Alitalia erhält einen weiteren Kredit | Sanierung aufgeschoben

Alitalia befindet sich seit über einem Jahr in der Insolvenz und es wurde ein neuer Käufer für die Airline gesucht. Aktuell fliegt die Airline, nach dem Rückzug des Großaktionärs Etihad Airways, nur noch durch einen staatlichen Notkredit, welcher das Grounding von Alitalia verhindern soll. Eigentlich sah der Plan vor dass man bis Ende des Monats einen Käufer für Alitalia gefunden haben muss. Da dies nun nicht der Fall sein wird, verlängert die italienische Regierung den Brückenkredit von Alitalia nochmals bis mindestens Ende Dezember.

Eigentlich hätte der Verkauf der Alitalia schon längst in trockenen Tüchern sein können und es sah sogar schon vor einigen Monaten danach aus, dass Lufthansa den „fliegenden Teil“ von Alitalia übernimmt und diesen wie die Marken Swiss und Austrian Airlines in den Lufthansa Konzern integriert. Dabei wäre Rom der fünfte Hub der Lufthansa Gruppe geworden.

Auch wenn Lufthansa immer noch großes Interesse am italienischen Markt hat und dies auch erst vor kurzen wieder bekräftigt wurde, will man Alitalia auf keinen Fall in seiner jetzigen maroden Situation übernehmen. Ohne eine Umstrukturierung kann man Alitalia nicht wirtschaftlich machen.

Lufthansa wird in den kommenden Jahren die eigene Tochter, Air Dolomiti, weiter ausbauen und fast verdoppeln um so die Präsenz in Italien zu steigern.

Alitalia soll italienisch bleiben, mit ausländischen Investor

Die Pläne der neuen populistischen italienischen Regierung für Alitalia lesen sich fast wie von einem Dreijährigen verfasst. So will man Alitalia unbedingt in mehrheitlich italiensicher Hand halten, möglichst keine Stellen abbauen, aber frisches Geld aus dem Ausland für die marode Airline einsammeln.

So spricht man aktuell von einer Investitionssumme von zwei Milliarden Euro für etwa 20-30 Prozent von Alitalia. Von dieser enormen Investition sollen direkt etwa 900 Millionen Euro genutzt werden, um einen großen Teil des Brückenkredits wieder abzubezahlen.

Als favorisierter Investor wird wohl ein Partner in Fernost (spekuliert wird z.B. über Air China), aber auch Lufthansa und EasyJet seien nicht aus dem Rennen.

Die Frage die sich mir stellt ist nur, warum sollte jemand bei Verstand 2 Milliarden Euro für 30% einer maroden Airline bezahlen, welche in ihrem jetzigen Zustand kein Geld verdienen kann und dies insbesondere wenn das Investment zu fast 50% direkt in die italienische Staatskasse fließt und nicht für die Neuaufstellung des Unternehmens verwendet wird?

Der Plan erinnert sehr stark an Etihad Airways, welche viel Geld in Alitalia gepumpt haben, das Bordprodukt damit aufgewertet, aber nicht die strukturellen Probleme der Airline beseitigt haben. Wie dies ausgegangen ist, können wir aktuell sehen.

Die Alitalia Belegschaft drängt auf Entscheidung

Auch bei der Belegschaft von Alitalia macht sich langsam Unmut über die nicht herbeigeführten Entscheidungen breit. Die Airline fliegt nur noch durch einen immer wieder verlängerten Kredit und die Zukunft ist absolut ungewiss.

Der Unmut hierüber war sogar so groß, dass man in den letzten Wochen sogar mit Streiks gedroht hatte, immerhin war nicht klar, ob Ende Oktober einfach alle Mitarbeiter entlassen werden und Alitalia den Betrieb einstellt.  Dies ist nun nicht der Fall, aber verständlicherweise ist die Ungewissheit sehr unangenehm für die Angestellten von Alitalia.

 

Alitalia erhält eine weiteren Kredit | Frankfurtflyer Kommentar

Grundsätzlich bieten die Entwicklungen bei Alitalia eine gewisse Komik, auch wenn es insbesondere für die Belegschaft eine sehr unbefriedigende Situation ist. Man wird Alitalia sicher nicht nur mit frischem Kapital und einem „weiter so“ wieder profitabel machen, sondern es muss hier zu grundlegenden Veränderungen im Unternehmen kommen.

Ich bin gespannt, wie es in Italien weiter geht. Bis Dezember wird der Staat noch den Betrieb der Airline sicherstellen, aber ich kann mir bei den Plänen der Regierung nicht vorstellen, dass man einen Investor finden wird. Selbst staatliche italienische Unternehmen, wie z.B. die italienische Post wollen sich an Alitalia in ihrer jetzigen Form nicht beteiligen.

2 Kommentare

  1. Ich denke man sollte die Pläne aufgeben und doch das angebot der Lufthansa annehmen damit hier dieses Fluggesellschaft überleben kann.

    Als es unnötig hinaus zu zörgern.Am Ende verlieren alle.Und was machen wenn kein Flugzeug mehr fliegt weil die Gewerkschaften denken das es so geht wie sie es will.
    Bezahlt denn die Gewerkschaft die Löhne und Gehälter der Fluggesellschaft.Das glaube ich wohl weniger.

    Und die Regierung muss zu sehen wo sie bleibt.Und das Geld was hier hiein gesteckt wird das wird nie mehr zurück kommen.

    Aber so weit denkt die Regierung auch nicht.

    Also bevor die Lichter ganz aus gehen sollte die Regierung über ihren Schatten springen und dme Angebot von Lufthansa zustimmen die bereit ist die Mitarbeiter zu übernehmen.

    Sonst wird es so gehen wie bei der Pleite von Air Berlin.

  2. In der Situation der Belegschaft möchte ich ganz bestimmt nicht stecken. Streik dürfte freilich eher kontraproduktiv sein. Natürlich ist das ein legitimes Recht und ein unter normalen Umständen sehr bewährtes Instrument zur Bewahrung des Kräftegleichgewichts. Ob freilich die Lage von Alitalia normal ist?

    Ich hatte mit meiner Frau nur einmal die „Ehre“ mit Alitalia. Einverstanden, ein Einzelfall, für uns reicht er, um einen großen Bogen um die Airline zu machen.
    Das ging mit dem Zubringerflug von MUC nach MXP los (Ziel war BOM). Wegen schlechter Auslastung (wir haben ja gesehen, wer sich so eingefunden hat) ließ Alitalia den Flug „wegen technischer Probleme“ ausfallen. Die große Aufregung war dann ein Riesengewinn. Umgebucht ging es mit Swiss zum gleichen Ziel, mit einer recht stürmischen und aufregenden Alpenüberquerung, letztlich mit einer Stunde Verspätung, was für die in Mumbai wartenden Inder absolut pünktlich war.
    Den Hauptgewinn haben wir auf dem Rückflug begriffen. Das war dann tatsächlich Alitalia. Von BOM nach MXP haben wir die während unserer gesamten Flugerfahrung motivationsloseste Belegschaft erlebt. Nun gut, wir sind keine Vielflieger, für meist zwei Fernreisen pro Jahr reicht es aber dennoch. Ein wenig vergleichen können wir schon.

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