82% der Deutschen reisen nicht wegen Quarantäneregeln

Aktuell wird dringend von nicht dringend notwendigen Reisen abgeraten, auch wenn es kein offizielles Reiseverbot gibt, was aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht rechtlich möglich und tragbar wäre. Dennoch reist aktuell quasi niemand und dies lässt sich nicht darauf zurückführen, dass aktuell niemand reisen will oder man vor allem Sorge um Ansteckungen hat, sondern die Mehrheit der Deutschen verzichtet gerade auf das Reisen, da sie Quarantänemaßnahmen abschrecken.

Dies hat eine Umfrage des weltweiten Luftfahrt Dachverbandes IATA ergeben, in welcher 82% der Deutschen angegeben haben, dass sie aufgrund von möglichen Quarantänen aktuell nicht reisen und auch nicht reisen werden, solange hiermit zu rechnen ist. Dies zeigt auch deutlich, dass erst wieder mit einer Erholung in der gesamten Tourismusindustrie zu rechnen ist, sobald bei einer Reise nicht mehr mit Quarantänemaßnahmen zu rechnen ist.

Aktuell gilt in Deutschland bei einer Einreise aus einem Risikogebiet eine 10 tägige Quarantäne, welche nach fünf Tagen durch einen negativen Corona Test beendet werden kann. Zwar gibt es von dieser Regelung ausgenommene Gruppen und auch Reiseziele, allerdings gilt aktuell fast die gesamte Welt als Risikogebiet, sodass man kaum Urlaubsreisen ohne Quarantäne unternehmen kann.

Besonders Reiseveranstalter wie die TUI, aber auch die Lufthansa setzen aktuell gerade darauf, dass sich die Situation um die Infektionszahlen etwa ab Ostern 2021 mit zunehmenden Impfungen und auch steigenden Temperaturen entspannen wird, sodass hier wieder mehr touristisch Reisende unterwegs sein werden. Besonders in Europa rechnet TUI bereits für den Sommer 2021 mit einem weitgehend normalen Geschäft und man erwartet etwa 80% der Reisenden von 2019. All dies beruht aber auf der Annahme, dass Urlauber nach der Reise oder bei Ankunft im Urlaub keine Quarantäne zu fürchten haben.

Dass die Deutschen vor allem Quarantänen beim Reisen fürchten, wird naturgemäß auch zur Folge haben, dass sich nicht alle Ziele im selben Maße wieder bei der Nachfrage erholen, denn während man in Europa und Nordamerika sehr sicher sein kann, dass man ohne Quarantäne reisen kann, sobald die Infektionen sinken, wird man in anderen Teilen der Erde, wie in Asien oder Australien wohl länger mit verschärften Maßnahmen rechnen müssen und einige Länder werden wohl die Einreise ohne Quarantäne erlauben, wenn der Einreisende auch geimpft ist. Solche Regelungen kennen wir in einigen Teilen der Erde schon bei anderen Infektionskrankheiten, z.B. bei der Gelbfieberimpfung.

Quarantäneregeln haben den Effekt eines Reiseverbotes

Auch wenn ein generelles Reiseverbot auch nur für touristische Reisen in Deutschland wohl nicht möglich ist (in anderen Ländern der Welt hat es diese gegeben, bzw. es gibt sie noch), kommt die Quarantäneregelung im Effekt einem Reiseverbot sehr nah. Ziel ist es hierbei ganz offensichtlich nicht, dass man möglichst viele Menschen unter Quarantäne stellt, sondern dass man die Menschen vom Reisen abhält.

Dabei kann man die Motivation der Politik durchaus nachvollziehen, denn es gibt einen eindeutigen Zusammenhang aus den Bewegungsprofilen und Infektionszahlen. Hierbei ist es nun aber auch entscheidend für die gesamte Reisebranche, dass die Quarantäneregeln sehr schnell angepasst werden, sobald es die Situation hergibt.

82% der Deutschen reisen nicht wegen Quarantäneregeln | Frankfurtflyer Kommentar

Bei der Mehrzahl der Deutschen hat sich aktuell eine massive Reiselust angestaut und die Branche setzt auch darauf, dass man diese in diesem Jahr noch befriedigen kann, denn dies ist auch für das Überleben vieler Unternehmen entscheiden. Dabei überrascht es nicht wenig, dass die Quarantänevorschriften die Menschen vor allem vom Reisen abhalten, denn sie können jeder Reise eine sehr lange und unangenehme Zeit voranstellen.

Dabei hat sich die Wahrnehmung der Menschen aber auch durchaus gewandelt, denn bei Beginn der Pandemie war noch der Grund Nummer 1 nicht zu Reisen der, dass man Angst äußerte sich mit dem Coronavirus anzustecken. Nun ist die Angst vor einer Quarantäne vorrangig, was für die Reisebranche und Airlines eigentlich eine gute Nachricht ist, denn wenn die Quarantäne fällt, kann man mit einem sprunghaften Anstieg an Kunden rechnen.

 

18 Kommentare

  1. „Dennoch reist aktuell quasi niemand und dies lässt sich nicht darauf zurückführen, dass aktuell niemand reisen will oder man vor allem Sorge um Ansteckungen hat, sondern die Mehrheit der Deutschen verzichtet gerade auf das Reisen, da sie Quarantänemaßnahmen abschrecken.“ Wo genau in Deutschland sollte man denn bei dem bestehenden Beherbergungsverbot unterkommen? 🙂 Viele Grüße

    • Man kann in Deutschland nach wie vor in Hotels übernachten, es müssen nur Berufliche Reisen sein. Auch kann man ins Ausland reisen, wo es keine Beherbergungsverbote gibt. Möglich ist es und das sogar sehr einfach, die Quarantäne wirkt hier wohl abschreckend.

  2. Ich denke, auf einer Safari in Südafrika / Namibia treffe ich deutlich weniger Menschen als zum Beispiel auf dem Weg ins Büro. Eine Ansteckung im Flugzeug soll ja statistisch nicht nachweisbar sein. Dieses Einreiseverbot ist also absurd.

    • genau, aber da werden gleich wieder links geschickt werden die bei 8 Personen im Langstreckenflug ein Infektion nachgewiesen haben.

      Absourd find ich speziell die einerseits eindeutige Anordung, aber deren inkonsequente Durchsetzung! Wieso nicht Schengen aussetzen, 100% Kontrolle und Meldung ans Wohnsitzgesundeitsamt, wenn die Gefahr so groß ist.

      In anderen Foren wird berichtet welche „Hürden“ die ehrlichen Rückkehrer aufgebaut wurden „schon mal versucht, symptomlos einen Termin für eine Test zu bekommen?“ etc.

  3. es gab doch einen der weniger Kommentare in der Süddeutschen zum Thema:

    Es kommt immer drauf an WIE man reist. Pauschalreisen mit Fressgelagen und Dauerrausch sind sicherlich nicht hilfreich, aber Reisen an sich ist nicht virustreibendn, solange man sich auch vor Ort an die Regeln hält!

  4. Ich bin in den letzten Wochen mehrmals geflogen (Europa und Südamerika – heute aus Spanien wieder zurück) und habe mit etlichen Passagieren auf den Reisen gesprochen. Es ist sicher korrekt, dass die völlig absurden und wirkungslosen Quarantäne-Maßnahmen nach Aussagen der Menschen mit denen ich sprach, einen großen Teil des Unwillens zu Reisen ausmacht. Ebenso auch, dass der ganze Masken-Zirkus vieln die Lust komplett verdirbt. Nahezu alle sagten mir, dass ihnen seit den völlig überdrehten Maßnahmen im Gesamten die Lust vergangen ist. Was besonders interessant war, dass alle einstimmig sagten, dass wenn die Impfpflicht (auch durch die Hintertüre) fürs Fliegen kommt, dass sie dann definitiv nicht mehr reisen werden. Da bin ich schon mal gespannt, wie die Luftfahrt diesen Ausfall dann kompensieren wird…

    • Da gibt es aber auch genug die genau das Gegenteil sagen. Mit Impfung fühl ich mich sicher und wenn ich dann wieder in Länder ungehindert rein darf = Reisen Reisen Reisen. Kommt drauf an, wen man fragt

  5. Große Anerkennung an LH!

    Die per Meilenschnäppchen gebuchte Maltareise ist aus den genannten Gründen ausgefallen, ließ sich aber absolut problemlos auf Mai 2021 umbuchen. Mit 2,72€ Mehrpreis an Steuern. 😊

  6. Ich zähle mich selbst auch dazu, mein Flugreiseverhalten der letzten 11 Monate ist NULL. Obwohl der Bedarf sehr latent da ist, habe ich bis jetzt auf Flugreisen verzichtet. Habe es bisher erfolgreich geschafft, die Kunden zu einem Besuch in Dtl. zu motivieren. Jetzt wäre es allerhöchste Eisenbahn, selbst mal wieder in die Spur zu kommen. Aber da die Reiseeinschränkungen und Regeln des Infektionsschutzgesetzes absolut „fast moving targets“ sind, ist mir das einfach zu stressig. Ich plane eine Reise und mag keine Überraschungen. Ausgenommen ist höhere Gewalt wie Unwetter oder dgl. Aber von Menschen gemachte Regeln und Gesetze sollten eigentlich unterstützend wirken, nicht behindernd. Und das sehe ich partout nicht. Wenn ich am Checkin, am Gate, im Flieger und bei der Ankunft jedes Mal mit Überraschungen rechnen muss, dann nervt das ungemein. Es gibt nicht mal annähernd eine einheitliche Regelung, jeder Checkin Agent kann und wird es auslegen, wie er/sie denkt. Das kann 4h später und einfach an einem anderen Schalter schon wieder komplett anders aussehen. Darauf habe ich Null Böcke.
    Aber es scheint ja einen Ausweg zu geben. Der Betreiber von frankfurtflyer hat in 2020 nach eigener Aussage 156 Flüge absolviert. Von daher würde ich einen Blog wünschen, der genau da in diese Wissenslücke mit praktischer Erfahrung stösst. Also wie genau man das halbwegs machbar hinbekommt. Was sollte man unbedingt dabei haben, auch wenn es vlt. formell oder offiziell gar nicht gefordert ist? Welche Regelungen sollte man auswendig kennen, um leidige Diskussionen im besten Fall direkt abkürzen und vermeiden zu können? Etc. pp. …

    • Eigentlich ist es relativ einfach. Die Regeln sind öffentlich und meist eindeutig, auch wenn sie sich öfters mal ändern, daher sollte man vor der Reise sich genau vorbereiten. In vielen Fällen braucht man eine vorab Genehmigung und einen negativen PCR Test.

      Das läuft dann am Airport bei den Airlines sehr digital. Entweder man hat alles, dann fliegen, man hat nicht alles, dann nicht fliegen. Diskussionen sind da sehr sinnlos.

      Eigentlich funktioniert es ganz gut, wenn es auch aufwändiger geworden ist.

      Man sollte auch noch die Verordnungen des eigenen Bundesland regelmäßig lesen, da ändert sich auch immer mal was .

      • Das heisst dann zukünftig: mehrmals die Woche einen PCR Test. Viel Spaß dabei. Mir hat bislang jedes Mal für mindestens einen Tag Hals und Nasenscheidewand erheblich geschmerzt und da ich freiwillig keine Schmerzen brauche, werde ich jedweden PCR Test zukünftig vermeiden. Möglichkeiten wie man diesen nach Einreise in DE umgehen kann gibt es ja. 🙂

  7. Herrlich: schon mal versucht im Moment OHNE Symptome (also ehrlich) eine PCR Test zu bekommen? Selbst wenn dein Arbeitgeber 500€ hinlegt, gibt’s keinen bzw. nicht in den Abstand zum Flug.

    Ja, man kann egal was, nicht mehr mehr als übermorgen planen, weil sich praktisch stündlich Meldungen und daraus abgeleiteter Aktionsimus anneinader reihen!

    • Doch, das geht schon. Synlab hat fast an jedem Flughafen ein Zentrum. Allerdings kann Dir da einiges an Blockaden den Spaß verderben. Wir hatten das Problem als wir vor 2 Wochen nach Südamerika geflogen sind. Der PCR Test (der bis dato natürlich keinerlei wissenschaftlich bestätigte Zertifizierung hat) dauerte ein wenig mehr als 2 Tage bis da Ergebnis da war. Allerdings zählt die Zeit ab dem Tag und der Uhrzeit der Testung! Dazu kam dann ein 12 Stunden Flug mit Gepäckaufnahme und Immigration waren dann die 72 Stunden überschritten. Danach gabs sehr sehr sehr viel Diskussionen. So einfach ist das ganze wahrlich nicht.

        • Ja, das ist bei der flughafeneigenen MediCare in München eine diskussionswürdige Praxis. Die schicken die Tests ja auch nur an Labore weiter, die dafür 40 € berechnen (Status irgendwann Oktober 2020), nach laboreigenen Aussagen aber auch mit 20€ auskömmlich leben könnten. In Oktober wurde wohl bereits eine Gebührenänderung verhandelt habs nicht mehr verfolgt. Klar, sind die Laborkosten nicht Alles, aber 150€ Aufpreis (+ Nacht/Wochenend/Feiertags/Freundlichkeitszuschläge) für Praxiskosten und Logistik liegen dann doch in einem Bereich, für den ein Kaufmann ein Wort mit 6 Buchstaben verwendet.
          Mit Sicherheit sind die abgerufenen Preise legal, dennoch sehr fragwürdig.

          • die Reiserückkehrer Tests sind kostenlos für bayerische Wohnsitzbürger am Wohnsitzkreis – nachdem der Test ja noch 48h nach Rückkehr gemacht werden kann, ist also auch das möglich (sofern man innerhahlb des Zeitrahmens einen Termin bekommt?)

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