Aeroflot schlachtet neuen Airbus A350 für Ersatzteile aus

Der Überfall von Russland auf die Ukraine wurde mit den schwersten Sanktionen des Westens gegen Russland beantwortet, welche wir je gesehen haben. Dabei ist vor allem auch die Luftfahrt auf die Sanktionsliste gekommen und es dürfen nicht mehr nur keine neuen Boeing und Airbus Flugzeuge mehr nach Russland geliefert werden, auch die Ersatzteilversorgung ist für russische Airlines nicht mehr möglich.

Russische Airlines hat dies erwartungsgemäß vor massive Probleme gestellt und faktisch hat man die Luftfahrt in Russland zumindest mittelfristig zurück in die Sovjet-Zeit katapultiert, wobei es selbst in der schwersten Zeit des kalten Krieges für russische Airlines noch möglich war in den Westen zu fliegen oder hier auch Teile zu beziehen.

Nachdem man sich in Russland einfach dazu entschlossen hat die Boeing und Airbus Flugzeuge, welche zum größten Teil ausländischen Leasinggebern gehörten, nicht zurück an die Leasingfirmen zu geben, sondern faktisch zu stehlen, sind aktuell noch mehrere hundert Airbus und Boeing Jets in Russland, welche von den Airlines auch eingesetzt werden müssen, denn es gibt quasi keine Alternative.

Um Ersatzteile für die Airbus A350 von Aeroflot zu bekommen hat man nun begonnen einen nur wenige Monate alten Airbus A350-900 von Aeroflot auszuschlachten und als Ersatzteilspender zu verwenden. So berichtet es gerade Reuters.

Neben dem Airbus A350 scheint man auch damit begonnen zu haben einen Sukhoi Superjet 100 für Ersatzteile zu zerlegen. Zwar kommt dieses Flugzeug aus russischer Produktion, aber eine ganze Reihe von Komponenten wird von westlichen Firmen geliefert, weshalb man auch hier keine Ersatzteile bekommt.

Die Leasingfirmen haben bereits mit diesem Schritt von russischen Airlines gerechnet und daher die Flugzeuge, welche noch in Russland sind zu 100% abgeschrieben. Dabei ist die Sorge nicht nur, dass die Flugzeuge für Ersatzteile zerlegt werden, sondern vielmehr, dass man sie nicht mehr zugelassen bekommt, da die vorgeschriebenen Wartungen nicht mehr in Russland vorgenommen werden können.

Man schätzt, dass russische Airlines durch das Ausschlachten von Flugzeugen noch bis etwa 2025 einen Teil der Airbus und Boeing Flotte in der Luft halten können. Bis dahin will man in Russland Teile für die westlichen Flugzeuge selbst nachbauen und man hofft über den Graumarkt, z.B. im Iran oder auch in China an Teile zu kommen.

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Auch wenn man in Russland gerade alles daran setzt, zumindest öffentlich zu zeigen, dass die Sanktionen der russischen Wirtschaft nichts anhaben können, ist der Preis, welchen Russland für den Krieg in der Ukraine bezahlt wohl wirklich enorm und die Folgen werden erst in einigen Jahren wirklich zu spüren sein. Bei den Airlines ist allerdings schon klar, dass sie nun um über 30 Jahre nun zurück geworfen wurden.

Dass man nun Flugzeuge ausschlachtet ist eigentlich keine Überraschung, denn genau so ist man auch schon im Iran vorgegangen. Hier kann man vielleicht auch sehen, was Sanktionen des Westens für die Luftfahrt bedeuten können und vermutlich wird man sogar unterbinden, dass über Umwege alte, gebrauchte Flugzeuge nach Russland kommen. Ich befürchte in einigen Jahren wird man sehr schockiert auf die Luftfahrt in Russland schauen und ich hoffe nur, dass wir hier doch möglichst schnell einen radikalen Kurswechsel sehen, aber dies ist aktuell nicht abzusehen.

10 Kommentare

  1. Das „dicke“ Ende wird für den sanktionierenden Westen noch kommen. Vor allem die EU-Staaten und die ehemals neutrale Schweiz werden ihr Päckchen noch tragen müssen, während die Sanktionen für USA praktisch keine Auswirkungen haben werden. Als Informationseinstieg zum Thema „Ukraine“ empfehle ich das Buch von Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen“ und wer sich die Zeit nehmen will, sollte auch die dort aufgeführten Quellen lesen. Die Spekulationen über 30 Jahre Rückschritt in Russland werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht den Realitätstest überstehen.

    • In den wenigsten Fällen beeinträchtigen Sanktionen nur die sanktionierte Partei. Die Auswirkungen von den beschlossenen Sanktionen werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit erst mittel- bis langfristig zeigen und seriös bewerten lassen. Dass Deutschland versucht, einen wesentlichen Energieträger praktisch über Nacht auszutauschen oder obsolet zu machen, ist in den letzten Jahren überraschenderweise stark in Mode gekommen.

  2. …… und hat dann der „Iwan“ gar keine Ersatzteile mehr, so hift nur eines: Ein Flugzeug ✈️ von West nach Ost entführen, und schwupps, reichen die Teile wieder für einige Tage!

    • Die sog. Sanktionen brechen wie der russische Angriff auf die Ukraine geltendes Recht. Statt Diplomatie bestimmen Wildwestmethoden die Politik. Die Behauptung das Flugzeuge von West nach Ost „entführt“ wurden oder werden ist allerdings ein Phantasieprodukt. Die Bezeichnung „Iwan“ für Russen (eigentlich für Sowjets) stammt aus einer sehr dunklen Vergangenheit Deutschlands.

  3. Jetzt sind die Sanktionstrolle also auch hier angekommen. Hier geht es darum, dass Russland Flugzeuge klaut und die schon nach 6 Monaten auseinandernehmen muss.
    Also wie viel mehr Wirkung soll es denn noch geben?

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