Ask the Flight Attendant ✈ Heute: Ansagen (Teil 1: seriös)

Foto: Sat.1

Ich reise gerne, oft und viel. Ich nutze jede Gelegenheit dafür und manchmal geht es mehr um den Weg, als um das Ziel: Fliegen! Ich liebe es zu fliegen und das verbindet uns alle hier. Und wenn ich nicht gerade Urlaub mache, fliege ich auch. Denn diese Leidenschaft ist auch mein Beruf und ich kenne dadurch auch den Blick von der anderen Seite. Diese Sicht möchte ich an dieser Stelle gerne mit Euch teilen. Heutiges Thema: Bordansagen

Oft frage ich mich selbst, warum wir Ansagen machen müssen, noch währenddessen sage ich mir manchmal: Hört dir doch eh keiner zu. Inzwischen sind die meisten Ansagen aber Pflicht geworden. Nicht nur von der Airline, sondern auch von den Behörden. Und die klingen so als ob sie sich an diejenigen richten, die zum ersten Mal fliegen. Aber wer bitte ist noch nie in seinem Leben geflogen??? Wir sind doch alle Profis, wissen selbst am besten ob der Laptop weg muss und wann die endgültige Parkposition erreicht ist. Ganz selten stelle ich dann dennoch fest: da hat doch einer zugehört! Oder hier ist eine, die fliegt tatsächlich zum ersten Mal…

Foto: South Park

 

 

 

 

 

 

 

Ansagen nerven alle Beteiligten! Die, die es machen müssen und die, die morgens um 6:00 Uhr der ganzen Predigt zuhören müssen. Früher war alles besser, da sind wir uns ja ohnehin alle einig. Da gab es nur: „Handy aus, los geht’s!“. Heute darf das Handy eingeschaltet bleiben, Laptop muss aber verstaut sein, Bluetooth ist erlaubt – mobile Daten aber nicht, Flugmodus muss aktiviert werden, WiFi darf man aber nutzen. Wenn das Smartphone brennt, muss man die Besatzung rufen und sollte es in den Sitz hineinrutschen am besten tot stellen und nicht mehr bewegen.

Als die gute alte Air Berlin noch lebte und das mit der elektronischen Gerätschaft noch nicht so komplex war, hat man die Stille genutzt und noch angesagt wieviele Meilen man für den Flug bekommt, dass der Mietwagen der Firma XY am Zielort besonders günstige Konditionen hat und im Bordshop heute ein exklusives Angebot nur auf diesem Flug nach Mallorca gültig ist. Oder dass jeder am Sitz eine Leselampe, eine Frischluftdüse und einen Rufknopf hat. Und natürlich gibt es heute auch wieder die Currywurst!

Foto: Air Berlin

 

 

 

 

 

 

 

Ach, ich vermisse die Air Berlin! Und die Augsburg Airways auch. Die gab es wirklich! Wer erinnert sich noch? War sogar Lufthansa-Partner, die sind kurze Hüpfer mit der Dash geflogen und waren meine heimlichen Ansagen-Könige! Alleine die Texte auf dem 30 Minuten Flug nach Stuttgart waren länger als der Flug selbst: Im Namen von Augsburg Airways, Lufthansa Regional, der Star Alliance, Kapitän Müller, seiner Besatzung und gefühlt wurde noch jeder einzelne Gast mit Namen erwähnt.

Foto: flickr

 

 

 

 

 

 

 

Es folgten Sicherheitsinstruktion, im Steigflug die Anschnallpflichtansage, dann ging es ja schon wieder in den Sinkflug – nächste Ansage. Dann noch die Anschlussflüge inkl. den Details wie umfangreich Sicherheitskontrollen in die USA sind, Klapptische und Rückenlehnen-hochklapp-Ansage wenn das Fahrwerk herauskam und schon war man gelandet. Im Namen von Augsburg Airways, Lufthansa Regional, Star Alliance, den Partnerairlines der oneworld, den Partnern die keiner Allianz angehören und den Schwiegereltern des Kopiloten ein Herzliches Willkommen in Stuttgart! Ach ja. Gab noch ne Zugabe: Die Bitte-Warten-Sie-auf-das-aufgegebene-Handgepäck-Ansage da die Dash immer auf dem Vorfeld parkte und selten genug Platz in der Kabine für all das mitgebrachte Handgepäck hatte.

Die erste Ansage gibt es ja noch bevor man überhaupt an Bord ist. Am Gate geht es schon mit Anweisungen los und auch da wissen doch eigentlich alle was Sache ist, wenn die Agentin nur zum Mikrofon greift. Es geht los, bla bla, eigentlich sollte sie gar nichts sagen, wir wissen doch alle wie Boarding geht und lassen uns nur ungern sagen, wer da zuerst in den Flieger darf.

Foto: Wikipedia

 

 

 

 

 

 

Wenn man es sich dann auf einem längeren Flug bequem gemacht hat und richtig vertieft im Hollywood-Blockbuster ist … Ihr kennt es. Genau an der spannendsten Stelle. Und dann kommt noch eine. Und noch eine. Und alles noch einmal auf englisch und Farsi hinterher. Bei der Condor (…oder war es LTU?) gab es für die Chefstewardessen auch die Möglichkeit sich per Kamera in die Monitore auf jeden Sitzplatz einzublenden und zum Volk zu sprechen. Haben aber nur wenige genutzt. Wenig genutzt wird auch die Funktion den Film weiterlaufen zu lassen und zeitgleich eine (nicht verpflichtende) Ansage zu machen. Wie das geht, wissen aber nur Götter und nicht jedes Flugzeug hat diese tolle Funktion.

Foto: Wikipedia

 

 

 

 

 

 

 

Manche Airlines lassen das einfach alles vom Band laufen. Ist das besser? Monoton auf jeden Fall, da bin ich als Passagier auch raus und höre gar nicht erst hin. Bei der alten Hapag-Lloyd waren die Purser verpflichtet die Begrüßungsansage mit Blickkontakt zu den Passagieren und vor Allen in der Kabine stehend zu machen. Eigentlich besser als die versteckte Stimme aus dem Off, die alles abliest und es genauso spannend rüberbringt, wie die aufgezeichnete Kassette. Es gibt sogar Seminare, die man buchen und Ansagen trainieren kann (ernsthaft!).

Und irgendwie passiert es dann trotzdem, die Maschine voller Geschäftsleute und alles an Professionalität hat nichts gebracht: Man verpatzt es und ALLE stecken das Näschen aus der Zeitung heraus und hören plötzlich doch hin.

Ask the Flight Attendant | Frankfurtflyer Kommentar

Eigentlich mag ich Ansagen schon. Zuhören und selbst machen. Manche Kollegen gestalten sie wirklich zum Hinhören, oft sind sie einfach zwingend notwendig (HINSETZEN!!! Verdammt nochmal!) und manchmal verbreiten sie sogar gute Laune.

Mir persönlich ist eines dabei am Liebsten: In der Kürze liegt die Würze!

Was wolltet Ihr einen Flugbegleiter schon immer mal fragen? Stellt uns die Fragen in den Kommentaren!

7 Kommentare

  1. Danke, danke, danke! Für diesen tollen Post. Ich flog selten beruflich, meistens eher aus Hobby. Es war zwar nicht der Weg das Ziel, aber das unbekannte Flugmuster, eine neue Gesellschaft zum ziel der Weg….. Die genaue Anzahl meiner privaten Flüge weiß ich nicht. Aber ich weiß dass es mehr als 80 verschiedene Flugzeuge waren, in dem Sinne dass ich z.B. den Airbus 321 auch immer mit der Linie, die ihn betrieb gezählt habe….. Mein letzter Flug im Oktober 2019 unspektakulät TLS- MUC mit LH A 321….. Und ich hab mal wieder das Gefühl, der einzige zu sein, der der Bordansage zuhört? Mein Hintermann telefoniert und ich war kurz davor mich abzuschnallen und ihm die Meinung zu sagen…… DANKE , dass ihr nicht aufgebt. Ich bewundere jedesmal das fliegende Personal, wie sie im gang ihre Instruktionen durchziehen und lege das Heft weg und passe genau auf. Fliegen ist sicher! Ich hab keine Angst. Ich hab es min 250 mal gehört in meinem Leben, wie der Gurt sich löst, Notausgang, leichtstriefen, wo die Schwimmweste ist und die Maske rausfällt….. Egal, ich will es Wiederhören. Denn vielleicht brauche ich diese Info ausgerechnet auf diesem Flug. Und dann wäre es blöd, wenn ich nicht aufgepasst hätte. Denn bei aller Sicherheit, kommt der Unfall völlig unerwartet, denke ich an die Ural Air mit Vogelschlag vor kurzem, oder die Asiana 777 in San Francisco, die nach mehr als 10 Stunden entspannenden Flug die Kaimauer rammte………
    By the way, Instruktion auf dem Monitor sind blöd, ausser man macht es so originell wie ich es im Juni bei Air France von KIX nach CDG erlebte. Dem Film konnte man sich einfach nicht entziehen…..

    • Ich sehe es wie du und höre sie auch lieber einmal zu viel als zu wenig und ich glaube es gibt mehr Personen die zum ersten Mal fliegen als angenommen. Ein bekannter von mir ist dieses Jahr, im alter von 30 zum ersten Mal geflogen.

      Die Vielflieger kennen die Durchsagen vielleicht auswendig, aber diejenigen die selten oder zum ersten Mal mit der Maschine oder Kabinenklasse fliegen, freuen sich bestimmt auf die Ansagen.

      Dem Sebastian schließe ich mich ebenfalls an, es ist eine Frage des Respekts.

  2. Auch wenn ich die Sicherheitsunterweisung teilweise auswendig aufsagen kann, ist es für mich eine Frage des Respekts gegenüber der Crew, dabei aufmerksam zu zuhören.

    Ich freu mich aber schon jetzt auf den „unseriösen“ Teil.

  3. Ja, die gute alte Air Berlin mit dem Schokoladenherz beim Aussteigen. War eigentlich ein viel größeres Dankeschön als der Satz am Ende: „Danke, dass sie für ihren heutigen Flug die XYZ-Airline gewählt haben.“^^

    Einmal hatte ich auf dem Flug von Teneriffa nach München nach der obligatorischen „Willkommen in München und Sitzenbleiben bis Parkposition erreicht“ vom Purser noch den Nachsatz „…und viel Spaß beim Wäschewaschen hören dürfen. Das war dann das Willkommen im Alltag und der Urlaub fast zu Ende.

    Was mich hier als Thema bei „Ask the Flight Attendant“ mal interessieren, warum gongt das in den Flugzeugen so häufig und was hat das im Einzelnen zu bedeuten. Man kennt das ja – Einsteigen – Hinsetzen – über das übervolle Gepäckfach ärgern oder nicht…. Dazwischen gongt es doch recht oft, ehe dann der Flieger rollt.

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