Was hatte der neue Minderheitsaktionär für hochtrabende Pläne für die Airline. Mit dem Einstieg von Qatar Airways bei Meridiana sollte die Airline größer und bedeutender werden und sogar die marode Alitalia als „Flagcarrier“ Italiens ablösen. Doch dann kam alles ganz anders. Statt vielen schicken neuen Flugzeugen und neuen Routen begann der leise und langsame Abstieg der Airline, die heute ihren Betrieb einstellt.
Air Italy gegroundet | Das Aus für die zweitgrößte Airline Italiens | Hintergründe
Qatar Airways hat sich hier wohl ein Rezept von Etihad Airways abgeguckt. Man kauft einen Minderheitsanteil (in diesem Fall 49%, denn mehr darf Qatar nicht erwerben) an einer Airline, die irgendwo zwischen etabliert und fast nachhaltig profitabel liegt.
Dann kündigt man an, diese Airline in etwas ganz Großes und Wunderbares zu verwandeln. Bei Air Italy ging es ganz groß los: ein neuer Name, neue Farben und ein neues Logo wurden eingeführt. Von diesen hohen Zielen haben wir hier auch berichtet.
Man bestellte 30 Dreamliner und wollte Ziele in Indien, Thailand und den USA anfliegen. Letztlich wurden es nur fünf Ziele in den USA.
Statt 30 Dreamlinern flogen auch nur vier (ehem. fünf) A330-200 in der Flotte. Daneben gab es noch acht Boeing 737. Davon drei Boeing 737MAX 8, die aber nicht mehr eingesetzt werden durften.
Air Italy gegroundet | Das Aus für die zweitgrößte Airline Italiens | Liquidation
Die Airline wird noch bis zum 25. Februar alle Flüge, die sie angeboten hat, durch andere Airlines (wahrscheinlich als Wetlease) durchführen. Alle Flüge ab dem 26. Februar 2020 werden dann nicht mehr stattfinden. Kunden sollen bereits geleistete Anzahlungen zurückerhalten.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn die Airline hat eine freiwillige Liquidation beantragt und das Management war nicht aufgrund von akuten finanziellen Problemen gezwungen, einen Insolvenzantrag zu stellen.
Anscheinend gab es zwischen den beiden Anteilseignern unterschiedliche Auffassungen bzw. unterschiedliche Möglichkeiten, wie viel Geld man noch in die Airline stecken kann oder will. Alisarda (der andere Anteilseigner), hinter dem der Aga Khan steht, hat anscheinend abgelehnt, weiter Geld für die defizitäre Airline zur Verfügung zu stellen.
Hier das Statement der Airline.
Air Italy gegroundet | Das Aus für die zweitgrößte Airline Italiens | Frankfurtflyer Kommentar
Es ist schade, dass die zweite große Airline Italiens aus dem Markt ausscheidet. Es ist auch anzunehmen, dass nicht Alitalia, sondern vielmehr Low Cost Carrier (z.B. Ryanair, Easyjet) und KLM/Air France sowie Lufthansa profitieren werden.
Für alle Angestellten und Zulieferer der Airline ist die freiwillige Aufgabe des Geschäftsbetriebs natürlich ein harter Schlag. Dass sich bei der Airline etwas ändern musste, war aufgrund der hohen Verluste der Vergangenheit klar. Dass der Betrieb so unvermittelt eingestellt werden würde, überraschte auch viele Branchen Insider.
Vielleicht ist der Vorgang auch eine Mahnung, dass vermeintlich solvente Eigentümer nicht mehr gewillt sind, lange in defizitäre Airlines nachzuschießen.
Dies sollte auch eine nachdrückliche Warnung für LH vor ihren Alitalia Plänen sein!
Naja, vielleicht wird LH dann endlich mal von der Realität eingeholt und wird irgendwann mal wieder Dienst am KUNDEN, statt an den „Shareholdern“ (vulgo Aasgeier) vollziehen. Momentan heißt es: „zahlt viel, aber erwartet wenig! WIR sind der Monopolist!“
ich sehe hier keinen Zusammenhang zu LH und AZ. Wenn LH zum Zug kommen sollte, wir es keine Minderheitsbeteiligung sondern 100% und dann muss AZ das machen, was in Deutschland bestimmt wird. Dass der Italiener damit grundsätzlich Probleme hat, sich von Ausländern was sagen zu lassen dürfte klar werden – aber immerhin dürfe LHG die Marke Alitalia am Leben halten. Das ist ja schon was!
@ Jimmy: In der Theorie ja. Praktisch werden aber die italienische Regierung, Gewerkschaften und Presse da ganz gehörig reinreden und bei allem was nach Sanierung aussieht Stress machen. Ich habe da größte Bedenken.