Air France wird sieben Milliarden Euro Staatshilfen von Frankreich bekommen und damit soll das Überleben der angeschlagenen Airline gesichert werden. Allerdings ist diese enorme Finanzspritze für Air France, welche aktuell im Verhältnis zur Größe der Airline das größte Rettungspaket einer EU Airline darstellt, auch an einige Bedingungen der Regierung in Paris geknüpft, denn hier will man die Hilfen für Air France daran knüpfen, politische Ziele durchzusetzen.
Dabei machte das französische Wirtschaftsministerium nach der Genehmigung der EU für die Finanzhilfen klar, dass Air France deutlich grüner werden soll und hierbei wird man auch ganz direkt in das Geschäftsmodell von Air France eingreifen. Der Airline wird es also nicht mehr selbst überlassen, mit welchen Mitteln man eine Reduzierung von Treibhausgasen erreicht, sondern aus Paris kommen nun die Vorgaben, denn auch die Öffentlichkeitswirkung spielt hier offensichtlich eine große Rolle.
Die Bedingung ist, dass Air France die umweltfreundlichste Fluggesellschaft der Welt wird.
Zug statt Flug innerhalb Frankreichs
Eine zentrale Forderung ist, dass Air France keine Inlandsflüge mehr verkaufen darf, wenn es eine Alternative mit dem Schnellzug gibt, welche weniger als zweieinhalb Stunden Reisezeit bedeutet. Hierdurch würde man Reisen innerhalb von Frankreich fast nicht mehr mit dem Flugzeug durchführen können. Nur von Südfrankreich nach Paris könnte man dann noch Inlandsflüge buchen.
Was die Wirkung dieser Vorgabe allerdings sehr fragwürdig macht ist, dass Air France dennoch weiterhin sehr kurze Inlandsflüge anbieten wird, denn Passagiere welche nach einem kurzen Inlandsflug auf einen internationalen Flug umsteigen, dürfen weiterhin innerhalb Frankreichs fliegen. Eine nennenswerte Einsparungen von Treibhausgasen wird daher durch diese Regelung nicht erwartet, denn auf kurzen Inlandsflügen fliegen schon jetzt fast nur Transitpassagiere.
Forderungen beim Treibstoffverbrauch und Bio-Treibstoff
Des Weiteren will man in Frankreich die Coronakrise nun nutzen, die durch Staatshilfen geretteten Unternehmen dazu zu zwingen, einen besseren ökologischen Fußabdruck zu erreichen.
Bruno Le Maire, Wirtschaftsminister von Frankreich:
Wir wollen eine kohlenstoffarme hochmoderne Wirtschaft. Ich glaube, dass wir diese Krise in eine einzigartige Gelegenheit verwandeln können, um neu zu definieren, was wir für unsere Wirtschaft wollen.
Air France soll bei den Staatshilfen vertraglich dazu verpflichtet werden, dass man auf Kurzstrecken bis 2024 den CO2-Verbrauch halbiert und bis 2025 zwei Prozent des Treibstoffverbrauchs über Biokerosin abdeckt.
Hierfür soll Air France in eine modernere Flotte investieren und es wird auch klar, dass man dabei erwartet, dass der europäische Flugzeugbauer Airbus bevorzugt wird.
Air France bekommt sieben Milliarden Euro an Staatshilfen | Frankreich will hierfür Mitspracherecht bei der Airline | Frankfurtflyer Kommentar
Air France stand schon vor der Coronakrise nicht als besonders stabiles Unternehmen dar und wurde vor allem durch die sehr erfolgreiche Schwester KLM finanziert. Entsprechend ist es nicht überraschend, dass man nun auch enorme Staatshilfen in Anspruch nehmen muss.
Paris will hier nun die Gunst der Stunde nutzen und politische Ziele durchsetzen. Während es sicher löblich ist, dass man in Frankreich eine grünere Air France fördern möchte, ist auch klar, dass man es der Airline auf Dauer schwer machen wird, dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Politische Ziele stimmen nicht immer mit denen überein, welche für die Airline am günstigsten sind. Auch spielt bei den Wünschen der Politik wohl auch die öffentliche Wahrnehmung eine große Rolle, denn den Verkauf von Tickets auf Kurzstrecken zu verbieten, wenn die Flugzeuge dennoch fliegen, ist wohl mehr Kosmetik als eine wirklich effiziente Maßnahme. Air France verliert hierdurch nur einen Deckungsbeitrag von Passagieren, welche lieber das Flugzeug als den Zug genutzt haben.
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