Die Berichterstattung rund um Alitalia gleichen eigentlich seit drei Jahren einer Seifenoper. Seit 17 Jahren hat die Airline kein Geld mehr verdient und wurde immer nur durch Investoren und neue Zuschüsse in der Luft gehalten. Nach dem plötzlichen Ausstieg von Etihad Airways befindet sich Alitalia seit drei Jahren in der Insolvenz und fliegt nur noch dank eines milliardenschweren Brückenkredits des Staates.
Niemand geht wirklich davon aus, das Alitalia die bis zu zwei Milliarden Euro, welche man aus Rom bekommen hat, jemals wieder zurückzahlen kann und aktuell verbrennt Alitalia etwa zwei Millionen Euro pro Tag und das, obwohl der Insolvenzverwalter drastisch versucht die Kosten zu drücken.
Seit drei Jahren wird intensiv nach neuen Investoren für Alitalia gesucht, allerdings hatte dies wenig Erfolg. Zuletzt sollte eine Konsortium aus Staatsbahn FS und des Benetton-Konzerns Atlantia, sowie dem SkyTeam Partner Delta Airlines die Airline übernehmen. Dies ist offensichtlich gescheitert und nachdem bereits Delta Airlines wieder offiziell aus dem Deal ausgestiegen ist, haben auch FS und Atlantia mitgeteilt, dass man in der von der Regierung in Rom forcierten italienischen Lösung kein „tragfähiges Investitionsmodell“ sehe.
Nun scheint es auch dem italienischen Staat zu bunt und zu teuer zu werden, denn laut Medienberichten aus Italien, will Rom kein weiteres Geld mehr in die insolvente Alitalia stecken, insbesondere da es aktuell nicht so aussieht, als könne sich die Airline noch einmal aus eigener Kraft berappen.
Die letzte Frist um eine finale Lösung für Alitalia zu finden läuft nun im Sommer 2020 aus und danach wird es keine frischen Gelder mehr geben. Dies bedeutet nun für Alitalia, dass die Uhr tickt und man entweder einen oder mehrere neue Investoren findet oder die Airline in ein Grounding und dann die Zerschlagung geht.
Lufthansa ist wieder als Übernahmekanidat im Rennen
Lufthansa hat bereits vor über einem Jahr großes Interesse an Alitalia und dem italienischen Markt geäußert und man wollte Rom sogar als neuen Hub in der Lufthansa Gruppe ausbauen. Hierfür hatte man allerdings harte Forderungen an den Staat gestellt und wollte Alitalia nicht ohne Maßnahmenkatalog übernehmen.
Nachdem die Regierung in Rom wohl gegenüber Lufthansa signalisiert hat, dass man bereit sei den Forderungen der Deutschen entgegen zu kommen, soll Lufthansa am 19. November noch einmal ein Schreiben nach Rom geschickt haben, in welchem man klar dargelegt hat, welche Veränderungen man bei Alitalia unbedingt durchsetzen wolle.
Zu den Forderungen von Lufthansa gehört ein Abbau von etwa 30% der Arbeitsplätze und der Flotte, wobei Lufthansa in der Vergangenheit schon bereit war Zugeständnisse zu machen und man den Alitalia Angestellten eine andere Position in der Lufthansa Gruppe bieten würde.
Lufthansa sei im Gegenzug bereit, direkt 160 Millionen Euro in Alitalia zu investieren und bei einem dann fälligen Allianzwechesl der Italiener in die Star Alliance auch hier die Kosten von etwa 50 Millionen Euro zu tragen.
Lufthansa hat allerdings in der Vergangenheit auch klar gemacht, dass man Alitalia nur übernehmen würde, wenn man auch direkt die Mehrheiten an der Airline hätte. Auf Dauer will man sogar die vollen 100% der Airline haben. Nur so könnte man zuverlässig den Turnaround bei der maroden Airline schaffen.
SkyTeam Partner KLM, Air France und Delta wollen Alitalia nicht an Lufthansa geben
Das neue und öffentliche Interesse an einer Alitalia Übernahme durch Lufthansa aus Italien, hat die aktuellen Partner von Alitalia auf den Plan gerufen. Besonders KLM, Air France und Delta Airlines wollen Alitalia nicht einfach an Lufthansa verlieren, denn Lufthansa sieht direkt einen Wechsel von Alitalia aus der SkyTeam Allianz zur Star Alliance vor.
Angeblich wollen auch die SkyTeam Partner ein Angebot für Alitalia abgeben, allerdings ist Delta Airlines schon beim letzten Versuch der Alitalia Rettung ausgestiegen, da kein tragfähiges Konzept gefunden werden konnte.
Alitalia soll kein Geld mehr bekommen | Frankfurtflyer Kommentar
Die Leidensgeschichte rund um Alitalia schient nun tatsächlich zu einem Ende zu kommen. Nicht nur, dass es dem Staat in Italien nun doch zu teuer wird, die defizitäre Airline durchzufüttern, auch die EU Kommission soll die ständigen Subventionen schon angemahnt haben und mit Strafen gedroht haben, immerhin verzerrt dies den Wettbewerb deutlich.
Aktuell scheint tatsächlich Lufthansa einer der wahrscheinlichsten Übernahmekandidaten für Alitalia zu sein, denn die deutsche Airline Gruppe hat als einziger Kandidat ein langfristiges Konzept für Alitalia und man hat auch schon in der Vergangenheit gezeigt, dass man bereit und fähig ist, kleine verlustreiche Airlines „umzudrehen“ und das über Jahre hinweg.
Nachdem man in Rom nun auch bereit ist, das finale Aus für Alitalia zu akzeptieren, wird auch die Akzeptanz für teils schmerzliche Veränderungen bei Alitalia steigen, denn auch für Politiker lassen sich 70% erhaltene Stellen besser verkaufen als 100% verlorene.
Das letzte Kapitel rund um die Alitalia „Saga“ ist noch nicht geschrieben, aber es scheint nun tatsächlich auf eine Entscheidung hinauszulaufen.
Danke: airliners.de
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