In Europa findet aktuell eine größere Konsolidierungswelle statt und aktuell steht vor allem Air Europa als zweitgrößte Airline aus Spanien im Schaufensterregal. Nachdem Lufthansa die komplette Übernahme von ITA Airways in Italien nun offensichtlich zu einem positiven Abschluss bringen wird, hat man mehr oder weniger offiziell auch schon Interesse an einem Einstieg bei Air Europa angekündigt. Nun versucht wohl aber Air France, bei dem Deal Lufthansa zuvor zu kommen und Air Europa dem Kranich vor der Nase wegzuschnappen.
Ursprünglich wollte einmal die British Airways Muttergesellschaft IAG bei Air Europa einsteigen und nachdem man bereits 20% der Spanier übernommen hatte, strebte man eine 100% Übernahme an. Diese ist allerdings vor einigen Monaten final an den hohen Forderungen der EU Kartellbehörden gescheitert. Seither sucht man in Spanien wieder nach einem neuen Partner für den Einstieg bei Air Europa.
Während Lufthansa bei ITA Airways noch eine 100% Übernahme, wie bei den anderen Airlines der Gruppe (SWISS, Austrian Airlines und Brussels Airlines) durchsetzen konnte, sieht man diese Option bei Air Europa aufgrund der Erfahrungen mit dem ITA Airways Deal und den EU Behörden wohl nicht wirklich gegeben. Daher evaluiert man nun wohl einen Einstieg von unter 20% bei Air Europa, denn hier bedarf es keiner Zustimmung der Kartellbehörden und nur die Eigentümer müssen sich einig werden.
Lufthansa könnte sich gleichzeitig mit je 19,9% an TAP, Air Baltic und Air Europa beteiligen
Gerade der Einstieg von Air France/KLM bei dem ehemaligen Star Alliance Gründungsmitglied SAS hat gezeigt, welche Bedeutung 20% Beteiligung haben können. Binnen kürzester Zeit konnte dieser Deal durchgeführt werden und SAS ist aus der Star Alliance ausgetreten, um nun zu SkyTeam zu wechseln. Hierbei sind 20% der Anteile offensichtlich genug, um viel wirtschaftliche Kontrolle über eine Airline auszuüben.
Eine Beteiligung um 20% sind wohl bei den Airlines immer noch nicht die Musterlösung aber im aktuellen politischen Umfeld in Europa wohl die beste Option um zumindest „einen Fuß“ bei einer neuen Airline hinein zu bekommen und weitreichende Kontrolle auszuüben. Dies hat wohl nicht nur Lufthansa erkannt, sondern auch Air France/KLM und die Airline Gruppe strebt nun ebenfalls eine Beteiligung bei Air Europa von 20% an, um wohl ein vergleichbares Szenario wie bei SAS zu schaffen.
Die Air Europa Muttergesellschaft Globalia hat bereits bestätigt, dass es Gespräche genau hierüber mit Air France/KLM geben würde, allerdings sei hier noch nichts besiegelt worden und man führe auch Gespräche mit weiteren Finanzinvestoren, sowie Airlines. Gerade bei den weiteren Airlines darf man davon ausgehen, das hier zumindest die Lufthansa Gruppe eine der weiteren Parteien ist, die um einen Einstieg bei Air Europa buhlen.
Die Bedeutung von Air Europa für Air France oder Lufthansa
Air Europa ist vor allem strategisch für die beiden großen Airline Gruppen aus der EU bedeutsam, denn nicht nur dass man hier auf der iberischen Halbinsel einen Gegenpol zur mächtigen Iberia hat, die zur British Airways Mutter IAG gehört, vor allem das Geschäft nach Südamerika von Air Europa ist sowohl für Lufthansa, als auch für Air France sehr relevant.
Besonders Lufthansa und die Star Alliance braucht hier dringend eine Lösung, denn nachdem die brasilianische TAM mit der chilenischen LAN fusioniert hat und nun als LATAM Teil einer engen Partnerschaft mit Delta Airlines ist, ist man in Südamerika bei der Star Alliance sehr schlecht aufgestellt. Aktuell ist besonders im großen Markt in Brasilien vor allem TAP Air Portugal ein großer Player, aber auch die Portugiesen stehen aktuell zum Verkauf.
Es ist offensichtlich, dass es beim Kampf um TAP und Air Europa zwischen Air France und Lufthansa vor allem um Marktanteile am Südamerika Geschäft geht und für beide Airlines wäre eine Beteiligung an TAP und Air Europa, sowie eine enge Zusammenarbeit wohl die bevorzugte Option.
Air France will Air Europa doch noch Lufthansa vor der Nase wegschnappen | Frankfurtflyer Kommentar
In Europa werden einige Airlines in den kommenden Jahren wohl zumindest teilweise übernommen werden müssen und es ist klar, dass man inzwischen als eine kleine Airline nicht mehr wettbewerbsfähig sein kann, gegenüber den globalen, großen Spielern. Dabei werden die Marken wie Air Europa oder TAP, wie auch SAS nicht verschwinden, nur die Partnerschaften werden sich verändern.
Sowohl Lufthansa, als auch Air France sehen hierin aber sehr große Chancen und so ist es nicht verwunderlich, dass beide großen Gruppen nun auch gegeneinander bei Air Europa andrehten werden. Die Frage ist, wer bekommt am Ende den Zugang zu der spanischen Airline und damit vor allen für den wichtigen Markt in Südamerika?
Danke: OMAAT
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