagierzahlen geben – und dies könnte das Airbus-A380-Projekt bei Lufthansa im Sommer empfindlich beeinflussen.

Es zeichnet sich durchaus ab, dass sich auch in den USA die Situation wieder normalisiert, und selbst mit China versucht man, zu einem neuen Handelsabkommen zu gelangen. Daher könnte vor allem im Sommer ein großer Nachholeffekt bei USA-Reisen kommen – und dann sind die Airbus A380 auf genau den richtigen Strecken geplant.

Sollten die USA-Flüge an Bedeutung verlieren, wird dies nicht nur Lufthansa hart treffen, und man wird neue Aufgaben für das große Flugzeug suchen – die dann vermutlich nicht in Nordamerika, sondern in Asien und möglicherweise auch wieder in Südafrika liegen.

8 Kommentare

  1. Den Schwerpunkt 380- USA hatte ich gar nicht so auf dem Zettel. Auf jeden Fall ärgerliche Lage.
    Klar muss an an Flughäfen die Infrastruktur passen/verfügbar sein. Richtung Asien könnte LH glaub ich gegen die Qualitätscarrier keinen Blumentopf gewinnen, auch nicht immA380.
    Die Netzplanung bei LH ist aber auch nicht für ihre Agilität bekannt.
    Der Einsatz nach DEN und Boston wunderte mich schon…

  2. Mit Ausnahme von Los Angeles reicht für jedes der aktuellen A380-Ziele eine einzige Maschine aus, um eine tägliche Rotation in beide Richtungen anbieten zu können. Für die Einsatzplanung der mittlerweile eher kleinen A380-Flotte von Lufthansa ist dies sicher von Vorteil.

    • Es gibt Passagierumfragen von Airbus die besagen, dass der durchschnittliche Passagier bereit war 100 USD mehr für das Ticket zu zahlen.

      Ständiges, faktenloses Wiedersprechen macht übrigens noch keinen Punkt @Jimmy!

  3. Carsten Spohr hat ja letzte Woche schon mitgeteilt, dass man bei rückläufigem US-Geschäft die Preise stabil halten, aber geringere Kapazitäten anbieten will. Wenn man nicht auf Slots verzichtet, klingt das nicht nach einem sinnvollen Einsatz des A380.

  4. Nach SIN einsetzten —- wobei: Gegen Konkurrent SQ MÜSSTE LH ein Superprodukt liefern und nicht bloss testen!
    Momentan fliegt der Kranich OHNE First nach SIN, weder ab FRA noch ab MUC. Weshalb? Kein Bedarf?
    Muss nämlich noch 2 e-Voucher einlösen und bei SWISS lande ich wie immer erst mal auf der Warteliste, obwohl Abflug erst im April 2026.

  5. Ich sehe das nicht so dass auf absehbare Zeit ein Nachholbedarf für Reisen in die USA bestehen wird.
    Toronto wäre aus meiner Sicht eine sinnvolle Alternative für den A380, auch Haneda, da dort immer brechend voll ist. Und schlimmer als mit der B747 kann es auf der Strecke nicht sein mit dem A380.
    Jetzt kommt das Aber: aus operativer Sicht ergibt es für Lufthansa sicherlich Sinn die genannten Ziele mit dem A380 zu bedienen. Es sind relativ „kurze“ Strecken, was es erlaubt mit der limitierten Anzahl an Flugzeugen das Maximum heraus zu holen.
    Haneda wäre eine Maschine um die 30 Stunden unterwegs, während es bei den anderen Zielen unter 24 Stunden geht.

    • Aktuell ist man wohl mit Geschäftsreisen in die USA sehr zurückhaltend und die Situation ist unsicher. Wenn sich hier die Lage entspannt hat die Vergangenheit eigentlich immer einen plötzlichen Peak in der Nachfrage gezeigt.

      Dass der A380 nach Japan fliegt sehe ich fast nicht mehr. Schon allein wegen den langen Wegen die auf dem Flug über Alaska entstehen.

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