Ich reise gerne, oft und viel, nutze jede Gelegenheit dafür und manchmal geht es mehr um den Weg, als das Ziel: Fliegen! Ich liebe es zu fliegen und das verbindet uns alle hier. Und wenn ich nicht gerade Urlaub mache, fliege ich auch. Denn diese Leidenschaft ist mein Beruf und ich kenne dadurch auch den Blick von der anderen Seite. Diese Sicht möchte ich an dieser Stelle gerne mit Euch teilen. Heutiges Thema: Hinter den Kulissen- Das Crewrest
Ich lag im Laufe der Jahre schon hinter meinen Fluggästen und habe geschlafen. Meistens liege ich aber unter ihnen oder sogar darüber. Je nachdem, was es für ein Flugzeug ist und wo sich das Schlafzimmer der Crew befindet. Vorausgesetzt es gibt überhaupt so einen Bereich an Bord. Das Crewrest kann ein abgetrennter Raum in der Flugzeugkabine sein, es gibt aber auch die Variante wo die Betten in einem Frachtcontainer verbaut sind.
In solchen Behältnissen werden normalerweise Cargo und die Koffer der Passagiere verladen. Der Vorteil solcher „mobilen Schlafzimmer“ ist, dass diese bei Bedarf ausgeladen werden können. Der freigewordene Raum wird dann für mehr Fracht genutzt oder einfach leer gelassen, um Gewicht zu sparen. Die Dinger sind wahrscheinlich gar nicht so leicht, wenn ich bedenke was da alles installiert ist.
In der Regel ist ein Crewrest jedoch fester Bestandteil der Flugzeugkabine und befindet sich – je nach Flugzeugtyp oder Airline – vor, hinter, unter oder über den Passagiersitzen. Nicht alle Airlines haben einen solchen Ruhebereich für die Besatzung. Ein Crewrest ist nicht zwangsläufig vorgeschrieben, es ist allerdings Voraussetzung, um lange Nonstop-Flüge durchführen zu können. Nur wenn die Möglichkeit besteht sich auszuruhen, können die Dienstzeiten erweitert werden.
Ausruhen ist aber nicht gleich ausruhen. Daher sind die Möglichkeiten dafür sogar klassifiziert. So reservieren manche Airlines für ihre Mitarbeiter einfach nur ein paar Passagiersitze, die dann für eine Auszeit genutzt werden können. Ob man in der letzten Reihe der Economy Class dann auch zur Ruhe kommt, steht auf einem anderen Blatt. Es gibt auch Fluglinien, die in der Business Class zwei Economy-Sitze für die Besatzung fest eingebaut haben. Bei einem Charterflug habe ich einmal beobachtet, wo die Piloten sich abwechselnd auf einem Business Class Sitz ausgeruht haben. Dieses Flugzeug hatte wahrscheinlich keine andere Möglichkeit. Den Flugbegleitern bleibt dann auch nichts anderes übrig, als auf Behältnissen aus der Galley zu sitzen, wie Euch unser Autor Sebastian hier demonstriert:
Inzwischen gehört ein Crewrest zum Standard einer Langstreckenmaschine. Die Reichweite der neuen Jets wird immer weiter gesteigert, in den letzten Jahren boomten Ultralangstrecken. Ein Crewrest gehört zur besten Klasse der Ruhemöglichkeiten, da dieser als abgetrennter Raum gut abgeschirmt ist. Damit sind dann Dienstzeiten von etwa 20 Stunden möglich. Meist sind sogar zwei dieser Schlafzimmer an Bord- eines für die Piloten und das andere für die Kabinenbesatzung. Das der Cockpitcrew liegt vorne in der Maschine, direkt hinter deren Arbeitsplatz. So ist im Notfall eine schnelle Aktivierung des schlafenden Kollegen sichergestellt.
Die Flugbegleiter finden den Zugang zur Ruhemöglichkeit meist im hinteren Bereich. Dieser kann allerdings auch im Rumpf, neben oder gar als Teil des Frachtraums sein. Es kam sogar schon vor, dass wir dort unten Hunde bellen hören konnten, die auf dem Flug transportiert wurden. Man musste jedoch genau hinhören, durch die Abtrennung und dem lauten Fluggeräusch geht schließlich vieles unter. Ohropax oder Kopfhörer gehören ohnehin für die meisten Kollegen – wie bei den Passagieren auch – zur Pflicht beim Schlafen an Bord.
Weitere „Ausrüstungsgegenstände“ für eine gelungene Pause sind Wärmflasche, Getränke, Kuschelpullover oder auch ein Schlafanzug. Manchmal sind die Bereiche mit Fernseher oder sogar einer eigenen Toilette ausgestattet. Auf jeden Fall sind dort immer zahlreiche nützliche Dinge für Notfälle vorhanden. Telefon, Lautsprecher oder Sauerstoffmasken gibt es natürlich auch, es kann schließlich zu jeder Zeit irgendetwas passieren.
Ein Kaffeekränzchen mit Kolleginnen habe ich im Crewrest allerdings noch nie veranstaltet. In erster Linie geht es um die Ruhe. Auch wenn man dort nicht immer schlafen kann, ist es ein Segen sich ausdehnen zu können und sich kurzzeitig von den Menschenmassen zu lösen.
Ask the Flight Attendant | Frankfurtflyer Kommentar
Keine Langstrecke ohne Crewrest. Sollte man meinen. Der Einbau der Betten hängt von mehreren Faktoren ab- früher war dies nicht in jedem Flugzeug so einfach darstellbar. Pausen waren in den Tarifverträgen zudem nicht immer vorgesehen. Inzwischen hat sich das aber geändert, die Behörden erlauben erweiterte Dienstzeiten nur mit Crewrest an Bord.
Auf jeden Fall hat das Schlafzimmer der Besatzung etwas von einem Mysterium. Einblicke gibt es nur selten, die Zugangstüren sind außerdem im Verborgenen oder gut getarnt. Wenn man genau darauf achtet, sieht man aber im Kabinenboden eine Notausstiegstür. Diese kann auch als Ablagefach für Handgepäck getarnt sein- je nachdem ob das Crewrest unter oder über den Passagieren ist.
Es wurde auch schon KEINE First verkauft und die Kabine als Ruheraum für die Crew verwendet (A330 auf Langstrecke). Ob sich das für die Airline lohnt?
Es kommt tatsächlich auch mal vor, dass es keine Nachfrage gibt und kein Ticket verkauft wird, bzw. Gäste nicht kommen.
Bei der KLM 777 hatte ich auf dem letzten Flug Platz 1C. Von dort aus konnte ich beobachten wie Zwischen Gallen und Cockpittüre noch eine Türe war. Und die Stewardess machte durch die geöffnete Türe einen Schritt nach unten…. Ich saß also über dem CrewRest
Interessant wird das Thema sicherlich mit dem Airbus A321 ULR der soweit ich weiß keinen expliziten Crew Rest hat und trotzdem bis zu 11 h unterwegs sein kann. Klingt für mich nach einem Albtraum für die Crew.