Alitalia-Stewardessen veranstalten öffentlichen Striptease als Protest

Nach jahrelanger Misswirtschaft hat Alitalia den Flugbetrieb in diesem Jahr eingestellt. Den Nachfolger tritt die neu gegründete ITA Airways an, welche deutlich kleiner als Alitalia sein wird. Viele Mitarbeiter haben dadurch ihren Job verloren und stehen nun auf der Straße. Einige haben letzte Woche die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, indem sie einen Flashmob organisiert haben.

Weniger als ein Drittel der Beschäftigten darf weiter fliegen

Von den über 10.000 Angestellten der Alitalia wird beim Nachfolger ITA nur noch ein Bruchteil weiterbeschäftigt werden. Diese mussten schlechtere Arbeitsbedingungen und niedrigere Löhne akzeptieren. Viele ehemalige Angestellte waren mehrere Jahre wenn nicht Jahrzehnte bei Alitalia beschäftigt gewesen. Diese werden – auch aufgrund ihres Alters – wohl keinen Job mehr in der Aviation-Branche finden.

Es war absehbar, dass der italienische Staat und auch die EU der ewigen Subvention der maroden Alitalia nicht mehr länger hätten hinnehmen wollen. Aus wirtschaftlicher Sicht war die Insolvenz die einzig mögliche Lösung. Leider sind die Leidtragenden in diesem Fall die Angestellten. Zumal diese die schlechte Führung der Firmenleitung nicht zu verantworten haben.

Es ist aber auch kein Geheimnis, dass die überproportional hohen Löhne und die in Italien starke Gewerkschaft kaum einen Schritt auf die angeschlagene Airline zugegangen ist. Die Gewerkschaft will, dass die Regierung das Arbeitslosengeld für ehemalige Alitalia-Mitarbeiter um bis zu fünf Jahre verlängert.

Foto: Corriere della Sera

Einige Dutzend Flugbegleiterinnen haben in der vergangenen Woche einen außergewöhnlichen Protest arrangiert. An prominenter Stelle in Rom veranstalteten diese einen Flashmob in Form eines Striptease. Direkt vor dem Kapitol begannen sie damit zunächst ihre Mäntel auszuziehen um dann ihre Alitalia-Uniformen zum Vorschein zu bringen.

Angefangen bei ihren Jacken, über die Röcke, Blusen und den hochhackige Schuhen entledigten sie sich ihrer Kleidung bis sie schließlich nur noch in Unterwäsche auf der Plaza waren. Final standen die barfüßigen Damen schweigend beisammen und riefen dann gemeinsam „Wir sind Alitalia!“ Einen Mitschnitt gibt es bei YouTube zu sehen:

Alitalia-Stewardessen veranstalten öffentlichen Striptease als Protest | Frankfurtflyer Kommentar

Der Protest der Damen ist natürlich provokant, aber auch verständlich. Auch bei der deutschen Lufthansa gingen im letzten Jahr hunderte Mitarbeiter auf die Straße um für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu protestieren. Bei diesem Protest wurde damals allerdings weitaus weniger Haut gezeigt. Die Situation der Mitarbeiter in Italien ist jedoch noch viel dramatischer.

Dort geht es nicht mehr um den Erhalt, sondern um den massenhaften Verlust der Arbeitsplätze. Mit dieser medial wirksamen Aktion ist es ihnen auf jeden Fall gelungen sich Gehör zu verschaffen. Ob diese Aktion einen weiteren Mehrwert haben wird bleibt zu bezweifeln.

 

Danke: OMAAT

4 Kommentare

  1. Ein wenig erinnert die ganze Geschichte an Arthur Scargill und die National Union of Mineworkers. Der britische Bergbau zu seiner Zeit war der zunehmenden Konkurrenz aus den USA und Australien kostenmäßig nicht mehr gewachsen. Arthur Scargill wollte das nicht sehen – inwieweit Modernisierungen möglich gewesen wären, vermag ich nicht zu beurteilen – ging auf Konfrontationskurs mit Margret Thatcher, vielleicht in der Hoffnung Einfuhrrestriktionen durchsetzen zu können und ging samt NUM und dem ganzen Bergbau krachend unter.
    Als finales Ergebnis wurden aus den übermächtigen britischen Trade Unions winzige Papiertiger, was aber auch nicht so sonderlich gut ist.

  2. Fairerweise muss man aber auch dazu sagen, dass die Arbeitsbedingungen bei Alitalia sehr, sehr gut waren – weit über dem EU Branchenschnitt – und gerade die Mitarbeiter in der Vergangenheit alles dafür getan haben, dass hier nichts verloren geht. Warum die Alitalia da steht wo sie bis vor einer Woche war ist auch Missmanagement, aber auch Realitätsverweigerung des Personals und der Gewerkschaften.
    Es war doch abzusehen, dass bei Sanierungsverweigerung der letzten Jahre nur noch der Neustart ein Ausweg sein kann….

  3. Kann mich Rene nur anschließen: Klassischer Fall von enttäuschter Erwartungshaltung, denn Striptease heißt für mich und viele andere „ohne alles“, sprich so wie Gott die Damen schuf plus eventuell einen Hauch von Chanel No. 5 (um diesen alten Treppenwitz zu bemühen). Ähnliche Weichspülerei und pseudo-intelligenter Fake wie „oben ohne“ für „ohne make-up“. Sorry, alles augenzwinkernd von mir gemeint, aber hinter jedem Spaß steckt auch ein wenig Ernst…

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.