Alitalia steht nun mit dem Rücken zur Wand. Nachdem man sich seit dem Rückzug von Etihad Airways vor über drei Jahren in der Insolvenz befindet und nur noch mit staatlichen Krediten überhaupt noch in der Luft bleiben kann, sucht man seither nach einem neuen Eigentümer für die marode Airline.
Inzwischen ist klar, dass der italienische Staat keine Millionen mehr in Alitalia pumpen darf und will und man für die Airline eine Lösung finden muss. Dies sieht entweder einen Verkauf der Airline vor, oder im schlimmsten Fall sogar ein Grounding und die Abwicklung.
Die Zeit für den Verkauf von Alitalia drängt allerdings, denn der Airline droht das Geld auszugehen. Besonders durch das Drama rund um das Corona Virus, welches massive Buchungseinbrüche und Flugstreichungen zur Folge hat, ist der Sonderverwalter von Alitalia unter Druck, denn der Airline droht nun das Geld auszugehen, was eine Einstellung des Flugbetriebes zu bedeuten hätte.
In der rapide schwerer werdenden Situation ist man nun erstmals auch bereit, Alitalia zu zerschlagen und in einzelnen Teilen zu verkaufen und nicht, wie bisher gefordert, als Ganzes. Gebote für Alitalia werden noch zehn Tage lang entgegen genommen und dann soll eine Entscheidung getroffen werden. Zwar würde man Angebote für die Airline als Ganzes bevorzugen, aber man würde auch Gebote für einzelne Teile berücksichtigen.
So könnte man sich vorstellen, den Flugbetrieb, die Bodenabfertigung und die Wartung getrennt zu verkaufen. Dies würde es einem potenziellen Käufer deutlich einfacher machen. So hatte Lufthansa bereits in einer sehr frühen Phase des Alitalia Verkaufes davon gesprochen, dass man die Airline gerne nur in Teilen übernehmen würde, was in Italien abgelehnt wurde.
Lufthansa und SkyTeam Partner Delta, Air France und KLM gelten als aussichtsreich
In Rom hofft man aktuell besonders auf aussichtsreiche Gebote von Lufthansa oder einem Konsortium aus den Partnern von Alitalia, bestehend aus Delta Airlines, KLM und Air France. Bei letzteren ist eine Übernahme von Alitalia allerdings vor einigen Monaten bereits einmal gescheitert, als man sich nicht über die Konditionen einigen konnte.
Lufthansa soll bereits einen sehr detaillierten Plan in Rom vorgelegt haben, wie man Alitalia nicht nur übernehmen kann, sondern die Airline auch saniert. Dieser Plan gilt aktuell als sehr aussichtsreich und würde in Rom favorisiert werden.
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Alitalia soll zerschlagen werden | Frankfurtflyer Kommentar
Der Druck in Italien scheint nun enorm geworden zu sein und man will Alitalia nun endlich verkaufen und so das potenzielle Milliardengrab für den italienischen Staat loswerden. Nachdem man sich lange gegen die vorgeschlagenen tragbaren Konzepte von potenziellen Käufern gewehrt hat, gehen nun die Option aus und man ist sogar zu drastischen Maßnahmen bereit.
Es könnte jetzt tatsächlich recht schnell gehen und in weniger als zwei Wochen könnte man bekanntgeben, wer Alitalia übernimmt und wie die Zukunft aussehen wird. Allerdings haben besonders die Airlines der Welt aktuell auch andere Sorgen, als die Übernahme einer maroden Airline, denn man befindet sich in der schwersten Krise seit 2001.
Kann das LH in der momentanen Situation den Aktionären erklären? Das Thema Corona ist zwar gehypt, aber wirtschaftlich tragisch. Und es wird im Herbst uns erst richtig erwischen, wenn die nächste Grippewelle rollt.
Wahrscheinlich ist die Frage der Besitzverhältnisse nicht das entscheidende Problem.
All die Pensions-, Kultur-, Bildungs-, Staatsfonds und was es sonst an Aktionären gibt, treffen ja überall auf die gleiche Fragestellung. Die größere Herausforderung ist möglicherweise eher die interne Unternehmenskultur bei Alitalia. Vielleicht ist am Ende eine Totalzerschlagung und ein Neubeginn „from the scratch“ sinnvoller.
Als Beispiel fällt mir da die Rover-Geschichte ein. Da hat wirklich fast die ganze Belegschaft gezielt gegen BMW gearbeitet bis zum eigenen Untergang. Die Neugründung Mini – mit neu eingestellten Mitarbeitern, wenn auch in modernisierten alten Werken – war (und ist immer noch) sehr erfolgreich.
In ein … zwei Jahren sind wir klüger.
Antizyklisch zu kaufen ist bei guten Gelegenheiten in der Regel eine gute Strategie. Ob die Alitalia eine gute Gelegenheit darstellt, wage ich aber stark zu bezweifeln und zwar aufgrund der Belegschaft und vor allem der Gewerkschaften. Die Flotte ist ebenfalls bereits recht alt.
Ferner kursieren ja auch Gerüchte, dass die LH auch an der TAP interessiert sei. Beide Sanierungsfälle zugleich zu akquirieren, stellt dann doch eine Herkulesaufgabe dar. Da sehe ich die TAP als die deutlich bessere potentielle Gelegenheit – Zugang zum südamerikanischen Markt, moderne und kompatible Flotte und zumindest dem Anschein nach das motiviertere Personal. Ferner wurden dort bereits viele Hausaufgaben erledigt. Für die Alitalia spricht eigentlich nur der Markt in Norditalien.